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Emotion und Motivation

Letzte Aktualisierung: 11.9.2023

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Emotionen können als das Erleben von Sinnesempfindungen verstanden werden und setzen sich aus vier verschiedenen Komponenten zusammen: einer physiologischen Komponente, einer Gefühlskomponente, einer kognitiven Komponente sowie einer Verhaltenskomponente. Weiterhin unterscheidet man zwischen angeborenen, primären Emotionen und erlernten, sekundären Emotionen. Mit Hilfe von Emotionstheorien wird versucht, die Entstehung und Wahrnehmung von Emotionen zu erklären.

Als Motivation bezeichnet man den inneren Antrieb eines Lebewesens, eine Handlung auszuführen. Sie wird durch die jeweiligen Motive (Beweggründe) des Lebewesens beeinflusst. So führt etwa das Motiv Hunger zu der Motivation, sich etwas zu kochen. Ähnlich zu den Emotionen unterscheidet man auch bezüglich der Motive zwischen angeborenen, primären Motiven und erlernten, sekundären Motiven.

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Grundlagen zu Emotionentoggle arrow icon

Emotionen können als das Erleben von Sinnesempfindungen verstanden werden. Sie entstehen etwa als Folge externer Stimuli wie bspw. während eines traurigen Films oder durch eigene Gedanken an einen glücklichen Zufall. Emotionen bestehen aus mehreren Komponenten wie u.a. körperlichen Anzeichen (bspw. Zittern bei Angst) und einem für die Emotion spezifischen Gesichtsausdruck und können in primäre und sekundäre Emotionen unterteilt werden.

Die vier Komponenten der Emotion

  • Physiologische Komponente: Körperliche Anzeichen der Emotion
  • Gefühlskomponente: Persönliches Empfinden der Emotion
  • Kognitive Komponente: Beurteilung der Emotion
  • Verhaltenskomponente
    • Ausdruckskomponente: Das Erleben der Emotion führt zu einem für die Emotion spezifischen Ausdruck in Mimik, Gestik, Stimme und/oder Körperhaltung
    • Motivationale Komponente: Das Erleben der Emotion führt zu einer Handlung

Primäre und sekundäre Emotionen

Man kann zwischen primären (angeborenen) und sekundären (erworbenen) Emotionen unterscheiden.

Soziales Lächeln
Die Emotion "Freude" wird durch Lächeln oder Lachen ausgedrückt. Als soziales Lächeln bezeichnet man ein Lächeln als Reaktion auf das Umfeld, insbesondere als Reaktion auf Gesichter und Stimmen. Es tritt etwa 6-8 Wochen nach der Geburt erstmals auf.

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Emotionstheorientoggle arrow icon

Mithilfe von Emotionstheorien wird versucht, die Entstehung und die Wahrnehmung/Interpretation von Emotionen zu erklären. Die vielen verschiedenen Theorien unterscheiden sich dadurch, dass sie jeweils eine andere Komponente der Emotion für die Entstehung und Wahrnehmung dieser als ausschlaggebend ansehen. So besagen die kognitiven Theorien der Emotion, dass Emotionen erst durch eine entsprechende kognitive Bewertung wahrgenommen bzw. relevant werden. Emotionstheorien, die die physiologische Komponente einer Emotion als ausschlaggebend ansehen, gehen hingegen davon aus, dass das Erleben der physiologischen Veränderungen zur Entstehung und Wahrnehmung der Emotion führt. Für sich alleinstehend reichen die Theorien jedoch nicht aus, um Emotionen zufriedenstellend erklären zu können. Vielmehr ist es hilfreich, die unterschiedlichen Theorien je nach Situation zu betrachten und anzuwenden.

Basiskomponente für Entstehung und Wahrnehmung/Interpretation der Emotion Emotionstheorie
Kognitive Komponente

Zwei-Komponenten-Theorie von Schachter und Singer

Die Zwei-Komponenten-Theorie von Schachter und Singer besagt, dass die unspezifische Wahrnehmung einer physischen Reaktion im nächsten Schritt abhängig von der vorherrschenden Situation kognitiv bewertet wird. So wird der physischen Reaktion eine Ursache zugeschrieben. Die kognitive Bewertung erfolgt hierbei unbewusst.

