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Grundlagen der Dermatologie

Letzte Aktualisierung: 6.9.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die Haut ist das größte Organ des menschlichen Körpers und übernimmt vielseitige Funktionen, die von einem mechanischen Schutz über die Wahrnehmung der Umwelt bis hin zur Synthese von Hormonen reichen. Sie lässt sich in Kutis (Epidermis und Dermis), Subkutis und Hautanhangsgebilde (z.B. Haare, Nägel, Drüsen) unterteilen.

Im Rahmen zahlreicher dermatologischer oder internistischer Erkrankungen zeigen sich an der Haut verschiedene Veränderungen, die in primäre und sekundäre Effloreszenzen unterteilt werden: Als primäre Effloreszenzen (z.B. Makulä oder Vesikel) bezeichnet man Hautveränderungen, die auf vorher gesunder Haut entstehen. Hieraus können sich sekundäre Effloreszenzen (z.B. Narben, Krusten) entwickeln. Wird eine sorgfältige Befunderhebung mit einer dermatologischen Anamnese kombiniert, kann häufig bereits ohne weiterführende Diagnostik eine (Verdachts‑)Diagnose gestellt werden.

Bei Hauterkrankungen können oftmals Wirkstoffe lokal appliziert werden. Je nach Art der Dermatose wird auf der Basis verschiedener Trägerstoffe (Vaseline, Öle) eine passende Zubereitungsweise (z.B. Salbe oder Creme) des Wirkstoffes verwendet.

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Aufbau und Funktionen der Hauttoggle arrow icon

Die Haut ist das größte Organ des menschlichen Körpers . Sie stellt aufgrund ihrer Eigenschaft als Vermittlerin vielfältiger lebenswichtiger physiologischer Funktionen auch einen Ausgangspunkt vieler lokaler und systemischer Erkrankungen dar.

Mikroskopischer Aufbau der Haut

Makroskopischer Aufbau der Haut

Makroskopisch lässt sich die Haut unterteilen in

Funktionen der Haut

Zu den Funktionen der Haut im menschlichen Organismus zählen

  • Schutzbarriere vor Umweltreizen
  • Thermoregulation
  • Vermittlung von Sinnesreizen
  • Synthesefunktion

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Dermatologische Anamnesetoggle arrow icon

Auch bei Blickdiagnosen sollte auf eine Anamnese nicht verzichtet werden, um eventuell vorliegende Grunderkrankungen nicht zu übersehen. Inhalte der Anamnese sollten sein

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Dermatologischer Befundtoggle arrow icon

  • Inspektion des gesamten Integuments
    • Bestimmung der dominierenden Effloreszenz (primäre/sekundäre Effloreszenz)
    • Beschreibung der Läsion
      • Anzahl (solitär/multipel)
      • Größe
      • Farbe
      • Oberflächenbeschaffenheit, (z.B. normal, atrophisch, schuppig, schwielig, krustig, verrukös)
      • Form (z.B. rund, oval, anulär)
      • Verteilung
        • Symmetrisch/asymmetrisch
        • Einseitig/beidseitig
        • Diffus/gruppiert
    • Bestimmung des Hauttyps
  • Einfache manuelle Untersuchungsmethoden, z.B.:
  • Weitere apparative und invasive Diagnostik bei unklarer Diagnose, z.B.:
    • Auflichtmikroskopie bzw. Dermatoskopie: Beurteilung von Hautveränderungen mittels Lupe (höhere Sensitivität als alleinige makroskopische Beurteilung)
    • Sequenzielle digitale Dermatoskopie: Dermatoskopie mit digitaler Speicherung des Bildes
    • Ganzkörperfotografie: Fotografieren der gesamten Körperoberfläche
    • Konfokale Lasermikroskopie: In-vivo-Beurteilung oberflächennaher Hautveränderungen mittels Laserstrahlen mit mikroskopischer Auflösung und horizontaler Schnittführung [1]
    • Optische Kohärenztomografie: In-vivo-Beurteilung von Hautveränderungen mittels Infrarotlicht, höhere Eindringtiefe, aber niedrigere Auflösung als bei konfokaler Lasermikroskopie
    • Wood-Licht-Untersuchung: Beleuchtung der Haut mit einer Wellenlänge von 365 nm in einem dunklen Raum → Typische Erscheinungsbilder fluoreszierender Krankheitserreger und Früherkennung von Pigmentveränderungen
  • Exzisions- oder Stanzbiopsien mit anschließender histologischer Untersuchung
  • Laboruntersuchungen
    • Routinelabor
    • Immunologische und allergologische Parameter (ANA, IgE, Lymphozytendifferenzierung etc.)

