Zusammenfassung
In diesem Kapitel werden die Diagnosen aus der Gruppe F65 beschrieben, die in der ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems der WHO) unter dem Titel „Störungen der Sexualpräferenz“ im Kapitel „Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen“ zusammengefasst sind. Dazu gehören Diagnosen, bei denen sexuelle Stimulation primär durch unübliche (teils sogar illegale) sexuelle Handlungen oder Fantasien erlebt wird.
In der ICD-11 werden stattdessen „Paraphile Störungen“ aufgeführt, die zu Leidensdruck bei Betroffenen und/oder sexuellen Handlungen ohne Einwilligung der anderen Person bzw. zu einem erheblichen Verletzungs-/Todesrisiko führen. Pädophilie, Exhibitionismus und Voyeurismus werden u.a. dieser Gruppe zugeordnet, während die Diagnosen Fetischismus, fetischistischer Transvestitismus und Sadomasochismus gestrichen sind.
Nach ICD-10
- Exhibitionismus: Zwanghaftes Verlangen, die eigenen Geschlechtsteile in der Öffentlichkeit insb. dem anderen Geschlecht zu zeigen, ohne sich zu nähern. Dieses Verhalten dient als Stimulus für die sexuelle Erregung
- Voyeurismus: Verlangen, andere Menschen bei intimen Tätigkeiten (sexuelle Aktivität, Entkleidung etc.) ohne deren Wissen zu beobachten. Dieses Verhalten dient als Stimulus für die eigene sexuelle Erregung.
- Pädophilie: Sexuelle Präferenz gegenüber Kindern, die sich zeitlich vor der Pubertät oder in einer frühen pubertären Phase befinden
- Folgende Diagnosen gehören zum Katalog des ICD-10, sind jedoch im ICD-11 nicht mehr aufgeführt, da diese Präferenzen zumeist nicht zu Leidensdruck oder dysfunktionalem Verhalten führen
- Sadomasochismus: Schmerzen und Erniedrigung sind Stimulus für die sexuelle Erregung. Sadismus bezeichnet eine Stimulation durch das Zufügen von Schmerzen, während Masochismus durch ein Verlangen nach Schmerzen gekennzeichnet ist.
- Fetischismus: Leblose Objekte sind Stimulus für sexuelle Erregung. Die Objekte stellen häufig eine Erweiterung des menschlichen Körpers dar (Kleidung, Schuhe usw.).
- Fetischistischer Transvestitismus: Das Verlangen Kleider zu tragen, die gesellschaftlich dem anderen Geschlecht zugeordnet werden, um sexuelle Erregung zu verspüren
Nach ICD-11
Die ICD-11 betont, dass ungewöhnliche sexuelle Verhaltensweisen/Vorlieben auch ohne Krankheitswert vorliegen können.
- Paraphile Störungen [1]
- Gemeinsame Merkmale: Atypische sexuelle Erregung (anhaltendes, intensives Muster)
- Äußert sich in Verhalten/Gedanken/Fantasien/Bedürfnissen, die
- Ausgelebt werden oder
- Zu starkem Leidensdruck führen oder
- Mit erheblichem Verletzungs-/Todesrisiko einhergehen
- Ohne Einwilligung der anderen Person(en)
- Äußert sich in Verhalten/Gedanken/Fantasien/Bedürfnissen, die
- Mehr Informationen zur ICD-11 (deutsche Entwurfsfassung) unter: Tipps & Links
- Gemeinsame Merkmale: Atypische sexuelle Erregung (anhaltendes, intensives Muster)
Paraphile Störungen nach ICD-11 (Übersicht) [1] | |
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Hauptformen | Sexuelle Erregung durch |
Exhibitionistische Störung |
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Voyeuristische Störung |
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Pädophile Störung |
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Sexuell-sadistische Störung unter Ausübung von Zwang |
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Frotteuristische Störung |
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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
F65.-: Störungen der Sexualpräferenz
- Inklusive: Paraphilie
- F65.0: Fetischismus
- F65.1: Fetischistischer Transvestitismus
- Transvestitischer Fetischismus
- F65.2: Exhibitionismus
- F65.3: Voyeurismus
- F65.4: Pädophilie
- F65.5: Sadomasochismus
- F65.6: Multiple Störungen der Sexualpräferenz
- F65.8: Sonstige Störungen der Sexualpräferenz
- Frotteurismus
- Nekrophilie
- F65.9: Störung der Sexualpräferenz, nicht näher bezeichnet
- Sexuelle Deviation o.n.A.
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.