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Speicheldrüsen

Letzte Aktualisierung: 4.10.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die Speicheldrüsen (Glandulae salivariae) sind exokrine Drüsen, die Speichel produzieren und diesen über Ausführungsgänge in die Mundhöhle abgeben. Die Sekretion wird über das vegetative Nervensystem gesteuert. Es gibt drei paarige große und zahlreiche kleine Speicheldrüsen. Pro Tag werden insgesamt etwa 1–1,5 L Speichel produziert. Übrigens findest du auch eine Histo-Trainer-Folge zu den großen Speicheldrüsen im gleichnamigen Abschnitt dieses Kapitels.

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Große Speicheldrüsen (Glandulae salivariae majores)toggle arrow icon

Es gibt drei große Speicheldrüsen, die jeweils paarig angelegt sind: Die Glandula parotidea (Ohrspeicheldrüse), die Glandula submandibularis (Unterkieferdrüse) und die Glandula sublingualis (Unterzungendrüse). Es handelt sich hierbei jeweils um eigenständige Organe, die außerhalb der Mundhöhlenschleimhaut liegen und eine Bindegewebskapsel als eigene Begrenzung besitzen.

Makroskopische Anatomie

Die drei großen Speicheldrüsen haben jeweils eine eigene Bindegewebskapsel und münden mit ihren Ausführungsgängen in unterschiedliche Bereiche der Mundhöhle.

Steckbrief

Aufbau

Alle Speicheldrüsen sind gleich aufgebaut. Es gibt ein Läppchensystem, das durch Bindegewebssepten getrennt wird. Außerdem besitzen die Drüsen sekretorische Endstücke und ein Ausführungsgangsystem mit spezialisierten Abschnitten, die das Sekret weiter modifizieren können.

Topografie

Glandula parotidea Glandula submandibularis Glandula sublingualis
Lage
  • Fossa retromandibularis
  • Regio sublingualis

Topografische Beziehungen

Ausführungsgang

Besonderheiten

  • Die Bindegewebskapsel (Fascia parotidea) bildet mit ihrem oberflächlichen und tiefen Blatt die sog. Parotisloge
  • Besitzt eine Faszienloge, durch die der Hauptstamm der A. facialis zieht
  • Setzt sich aus mehreren (etwa 20) kleinen Drüsen zusammen

Mumps
Bei Mumps handelt es sich um eine Tröpfcheninfektion, die durch das hochansteckende Mumpsvirus ausgelöst wird und in erster Linie die Gl. parotidea befällt. Betroffen sind v.a. Kinder im Alter von 2–15 Jahren. Als typisches Symptom zeigt sich meist eine zunächst einseitige und im Verlauf beidseitige Entzündung der Gl. parotidea (Parotitis), die mit einer Schwellung der Drüse und leichtem Fieber einhergeht. Ein abstehendes Ohr oder Kauschmerzen sind ebenfalls möglich. Eine spezifische Therapie existiert nicht. Der beste Schutz ist die Impfung, die zusammen mit der Masern- und Rötelnimpfung empfohlen wird. Nach durchgemachter Erkrankung besteht lebenslange Immunität. Als besonders gefährdete Patientengruppe gelten Schwangere, da eine Mumpsinfektion im ersten Drittel der Schwangerschaft zum Tod des Embryos führen kann.

Gefäßversorgung und Innervation

Glandula parotidea Glandula submandibularis Glandula sublingualis
Gefäßversorgung

Arteriell

Venös
Innervation

Sympathisch

Über α1-Adrenorezeptoren

Parasympathisch

Über muscarinerge Acetylcholin-Rezeptoren

Lymphabfluss
Lymphstationen
  • Nll. parotidei superficiales
  • Nll. parotidei profundi

Wird der Parasympathikus stimuliert, steigt die Speichelproduktion und es wird vor allem wässriger Speichel gebildet. Wird hingegen der Sympathikus stimuliert, sinkt die Speichelproduktion und es wird eher zähflüssiger Speichel sezerniert!

Mikroskopische Anatomie der großen Speicheldrüsen

Die großen Speicheldrüsen sind durch bindegewebige Septen in Lappen und Läppchen gegliedert. Es handelt sich um exokrine Drüsen, die sog. Endstücke als sekretorische Funktionseinheiten besitzen. Das Primärsekret wird von dem Endstück in Ausführungsgänge geleitet, wo es noch weiter modifiziert wird. Es entsteht ein Sekundärsekret, das schließlich sezerniert wird. Bei den großen Speicheldrüsen werden aufgrund der Beschaffenheit des Sekrets seröse, muköse und gemischte Drüsen unterschieden.

