Zusammenfassung
Der Befall durch Bettwanzen (sog. Cimikose) gehört zu den Ektoparasitosen. Insb. nach Aufenthalten in hochfrequentierten Betten und Räumlichkeiten kommt es zu einer Übertragung der apfelkerngroßen Bettwanzen. Tagsüber verstecken sie sich in Ritzen (u.a. von Matratzen) und beißen die darauf liegenden Menschen nachts. Die Bisse sind i.d.R. linear gruppiert (sog. Wanzenstraßen), können aber auch vereinzelt an unbedeckten Körperstellen auftreten. An den betroffenen Stellen kommt es zu teilweise juckenden, erythematösen Papeln, die an Floh- oder Mückenstiche erinnern. Der Nachweis erfolgt durch Auffinden der Wanzen oder ihrer Spuren (Kot, Häutungsreste, Blutflecken) u.a. auf der Bettwäsche. Die Therapie des Ekzems ist rein symptomatisch. Kommt es zu einem Befall der eigenen Wohnräume, ist die Sanierung i.d.R. langwierig und sollte durch Kammerjäger:innen erfolgen.
Ätiologie
Bettwanzen [2]
- Häufigste Art: Cimex lectularius
- Familie: Plattwanzen (Cimicidae)
- Vorkommen: Weltweit, insb. an hochfrequentierten Orten
- Lebenszyklus: Mit schneller Vermehrung
- 6 Entwicklungsstadien
- Blutmahlzeiten: Zur Weiterentwicklung eines Stadiums
Übertragung auf den Wirt [1]
- Wirte: I.d.R. Mensch
- Übertragung: Direkter Kontakt mit
- Befallenen Möbeln (i.d.R. Betten)
- Kleidung oder Gepäck von Reisenden, die Bettwanzen oder deren Eier von Aufenthalten an hochfrequentierten Orten mitbringen
Der Befall durch Bettwanzen (Cimikose) kann unangenehm sein. Die Bettwanzen übertragen jedoch keine Viren oder Bakterien!
Symptomatik
- Effloreszenz
- Erythematöse, teils urtikarielle Papeln mit zentraler Einstichstelle
- Oft lineares Muster (sog. Wanzenstraßen), ggf. auch vereinzelt
- Lokalisation
- Insb. an nachts unbedeckter Haut
- Verlauf
- Juckreiz meist erst nach Tagen
- Bisse klingen i.d.R. innerhalb von 1–2 Wochen spontan ab
- Ggf. bakterielle Sekundärinfektion
- Komplikationen
- Anämie
- Anaphylaxie
- Asthmatische Beschwerden
- Psychische Belastung (durch Ekel, Scham)
Typisch sind rote, mückenstichartige Papeln am Morgen auf der unbedeckten Haut, die direkt oder erst nach wenigen Tagen anfangen zu jucken!
Diagnostik
Bettwanzenbefall erkennen
- Ggf. Risiko, u.a. durch Übernachtung in hochfrequentierten Betten
- Ggf. erythematöse Papeln auf der Haut
- Nachweis von
- Bettwanzen, bspw. in Ritzen der Matratze
- Resten der Häutungen
- Blutflecken auf dem Bettlaken (durch Bisse)
- Bettwanzenkot (kleine schwarze Punkte) auf dem Bettlaken
- Geruch befallener Gegenstände: Süßlich, muffig, bittermandelartig, penetrant
Kotspuren, Häutungsreste oder lebendige Wanzen können insb. auf bzw. an der Matratze gefunden werden!
Ein Bettwanzenbefall ist schwierig zu erkennen!
Differenzialdiagnosen
- Bisse oder Stiche anderer Parasiten (sog. Ektoparasiten)
- Mückenstiche
- Urtikaria
- Varizellen
- Erythema exsudativum multiforme
- Prurigo simplex (Prurigo simplex subacuta, Prurigo simplex acuta)
Die Bisse von Flöhen, Milben oder Mücken können mit denen von Bettwanzen verwechselt werden! [3]
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Therapie
Symptomatisch [1]
-
Juckreiz
- Topische Antipruriginosa, z.B. Polidocanol in Lotio alba
- Ggf. auch orale Antihistaminika
- Ausgeprägter Hautbefall: Topische Corticosteroide, z.B. Betamethason
- Bakterielle Sekundärinfektion: Ggf. topische oder systemische Antibiotikatherapie
Vorgehen nach Kontakt mit Bettwanzen in fremden Zimmern [4]
- Gepäckstücke sorgfältig nach Bettwanzen und ihren Spuren absuchen
- Abtöten der Bettwanzen und ihrer Eier am Gepäck
- Wärme- oder Kältebehandlung
- Ggf. Begasung durch Fachperson
- Anschließend mehrere Wochen auf Bisse und Hinweise auf Bettwanzen achten
Entscheidend ist zu verhindern, dass Bettwanzen in die eigenen Wohnräume gelangen!
Vorgehen bei Bettwanzenbefall im Wohnbereich [1][3][4]
- Aufsuchen aller Verstecke der Bettwanzen
- Entsorgung stark befallener Materialien
- Entfernung der Eier
- Möbel und Böden staubsaugen
- Wärme- oder Kältebehandlung
- Besprühen mit Insektiziden
Die Sanierung der Wohnung ist langwierig und schwierig und sollte Expert:innen im Umgang mit Insektiziden überlassen werden!
Prävention
- Bei Übernachtung in fremden Räumlichkeiten
- Bettwäsche, Matratze und Möbel auf Hinweise für Bettwanzen überprüfen
- Gepäckstücke verschlossen und möglichst weit entfernt vom Bett aufbewahren
- Beim Kauf gebrauchter Möbel und Kleidung auf Hinweise für Bettwanzen achten
Meldepflicht
- Keine Meldepflicht
Studientelegramme zum Thema
- HOme Studientelegramme:
- Studientelegramm-276-2024-1/3: Bei Bahnausfall: Nicht auf Wanzenstraßen ausweichen!
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
- T00.9 Multiple oberflächliche Verletzungen, nicht näher bezeichnet
- Multiple: Blasenbildungen (nichtthermisch), Hämatome, Insektenbisse oder -stiche (ungiftig), Prellungen [Kontusionen], Quetschwunden, Schürfwunden o.n.A.
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.