Zusammenfassung
Duodenale Stenosen gehören zu den häufigsten angeborenen intestinalen Obstruktionen. Neben der „echten“ Atresie können differenzialdiagnostisch eine duodenale Membran, ein Pankreas anulare oder Ladd-Bänder (spannen sich über das Duodenum und können es komprimieren) zur Obstruktion führen. Klinisch steht eine Ileussymptomatik im Vordergrund, die in Abhängigkeit davon, ob die Stenose vor oder hinter der Papilla Vateri liegt, mit galligem oder nicht-galligem Erbrechen einhergeht. Meist fällt die Diagnose bereits bei ersten Hinweisen eines Polyhydramnions präpartal auf. Im Röntgen-Abdomen kann postnatal typischerweise ein sog. Double-Bubble-Phänomen dargestellt werden. Die Duodenalatresie weist eine äußerst gute Prognose auf und wird mittels chirurgischem Eingriff (Duodeno-Duodenostomie) kurativ behandelt.
Epidemiologie
- 1:5000–10.000 Lebendgeburten
- 50 % der Patienten mit assoziierten Anomalien (Gallengänge, anorektal, kardial, urologisch)
- 30 % assoziiert mit Chromosomenanomalien
- U.a. Trisomie 21
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Pathophysiologie
Als Ursache für eine Duodenalatresie wird eine unvollständige bzw. fehlende Rekanalisation des in der Embryonalzeit (meist zwischen 8. und 10. Gestationswoche) verschlossenen Duodenums vermutet. Da das Duodenum in enger gemeinsamer Entwicklung mit Pankreas und dem hepatobiliären System steht, ist die Atresie des Duodenums stark mit Fehlbildungen dieser Organstrukturen assoziiert.
Symptomatik
Intrauterin
Postnatal
- Erbrechen (auch gallig, wenn die Stenose aboral der Papilla Vateri liegt)
- Häufig geblähter Oberbauch bei gleichzeitig eingefallenem Unterbauch
- Mekoniumabgang kann verzögert sein
Diagnostik
Apparative Diagnostik
-
Sonografie während der Schwangerschaft
- Polyhydramnion
- Oft Dilatation von Magen und Duodenum
- Abdomensonografie (auch zum Ausschluss von Begleitfehlbildungen)
-
Röntgen-Abdomen (im Hängen)
- Double-Bubble-Phänomen
Therapie
- Präoperativ: Ggf. Ausgleich von Elektrolytstörungen und Flüssigkeitssubstitution
- Operativ (unmittelbar nach Diagnosestellung)
- Duodeno-Duodenostomie in diamond-shape aufgespannter Form
Prognose
- Bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung ist die Prognose der isolierten Duodenalatresie sehr gut (Überlebensrate ca. 95 %)
- Liegen weitere Fehlbildungen vor, verschlechtert sich die Prognose deutlich
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
- Q41.-: Angeborene(s) Fehlen, Atresie und Stenose des Dünndarmes
- Inklusive: Angeborene Obstruktion, Okklusion und Striktur des Dünndarmes oder des Darmes o.n.A.
- Exklusive: Mekoniumileus (E84.1)
- Q41.0: Angeborene(s) Fehlen, Atresie und Stenose des Duodenums
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.