Zusammenfassung
Die Persönlichkeit eines Menschen setzt sich aus vielen verschiedenen Komponenten und Merkmalen zusammen. Im Folgenden werden Eysencks Dimensionen der Persönlichkeit sowie das Big-Five-Modell vorgestellt. Bezüglich der zeitlichen Stabilität unterscheidet man zudem zwischen zeitlich stabilen Trait-Merkmalen und zeitlich instabilen State-Merkmalen. Weiterhin wird im Folgenden eine kleine Auswahl an menschlichen Verhaltensstilen erläutert.
Persönlichkeit
Theorien der Persönlichkeit
Es existieren diverse Theorien der Persönlichkeit, von denen im Folgenden zwei vorgestellt werden. Das Modell nach Eysenck und das Big-Five-Modell als integrativer Ansatz der bisherigen Forschungsergebnisse beschreiben jeweils Merkmale des Menschen, die seine Persönlichkeit ausmachen.
Eysencks Dimensionen der Persönlichkeit (E-N-P-I)
Eysenck definiert in seiner Theorie verschiedene Persönlichkeitsdimensionen, die bei jedem Menschen in unterschiedlichem Ausmaß ausgeprägt sind.
Akronym | Dimension | Ausprägung |
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Big-Five-Modell
Das Big-Five-Modell wurde mithilfe diverser Persönlichkeitstests (auch in nicht-westlichen Kulturen) entwickelt. Die fünf Persönlichkeitsmerkmale, die in all diesen verschiedenen Settings am häufigsten auftraten, wurden zu den "Big Five" zusammengefasst. Das Big-Five-Modell ist heutzutage das bedeutendste Modell der Persönlichkeit.
Akronym | Dimension | Ausprägung |
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In Zwillingsstudien wurde herausgefunden, dass die Persönlichkeitsmerkmale teilweise vererbt und teilweise im Laufe des Lebens entwickelt werden. Dabei macht die genetische Komponente im Mittel 45% und die individuelle Umwelt im Mittel 39% aus, während die geteilte Umwelt (bspw. Familiengröße, Lebensstandard) nur einen vergleichsweise geringen Einfluss ausübt.
Die Gewissenhaftigkeit korreliert im Vergleich mit den anderen Merkmalen des Big-Five-Modells am stärksten mit höherer Bildung, besserem Gesundheitsverhalten sowie niedrigerer Sterblichkeit.
Die fünf Persönlichkeitsmerkmale kann man sich mit dem Akronym „VOGEL“ merken (Verträglichkeit, Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extra- vs. Introversion und Labilität vs. Stabilität).
Faktorenanalyse
Die verschiedenen Dimensionen der Persönlichkeit können mithilfe unterschiedlicher Persönlichkeitstests gemessen werden. Meist handelt es sich hierbei um Fragebögen, in denen verschiedene Aussagen (bspw. „Ich fühle mich in einer fremden Umgebung im Allgemeinen eher unwohl“) von dem Probanden als „zutreffend“ oder „nicht zutreffend“ beurteilt werden sollen. Im Anschluss können die Aussagen durch die sog. Faktorenanalyse auf wenige und voneinander unabhängige Dimensionen reduziert werden. Dafür werden Aussagen zu einer Gruppe zusammengefasst, die stark miteinander korrelieren. So werden bspw. die Aussagen „Ich fühle mich in einer fremden Umgebung im Allgemeinen eher unwohl“ und „Ich spreche im Allgemeinen eher ungern vor einer großen Menschengruppe“ von einem Probanden mit großer Wahrscheinlichkeit ähnlich beantwortet, da sie sich auf den gleichen Aspekt seiner Persönlichkeit beziehen. Aus allen zusammenhängenden Aussagen können nun mittels statistischer Auswertung Persönlichkeitsfaktoren wie bspw. „Introversion“ ermittelt werden. Alle Faktoren zusammen bilden letztlich die Persönlichkeitsstruktur, die mithilfe verschiedener Modelle (z.B. Big-Five-Modell) dargestellt werden kann.
Zeitliche Stabilität von Persönlichkeitsmerkmalen
Persönlichkeitsmerkmale sind über die Zeit relativ stabil und unterscheiden sich dadurch bspw. von den Stimmungen eines Menschen, die zeitlich instabil und von Situationen abhängig sind. Man unterscheidet demnach zwischen Trait- und State-Merkmalen.
