Zusammenfassung
Das Großhirn ist ein aus Milliarden Nervenzellen bestehender Hirnabschnitt, der u.a. das Bewusstsein und kognitive Fähigkeiten generiert. Äußerlich besteht das Großhirn aus zwei Hemisphären, die durch Sulci (Furchen) in jeweils vier Großhirnlappen aufgeteilt werden. Die Lappen wiederum sind durch weitere Windungen (Gyri) und Sulci unterteilt. Im Querschnitt des Großhirns lassen sich im Randbereich die Großhirnrinde (sog. „graue Substanz“, bestehend aus Nervenzellkörpern) und darunter das Großhirnmark (sog. „weiße Substanz“, bestehend aus myelinisierten Axonen) abgrenzen. Eingelagert ins Großhirnmark befinden sich weitere Kerngebiete, zu denen u.a. die sog. Basalganglien gehören. Die Großhirnrinde kann nach phylogenetischen, zytoarchitektonischen und funktionellen Aspekten in unterschiedliche Bereiche eingeteilt werden. Das Großhirnmark wird hingegen insb. durch verschiedene Bahnsysteme und die Basalganglien funktionell definiert.
Äußere Gliederung
Steckbrief
- Funktion: Sitz des Bewusstseins und kognitiver Fähigkeiten (hierzu zählen u.a.: Sprache, Somatosensorik, Emotionen, Gedächtnis, Planung und Durchführung von Bewegungen)
- Lage: Füllt die vordere und mittlere Schädelgrube aus und befindet sich über dem Tentorium cerebelli
- Form: Walnussförmig
Markante Strukturen
Das Großhirn besitzt zwei Hemisphären, die über den sog. Balken (Corpus callosum) miteinander verbunden sind. Die Oberfläche des Großhirns besitzt Windungen (Gyri) und Furchen (Sulci), wodurch sie stark gefaltet ist. Dies ermöglicht die Vergrößerung der Großhirnfläche, ohne dass das Gesamtvolumen ansteigen muss.
- Zwei Hemisphären: Werden durch die Fissura longitudinalis cerebri (Interhemisphärenspalt) getrennt
- Jede Hemisphäre lässt sich in mehrere Großhirnlappen einteilen
- Jede Hemisphäre besitzt drei Flächen: Eine laterale, eine mediale und eine basale Fläche
- Mantelkante: Übergang von der lateralen zur medialen Hemisphärenfläche
- Wichtige Sulci
- Sulcus lateralis (Sylvische Fissur): Trennt Temporal- vom Frontal- und Parietallappen
- Sulcus centralis (Zentralfurche): Trennt Frontal- vom Parietallappen
- Sulcus parietooccipitalis: Trennt Parietal- vom Okzipitallappen
- Sulcus calcarinus: Teilt die mediale Fläche des Okzipitallappens horizontal in zwei Hälften
Großhirnlappen
Die beiden Hirnhemisphären werden durch Sulci in jeweils vier Großhirnlappen aufgeteilt, denen häufig diskrete Funktionen zugeordnet werden. In Wirklichkeit erstrecken sich funktionelle Systeme - wie bspw. die Motorik oder die Sprache - allerdings oft über mehrere und mitunter weit voneinander entfernte Hirnareale.
Übersicht der Großhirnlappen | |
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Lappen (mit wichtigsten Gyri) | Übergeordnete Funktion |
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Frontallappen
- Lokalisation: Vom Frontalpol (ventral) bis zum Sulcus centralis (dorsal)
- Hauptfunktionen
- Planung und Steuerung von Bewegungen
- Höhere kognitive Prozesse
- Funktionelle Gliederung
- Motorisches Sprachzentrum (Broca-Areal)
- Primär motorischer Kortex
- Lage: Gyrus praecentralis (Areal 4 nach Brodmann)
- Funktion: Ursprung motorischer Bewegungen; ein Großteil der Pyramidenbahnfasern entspringt hier
- Besonderheit: Somatotopische Gliederung des motorischen Kortex (Motorischer Homunkulus)
- Prämotorischer Kortex und supplementärmotorischer Kortex
- Lage: Direkt vor dem Gyrus precentralis (Areal 6 nach Brodmann)
- Funktion: Planung und Ausführung komplexer Bewegungsabläufe
- Frontales Blickzentrum (Frontales Augenfeld)
- Lage: Vor der prämotorischen Rinde (Areal 8 nach Brodmann)
- Funktion: Übergeordnete Steuerung der willkürlichen Augenbewegungen
- Präfrontaler Kortex
- Lage: Vom frontalen Pol bis zum prämotorischen Kortex
- Funktion
- Höhere kognitive Leistungen (bspw. Entscheidungsfindung und Handlungsplanung)
- Affektkontrolle
- Konzentration
- Kurzzeitgedächtnis
- Frontales Blasenzentrum
- Funktion: Willkürliche Kontrolle der Harnblasen- und Enddarmentleerung
Im Frontallappen befinden sich die meisten motorischen Kortexareale!
