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AMBOSS-Pflegewissen: Grundlagen der Mobilität

Letzte Aktualisierung: 13.3.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die Förderung der Mobilität hat einen hohen Stellenwert in der Pflege. Mit zunehmendem Alter und durch Vorerkrankungen steigt das Risiko für Immobilität und Folgekomplikationen wie bspw. Dekubitus, Thrombosen, Kontrakturen oder Stürze. Zudem können durch eine eingeschränkte Bewegungsfähigkeit die Selbstständigkeit, die Lebensqualität und die soziale Teilhabe beeinträchtigt werden. Pflegefachpersonen sollten Ängste der Betroffenen ernst nehmen und ihnen geeignete, individuell abgestimmte Maßnahmen anbieten.

Dieses Kapitel orientiert sich am aktuellen Expertenstandard „Erhaltung und Förderung der Mobilität in der Pflege“ des Vereins Geschäftsstelle Qualitätsausschuss Pflege e.v. und des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP).

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Einschätzung der Mobilitättoggle arrow icon

Einschätzung der Mobilität
Faktoren Beobachtungskriterien
(Aktueller) Grad der (Im‑)Mobilität
  • Vollständige Immobilität: Bspw. Bettlägerigkeit
  • Überwiegende Immobilität
  • Mobil
    • Positionswechsel möglich
    • Genaue Beschreibung der Fähigkeiten, bspw.
      • Aufsitzen und Aufstehen
      • Gehen über kurze oder längere Distanzen
      • Eigenständiger Transfer
      • Treppensteigen
Mobilität in der Vergangenheit
  • Veränderung der Bewegungsfähigkeit über einen bestimmten Zeitraum
  • Einfluss auf aktuelle Situation einschätzen
    • Biografie und Gewohnheiten
    • Motivation der Patient:innen, Mobilität wiederherzustellen
Vorerkrankungen bzw. bestehende Symptomatik
Kognitive und psychische Faktoren
  • Wissen um Komplikationen der Inaktivität bzw. Immobilität und Einflussfaktoren auf die Mobilität
  • Emotionales Erleben der Mobilität
  • Fähigkeit zur Teilnahme an Gruppenaktivitäten

Lebensumstände

  • (Möglichkeit zum) Gebrauch von Hilfsmitteln
  • Wohnsituation
  • Finanzielle Situation
  • Unterstützung von Bezugspersonen / Angehörigen
Bisherige Behandlungen
  • Bisherige Bewegungskonzepte bei pflegerischen Maßnahmen, medizinischen Therapien sowie bei Physio- und Ergotherapie
  • Unerwünschte Wirkungen von Medikamenten

Alle erfragten Informationen und Einflüsse auf die Mobilität sollten dokumentiert werden, um eine adäquate Planung von Maßnahmen durchführen zu können und den Informationsaustausch unter Beteiligten sicherzustellen!

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Maßnahmentoggle arrow icon

Grundsätze in der Mobilitätsförderung

  • Training sollte fester Bestandteil im Alltag sein
  • Aktive Mitwirkung der Betroffenen notwendig, Patient:innen ggf. zur Bewegung motivieren
  • Regelmäßige Ortswechsel ermöglichen bzw. aktiv fördern
  • Individuell abgestimmte Bewegungsabläufe/Übungen festlegen
  • Bedarfsgerechte und funktionsfähige Hilfsmittel sicherstellen
  • „So viel wie nötig und so wenig wie möglich“ unterstützen
  • Sichtweise der Patient:innen sowie Vorlieben, Wünsche, Bedürfnisse und Gewohnheiten einbeziehen
  • Steigerungen in der Dauer von Aufenthalten außerhalb des Bettes sind nicht gleichzusetzen mit Fortschritten in der Bewegungsfähigkeit
  • Tägliche, individuelle Einschätzung von Ausdauer, Belastbarkeit und Mobilitätsfähigkeit , bspw. anhand von
    • Standsicherheit
    • Rumpfkontrolle
    • Energie/Kraft
    • Balance
    • Motivation