Gemeinsamer Aufbau

Streifenstücke sind nur in den drei großen Speicheldrüsen vorhanden! Dadurch gelingt die histologische Unterscheidung zu anderen serösen Drüsen, wie z.B. zur Glandula lacrimalis oder zum exokrinen Anteil des Pankreas!

Spezifischer Aufbau der großen Speicheldrüsen

Glandula parotidea Glandula submandibularis Glandula sublingualis
Sekretbeschaffenheit
  • Rein serös
  • Seromukös
  • Mukoserös
Endstücke
  • Rein azinös
  • Gemischt
  • Gemischt
Besonderheiten

„Glandula submandibularis produziert seromuköses Sekret“

Histo-Trainer Große Speicheldrüsen

Funktion

Der Speichel besteht aus verschiedenen Komponenten, von denen alle eine unterschiedliche Bedeutung und Funktion haben.

  • Speichelbildung
    1. Bildung von isotonem Primärspeichel in den Endstücken der Drüsenacini
    2. Modifikation des Primärspeichels zum Sekundärspeichel (hypoton) während des Transports durch die Ausführungsgänge
      • Resorption von Na+ und Cl- aus dem Lumen in die Ausführungsgangzelle und geringe Sekretion von HCO3- und K+ von der Ausführungsgangzelle in das Lumen
        • Die Sekretion von HCO3- und die Resorption von Cl- erfolgen sekundär aktiv über einen apikal gelegenen Cl-/HCO3--Antiporter
        • Cl- gelangt anschließend passiv über basolaterale Membrankanäle aus der Ausführungsgangzelle ins Blut
      • Da das Epithel für Wasser nur gering durchlässig ist und die NaCl-Resorption gegenüber der Ionensekretion überwiegt, wird der Sekundärspeichel zunehmend hypoton
      • Bei hoher Speichelflussrate ist die Na+-Konzentration des Mundspeichels höher, da weniger Zeit für die NaCl-Resorption bleibt
Speichelkomponente Funktion
  • Wasser
  • Mucin
  • Verbessert die Gleitfähigkeit der Nahrung

Die Glandula submandibularis produziert von den drei großen Speicheldrüsen die größte Speichelmenge (etwa 70%)!

Sjögren-Syndrom
Bei dem Sjögren-Syndrom handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der die Speichel- und Tränendrüsen langsam zerstört werden. Bei den Betroffenen kommt es zu den Leitsymptomen „trockener Mund und trockene Augen(Sicca-Syndrom). Die Krankheit kann nur symptomatisch mit Augentropfen, Kaugummi kauen, viel trinken etc. behandelt werden. Betroffen sind von der Erkrankung v.a. Frauen.

Entwicklung

Die Entwicklung der Speicheldrüsen erfolgt aus der ektodermalen Mundbucht durch Epithelsprossen der Mundschleimhaut.

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Weitere Speicheldrüsentoggle arrow icon

Glandulae salivariae minores

Die kleinen Speicheldrüsen liegen in der Mundschleimhaut eingebettet.

Glandulae labiales Glandulae buccales Glandulae palatinae Glandulae linguales Glandulae molares
Lage
  • Lippen
  • Um den Molar herum
Sekretbeschaffenheit
  • Seromukös
  • Seromukös
  • Mukös
  • Glandulae gustatoriae (Ebner-Spüldrüsen): Serös
  • Glandula lingualis anterior: (Nuhn-Drüse): Serös
  • Glandulae radicis linguae: Mukös
  • Seromukös

Tubariusdrüsen [1]

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Wiederholungsfragen zum Kapitel Speicheldrüsentoggle arrow icon

Große Speicheldrüsen (Glandulae salivariae majores)

Wo befindet sich die gemeinsame Mündung des Ductus submandibularis und des Ductus sublingualis major?

Wie verläuft der Ausführungsgang der Gl. parotidea und wo mündet er?

Was ist der sog. Primärspeichel und wie unterscheidet er sich vom Sekundärspeichel? Wie entstehen die beiden Sekrete?

Welchen Effekt haben Sympathikus und Parasympathikus jeweils auf die Speicheldrüsen und über welche Rezeptoren vermitteln sie diesen?

Aus welchem Hirnnervenkern entstammen die Fasern zur parasympathischen Versorgung der Gl. parotidea?

Beschreibe den allgemeinen Aufbau des Ausführungsgangsystems der großen Speicheldrüsen. Durch welche Besonderheit lassen sie sich in einem histologischen Präparat von anderen (serösen) Drüsen unterscheiden?

Wie können die drei großen Speicheldrüsen histologisch unterschieden werden?

Eine Sammlung von allgemeineren und offeneren Fragen zu den verschiedenen prüfungsrelevanten Themen findest du im Kapitel Beispielfragen aus dem mündlichen Physikum.

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