Parietallappen
- Lokalisation: Zwischen Sulcus centralis (rostral), Sulcus parietooccipitalis (okzipital) und Sulcus lateralis (kaudal)
- Hauptfunktion: Integration sensorischer Informationen
- Funktionelle Gliederung
- Primär somatosensorischer Kortex
- Sekundär somatosensorischer Kortex
Temporallappen
- Lokalisation: Zwischen Frontal- und Parietallappen (kranial, getrennt durch den Sulcus lateralis) sowie Okzipitallappen (okzipital)
- Hauptfunktionen: Sprachverständnis, Hören, Riechen
- Funktionelle Gliederung
Okzipitallappen
- Lokalisation: Zwischen Parietallappen (ventral, getrennt durch Sulcus parietooccipitalis), hinterem Pol (okzipital) und Kleinhirn (kaudal)
- Hauptfunktion: Sehen
- Funktionelle Gliederung
Insellappen
- Lokalisation: In der Tiefe des Sulcus lateralis, verdeckt von Operculum frontale, parietale und temporale
- Hauptfunktion: Multisensorik, überwiegend Viszerosensorik (Geschmackswahrnehmung)
Hemisphärendominanz
- Definition: Beschreibt die Dominanz einer der beiden Hemisphären bei bestimmten Leistungen
- Bei den meisten Rechtshändern
-
Linke Hemisphäre „dominant“ ausgeprägt und zuständig für:
- Sprache (motorisches Sprachzentrum und sensorisches Sprachzentrum)
- Kausal-logische Informationsverarbeitung
- Rechte Hemisphäre zuständig für:
- Bildhaft-räumliches Denken
- Emotionale Sprachinhalte
-
Linke Hemisphäre „dominant“ ausgeprägt und zuständig für:
- Bei den meisten Linkshändern
- Hemisphärendominanz genau umgekehrt
- Ausnahme: Die Sprachzentren liegen auch bei 90% der Linkshänder links
Innere Gliederung
Im Querschnitt betrachtet, lassen sich im Großhirn unterschiedliche Bereiche abgrenzen. Außen liegt die Großhirnrinde (Cortex cerebri), die u.a. Milliarden Nervenzellkörper enthält und als „graue Substanz“ bezeichnet wird. Im Inneren befindet sich das Großhirnmark, das vor allem myelinisierte Axone enthält und als „weiße Substanz“ bezeichnet wird. Eingelagert ins Großhirnmark (im sog. Marklager) befinden sich Kerngebiete, die sog. Basalganglien.
Großhirnrinde (Cortex cerebri)
Einteilungen der Großhirnrinde
Der Kortex cerebri kann nach seinen Verschaltungsprinzipien, seiner Entwicklungsgeschichte (Phylogenese) oder seiner Zytoarchitektur eingeteilt werden.
