Zusammenfassung
Der Analprolaps bezeichnet eine Vorstülpung der Schleimhaut des Analkanals vor den Schließmuskel. Dies entsteht häufig auf Grundlage von ausgeprägten Hämorrhoiden. Differenzialdiagnostisch abzugrenzen ist der Rektumprolaps, bei dem es sich um einen Vorfall aller Wandschichten des Rektums handelt, der häufig durch eine Schwäche des Beckenbodens und Obstipationen bedingt ist. Die Abgrenzung erfolgt über die Fältelung der vorgefallenen Struktur: der Analprolaps zeigt radiäre Schleimhautfalten, der Rektumprolaps zeigt zirkuläre Schleimhautfalten. Therapeutisch steht initial die konservative Therapie (abschwellende Maßnahmen, Analgesie, Reposition) im Vordergrund, zur dauerhaften Therapie ist häufig eine chirurgische Therapie notwendig.
Definition
- Analprolaps: Vorfall der Schleimhaut des Analkanals
- Rektumprolaps: Vorfall aller Wandschichten des Rektums
- Vollständig: Verlagerung nach extraanal
- Partiell: Vorfall in den Analkanal (innerer Rektumprolaps)
Epidemiologie
- Alter
- Senium
- Rektumprolaps auch bei Säuglingen durch fehlende Fixation des Rektums
- Geschlecht: ♀ > ♂
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Ätiologie
Analprolaps
- Hämorrhoiden 3./4. Grades (Hyperplasie des Corpus cavernosum recti)
- Analsphinkterschwäche
Rektumprolaps
- Im Senium
- Schwäche des Beckenbodens
- Schwäche des Schließmuskels
- Mehrfachgebärende
- Obstipation und starkes Pressen, aber auch rezidivierende Durchfälle
- Bei Kleinkindern
- Obstipation und starkes Pressen, aber auch rezidivierende Durchfälle
- Zystische Fibrose
- Bindegewebsschwäche
Symptomatik
Gemeinsame Symptome
- Blickdiagnose (analer Vorfall von kräftig-roter Analschleimhaut bzw. Rektumgewebe; nicht bei partiellem Rektumprolaps)
- Pruritus ani
- Stuhlinkontinenz
- Schleim- und Blutabgang
- Nässen
Spezielle Symptome
- Analprolaps: Radiäre Schleimhautfalten
- Rektumprolaps: Zirkuläre Schleimhautfalten
Diagnostik
- Anamnese und klinische Untersuchung (Pressversuch, digital-rektale Untersuchung)
- Blickdiagnose (analer Vorfall von kräftig-roter Analschleimhaut bzw. Rektumgewebe; nicht bei partiellem Rektumprolaps)
- Prokto-/Rektoskopie
- Ggf. Defäkografie oder dynamische Beckenboden-MRT
- Ggf. Biopsie bei suspekten Ulzera
- Ggf. Sphinktermanometrie bei Inkontinenz
Therapie
Konservativ
- Insb. bei Analprolaps: Abschwellende Maßnahmen (antiinflammatorische systemische Therapie, topische Glucocorticoide, kühlende feuchte Umschläge)
- Ggf. analgetische Maßnahmen
- Stuhlregulation
- Manuelle Reposition
- Säuglinge: Redressierende Verbände
Operativ
- Analprolaps: Interventionelle/operative Versorgung der Hämorrhoiden (z.B. Stapler-Hämorrhoidopexie nach Longo)
-
Rektumprolaps
- Transabdominelle oder trans-/perianale Rektopexie
- Ggf. Resektionsrektopexie (Mobilisierung, Hochzug und Fixierung des Rektums am Promontorium, ggf. unter partieller Resektion des Sigmas)
- Bei Inkarzeration: Resektion mit End-zu-End Anastomose
- Bei Inkontinenz: ggf. Beckenbodenplastik
Komplikationen
Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
- K62.-: Sonstige Krankheiten des Anus und des Rektums
- K62.2: Analprolaps
- Prolaps des Analkanals
- K62.3: Rektumprolaps
- Prolaps der Mastdarmschleimhaut
- K62.2: Analprolaps
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.
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