Zusammenfassung
98% aller Geburten in Deutschland finden in Krankenhäusern statt. Jedoch wird in diesem Setting durch veränderte Rahmenbedingungen (z.B. Personalabbau) eine bedürfnisgerechte Versorgung erschwert. Dies zeigt sich auch in der Zunahme medizinischer Interventionen bei Geburten (z.B. Kaiserschnitte). Diese Entwicklung entspricht nicht dem gesellschaftlichen Ziel der Gesundheitsförderung und -prävention. Daher konkretisiert der Expertenstandard „Förderung der physiologischen Geburt“ des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) und dem Verbund Hebammenforschung Maßnahmen und förderliche Rahmenbedingungen auf Grundlage des evidenzbasierten Wissens. Der Expertenstandard richtet sich überwiegend an Hebammen.
Da dieser Expertenstandard nur von Frauen entwickelt wurde, kann auch die Beschreibung „Expertinnenstandard“ genutzt werden!
Der Expertenstandard ist veraltet und sollte eigentlich 2020 überarbeitet werden!
Zielsetzung
- Physiologische Geburt: Eine Geburt, „bei der keine bzw. möglichst wenige, gut begründete Interventionen durchgeführt werden.“[1]
- Zielgruppe: Alle gebärenden Personen, die in eine geburtshilfliche Abteilung kommen
- Zielsetzung: Bedürfnis- und bedarfsgerechte Unterstützung aller schwangeren und gebärenden Personen durch eine Hebamme
Nicht bei jeder gebärenden Person ist eine physiologische Geburt möglich bzw. gewünscht!
Inhaltliche Schwerpunkte
Beratung und Information
- Durch die Hebamme
- Erfassung der Wünsche, Sorgen, Ängste und Bedürfnisse der schwangeren Person
- Umfassende Beratung zur Förderung der physiologischen Geburt
- Festgelegte Abläufe und Zuständigkeiten im interprofessionellen Team
Einschätzung der geburtshilflichen Situation
- Kriteriengeleitete Einschätzung: Bei Geburtsbeginn durch die Hebamme, mit kontinuierlicher Wiederholung im Verlauf der Geburt
- Herstellen einer entspannten Atmosphäre
Gestaltung des Geburtsprozesses
- Immer unter Einbeziehung der gebärenden Person und ihren Bedürfnissen sowie verschiedener Ressourcen
Faktoren und Durchführung geeigneter Maßnahmen (durch Hebammen) | |
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Ressourcen | Maßnahmen |
Personelle Ressourcen |
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Räumlichkeiten und Ausstattung |
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Privatsphäre |
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Mobilität |
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Kontrollbedürfnis/Selbstbestimmung |
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Personelle Kompetenzen |
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Durchführung geeigneter Maßnahmen
- Anpassung der förderlichen Maßnahmen im Verlauf der Geburt unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der gebärenden Person
Bewertung und Reflexion des Geburtsverlaufs
- Bewertung des Geburtsverlaufs: Im Anschluss an die Geburt durch die Hebamme mit kritischer Reflexion ihres eigenen Handelns
- Ggf. interprofessionelle Fallbesprechungen
Beratung
- Gebärende Personen sowie Angehörige und Bezugspersonen sollten informiert und in den Geburtsprozess einbezogen werden
- I.d.R. durch Hebammen, Pflegefachpersonen können auch Ansprechpartner sein
- Müssen über folgende Punkte aufgeklärt und beraten werden
- Themen, zu denen beraten werden kann (Auswahl)
- Ablauf einer physiologischen Geburt
- Anzeichen für einen Geburtsbeginn, Verhalten zu Hause
- Mögliche Begleitpersonen in der Klinik
- Optimierung der Körperposition und Mobilität
- Essen und Trinken
- Möglichkeiten der Schmerzreduktion
- Gebärpositionen und Hilfsmittel
- Ablauf in der Klinik, CTG-Überwachung
- Informationen zur Episiotomie, Geburtsverletzungen
- Sorgen, Ängste, weitere Fragen