  • Ereignisse, die mit dieser Theorie nicht erklärt werden können
    • Das Erleben von in der Situation unpassenden Emotionen
    • Die kognitive Bewertung überlebenswichtiger Emotionen, die etwa vor Gefahren warnen, würde zu lange dauern

Transaktionales Stressmodell (Coping-Modell) nach Lazarus

Das transaktionale Stressmodell bezieht sich hauptsächlich auf das Erleben von Stress, kann jedoch auch auf andere Emotionen angewendet werden. Lazarus beschreibt, dass eine Emotion erst dann entsteht, wenn sie in zwei Bewertungsschritten zunächst als relevant eingestuft wird und daraufhin die persönlichen Bewältigungsmöglichkeiten eingeschätzt werden. Somit entsteht die Emotion erst durch eine kognitive Bewertung. Eine ausführliche Beschreibung dieses Modells erfolgt in dem Kapitel "Stressmodelle".

Physiologische Komponente

James-Lange-Theorie

Die James-Lange-Theorie besagt, dass das Erleben einer Situation und die daraus resultierenden physischen Veränderungen eine Emotion auslösen. Diese Theorie ist etwa auf akute Gefahrensituationen gut anwendbar. Hierbei wird einem häufig erst im weiteren Verlauf etwa durch das Wahrnehmen des schnellen Herzschlages bewusst, in welcher Gefahr man sich befand.

Cannon-Bard-Theorie

Die Cannon-Bard-Theorie geht davon aus, dass die physische Reaktion und die Wahrnehmung einer Emotion unabhängig voneinander und parallel zueinander verlaufen.

Angststörungen
Die Emotion Angst kann auch krankhaft ausgeprägt sein. Patienten, die unter einer (spezifischen) Phobie leiden, haben Angst ausschließlich oder überwiegend in eindeutig definierten, eigentlich ungefährlichen Situationen. So hat ein Agoraphobiker etwa Angst davor, alleine in die Öffentlichkeit zu gehen und sich in Menschenmengen zu begeben. Menschen mit einer sozialen Phobie vermeiden es dagegen, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, weil sie Angst vor der kritischen Bewertung durch andere haben und fürchten, sich lächerlich zu machen. Patienten, die an einer Panikstörung erkrankt sind, leiden hingegen unter plötzlichen, anfallsartig auftretenden, wiederkehrenden Panikattacken in unspezifischen Situationen. Symptome einer solchen Panikstörung können z.B. Luftnot, Herzrasen, Schwindel, Schweißausbrüche und Brustschmerzen sein. Typisch für die Panikattacken ist das blitzartige („aus heiterem Himmel“) Auftreten der Symptome und das Andauern über etwa 5-10 Minuten. Die Folge dieser unspezifischen Panikattacken ist häufig ein grundsätzliches Vermeidungsverhalten mit sozialem Rückzug und Einschränkung der Lebensqualität. Bei der generalisierten Angststörung treten die Angstsymptome situationsunabhängig und im Gegensatz zur Panikattacke mit wechselndem Charakter und wechselnder Stärke als unterschwelliger Dauerzustand über Wochen bis Jahre auf.

Akute Belastungsreaktion
Eine vorübergehende psychische Reaktion auf schwere körperliche oder emotionale Belastung wird als akute Belastungsreaktion klassifiziert. I.d.R. beginnt die Symptomatik kurze Zeit nach dem belastenden Ereignis und klingt relativ rasch auch wieder ab. Die akute Belastungsreaktion ist also als eine normale Reaktion auf ein „unnormales“ Erlebnis zu verstehen.