Pflegerische Maßnahmen

  • Routinemaßnahmen, bei denen gleichzeitig bewusst die Bewegungsfähigkeit trainiert wird
    • Nur ergänzend zu weiteren Bewegungsübungen
  • Bewegungsabläufe trainieren
  • Tägliche Durchführung
  • Selbstständigkeit und Ausdauer fördern
  • Sturzprophylaxe durchführen
  • Bei Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung: Zunächst Beziehung zu Person aufbauen, bevor Übungen durchgeführt werden
  • Bei überwiegender Immobilität
    • Verbleibende Bewegungsfähigkeit in Rücken-, Seiten- und Sitzpositionen fördern
    • Ggf. Bewegungen anleiten oder unterstützen, wo erforderlich
  • Umgebung bewegungsfördernd gestalten
  • Ggf. Schulung von An- und Zugehörigen, wenn diese Maßnahmen übernehmen

Zusätzliche Maßnahmen

  • Gruppenübungen
    • Übungen zur Stärkung der Muskulatur und Kraft sowie zur Verbesserung der Balance
    • Tanz, Yoga, Tai-Chi
    • Speziell entwickelte Programme, die zusätzlich die Kognition fördern
    • Spielerische Aktivitäten
    • Sitzgymnastik
    • Ausflüge und Wanderungen in der Natur
  • Einzelübungen
    • Alle Übungen, die die Mobilität verbessern
    • Gruppenmaßnahmen, die auch einzeln durchgeführt werden können

Bewegungsfördernde Umgebungsgestaltung

Bewegungsfördernde Umgebungsgestaltung
Umgebung Maßnahmen
Voll- und teilstationäre Einrichtungen
  • Sichere und aktive Selbstständigkeit ermöglichen
    • Adäquate Lichtverhältnisse
    • Rutschsichere Fußböden
    • Haltegriffe und Handläufe
    • Kippsicheres Mobiliar
    • Flache Stufen in Treppenhäusern und ausreichend Sitzmöglichkeiten für Pausen
  • Aktivitätsfördernde Umgebung
    • Angepasste Betthöhe
    • Essen und Sitzecken außerhalb des Zimmers
  • Hilfsmittel bereitstellen, bspw.
    • Gewichtsmanschetten
    • Trainingsbänder
    • Hanteln
Ambulante Dienste
  • Maßnahmen für stationäre Einrichtungen durchführen
  • Beratung bzgl.
    • Hinderliche Faktoren im Wohnbereich
    • Mobilitätsfördernde Gestaltung des Wohnbereichs
    • Kontakt zu Wohnberatungsstellen

Um bewegungsfördernde Maßnahmen adäquat durchführen zu können, müssen ein geeigneter Stellenschlüssel und qualifiziertes Personal vorhanden sein!

Evaluation durchgeführter Maßnahmen

  • In regelmäßigen Intervallen
  • Anhand von Beobachtungen und Gesprächen mit Patient:innen und ggf. Angehörigen
  • Bspw. anhand folgender Fragen
    • An den Einfluss externer Faktoren auf die Mobilität angepasst?
    • Fortschritte erkennbar?
    • Individuelle Bedürfnisse berücksichtigt?
    • Passendes Anforderungsniveau?
    • Negative Auswirkungen auf andere Aktivitäten vorhanden?
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Beratungtoggle arrow icon

  • Voraussetzung: Bei Patient:innen und ggf. Angehörigen besteht der Wunsch nach Beratung Beratung, bspw. zu
    • Bedeutung der Mobilität für Gesundheit und Selbstständigkeit
    • Einfluss körperlicher, kognitiver und psychischer Faktoren
    • (Nutzung) lokaler Kursangebote
    • Weiterführenden Angeboten wie Physio- oder Ergotherapie
    • Durchführung regelmäßiger Bewegungsübungen und deren Ausführung
    • Nutzen von Alltagshandlungen zur Mobilitätsförderung
    • Umgang mit Hilfsmitteln
  • Ggf. weiteres Informationsmaterial zur Verfügung stellen
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