Zusammenfassung
Die toxische Wirkung der meisten Schadstoffe hängt von Konzentration und Dauer der Einwirkung ab – oberhalb eines bestimmten Schwellenwertes sind dann Effekte zu erwarten. Bei ionisierender Strahlung, terato- oder kanzerogenen Stoffen hingegen besteht die Gefährdung bereits bei minimaler Exposition. Dieser Unterscheidung trägt auch die Differenzierung arbeitsplatzbezogener Schadstoffe Rechnung: Bei „krebserzeugenden“ Stoffen gelten keine Schwellenwerte, sondern „technische Richtkonzentrationen“, bei deren Einhaltung das Lebenszeitrisiko möglichst gering sein sollte.
Für die anderen Dosis-abhängigen, toxischen Schadstoffe wird hingegen der Arbeitsplatzgrenzwert (Konzentration eines Stoffes in der Luft) sowie der biologische Grenzwert (Konzentration im Organismus) bestimmt – hier gelten ungefährliche Schwellenwerte, bei denen eine Schädigung nicht zu erwarten ist.
Dosis-Wirkungs-Prinzip
- Bei den meisten Noxen: Dosis = Konzentration x Dauer
- Schwellenwerte, ab denen Effekte auftreten
- Individuelle Unterschiede (z.B. Allergie)
- Sonderfall ionisierende Strahlung
- Deterministischer Effekt: Hohe Dosis erzeugt direkten Schaden
- Stochastischer Effekt: Bereits kleinste Dosen haben ein statistisches Schädigungsrisiko
Grenzwerte
Arbeitsplatzgrenzwert (AGW)
- Definition
- Gesetzlich gültiger Grenzwert der durchschnittlichen Konzentration eines Stoffes in der Luft
- Bezogen auf eine Standardexpositionsdauer (40h/Woche)
- Aufgeführt in der TRGS 900 (technische Regel für Gefahrstoffe)
- Basiert überwiegend auf MAK-Werte-Liste
- Gibt unschädliche Schwellenkonzentration an
- Unabhängig von technischen Möglichkeiten der Belastungsreduktion
- Technische Regeln legen fest, wie weit und lange der MAK-Wert überschritten werden darf
- Zusatz-Bezeichnungen: H (Hautreizung möglich), S (sensibilisierend), teratogen
- Nicht eingesetzt für: Stoffgemische, radioaktive/kanzerogene Stoffe
Biologischer Grenzwert (BGW)
- Definition: Gesetzlich gültiger Grenzwert eines Stoffes im Organismus, der im Rahmen des Biological monitoring bestimmt wird
- Messung
- In der Regel gemessen durch den Stoff oder seiner Metabolite im Urin und/oder Blut
- Verfälschung der Messergebnisse
- Blutentnahme → Mögliche analytische Interferenzen durch Hautdesinfektion beachten
- Flüchtige organische Verbindungen → Dichtigkeit der Transportgefäße beachten
- Zeitpunkt der Probenahme → Orientiert sich an Halbwertzeit im Organismus
- Variiert durch äußere Determinanten wie Hygiene (z.B. Hand-Mund-Kontakt), Hautkontakt, Atemminutenvolumen
- Basiert überwiegend auf BAT-Werte-Liste
- Nicht eingesetzt für: Stoffgemische, kanzerogene Stoffe
Sonderfall kanzerogene, mutagene und reproduktionstoxische Arbeitsstoffe (KMR-Stoffe)
- Hier sind keine unbedenklichen Grenzwerte vorhanden
- Aufgrund der teilweise vorhandenen Unumgänglichkeit des Einsatzes gibt es technische Richtkonzentrationen (TRK)
- Neues Konzept: Drei Risikobereiche (hohes, mittleres und geringes Risiko) sowie zwei Risikogrenzen (Akzeptanz- und Toleranzschwelle) bezogen auf Lebensarbeitszeitexposition (40 Jahre)
Working Level Months (WLM)
- Definition: Maßeinheit zur Erfassung der Strahlenexposition in Uranbergwerken
- Messung: Die gemessene Strahlenkonzentration (in der Einheit „Working Level“, „WL“) in 1 L Luft multipliziert mit der Zeit, die der Arbeiter im Uranbergwerk verbringt
- 1 WLM entspricht 1 WL (1,3 × 105 MeV) pro 170 Arbeitsstunden