Auch Haare, Nägel und Schleimhäute müssen bei der dermatologischen Diagnostik berücksichtigt werden!

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Primäreffloreszenzentoggle arrow icon

Primäreffloreszenz Beschreibung

Makula (Fleck)

  • Umschriebene Farbveränderung der Haut; nicht erhaben
Papula (Papel)
  • Kleine, gut abgrenzbare und tastbare Erhabenheit (<5 mm), die über das Hautniveau reicht
Nodus (Knoten)
  • Größere Papel (>5 mm)
Plaque (Platte)
  • Gleichförmige, flache Erhabenheit der Haut mit scharfer Begrenzung
Vesicula (Bläschen)
  • Kleine Vorwölbungen der Haut aufgrund einer Flüssigkeitsansammlung in den obersten Hautschichten
Bulla (Blase)
  • Größere, teilweise gekammerte Vesicula
Urtika (Quaddel)
  • Scharf begrenzte, zumeist ödematöse Hautveränderung mit rötlicher oder weißlicher Färbung
  • Stark juckend
  • Flüchtig (Dauer: Stunden bis Tage)
Pustula (Pustel)
  • Eiteransammlung in oberflächlicher Hautschicht

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Sekundäreffloreszenzentoggle arrow icon

Sekundäreffloreszenz Beschreibung
Squama (Schuppe)
  • Hornschichtlamelle, die sich in Ablösung befindet
Crusta (Kruste)
Rhagade
  • Spaltförmiger, schmaler Einriss bis in die Dermis
Ulkus (Geschwür)
Erosion
Exkoriation (Abschürfung)
Nekrose
  • Abgestorbenes Hautgewebe
Atrophie
  • Geweberückbildung ohne vorangegangenen Substanzdefekt
  • Betrifft alle Hautschichten
Cicatrix (Narbe)
  • Abgeheilter Gewebedefekt im Hautniveau mit minderwertigem Gewebeersatz
  • Bildung von Keloid möglich

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Komplexe Effloreszenzentoggle arrow icon

Komplexe Effloreszenz Beschreibung

Hämorrhagien

(Einblutungen)

Petechien

Sugillationen
  • Flächige Hauteinblutungen von wenigen Zentimetern Größe
Ekchymosen (Suffusionen)
  • Großflächige, ausgedehnte Hauteinblutungen
Purpura
Hämatome
  • Einblutungen in die Subkutis und/oder in die Muskulatur
  • Direkt nach der Verletzung: rot
  • Nach 24–96 Stunden: dunkelrot-violett-blau-schwarz
  • Nach 4–7 Tagen: dunkelgrün
  • Ab dem 7. Tag: gelblich-braun
Ausschläge Exanthem
  • Auftreten gleichartiger Hautveränderungen in einem Areal (lokalisiert oder generalisiert)
Enanthem
  • Auftreten gleichartiger Schleimhautveränderungen in einem Areal
Erythem
  • Hautrötung
Erythrodermie
  • Rötung der gesamten Hautoberfläche
Weitere Lichenifikation
  • Verdickung und vergröberte Felderung der Haut
Ekzem

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Grundlagen der topischen Therapietoggle arrow icon

Kriterien zur Auswahl der geeigneten Grundlage

  • Hautzustand
    • Sebostase → Grundlage mit hohem Fettgehalt
    • Seborrhö → Grundlage mit hohem Wassergehalt
  • Entzündungsgrad der Hauterkrankung
    • Akute Entzündung (ggf. mit Sekretabsonderung) → Grundlage mit hohem Wassergehalt
    • Chronische Entzündung (ggf. mit Lichenifikation) → Grundlage mit hohem Fettgehalt
  • Lokalisation
    • Intertrigines → Grundlagen mit Feststoffen
    • Behaarte Areale → Grundlage mit hohem Wassergehalt
  • Weitere: Allergien, individuelle Faktoren

Die Wahl einer geeigneten Grundlage trägt wesentlich zur Effektivität der topischen Therapie bei!

