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Dyspnoe

Letzte Aktualisierung: 7.8.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Dyspnoe bezeichnet das subjektive Gefühl einer unzureichenden oder erschwerten Atmung und kann Ausdruck verschiedener, vorwiegend kardialer und pulmonaler Erkrankungen sein. Diagnostisch stehen zunächst die Anamnese und klinische Untersuchung (insb. Vitalparameter und Auskultation) im Vordergrund. Anhand dieser lässt sich i.d.R. rasch beurteilen, wie dringlich eine weitere Abklärung und Therapie sind. Eine akut aufgetretene Dyspnoe ist dabei immer als Notfall zu werten, schließlich können ihr lebensbedrohliche Erkrankungen wie ein Herzinfarkt oder eine Lungenembolie zugrunde liegen. Bei einer chronischen Dyspnoe sind hingegen auch eher chronische Erkrankungen wie eine COPD, ein Asthma bronchiale oder eine Herzinsuffizienz zu bedenken. Therapeutisch steht immer die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund. Symptomatisch können v.a. in der Akutsituation eine Sauerstoffgabe und ggf. eine Sedierung zur Linderung der Luftnot sinnvoll sein, insb. da diese für den Patienten häufig sehr beängstigend ist.

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Definitiontoggle arrow icon

Als Dyspnoe (oder auch Luft-/Atemnot) wird das subjektive Gefühl einer unzureichenden oder erschwerten Atmung bezeichnet. Sie kann mit objektiven Zeichen wie z.B. dem Einsatz der Atemhilfsmuskulatur, dem Zwang zur aufrechten Körperhaltung (Orthopnoe) und einer erhöhten Atemfrequenz einhergehen.

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Klassifikationtoggle arrow icon

Zur Schweregradeinteilung der Dyspnoe können verschiedene Skalen zum Einsatz kommen. Ein Beispiel ist die Dyspnoe-Skala der American Thoracic Society:

Dyspnoe-Skala nach ATS Schweregrad Beschreibung
0 Keine Dyspnoe Keine Beschwerden bei raschem Gehen in der Ebene oder leichtem Anstieg
1 Mild Kurzatmigkeit bei raschem Gehen in der Ebene oder leichtem Anstieg
2 Mäßig Aufgrund von Kurzatmigkeit langsameres Gehen in der Ebene als Altersgenossen oder bei eigenem Gehtempo Pausen zum Luftholen nötig
3 Schwer Nach einigen Minuten oder 100m Gehen im Schritttempo Pausen erforderlich
4 Sehr schwer Aufgrund von Kurzatmigkeit kann das Haus nicht verlassen werden; Luftnot bereits beim An- und Ausziehen

Dyspnoe aufgrund einer Herzinsuffizienz wird nach der sehr verbreiteten NYHA-Klassifikation eingeteilt. Teilweise wird die Klassifikation im klinischen Jargon (fälschlicherweise) auch zur Beschreibung des Schweregrades von Luftnot verwendet, obwohl die Ursache unklar bzw. nicht auf eine Herzinsuffizienz zurückzuführen ist.

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Pathophysiologietoggle arrow icon

  • Die Pathophysiologie der Dyspnoe ist sehr komplex und bis heute nicht vollständig verstanden. Zu den Hauptfaktoren der Entstehung von Dyspnoe zählen vermutlich:
  • Für die subjektive Wahrnehmung von Dyspnoe spielen neben den o.g. Stimuli auch zentralnervöse Einflüsse wie Gefühle (insb. Angst), Selbstwahrnehmung und Gewöhnung eine wichtige Rolle
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Diagnostiktoggle arrow icon

Die Primärdiagnostik ist vor allem auf die Erkennung einer respiratorischen Insuffizienz jeglicher Genese ausgerichtet - Vitalzeichen, SpO2 und eine klinische Ersteinschätzung nach basaler Anamnese und Untersuchung erlauben fast immer, die Dringlichkeit und Art der weiterführenden diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen einzuschätzen. Entscheidend ist dabei vor allem, akut lebensbedrohliche Erkrankungen (insb. Myokardinfarkt, Lungenembolie, Lungenödem) auszuschließen!

