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Allgemeine Onkologie

Letzte Aktualisierung: 4.11.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die Onkologie ist die Wissenschaft von Tumoren. In diesem Kapitel sind einige Grundbegriffe erläutert, die in der Entstehung von Tumoren, der Tumordiagnostik und der sich anschließenden Therapie von Bedeutung sind. Eine histologische Untersuchung erlaubt die Bestimmung der Tumorentität und des Malignitätsgrads (Grading). Die Tumorausbreitung wird mit Hilfe der international standardisierten TNM-Klassifikation eingeschätzt. Die Standardisierung hat den Vorteil, dass sich onkologische Studien weltweit inhaltlich annähern und eine Vereinheitlichung der Prognosen/Therapien ermöglicht wird.

Die Fernmetastasierungswege können in einen Cava-Typ mit Metastasierung in die Lunge und einen Pfortadertyp mit Metastasierung in die Leber unterschieden werden. Diese Einteilung spiegelt die realen Metastasierungswege in der Praxis jedoch nur begrenzt wider. Nach Klassifizierung des Tumors kann eine Therapie in kurativer (meist frühe Stadien) oder palliativer (meist späte Stadien) Intention geplant werden.

Bei operativer Entfernung eines Tumors kann eine supportive Radiatio und/oder Chemotherapie adjuvant (nach der OP) und/oder neoadjuvant (vor der OP) durchgeführt werden. Die Erfolgsraten sind dabei (abhängig von Tumor und Stadium) sehr unterschiedlich.

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Definition und Einteilung von Tumorentoggle arrow icon

  • Tumor (von lat. tumor = "Schwellung"): Bezeichnet prinzipiell jede Art der abnormen Größenzunahme im Gewebe
  • Neoplasie (von griech. neo = "neu", plastein = "formen"): Bezeichnet eine Neubildung abnormen Gewebes aus körpereigenen Zellen. Sie kann maligne (bösartig) oder benigne (gutartig) sein
  • Meist wird der Begriff "Tumor" synonym für den Begriff "Neoplasie" gebraucht!

Einteilung nach Dignität

Einteilung von Tumoren nach Dignität
Benigne Tumoren Maligne Tumoren
Differenzierung
  • Gut differenziert
  • Schlecht differenziert
Wachstum
  • Langsam mit niedriger Zellteilungsrate (Mitoserate)
  • Örtlich verdrängend
  • Schnell mit hoher Zellteilungsrate (Mitoserate)
  • Lokal destruierend und einwachsend (invasiv-infiltrierend)
Makroskopisch
  • Gut abgrenzbar
  • I.d.R. fehlt eine Tumorkapsel
  • Einblutungen
  • "Bunte" Schnittfläche
  • Tendenziell eher derbe Konsistenz
Mikroskopisch
  • Kaum Veränderungen der Zellstrukturen

Metastasierung und Rezidive

Neben der Dignität (benigne vs. maligne) erfolgt die Einteilung nach dem Phänotyp

Einteilung von Tumoren nach Dignität und Phänotyp
Ursprungsgewebe Benigner Tumor Maligner Tumor
Epitheliale Tumoren
  • Papillom
  • Plattenepithelkarzinom
  • Drüsen-/Schleimhautepithel
Mesenchymale Tumoren
  • Fibrom
  • Fibrosarkom
  • Liposarkom
  • Chondrom
  • Hämangiom
  • Hämangiosarkom
  • Lymphangiom
  • Lymphangiosarkom
Sonderform mesenchymaler Tumoren
Neuroektodermale Tumoren
Keimzelltumoren
Embryonale Tumoren

Zur Sicherung der Diagnose muss stets eine histologische Untersuchung angestrebt werden! Ziel der Gewebeuntersuchung ist eine Beurteilung der Dignität, des Phänotyps, des Gradings sowie ggf. spezieller Eigenschaften des Tumors, die für die Therapieplanung wichtig sein können (z.B. Rezeptorstatus, molekulare Diagnostik)!

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Tumorentstehung (Karzinogenese)toggle arrow icon

  • Definition: Karzinogenese (von lat. carcinoma = "Krebs" und griech. genesis = "Zeugung", "Schöpfung") beschreibt die Entstehung von malignen Tumoren
  • Mehrschritt-Hypothese
    1. Initiation: Schädigung der DNA
    2. Promotion: Defekt wird weitergegeben
    3. Latenz: Zeit zwischen Promotion und Progression
    4. Progression: Die neoplastische Zellreihe proliferiert mit den erworbenen DNA-Schäden, es kommt zur malignen Transformation.

