Zusammenfassung
Die Förderung der Mobilität hat einen hohen Stellenwert in der Pflege. Mit zunehmendem Alter und durch Vorerkrankungen steigt das Risiko für Immobilität und Folgekomplikationen wie bspw. Dekubitus, Thrombosen, Kontrakturen oder Stürze. Zudem können durch eine eingeschränkte Bewegungsfähigkeit die Selbstständigkeit, die Lebensqualität und die soziale Teilhabe beeinträchtigt werden. Pflegefachpersonen sollten Ängste der Betroffenen ernst nehmen und ihnen geeignete, individuell abgestimmte Maßnahmen anbieten.
Dieses Kapitel orientiert sich am aktuellen Expertenstandard „Erhaltung und Förderung der Mobilität in der Pflege“ des Vereins Geschäftsstelle Qualitätsausschuss Pflege e.v. und des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP).
Einschätzung der Mobilität
Einschätzung der Mobilität | |
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Faktoren | Beobachtungskriterien |
(Aktueller) Grad der (Im‑)Mobilität |
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Mobilität in der Vergangenheit |
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Vorerkrankungen bzw. bestehende Symptomatik |
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Kognitive und psychische Faktoren |
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Lebensumstände |
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Bisherige Behandlungen |
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Alle erfragten Informationen und Einflüsse auf die Mobilität sollten dokumentiert werden, um eine adäquate Planung von Maßnahmen durchführen zu können und den Informationsaustausch unter Beteiligten sicherzustellen!
Maßnahmen
Grundsätze in der Mobilitätsförderung
- Training sollte fester Bestandteil im Alltag sein
- Aktive Mitwirkung der Betroffenen notwendig, Patient:innen ggf. zur Bewegung motivieren
- Regelmäßige Ortswechsel ermöglichen bzw. aktiv fördern
- Individuell abgestimmte Bewegungsabläufe/Übungen festlegen
- Bedarfsgerechte und funktionsfähige Hilfsmittel sicherstellen
- „So viel wie nötig und so wenig wie möglich“ unterstützen
- Sichtweise der Patient:innen sowie Vorlieben, Wünsche, Bedürfnisse und Gewohnheiten einbeziehen
- Steigerungen in der Dauer von Aufenthalten außerhalb des Bettes sind nicht gleichzusetzen mit Fortschritten in der Bewegungsfähigkeit
- Tägliche, individuelle Einschätzung von Ausdauer, Belastbarkeit und Mobilitätsfähigkeit , bspw. anhand von
- Standsicherheit
- Rumpfkontrolle
- Energie/Kraft
- Balance
- Motivation
Pflegerische Maßnahmen
- Routinemaßnahmen, bei denen gleichzeitig bewusst die Bewegungsfähigkeit trainiert wird
- Nur ergänzend zu weiteren Bewegungsübungen
- Bewegungsabläufe trainieren
- Tägliche Durchführung
- Selbstständigkeit und Ausdauer fördern
- Sturzprophylaxe durchführen
- Bei Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung: Zunächst Beziehung zu Person aufbauen, bevor Übungen durchgeführt werden
- Bei überwiegender Immobilität
- Verbleibende Bewegungsfähigkeit in Rücken-, Seiten- und Sitzpositionen fördern
- Ggf. Bewegungen anleiten oder unterstützen, wo erforderlich
- Umgebung bewegungsfördernd gestalten
- Ggf. Schulung von An- und Zugehörigen, wenn diese Maßnahmen übernehmen
Zusätzliche Maßnahmen
- Gruppenübungen
- Übungen zur Stärkung der Muskulatur und Kraft sowie zur Verbesserung der Balance
- Tanz, Yoga, Tai-Chi
- Speziell entwickelte Programme, die zusätzlich die Kognition fördern
- Spielerische Aktivitäten
- Sitzgymnastik
- Ausflüge und Wanderungen in der Natur
- Einzelübungen
- Alle Übungen, die die Mobilität verbessern
- Gruppenmaßnahmen, die auch einzeln durchgeführt werden können
Bewegungsfördernde Umgebungsgestaltung
Bewegungsfördernde Umgebungsgestaltung | |
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Umgebung | Maßnahmen |
Voll- und teilstationäre Einrichtungen |
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Ambulante Dienste |
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Um bewegungsfördernde Maßnahmen adäquat durchführen zu können, müssen ein geeigneter Stellenschlüssel und qualifiziertes Personal vorhanden sein!
Evaluation durchgeführter Maßnahmen
- In regelmäßigen Intervallen
- Anhand von Beobachtungen und Gesprächen mit Patient:innen und ggf. Angehörigen
- Bspw. anhand folgender Fragen
- An den Einfluss externer Faktoren auf die Mobilität angepasst?
- Fortschritte erkennbar?
- Individuelle Bedürfnisse berücksichtigt?
- Passendes Anforderungsniveau?
- Negative Auswirkungen auf andere Aktivitäten vorhanden?
Beratung
- Voraussetzung: Bei Patient:innen und ggf. Angehörigen besteht der Wunsch nach Beratung Beratung, bspw. zu
- Bedeutung der Mobilität für Gesundheit und Selbstständigkeit
- Einfluss körperlicher, kognitiver und psychischer Faktoren
- (Nutzung) lokaler Kursangebote
- Weiterführenden Angeboten wie Physio- oder Ergotherapie
- Durchführung regelmäßiger Bewegungsübungen und deren Ausführung
- Nutzen von Alltagshandlungen zur Mobilitätsförderung
- Umgang mit Hilfsmitteln
- Ggf. weiteres Informationsmaterial zur Verfügung stellen