Zusammenfassung![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Das Fruchtwasser ist eine milchig-weiße Flüssigkeit, die zunächst durch Ultrafiltration des mütterlichen Plasmas und der Sekretion des Amnionepithels entsteht. Ab der 12. Schwangerschaftswoche wird es zusätzlich von den Nieren und der Lunge des Fötus gebildet. Die Hauptfunktion des Fruchtwassers ist es, den Embryo vor Verletzungen zu schützen. Daneben dient es als Transport- und Austauschmedium und verhindert, dass es zu Verwachsungen zwischen Amnion und Kind kommt.
Die Farbe des Fruchtwassers kann Hinweise über mögliche Pathologien beim Fötus geben. So spricht eine grünliche Verfärbung für einen vorzeitigen Mekoniumabgang, eine gelbe Verfärbung für eine Hyperbilirubinämie des Fötus und eine fleischwasserfarbene Verfärbung für einen intrauterinen Fruchttod. Weitere Anomalien, die das Fruchtwasser betreffen, sind das Oligohydramnion und das Polyhydramnion, bei denen vereinfacht gesagt zu wenig oder zu viel Fruchtwasser vorliegt. Dies kann sehr unterschiedliche Ursachen haben. In der Folge droht beim Oligohydramnion eine mangelhafte Beweglichkeit des Kindes mit einer intrauterinen Zwangshaltung und Wachstumsretardierung. Beim Polyhydramnion kann es aufgrund der verstärkten Beweglichkeit zu irregulären Geburtslagen und Störungen des Geburtsablaufes kommen.
Fruchtwasser![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Das Fruchtwasser ist eine vom Amnionepithel gebildete Flüssigkeit, die in ihrer Hauptfunktion den Embryo vor Verletzungen schützt. Daneben dient sie ebenfalls als Transport- und Austauschmedium und verhindert, dass es zu Verwachsungen zwischen Amnion und Kind kommt.
- Bildung
- Zunächst durch Ultrafiltration des mütterlichen Plasmas und der Sekretion des Amnionepithels
- Ab der 12. Schwangerschaftswoche auch von den Nieren und der Lunge des Fötus
- Farbe
- Anfangs klar
- Gegen Ende der Schwangerschaft milchig-weiß
- Zusammensetzung
- pH: 7–7,5 (leicht alkalisch)
- Einige Bestandteile
- Proteine, Glucose, Harnstoff
- Abgeschilferte Wollhaare, Hautschüppchen, Talg
- Fetaler Urin
- Vernix caseosa (Käseschmiere) ca. ab der 17. SSW p.m.
- Definition: Weißlich-schmieriger Belag, der die Haut des Fötus und des Neugeborenen bedeckt
- Bestandteile: Wasser, Lipide, Proteine, abgeschilferten Epithelzellen, Talgdrüsensekret und Lanugohaare
- Funktion (nicht abschließend geklärt): Vermutlich Thermoregulation des Neugeborenen, unterstützt die Adaptierung der Haut des Neugeborenen nach der Geburt und schützt die Haut vor Dehydratation
- Menge: Ca. 850–1500 mL am Ende der Schwangerschaft
- Zirkulation: Fruchtwasser wird ca. alle 3 Stunden komplett ausgetauscht
- Resorption
- Zunächst über das Amnionepithel
- Etwa ab dem 5. Schwangerschaftsmonat trinkt der Fötus täglich ca. 400ml Fruchtwasser, das über seinen Darm resorbiert und über das Blut an den mütterlichen Kreislauf zurückgegeben wird
- Nach der abgeschlossenen Nierenentwicklung scheidet er das aufgenommene Fruchtwasser über den Urogenitaltrakt als gering konzentrierten Urin wieder ins Fruchtwasser aus
- Funktion
- Nachweis: Siehe Nachweis von Fruchtwasser
Farbveränderungen des Fruchtwassers![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Die Farbe des Fruchtwassers kann Hinweise auf mögliche Pathologien beim Fötus geben.
- Grün: Mekoniumhaltiges Fruchtwasser [1]
- Gelb: Hyperbilirubinämie bei Morbus haemolyticus fetalis
- Fleischwasserfarben: Infans mortuus (intrauteriner Fruchttod) [1]
Oligohydramnion![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
- Definition: Fruchtwassermenge <500 mL im 3. Trimenon
- Ursachen [2]
- Maternal
- Fetal
- Reduzierte/ausbleibende Harnausscheidung durch Fehlbildung der Ausscheidungsorgane (z.B. bei Nierenagenesie, Ureterstenose, Urethralklappen, Zystennieren)
- Intrauterine Infektionen
- Bei Mehrlingsschwangerschaft: Fruchtwassermengenunterschied beim fetofetalen Transfusionssyndrom
- Folgen
- Mangelhafte Beweglichkeit des Kindes führt zu intrauteriner Zwangshaltung → Entwicklung von Fehlstellungen wie z.B. Schiefhals, Fußfehlstellungen
- Intrauterine Wachstumsretardierung
- Ggf. weitere Organschäden wie z.B. Lungenhypoplasie bei Anhydramnion
- Erhöhte perinatale Mortalität und vermehrt Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen wie z.B. Nabelschnurkompression oder Plazentainsuffizienz
- Diagnose
- Direkte Beurteilung der Fruchtwassermenge mittels Sonografie
- Therapie
- Regelmäßige fetale Überwachung (CTG und AFI/SDP, Doppler-Sonografie in der Schwangerschaft), je nach zugrunde liegendem Krankheitsbild
- Bei reifem Kind baldige Entbindung anstreben
- Ggf. Fruchtwasser mittels Amniozentese auffüllen
Polyhydramnion![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
- Definition: Fruchtwassermenge >2.000 mL im 3. Trimenon
- Ursachen [2]
- Maternal
- Fetal
- Verminderte Fruchtwasseraufnahme durch Stenosen und Atresien des GI-Trakts
- Beeinträchtigter Schluckvorgang bei Neuralrohrdefekten, bspw. bei Anenzephalus [3]
- Chromosomenaberrationen und Fehlbildungssyndrome
- Intrauterine Infektionen (z.B. Toxoplasmose, CMV, Parvovirus B19, Varizellen)
- Bei Mehrlingsschwangerschaft
- Folgen
- Verstärkte Beweglichkeit des Kindes führt zu irregulären Geburtslagen (häufigere Beckenend- oder Querlagen) und Störung des Geburtsablaufs
- Erhöhtes Frühgeburtsrisiko durch vorzeitigen Blasensprung oder vorzeitige Wehentätigkeit
- Diagnose
- Direkte Beurteilung der Fruchtwassermenge mittels Sonografie
- Therapie
- Regelmäßige fetale Überwachung (CTG und AFI/SDP, Doppler-Sonografie in der Schwangerschaft), je nach zugrunde liegendem Krankheitsbild
- Fruchtwasserdrainage per Amniozentese
- Gezielte Therapie bei
- Diabetes mellitus: Blutzuckereinstellung
- Morbus haemolyticus fetalis: Intrauterine Austauschtransfusion
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2019![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
O40: Polyhydramnion
- Inklusive: Hydramnion
O41.-: Sonstige Veränderungen des Fruchtwassers und der Eihäute
- Exklusive: Vorzeitiger Blasensprung (O42.‑)
- O41.0: Oligohydramnion
- Oligohydramnion ohne Angabe von Blasensprung
- O41.8: Sonstige näher bezeichnete Veränderungen des Fruchtwassers und der Eihäute
- O41.9: Veränderung des Fruchtwassers und der Eihäute, nicht näher bezeichnet