DNA-Schädigung

Neoplasien entstehen durch Veränderungen in den Genabschnitten der (Proto‑)Onkogene, Tumorsuppressorgene und Apoptose-regulierenden Gene, die für die Zellzyklusregulation und Zelldifferenzierung verantwortlich sind.

Genmutationen [1][2]

  • Keimbahnmutation (gametisch)
    • Definition: Mutationen, die über die Eizellen bzw. Spermien an die Nachkommen weitergegeben werden können
    • Mögliche Folge: Hereditäre (bzw. erbliche oder familiäre) Tumorerkrankungen
    • Merkmale: Positive Familienanamnese für den jeweiligen Tumor, jüngeres Erkrankungsalter , multifokales Auftreten, mehrere Organe betroffen, differenzierte Tumoren
  • Somatische Mutation
    • Definition: Mutationen, die nicht in der Keimbahn stattfinden und nicht über die Eizellen bzw. Spermien an die Nachkommen übertragen werden können
    • Mögliche Folge: Sporadische Tumorerkrankungen
    • Merkmale: Negative Familienanamnese für den jeweiligen Tumor, i.d.R. späteres Erkrankungsalter (je nach Tumor), multifokales oder solitäres Auftreten, oft nur ein Organ betroffen, differenzierte oder entdifferenzierte Tumoren

Somatische Mutationen sind Grundlage der Karzinogenese!

Schlüssel-Gene der Karzinogenese

Ursachen der DNA-Schädigung

Ursachen einer DNA-Schädigung
Substanzen Vorkommen Malignome (Beispiele)
Aromatische Kohlenwasserstoffe
  • Benzin, Zigarettenrauch
Halogenierte Kohlenwasserstoffe
  • Herstellung von Polyvinylchlorid (PVC)
Nitrosamine
  • Dimethyl- und Diethylnitrosamin
  • Zigarettenrauch, Dünger, Alkohol
Aromatische Amine
  • Früher in Gummimischungen verwendet
Anorganische Verbindungen
  • Metalle
  • Silikate (Asbest)
  • Isolationsmaterial (früher im Schiffbau, Häuserbau, etc. verwendet)
  • Ruß, Teer
  • Zigarettenrauch
  • Holzstaub
  • Holzverarbeitung

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Stagingtoggle arrow icon

  • Definition: Staging beschreibt die Klassifizierung von Tumoren. Je nach Erkrankung können unterschiedliche Klassifikationssysteme verwendet werden, das bekannteste ist jedoch die TNM-Klassifikation.
  • TNM-Klassifikation: TNM ist ein Akronym aus "Tumor", "Nodus" und "Metastasen". [3]
    • T: Ausdehnung und Verhalten des Primärtumors
    • N: Befallstatus regionärer Lymphknoten
      • N0: Kein Lymphknotenbefall
      • N1-3 je nach Art des Tumors und Ausmaß des Lymphknotenbefalls
    • M: Vorhandensein von Metastasen
      • M0: Keine Fernmetastasen
      • M1: Vorhandensein von Fernmetastasen
      • Mx: Status der Fernmetastasierung unklar
      • Zusätzlich kann durch einen dreistelligen Code die Lokalisation der Metastasen angegeben werden, z.B.:
    • L: Lymphgefäßinvasion
      • L0: Keine Lymphgefäßinvasion
      • L1: Lymphgefäßinvasion
    • V: Veneninvasion
      • V0: Keine Veneninvasion
      • V1: Veneninvasion
    • Pn: Perineurale Invasion
    • Hinter jeder Kategorie kann zudem ein C-Faktor angegeben werden, der anzeigt, wie zuverlässig die jeweilige Diagnose ist
      • C1: Standarduntersuchung (klinische Untersuchung, Rö)
      • C2: Spezielle Untersuchung (z.B. ERCP, CT)
      • C3: Nach Biopsien, Zytologien oder chirurgischer Exploration
      • C4: Nach chirurgischem Eingriff und zusätzlicher histopathologischer Diagnostik
      • C5: Nach Autopsie und histopathologischer Diagnostik
    • Vor einem der TNM-Buchstaben kann mittels Kürzel eine weitere diagnostische oder klinische Information angegeben werden

Neben den lokalen Auswirkungen, wie Kompression benachbarter Strukturen und Infiltration, kann es bei malignen Tumorerkrankungen auch zu systemischen Komplikationen, den paraneoplastischen Syndromen, kommen.