Verschaltungsprinzipien von Kortexarealen
Kortexareale werden (unabhängig von ihrer spezifischen Funktion) nach ähnlichen Verschaltungsprinzipien kategorisiert
- Primäre Kortexfelder
- Je nach Modalität (Sensorik oder Motorik): Interpretationsfreie Sinneswahrnehmung bzw. direkte Ansteuerung der Willkürmotorik
- Verschaltungsprinzipien
- Sensorische Kortexareale
- Erhalten unimodale Afferenzen aus dem Thalamus
- Beispiel: In der primären Hörrinde werden Laute wahrgenommen, aber noch nicht verstanden
- Motorische Kortexareale
- Steuern direkt die Willkürmotorik an
- Beispiel: Primär motorischer Kortex: Großteil der Fasern der Pyramidenbahn entspringt hier und steuert direkt die Willkürmotorik an
- Sensorische Kortexareale
- Sekundäre Kortexfelder und Assoziationsfelder
- Funktion: Verknüpfen verschiedene Informationsmodalitäten (= polymodal); werden von anderen Kortexarealen, aber nicht vom Thalamus angesteuert
- Lokalisation: In der Nähe der primären Kortexfelder
Phylogenetische Einteilung
Die Großhirnrinde besitzt entwicklungsgeschichtlich betrachtet sowohl ältere als auch jüngere Anteile. Dabei nehmen die phylogenetisch jüngeren Kortexbereiche 90% der Großhirnrinde ein und besitzen im Gegensatz zu älteren Kortexbereichen einen 6-schichtigen Aufbau.
Phylogenetisches Alter (von alt nach jung) | Bereiche des Großhirns | Histologische Schichten | Funktionelle Zuordnung | |
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Allokortex | Paleokortex |
| 3–4 | |
Archikortex | ||||
Neokortex |
| 6 |
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Im Gegensatz zum Neokortex besitzt der Allokortex nur 3–4 Schichten!
Brodmann-Einteilung
Nach Brodmann wird der Kortex in über 50 Felder, die sog. Brodmann-Areale, eingeteilt. Die Einteilung basiert auf zytoarchitektonischen Unterschieden der jeweiligen Areale. Da die Struktur der Areale eng mit ihrer Funktion korreliert, können den Brodmann-Arealen diskrete Funktionen zugeordnet werden.
Brodmann-Areal | Kortexareal |
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1-3 | |
4 | |
6 | |
8 | |
17 | |
18, 19 | |
22 | |
28, 34 | |
41 | |
42 | |
44, 45 |
Feinbau der Großhirnrinde
Neokortex
Der Neokortex besteht aus 6 Zellschichten, die in kleinen Funktionseinheiten (sog. vertikalen Kolumnen), organisiert sind. Jede Kolumne umfasst alle 6 Zellschichten und ist senkrecht zur Kortexoberfläche ausgerichtet. Innerhalb dieser Schichten gibt es zwei wichtige Zelltypen: Pyramidenzellen und Nicht-Pyramidenzellen. Sie sind in charakteristischer Weise in den jeweiligen Schichten angeordnet. Je nach Funktion des Kortexareals variiert die Ausprägung der jeweiligen Schichten jedoch.
- Zelltypen
- Pyramidenzellen (und sog. modifizierte Pyramidenzellen)
- Definition: Sehr große multipolare Neurone, die die efferenten Projektionsneurone des Kortex sind
- Funktion
- Empfangen mit dem Dendritenbaum die meisten Afferenzen des Kortex
- Formen die meisten efferenten Projektionsneurone des Kortex
- Nicht-Pyramidenzellen
- Definition: Überwiegend hemmende Interneurone
- Pyramidenzellen (und sog. modifizierte Pyramidenzellen)
Die Pyramidenzellen sind die wichtigsten Schnittstellen der Afferenzen und Efferenzen des Kortex.
Schichten des Neokortex
Man unterscheidet sechs Schichten, die horizontal übereinander angeordnet sind.