Merkmale der Grundlagen

Lipophile Grundlagen

  • Grundlagen: Salbe, lipophile Creme (Wasser-in-Öl-Creme), lipophile Emulsion (Wasser-in-Öl-Emulsion), Lipogel
  • Eigenschaften
    • Fettend
    • Hemmen die Wärme- und Feuchtigkeitsabgabe (Okklusion) → verstärkte Hydratation
    • Hemmen die Krustenbildung
    • Bilden einen Schutzfilm (z.B. an Druckstellen)
    • Handhabung: Schwer abwaschbar
  • Indikationen
  • Kontraindikation: Akut entzündete Haut

Hydrophile Grundlagen

Grundlagen mit Feststoffen

  • Grundlagen: Paste, Puder, Schüttelmixtur
  • Eigenschaften
    • Austrocknend und aufsaugend
    • Bilden einen Schutzfilm
    • Schüttelmixtur: Antiinflammatorisch, adstringierend
  • Indikationen
  • Kontraindikation: Nässende Dermatosen (Verklumpung und Sekretstau möglich)

Generell gilt bei der Auswahl der dermalen Applikation in Bezug auf die Hautveränderung: Feucht (hydrophil) auf feucht, fett (lipophil) auf trocken!

Applikationsformen

Zur dermalen Applikation wird ein Wirkstoff mit geeigneten Trägerstoffen gemischt. Als Trägerstoffe eignen sich Fette (Vaseline, Wollfett, Öle), Flüssigkeiten (Wasser, Alkohol) und Feststoffe (Puder, Zinkoxid, Titandioxid), aus denen unterschiedliche Zubereitungen hergestellt werden.

Applikationsformen [3]
Grundlage Zusammensetzung Unterformen
Salbe
  • Beinhaltet Fett als Hauptkomponente
  • Mischung aus festen, halbfesten und flüssigen Komponenten
  • Halbfeste Konsistenz
Creme
  • Beinhaltet Fett, Wasser und Emulgatoren
  • Halbfeste Konsistenz, wässriger als Salben
Emulsion
  • Beinhaltet Wasser, Öl und Emulgatoren
  • Flüssige Konsistenz
Gel
  • Mischung aus langkettigen hydrophilen Gerüstbildnern und gelierten Flüssigkeiten
  • Halbfeste Konsistenz, transparent
  • Lipogel (ölige Grundlage)
Paste
  • Pulverisierter Feststoff in Salbe, Creme oder Öl
  • Halbfeste Konsistenz
Puder
  • Pulverisierte Feststoffe

Schüttelmixtur

(Suspension)

  • Inhomogene Mischung aus einem eingemengten unlöslichen Feststoff und einer Flüssigkeit (Wasser oder Alkohol)
  • Flüssige Konsistenz
Lösung
  • Homogene Mischung aus einem löslichen Feststoff und einer Flüssigkeit (Wasser oder Alkohol)
  • Flüssige Konsistenz
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Hauttyptoggle arrow icon

Der Hauttyp wird v.a. durch die Neigung der Haut zur Entwicklung eines Sonnenbrandes und ferner durch äußere Merkmale bestimmt. Die hier dargestellte Einteilung stammt aus der UV-Schutz-Verordnung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit und beruht auf der Klassifikation von Thomas Fitzpatrick (Hauttyp nach Fitzpatrick). Die Hauttypen sind grob unterteilt und Mischformen werden nicht berücksichtigt, trotzdem eignen sie sich gut zur Abschätzung des individuellen Risikos durch UV-Licht und damit einhergehende Erkrankungen.

Einteilung der Hauttypen nach UV-Schutz-Verordnung 2011 [4]
Merkmale Hauttyp
I II III IV V VI
Natürliche Hautfarbe Sehr hell Hell Hell bis hellbraun Hellbraun, oliv Dunkelbraun Dunkelbraun bis schwarz
Sommersprossen/
Sonnenbrandflecken

Sehr häufig

Häufig Selten
Natürliche Haarfarbe

Rötlich bis rötlich-blond

Blond bis braun Dunkelblond bis braun Dunkelbraun Dunkelbraun bis schwarz Schwarz
Augenfarbe

Blau, grau

Blau, grün, grau, braun Grau, braun Braun bis dunkelbraun Dunkelbraun Dunkelbraun
Sonnenbrand

Immer, schmerzhaft

Fast immer, schmerzhaft Selten bis mäßig Selten Sehr selten Extrem selten
Bräunung

Keine

Kaum bis
mäßig
Fortschreitend Schnell und
tief
Erythemwirksame
Schwellenbestrahlung
200 Jm-2 250 Jm-2 350 Jm-2 450 Jm-2 800 Jm-2 >1.000 Jm-2
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