Posttraumatische Belastungsstörung
Eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine Reaktion, die innerhalb von sechs Monaten nach einem traumatischen, emotional belastenden Ereignis eintreten kann und durch eine Erschütterung des Selbst- und Weltverständnisses gekennzeichnet ist. Ein typisches Symptom einer PTBS sind Flashbacks. Die Patienten erleben hierbei auf einen Schlüsselreiz in Gedanken, Gefühlen und Bildern erneut das traumatische Ereignis.

Sekundäre Traumatisierung
Die sekundäre Traumatisierung ist ein erst kürzlich entwickeltes Konzept aus der Psychiatrie, welches jedoch noch umstritten ist. Es besagt, dass eine sog. sekundäre Traumatisierung auftreten kann, wenn jemand mit dem Trauma eines anderen Menschen konfrontiert wird - etwa durch die physische Präsenz am Ort des Traumas oder auch nur durch Erzählungen des primär Traumatisierten.

Depression
Depression ist eine der häufigsten psychiatrischen Erkrankungen, Frauen sind dabei deutlich häufiger betroffen als Männer. In der Diagnosestellung unterscheidet man drei Leitsymptome (gedrückte Stimmung, Interessenverlust und Antriebsverlust) von einer Reihe weiterer Symptome wie bspw. Schuldgefühlen, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, innerer Unruhe und einem Gefühl der inneren Leere. Zudem kann es im Rahmen einer Depression bei Patienten zu Suizidabsichten kommen, die bei Verdacht vom Arzt oder Therapeuten immer offen angesprochen werden sollten. Obwohl Suizidversuche häufiger von Frauen unternommen werden, finden sich vollendete Suizide deutlich häufiger bei Männern.

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Motivationtoggle arrow icon

Der innere Antrieb eines Lebewesens zu einer Handlung wird als Motivation bezeichnet. Die Motivation wird durch die jeweiligen Motive (Beweggründe) des Lebewesens beeinflusst. So führt etwa das Motiv Hunger zu der Motivation, sich etwas zu kochen. Im Folgenden wird auf einige wichtige Aspekte von Motivation und ihren Motiven eingegangen.

Primäre und sekundäre Motive

Man unterscheidet zwischen primären (angeborenen) und sekundären (erlernten) Motiven.

Motivationshierarchie nach A. Maslow

A. Maslow definierte die sogenannte Bedürfnishierarchie (= Bedürfnispyramide), mit Hilfe derer die Motivation eines Individuums für sein Handeln erklärt werden kann. Laut Maslow durchläuft der Mensch die einzelnen Ebenen der Bedürfnishierarchie der Reihe nach und verwirklicht sich so im Laufe der Zeit immer mehr selbst. Dabei erreichen längst nicht alle die letzte Ebene. Ein wichtiger Kritikpunkt an dieser Theorie ist, dass in der Realität durchaus Ebenen übersprungen werden können. Denn auch wenn biologische Bedürfnisse mitunter nicht erfüllt werden, kann ein Individuum durchaus z.B. nach Zuwendung und Bindung in seinem Handeln streben.

  • Folgende Bedürfnisse werden laut A. Maslow der Reihe nach durchlaufen (von „Pyramidenbasis“ bis „Pyramidenspitze“)
    1. Biologische Bedürfnisse
    2. Bedürfnis nach Sicherheit
    3. Bedürfnis nach Zuwendung und Bindung
    4. Bedürfnis nach Wertschätzung
    5. Bedürfnis nach Selbstverwirklichung
    6. Bedürfnis nach Transzendenz

Motivationskonflikte

Ein Individuum befindet sich laut Lewin in einem Motivationskonflikt, sobald zwei unterschiedliche Kräfte mit ähnlicher Intensität auf ihn einwirken und so die Entscheidung für oder gegen eine Handlungsmöglichkeit erschweren. Diese Kräfte können entweder in einem Verlangen (Appetenz) nach etwas oder in einer Abneigung (Aversion) gegen etwas bestehen.