Von außen nach innen | Schicht | Inhalt | Funktionelle Zuordnung/Hauptfunktion |
---|---|---|---|
I | Molekularschicht (Lamina molecularis) | Viele Nervenfasern, wenige Nervenzellen | Vermitteln Interaktion zwischen Neuronen der anderen Schichten |
II | Äußere Körnerschicht (Lamina granularis externa) | Viele kleine Zellen | Quervernetzung (horizontal) zwischen den vertikalen Kolumnen und verschiedenen Kortexfeldern |
III | Äußere Pyramidenschicht (Lamina pyramidalis externa) | Viele kleine Pyramidenzellen | Formen kortikokortikale Faserverbindungen zu anderen Kortexarealen |
IV | Innere Körnerschicht (Lamina granularis interna) | Viele kleine modifizierte Pyramidenzellen | Haupteingang: Hier enden die meisten Kortexafferenzen aus dem Thalamus |
V | Innere Pyramidenschicht (Lamina pyramidalis interna) | Mittelgroße bis große Pyramidenzellen | Hauptausgang: Axone formen die meisten Kortexefferenzen zu subkortikalen Hirnarealen (Rückenmark, Hirnstamm, Basalganglien) |
VI | Multiforme Schicht (Lamina multiformis) | Unterschiedliche Zelltypen | Projektionen zum Thalamus |
- Je nach zugeordnetem Funktionsbereich , sind die einzelnen Schichten des Neokortex unterschiedlich stark ausgeprägt:
- Granulärer Kortex: Kortexareale mit stark ausgeprägter Körnerschicht (IV) → Viele eingehende Afferenzen → Insb. in somatosensiblen Kortexarealen
- Agranulärer Kortex: Kortexareale mit stark ausgebildeter Pyramidenschicht (V) → Viele ausgehende Efferenzen → Insb. in motorischen Kortexarealen
In der inneren Körnerschicht (Lamina granularis interna, IV) enden die meisten (somatosensiblen) Afferenzen des Kortex! Von der inneren Pyramidenschicht (Lamina pyramidalis interna, V) gehen die meisten (motorischen) Efferenzen des Kortex aus!
- Beispielwege für den kortikalen Informationsfluss:
- Bei Verbindung zur subkortikalen Hirnregion: Eingangssystem → Innere Körnerschicht (IV) → Innere Pyramidenschicht (V) → Ausgangssystem
- Bei kortikokortikalen Verbindungen: Eingangssystem → Innere Körnerschicht (IV) → Äußere Pyramidenschicht (III) aus Kortexregion X → Äußere Pyramidenschicht (III) aus Kortexregion Y → Innere Pyramidenschicht (V) → Ausgangssystem
Allokortex
Der Allokortex ist phylogenetisch älter als der Neokortex. Er besteht aus 3–4 Zellschichten und grenzt sich dadurch von dem 6-schichtigen Neokortex ab.
- Anteile
- Archikortex: Am Aufbau des Gyrus dentatus und des Ammonshorns beteiligt
- Paleokortex: Am Aufbau des Riechhirns (hierzu zählt man bspw. den präpiriformen Kortex) beteiligt
Großhirnmark und Faserverbindungen
Das Großhirnmark befindet sich unterhalb der Großhirnrinde und besteht aus markhaltigen Faserverbindungen. Je nach Faserverlauf unterscheidet man Kommissuren-, Assoziations- oder Projektionsfasern.
- Kommissurenfasern
- Definition: Verbinden Kortexareale beider Hemisphären
- Beispiele
- Corpus callosum (Balken)
- Definition: Große, aus Millionen Fasern bestehende Querverbindung zwischen funktionell zusammenhängenden Arealen beider Hemisphären
- Anteile: Rostrum, Genu, Truncus, Splenium (von rostral nach okzipital)
- Commissura anterior
- Definition: Querverbindung zwischen beiden Temporallappen
- Lage: Ventral des 3. Ventrikels
- Commissura fornicis
- Commissura posterior
- Commissura habenularum
- Corpus callosum (Balken)
- Assoziationsfasern
- Definition: Verbinden funktionell zusammengehörige Kortexareale innerhalb einer Hemisphäre
- Beispiele
- Fibrae arcuatae cerebri
- Fibrae assotiationis telencephali
- Cingulum
- Fasciculus arcuatus
- Projektionsfasern
- Definition: Verbinden den Kortex mit subkortikalen Strukturen
- Beispiele
- Corona radiata (capsulae internae): Fächerförmig verlaufende aufsteigende und absteigende Fasern, die durch die Capsula interna ziehen
- Hörstrahlung (Radiatio acustica)
- Sehstrahlung (Radiatio optica)
Split-Brain-Operation
Bei der Split-Brain-Operation wird eine operative Durchtrennung des Corpus callosum (Callosotomie) durchgeführt. Vor der Etablierung der anfallssuppressiven Therapie führte man diese Form der Operation als Ultima Ratio durch: Hierbei wurde das Corpus callosum durchtrennt, um die Ausbreitung epileptischer Anfälle auf die gesamte Großhirnrinde zu verhindern. Die Gefahr eines sekundär generalisierten epileptischen Anfalls kann somit deutlich verringert werden. Auch wenn die Callosotomie nach einem weitreichenden Eingriff in die Funktionalität des Großhirns klingt, führt sie i.d.R. nicht zu relevanten Einschränkungen im Alltag.