Anamnese

  • Verlauf
    • Akut
    • Chronisch
      • Intermittierend, mit beschwerdefreien Intervallen
      • Rezidivierend, ohne beschwerdefreie Intervalle
      • Progredient
  • Qualität/Charakter
  • Bei Belastung vs. in Ruhe
  • Lageabhängigkeit
  • Begleitsymptome, u.a.
  • Vorerkrankungen
  • Medikamenteneinnahme

Körperliche Untersuchung

Mit Schwerpunkt auf:

Weitere Diagnostik

Bei unklarer Dyspnoe soll in der Notaufnahme ein natriuretisches Peptid bestimmt werden! (DGIM - Klug entscheiden in der Notaufnahme)

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Ursachen für akute Dyspnoe

Ursachen für akute Dyspnoe Erkrankung Begleitsymptome/Charakteristika Wegweisende Diagnostik
Kardial Akutes Koronarsyndrom
Akute Dekompensation einer Herzinsuffizienz
Herzrhythmusstörungen
Perikardtamponade
Pulmonal Asthma bronchiale
  • Rezidivierende, anfallsartige Dyspnoe
  • Trockener Husten, insb. nachts
Fremdkörperaspiration
  • Besonders ältere Menschen und Kinder betroffen
  • Hochakutes Auftreten
  • Häufig Husten
Lungenembolie
Pneumonie
Pneumothorax
Hämatothorax
Pleuraerguss
Erkrankungen der oberen Atemwege Infekte der oberen Atemwege (z.B. Laryngitis, Pharyngitis)
  • Heiserkeit, Halsschmerzen
  • Ggf. Rhinitis
Obstruktionen der oberen Atemwege (z.B. Polypen, Vocal Cord Dysfunction, Tracheomalazie, Reinke-Ödem)
Angioödem
  • Ggf. Schwellung des Gesichts und/oder der Zunge
Metabolisch Metabolische Azidose
Psychogen Hyperventilation (z.B. im Rahmen von Angst-/Panikstörungen)
Neurogen Akute, beidseitige Zwerchfellparese
  • Paradoxe Atemexkursionen
Weitere Vergiftungen (z.B. mit Blausäure, Kohlenstoffmonoxid, Schwefelwasserstoff)
  • Abhängig von der Substanz
  • Ggf. toxisches Lungenödem
  • Anamnese
  • Weitere Diagnostik abhängig von der vermuteten Substanz
Medikamentenüberdosierung (z.B. Ticagrelor, Salicylate)
  • Abhängig von der Substanz
Anaphylaxie
Sepsis

Ursachen für chronische Dyspnoe

Ursachen für chronische Dyspnoe Erkrankung Begleitsymptome/Charkateristika Wegweisende Befunde
Kardial Herzinsuffizienz
Pulmonal COPD
Asthma bronchiale
  • Rezidivierende, anfallsartige Dyspnoe
  • Trockener Husten, insb. nachts
Interstitielle Lungenerkrankungen
Chronisch rezidivierende Lungenembolien
  • Häufig keine weiteren Symptome
Pulmonale Hypertonie
Mukoviszidose
  • Chronischer, produktiver Husten
  • Rezidivierende Infekte der Luftwege
Psychogen Angststörung
Neurogen Myasthenia gravis
  • Rasche Ermüdbarkeit der Muskulatur, v.a. okulobulbär
Zwerchfellparese
Weitere

Fehlende Kondition

  • Rasche Ermüdbarkeit
Anämie
  • Blässe, Leistungsminderung
Thoraxdeformitäten
  • Ggf. muskuloskelettale Beschwerden

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Grundsätzlich sollte immer die Therapie der Grunderkrankung im Vordergrund stehen!

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AMBOSS-Pflegewissen: Dyspnoetoggle arrow icon

Dyspnoe bezeichnet das subjektive Gefühl einer unzureichenden oder erschwerten Atmung und kann Ausdruck verschiedener, vorwiegend kardialer und pulmonaler Erkrankungen sein.

  • Akute Dyspnoe: Notfall bis lebensbedrohliche Erkrankungen ausgeschlossen sind
  • Chronische Dyspnoe: Therapie der Grunderkrankung, symptomatische Behandlung der Dyspnoe
  • Grundsätzliche Aspekte der Pflege bei Dyspnoe
    • Dyspnoe ist ein belastender, als bedrohlich wahrgenommener Zustand, der je nach Ausprägung Todesangst auslösen kann
    • Im Umgang mit Patient:innen mit akuter Luftnot sollte die Pflegekraft Ruhe ausstrahlen
    • Symptomatisch können insb. in der Akutsituation eine Sauerstoffgabe und ggf. eine Sedierung zur Linderung der Luftnot und zu Beruhigung sinnvoll sein
    • Therapeutisch steht immer die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund

Aufgaben der Pflege bei Dyspnoe

Akut lebensbedrohliche Erkrankungen (insb. Myokardinfarkt, Lungenembolie, Lungenödem) müssen zeitnah ausgeschlossen werden! Auch bei bekannter pulmonaler Vorerkrankung wie COPD dürfen diese Differentialdiagnosen nicht vorschnell ausgeschlossen werden!

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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