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Gradingtoggle arrow icon

  • Definition: Grading bezeichnet die Einteilung des histologischen Differenzierungsgrades eines Gewebes. Anhand der Abweichung vom physiologischen Gewebebild lassen sich Rückschlüsse auf die Malignität und Prognose eines malignen Tumors ziehen. In der Regel werden drei Grade (manchmal auch 4) unterschieden. Für den Fall, dass der Differenzierungsgrad nicht beurteilt werden kann, wird G9 angegeben.
  • Kriterien: Die genannten Parameter sind Hinweise für eine schlechtere Differenzierung
    • Variation der Orientierung der Kerne in einem Zellverband
    • Variation der Kernpolarität
    • Zell- und Kernformvariationen (Kernatypien, Vergrößerung der Nucleoli)
    • Hyperchromasie und unregelmäßige Verteilung des Chromatins
    • Tumorriesenzellen mit mehreren Kernen
    • Vermehrt Mitosefiguren
Grading Differenzierung des malignen Gewebes
G1 Gute/hohe Differenzierung mit hoher Übereinstimmung mit dem Ursprungsgewebe
G2 Mäßige Differenzierung
G3 Schlechte/niedrige Differenzierung
G4 Undifferenziertes Gewebe
G9 Grad der Differenzierung ist nicht zu beurteilen
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Metastasierung (Filialisierung)toggle arrow icon

  • Definition: Metastasen (auch „Tochtergeschwülste“ oder Filiae ) sind Absiedlungen eines malignen Tumors, der dann auch als Primärtumor bezeichnet wird. Metastasen entstehen durch Ablösung von Tumorzellen, die auf verschiedenen Wegen eine andere Körperregion erreichen, dort verbleiben und sich weiter vermehren.

Arten der Metastasierung

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Konzepte der antineoplastischen Therapietoggle arrow icon

Neben Entität, Stadium, Prognose und therapeutischen Möglichkeiten einer Tumorerkrankung müssen auch die patientenseitigen Voraussetzungen wie Allgemeinzustand (→ Karnofsky-Index), Begleiterkrankungen oder psychosoziale Faktoren in die Entscheidung zur Wahl des Therapieregimes einfließen!

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Beurteilung des Therapieerfolgstoggle arrow icon

Tumorresektionsgrad

Tumorresektionsgrad
Resektionsgrad Definition Bestätigt durch
R0-Resektion
  • Entfernung im Gesunden: Die Resektionsränder sind frei von makro- und mikroskopischem Tumorgewebe
  • Pathologie
R1-Resektion
  • Mikroskopische Tumoranteile sind verblieben
R2-Resektion
  • Makroskopische Tumoranteile sind verblieben
    • Die Größe des größten Residuums wird im Operationsbericht angegeben
  • Chirurgie

Remissionsgrad

Remissionsgrad

Komplette Remission

(CR )

Klinisch und radiologisch sind keine Zeichen der Erkrankung über einen bestimmten Zeitraum (abhängig von der Erkrankung) nachweisbar

Partielle Remission

(PR )

Rückgang des Tumorvolumens um einen definierten prozentualen Anteil (abhängig von der Erkrankung)

Stabile Erkrankung

(SD )/ (NC )

Nur minimaler Rückgang oder Zunahme aller Herde bzw. des gesamten Tumorvolumens

Progredienz der Erkrankung

(PD )

Zunahme aller Herde bzw. des gesamten Tumorvolumens
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Krebsregistertoggle arrow icon

  • Ziel: Erfassung von klinisch-epidemiologischen Daten zu Tumorerkrankungen für Forschung und gesundheitspolitische Evaluation
    • Epidemiologisch: Regionsbezogene Erfassung von Tumorerkrankungen
      • Auf Landesebene : Länderspezifische Krebsregister
      • Auf Bundesebene: Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD) des Robert-Koch-Instituts
    • Klinisch: Erfassung von Tumorerkrankungen in den Behandlungszentren
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Studientelegramme zum Thematoggle arrow icon

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Patienteninformationentoggle arrow icon

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Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Tumorbiologie

Tumorbiologie – Teil 1: Apoptose

Tumorbiologie – Teil 2: Tumorentstehung

Tumorbiologie – Teil 3: Tumoreigenschaften

Tumorbiologie – Teil 4: Kanzerogene

Tumorbiologie – Teil 5: Symptome und Effekte

Tumorbiologie – Teil 6: Therapieprinzipien

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