- Trait-Merkmale
- Zeitlich stabile Persönlichkeitsmerkmale
- Können als Eigenschaft einer Person angesehen werden
- Bspw. ängstliche Persönlichkeit
- State-Merkmale
- Zeitlich instabile Merkmale
- Sind von der Situation abhängig, in der sich ein Mensch befindet
- Bspw. Stimmungen/Stimmungsschwankungen; Angst als Zustand in einer bedrohlichen Situation
- State-Merkmale können aufgrund ihrer zeitlichen und situativen Instabilität nicht als Persönlichkeitsmerkmale bezeichnet werden
Selbstkonzept
Das Selbstkonzept ist das Verständnis, das Menschen von sich haben. Es gibt Auskunft darüber, wie Menschen sich sehen bzw. wie sie sich gerne sehen würden. Es ist über die Zeit annähernd stabil und geprägt von der Erziehung, die ein Mensch erfahren hat, dem eigenen Wunsch, wie man sein möchte, sowie der Rückmeldung der Mitmenschen über die eigene Persönlichkeit. Das Selbstkonzept unterscheidet sich jedoch meistens von der Art, wie andere einen sehen.
Persönlichkeitsstörungen
Persönlichkeitsstörungen sind Verhaltensmuster, die deutlich von den in einer Gesellschaft zu erwartenden und akzeptierten Normen abweichen. Sie sind dadurch gekennzeichnet, dass sie kaum zu beeinflussen und deswegen auch schwer zu therapieren sind. Eine Therapie ist auch nur dann notwendig, wenn der Leidensdruck für die Person (und/oder die Umwelt) oder die Beeinträchtigungen im sozialen und beruflichen Leben zu stark werden. Abhängig vom Verhalten werden verschiedene Formen der Persönlichkeitsstörung unterschieden wie bspw. abhängige, zwanghafte, histrionische und paranoide Persönlichkeitsstörungen.
Zu den allgemeinen Kriterien der Persönlichkeitsstörungen gehören u.a.:
- Subjektiver Leidensdruck und Beeinträchtigungen im sozialen und beruflichen Leben
- Tief verwurzelte, unflexible Verhaltensmuster mehrere Bereiche betreffend
- Beginn im späten Kindesalter oder in der Adoleszenz
Verhaltensstile
Man unterscheidet in der Psychologie verschiedene Verhaltensstile des Menschen, von denen im Folgenden eine Auswahl vorgestellt wird.
- Feldabhängigkeit: Beeinflussbarkeit des Verhaltens durch das Umfeld
- Interferenzneigung: Menschen mit dieser Neigung lassen sich leicht von äußeren, eigentlich unwichtigen Reizen ablenken
- Sensation Seeking: Bezeichnet das Verlangen nach aufregenden Sinneseindrücken und Situationen; diese sind häufig mit Risiken verbunden (z.B. Fallschirmspringen, Drogenkonsum)
- Sensitization und Repression
- Beschreibt, wie sich Menschen unangenehmen Ereignissen gegenüber verhalten; im klinischen Alltag ist besonders wichtig, in welchem Ausmaß sie bedrohliche Informationen tolerieren können
- Sensitization: Sensitizer beschäftigen sich eher mit dem unangenehmen Ereignis und suchen aktiv nach Erklärungen und Lösungen
- Repression: Represser leugnen, ignorieren oder spielen ein unangenehmes Ereignis eher herunter
- Beschreibt, wie sich Menschen unangenehmen Ereignissen gegenüber verhalten; im klinischen Alltag ist besonders wichtig, in welchem Ausmaß sie bedrohliche Informationen tolerieren können
Erlernte Hilflosigkeit (nach Seligman)
Das Modell der erlernten Hilflosigkeit ist eine verhaltenspsychologische Grundlage für die Entstehung einer Depression und erklärt, warum depressiv Erkrankte nicht mehr in der Lage sind, objektiv kontrollierbare Ereignisse zu bewältigen. Es bezeichnet das Phänomen, dass Lebewesen die gefühlte Hilflosigkeit einer ausweglos erscheinenden Situation (z.B. Traumen, Versagen) auf ihr allgemeines Verhalten übertragen.
Wiederholungsfragen zum Kapitel Persönlichkeit und Verhaltensstile
Persönlichkeit
Welche Persönlichkeitsmerkmale gehören zu den „Big Five“?
Welches Persönlichkeitsmerkmal des Big-Five-Modells korreliert am stärksten mit höherer Bildung, günstigerem Gesundheitsverhalten und geringerer Sterblichkeit? Durch welche Eigenschaften zeichnet sich eine Person mit einer starken Ausprägung dieses Merkmals aus?
Was ist Neurotizismus?
Wie verhalten sich extrovertierte, wie introvertierte Menschen?
Was ist der Unterschied zwischen sog. „Trait-“ und „State-Merkmalen“? Nenne jeweils Beispiele!
Was ist eine Faktorenanalyse und wie wird sie in Persönlichkeitstests genutzt?
Was versteht man unter dem Selbstkonzept eines Menschen?
Was sind Persönlichkeitsstörungen? Nenne Beispiele!
Verhaltensstile
Was sagt das Modell der erlernten Hilflosigkeit nach Seligman aus und bei welchem Krankheitsbild spielt es eine Rolle?
Was ist Sensation Seeking?
Was zeichnet das Verhalten eines Sensitizers bzw. eines Repressors aus und inwiefern spielen diese Verhaltensstile eine Rolle im klinischen Alltag?