Split-Brain-Patient
Bei Split-Brain-Patienten ist das Corpus callosum durchtrennt, bspw. aufgrund einer Operation (z.B. Callosotomie) oder eines Hirntumors. Da nun wichtige Verbindungen beider Hirnhälften über Kommissurenfasern fehlen, ergeben sich neurophysiologisch sehr charakteristische Phänomene. Eines dieser Phänomene ist das der Konfabulation: Konfabulationen sind erfundene, objektiv falsche Aussagen, die von Patienten mit zerebralen Läsionen unbewusst genutzt werden, um Gedächtnis- oder Wissenslücken zu füllen. Dabei halten die Betroffenen die Aussagen für wahr, auch wenn die gleiche Lücke jedes Mal mit einem anderen Inhalt gefüllt wird. Durch die fehlende Verbindung der beiden Hirnhälften über die Kommissurenfasern bei Split-Brain-Patienten können beide Hirnhälften nicht mehr miteinander kommunizieren (sog. hemisphärische Lateralitätseffekte). Präsentiert man nun bspw. der rechten Hirnhälfte das Bild von einem Baum, so wird mit der linken Hand das dazu passende Bild von einem Blatt ausgewählt. Wird der linken Hirnhälfte jedoch ein anderes Bild präsentiert (bspw. ein Herd), so wählt der Split-Brain-Patient daraufhin mit der rechten Hand ein hierzu passendes Bild aus (bspw. ein Bild von einem Topf). Fragt man nun den Probanden, weshalb er das Bild vom Blatt ausgewählt hat, kommt es zu Konfabulationen, da die für die Sprache zuständige linke Hirnhälfte nicht weiß, was die rechte Hirnhälfte getan hat.
Subkortikale Kerne
Zu den subkortikalen Kernen zählen die Basalganglien und weitere kleinere Kerngebiete wie bspw. das Claustrum und der Ncl. basalis Meynert. Diese Kerngebiete befinden sich innerhalb der weißen Substanz des Großhirns (Großhirnmark) und sind teilweise in die komplexen Schaltkreise des motorischen Systems eingebunden.
- Basalganglien
- Weitere subkortikale Kerngebiete
- Corpus amygdaloideum
- Ncl. basalis (Meynert)
- Claustrum
Basalganglien (Stammganglien)
Zu den Basalganglien gehören Kerngebiete, die sich sowohl innerhalb (Striatum und Pallidum) als auch außerhalb des Großhirns (Nucleus subthalamicus und Substantia nigra) befinden. Als Teil des motorischen Systems steuern sie u.a. Initiation, Ausmaß, Richtung, Kraft und Geschwindigkeit von Bewegungen.
Aufbau | Lage | ||
---|---|---|---|
Striatum | Nucleus caudatus |
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Putamen |
| ||
Pallidum |
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| |
Substantia nigra |
| ||
Ncl. subthalamicus |
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Funktionelle Anatomie der Basalganglien: Basalganglienschleife
Die Basalganglien sind über komplexe Regelschleifen miteinander verbunden. Neben einem „Hauptfluss“ von Bewegungsinformationen gibt es mehrere modulierende Nebenschleifen. Diese Form der rückkoppelnden Informationsverarbeitung ermöglicht die genaue Feinabstimmung von Bewegungsabläufen.