  • Appetenz-Appetenz-Konflikt: Das Individuum muss sich zwischen zwei Alternativen entscheiden, nach denen es jeweils Verlangen hat.
  • Aversions-Aversions-Konflikt: Das Individuum muss sich zwischen zwei Alternativen entscheiden, für die es jeweils Abneigung empfindet.
  • Appetenz-Aversions-Konflikt (Ambivalenzkonflikt): Das Individuum muss eine Alternative abwägen, für die es sowohl Verlangen als auch Abneigung empfindet.
  • Doppelter Appetenz-Aversions-Konflikt (Doppelter Ambivalenzkonflikt): Das Individuum muss sich zwischen zwei Alternativen entscheiden, für die es jeweils sowohl Verlangen als auch Abneigung empfindet.

Die Leistungsmotivation

Die individuelle Leistungsmotivation ist von Mensch zu Mensch sehr verschieden. Sie gehört zu den sekundären Motiven und umschreibt das Streben, etwas besser als bisher oder im Vergleich zu anderen zu machen.

Erfolgs- und misserfolgsorientierte Menschen

Die Leistungsmotivation ist einerseits geprägt von der Hoffnung auf Erfolg und andererseits von der Angst vor Misserfolg. Man unterscheidet so je nach Ausprägung zwischen erfolgs- und misserfolgsorientierten Menschen. Auch die verschiedenen Attributionsstile (Kausalattribution) und die Wahl der Aufgaben (leicht, mittelschwere oder schwere Aufgaben) sind bei Erfolgs- und Misserfolgsorientierten jeweils unterschiedlich ausgeprägt.

  • Erfolgsorientierte Menschen
    • Sind optimistisch, was ihre eigenen Leistungen angeht
    • Suchen die Herausforderung, um sich zu zeigen, wie gut sie sind
    • Attribuieren Erfolge eher internal und stabil und Misserfolge eher external und variabel
    • Wählen eher mittelschwere Aufgaben, deren Bewältigung realistisch ist, die jedoch gleichzeitig auch Befriedigung verschaffen
  • Misserfolgsorientierte Menschen
    • Sind pessimistisch, was ihre eigenen Leistungen angeht
    • Agieren, um einen befürchteten Misserfolg zu verhindern
    • Attribuieren Erfolge eher external und variabel und Misserfolge eher internal und stabil
    • Wählen eher leichte Aufgaben, deren Bewältigung einfach ist oder schwere Aufgaben, die andere vermutlich auch nicht bewältigt hätten, wodurch ein Misserfolg als weniger negativ erlebt wird
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Wiederholungsfragen zum Kapitel Emotion und Motivationtoggle arrow icon

Grundlagen zu Emotionen

Welche sind die sog. primären Emotionen (Basisemotionen)? Wodurch sind sie charakterisiert?

Definiere sekundäre Emotionen!

Was ist das soziale Lächeln und ab wann lässt es sich beobachten?

Emotionstheorien

Was besagt die Zwei-Komponenten-Theorie von Schachter und Singer in Übereinstimmung mit dem transaktionalen Stressmodell nach Lazarus?

Definiere spezifische Phobie!

Was ist eine Agoraphobie und was sind typische Folgen?

Was zeichnet eine Panikstörung aus und was sind typische Symptome?

Bei welcher psychischen Erkrankung treten typischerweise Flashbacks auf?

Wie kann es zu einer sog. sekundären Traumatisierung kommen?

Welches Geschlecht erkrankt häufiger an einer Depression? Was sind typische Symptome?

Beschreibe die Geschlechterverteilung bei Suiziden bzw. Suizidversuchen!

Motivation

Was ist ein Motivationskonflikt im Allgemeinen und was sind ein Appetenz-Appetenz-Konflikt und ein Appetenz-Aversions-Konflikt (Ambivalenzkonflikt) im Spezifischen?

Erläutere die Bedürfnispyramide nach Maslow und benenne die Reihenfolge der Bedürfnisse von der „Pyramidenbasis“ bis zur „Pyramidenspitze“!

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