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Mekoniumaspirationssyndrom

Letzte Aktualisierung: 26.9.2023

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Das Mekoniumaspirationssyndrom (MAS) ist eine komplexe Lungenerkrankung, die überwiegend bei übertragenen und hypotrophen reifen Neugeborenen auftritt. Durch die Aspiration von mekoniumhaltigem Fruchtwasser kann es unmittelbar postnatal zu einer akuten mechanischen Obstruktion der Atemwege mit schwerer respiratorischer Insuffizienz und Herz-Kreislauf-Stillstand kommen. Im Kreißsaal können eine sofortige maschinelle Beatmung und kardiopulmonale Reanimation erforderlich sein. Darüber hinaus kann es durch chemisch-toxische Inflammation und bakterielle Superinfektion sekundär zu einer Verschlechterung der respiratorischen Situation kommen. Neben einer suffizienten Beatmung stehen als medikamentöse Therapieoptionen Antibiotika, Surfactant und inhalatives Stickstoffmonoxid (iNO) zur Verfügung. Als Ultima Ratio muss eine ECMO in Betracht gezogen werden. Die Prognose hängt vom Schweregrad der Erkrankung und dem Auftreten möglicher Komplikationen wie pulmonale Air-Leak-Syndrome und persistierende pulmonale Hypertonie des Neugeborenen (PPHN) ab.

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Definitiontoggle arrow icon

Insb. bei Geburt aus „erbsbreiartigem“ Fruchtwasser besteht die Gefahr eines Mekoniumaspirationssyndroms!

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Epidemiologietoggle arrow icon

Nicht jede Geburt aus mekoniumhaltigem Fruchtwasser führt zu einem Mekoniumaspirationssyndrom!

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Klassifikationtoggle arrow icon

Diagnosekriterien [6]

Schweregrade [1]

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Pathophysiologietoggle arrow icon

Fetale Hypoxie und Übertragung der Schwangerschaft sind die wichtigsten Ursachen einer vorzeitigen Mekoniumausscheidung!

Die Aspiration von Mekonium führt u.a. zu einer akuten mechanischen Obstruktion der Atemwege und chemisch-toxischen Inflammation!

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Symptomatiktoggle arrow icon

Das Mekoniumaspirationssyndrom kann je nach Ausmaß der mechanischen Atemwegsobstruktion direkt nach der Geburt zu einer schweren Atemdepression mit Herz-Kreislauf-Stillstand führen. Im Verlauf kann es zudem zu einer progredienten respiratorischen Insuffizienz und der Entstehung schwerwiegender Komplikationen kommen.

Unmittelbar postnatal

Neugeborene mit Mekoniumaspirationssyndrom sind durch mechanische Atemwegsobstruktion postnatal oft schwer atem- und kreislaufinsuffizient!

Innerhalb der ersten 24–48 Lebensstunden

Nach initialer Stabilisierung kann es durch chemisch-toxische Inflammation und sekundäre bakterielle Infektion zu einer Verschlechterung der respiratorischen Situation kommen!

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Diagnostiktoggle arrow icon

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Therapietoggle arrow icon

Neugeborene mit Mekoniumaspirationssyndrom können unmittelbar postnatal schwer atemdepressiv und kreislaufinsuffizient sein. Oberstes Ziel der Behandlung ist daher die Stabilisierung der Atmung und des Herz-Kreislauf-Systems. Siehe auch: Reanimation von Neugeborenen - AMBOSS-SOP.

Absaugen

  • Vor der Beatmung: Nicht routinemäßig empfohlen [7]
  • Bei sicherer Atemwegsobstruktion oder ineffektiver Beatmung [7][8]
    • Unter direkter Sicht (z.B. mittels Laryngoskop)
    • Mit großlumigem flexiblen Absaugkatheter (12–14 F), Yankauer-Katheter oder Mekoniumaspirator
  • Während Langzeitbeatmung: Häufiges intratracheales Absaugen empfohlen [8]

Mekonium wird häufig bereits intrauterin aspiriert und kann postnatal nicht mehr effektiv abgesaugt werden!

Unnötiges Absaugen der Atemwege kann zu einer Verzögerung der dringend notwendigen Beatmung führen!

Beatmung

Allgemein

  • Beginn: So schnell wie möglich [7]
  • O2: Großzügige Sauerstoffbeimischung (Ziel-spO2= 94–98% bzw. Ziel-paO2= 60–100 mmHg) [9]
  • BGA: Regelmäßige Bestimmung der Blutgase zur Anpassung der Beatmung

Beatmungsmodus

Für eine suffiziente maschinelle Beatmung ist oft ein hoher Inspirationsdruck (≥30 cmH2O) notwendig!

Bei schwerem Verlauf kann eine frühzeitige Verlegung an ein ECMO-Zentrum sinnvoll sein! Einschlusskriterien müssen durch direkte Absprache geklärt werden!

Medikamentöse Therapieoptionen

Die Empfehlungen zu medikamentösen Therapieoptionen sind nicht einheitlich. Ihr Einsatz wird meist nicht routinemäßig empfohlen, kann nach individueller Risiko-Nutzen-Abwägung aber in Betracht gezogen werden.

Antibiotika [1]

  • Hintergrund
  • Durchführung
    • Frühzeitiger Beginn einer empirischen Kombinationstherapie (i.d.R. analog zur Therapie der Early-onset-Sepsis, z.B. Ampicillin [12]+ Gentamicin [12])
    • Je nach Verlauf und Befunden (Blutkultur) ggf. frühzeitiges Absetzen möglich

Surfactant [1]

Inhalatives Stickstoffmonoxid (iNO) [8][9]

Analgosedierung [15][16]

Supportive Maßnahmen [8]

  • Lagerungsbehandlung ateminsuffizienter Neugeborener
    • Leicht erhöhter Oberkörper
    • Bevorzugt Bauchlage
    • Bei Langzeitbeatmung: Lagewechsel alle 2 h
    • Bei Atelektasen: Lagerung nach Lokalisation
    • Keine Hochlagerung des Gesäßes
  • Physiotherapie
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Komplikationentoggle arrow icon

Persistierende pulmonale Hypertonie des Neugeborenen (PPHN) [2][8][17]

Die frühzeitige Diagnose und Therapie der PPHN als Komplikation des MAS ist entscheidend für die Prognose!

Pulmonale Air-Leak-Syndrome [19][20]

Pulmonale Air-Leak-Syndrome können zu einer akuten und rasch progredienten Verschlechterung der respiratorischen Situation führen und müssen umgehend behandelt werden!

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Prognosetoggle arrow icon

  • Milder Verlauf
    • Besserung der Symptomatik innerhalb von 24–72 h
    • Vollständige Ausheilung innerhalb von 7–10 d
  • Schwerer Verlauf
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Präventiontoggle arrow icon

Bei allen Geburten aus mekoniumhaltigem Fruchtwasser sollte postnatal eine erfahrene pädiatrische Versorgung erfolgen!

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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