- Striatum (GABA): Haupteingang der Basalganglien
- Zwei Anteile
- Nucleus caudatus
- Putamen
- Zwei Verschaltungswege
- Direkter Weg: Hemmt das mediale Pallidumsegment (Transmitter: GABA, Substanz P) → Motorik-fördernder Teil des Striatums (dieser Anteil des Striatums besitzt überwiegend D1-Rezeptoren und kann über Dopamin aktiviert werden)
- Indirekter Weg: Hemmt das laterale Pallidumsegment (Transmitter: GABA) → Motorik-hemmender Teil des Striatums (dieser Anteil des Striatums besitzt überwiegend D2-Rezeptoren und kann über Dopamin gehemmt werden)
- Zwei Anteile
- Pallidum
- Mediales Pallidumsegment (GABA): Hauptausgang der Basalganglien → Hemmt den Thalamus und damit die Aktivierung des Motorkortex → Motorik-hemmender Teil des Pallidums
- Laterales Pallidumsegment (GABA): Teil einer Motorik-modulierenden Nebenschleife → Hemmt den Ncl. subthalamicus → Motorik-fördernder Teil des Pallidums
- Substantia nigra
- Substantia nigra (Pars compacta) (Dopamin): Motorik-fördernd
- Substantia nigra (Pars reticularis) (GABA): Verhält sich wie das mediale Pallidumsegment: Hauptausgangsstation der Basalganglien. Hemmt den Thalamus und damit die Aktivierung des Motorkortex
- Ncl. subthalamicus (Glutamat): Teil einer Motorik-modulierenden Nebenschleife: Erregt das mediale Pallidumsegment und die Substantia nigra pars reticularis
- Thalamuskerne (ventrale Kerngruppe VA/VL) (Glutamat): Erregen motorische Kortexareale
Die strukturelle und funktionelle Anatomie der Basalganglien sind nicht deckungsgleich! Bspw. kann das Striatum funktionell in einen Motorik-hemmenden und einen Motorik-fördernden Anteil gegliedert werden. Diese beiden Funktionen sind nicht streng jeweils einem der Anteile des Striatums zuzuordnen, sondern werden sowohl vom Ncl. caudatus als auch Putamen vermittelt!
Die Substantia nigra (Pars compacta) hemmt dopaminerg den sog. Motorik-hemmenden Anteil des Striatums. Über diese „Disinhibition“ wirkt sie also Motorik-fördernd!
Informationsfluss
- Hauptfluss der Basalganglienschleife: Bewegungsantrieb (entsteht im Assoziationskortex) → Striatum → Pallidum→ Thalamus (Ncll. ventrales thalami) → Motorische Kortexareale
- Nebenschleifen
- Bewegungsantrieb (entsteht im Assoziationskortex) → Striatum → Substantia nigra (Pars compacta) → Striatum→ Pallidum→ Thalamus (Ncll. ventrales thalami) → Motorische Kortexareale
- Bewegungsantrieb (entsteht im Assoziationskortex) → Striatum → Laterales Pallidumsegment → Ncl. subthalamicus → Mediales Pallidumsegment → Thalamus (Ncll. ventrales thalami) → Motorische Kortexareale
Hemiballismus
Einseitige Schädigungen des Ncl. subthalamicus führen zum sog. Hemiballismus. Diese Stammganglienerkrankung äußert sich durch blitzartige und unwillkürliche Schleuderbewegungen der Gliedmaßen.
Degeneration der dopaminergen Neurone der Substantia nigra
Die Symptomtrias des Morbus Parkinson wird hauptsächlich durch eine Degeneration der dopaminergen Neurone der Substantia nigra verursacht. Es kommt typischerweise zu Rigor (erhöhter Muskeltonus), Tremor (Zittern) und Akinese (Bewegungsarmut). Im Gesicht kann sich die Akinese u.a. durch eine Reduktion der Mimik (sog. Hypomimie) äußern, was das Gesicht maskenartig erscheinen lässt. Die neurophysiologischen Grundlagen sind noch nicht vollends verstanden (siehe auch: Morbus Parkinson).
Kapseln der Basalganglien
Durch die Capsula interna verlaufen die meisten afferenten und efferenten Bahnen des Kortex. Sie formt im Horizontalschnitt einen nach lateral offenen Winkel.
Lage | Inhalt | |||
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Absteigende Bahnen | Aufsteigende Bahnen | |||
Capsula interna | Vorderer Schenkel (Crus anterius) |
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Knie (Genu capsulae internae) |
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Hinterer Schenkel (Crus posterius) |
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Capsula externa | ||||
Capsula extrema |
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Weitere subkortikale Kerngebiete
Corpus amygdaloideum (Amygdala)
- Lokalisation: Im vorderen Teil des Temporallappens (ventral des Unterhorns des Seitenventrikels)
- Definition: Telenzephaler Komplex aus mehreren Kerngruppen
- Laterobasale Kerngruppe
- Oberflächliche Kerngruppe; die Kerne sind überwiegend mit olfaktorischen Arealen verknüpft
- Mediale Kerngruppe
- Zentrale Kerngruppe
- Verschaltet mit
-
Zwischenhirn (insb. Hypothalamus) über die Stria terminalis
- Definition: Wichtigste Efferenz der Amygdala, die diese mit dem Hypothalamus verbindet
- Funktion: Steuerung vegetativer Reaktionen, welche auf erlebten und damit emotional besetzten Erfahrungen basieren
- Hirnstamm
- Dem limbischen System
- Anderen Kerngebieten (u.a. Ncl. basalis Meynert)
-
Zwischenhirn (insb. Hypothalamus) über die Stria terminalis
- Funktionen
- Vermittlung und Verarbeitung von Emotionen: Wichtige Rolle bei der Konditionierung von Angstreaktionen
- Lenkung der Aufmerksamkeit: Emotional bewertete Informationen werden selektiert und in den Fokus gestellt
- Erkennen emotionaler Gesichtsausdrücke
- Integration von v.a. emotional geprägten Gedächtnisinhalten
- Vermittlung vegetativer Reaktionen
Ncl. basalis (nach Meynert)
- Lokalisation: An der Basis des Frontallappens (zwischen Amygdala und Pallidum)
- Definition: Cholinerge Kerngruppe an der Basis des Frontallappens (zwischen Amygdala und Pallidum)
- Verschaltet mit: Limbischem System und einem Großteil des Neokortex
- Funktion: Ermöglicht die Fähigkeit zur selektiven Aufmerksamkeit und das Lernen
Claustrum
- Lokalisation: Zwischen Putamen und Inselrinde
- Verschaltung: Reziprok mit vielen anderen Kortexarealen verbunden
- Funktion: Nicht abschließend geklärt
Wiederholungsfragen zum Kapitel Großhirn
Äußere Gliederung
Welche Auswirkung kann die Schädigung des Frontallappens haben?
Auf welche Struktur stößt man in der Tiefe des Sulcus lateralis?
Welche Zuständigkeiten haben bei den meisten Rechtshändern die rechte bzw. linke Hemisphäre?
Innere Gliederung
Welche Schicht des Neokortex empfängt die meisten Afferenzen und von welcher Schicht gehen die meisten Efferenzen aus?
Welche Funktion hat das Corpus callosum?
Welche Folge hat eine Durchtrennung des Corpus callosum?
Nenne die Kerngebiete, die zu den Basalganglien gezählt werden sowie ihre Lage zueinander!
Wie kommuniziert das Striatum mit dem Pallidum?
Welche Dopaminrezeptoren finden sich im Striatum? Wie wirken sie?
Welchen Einfluss hat die Pars compacta der Substantia nigra auf die Motorik?
Nenne die Funktionen der Amygdala!
Welches ist die wichtigste Efferenz der Amygdala? Mit welcher Struktur verbindet sie die Amygdala?
Wie ist der Ncl. subthalamicus in die Basalganglien-Verschaltung eingebunden?
Wie zeigt sich klinisch eine Schädigung des Ncl. subthalamicus?
Durch welche pathologische Veränderung kommt es zu den Symptomen beim Morbus Parkinson? Nenne die klassische Trias!
Nenne die verschiedenen Abschnitte der Capsula interna mit den in ihnen verlaufenden absteigenden Bahnen!
Eine Sammlung von allgemeineren und offeneren Fragen zu den verschiedenen prüfungsrelevanten Themen findest du im Kapitel Beispielfragen aus dem mündlichen Physikum.
Meditricks
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Basalganglien
Basalganglien: Kurs
Basalganglien: Quintessenz, Quiz, Expertenwissen
Histologie der Großhirnrinde
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