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Obstipation

Letzte Aktualisierung: 8.1.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die chronische Obstipation ist ein häufiges Krankheitsbild, deren Pathomechanismen komplex und bisher nur teilweise geklärt sind. Im Gegensatz zu leichten, reversiblen Obstipationsbeschwerden des Gesunden kann eine chronische Obstipation den Betroffenen stark belasten und in seiner Lebensqualität einschränken. Sie ist gekennzeichnet durch eine Stuhlfrequenz von <3×/Woche und eine harte Stuhlkonsistenz, die zu starkem Pressen führt und häufig mit einem Gefühl der inkompletten Entleerung einhergeht. Die chronische Obstipation lässt sich in sekundär und funktionell unterteilen. Die sekundäre Obstipation ist i.d.R. Folge exogener Faktoren, einer Grunderkrankung oder einer anatomischen Veränderung. Die funktionelle Obstipation beruht meist auf einer Beckenbodendyssynergie und/oder einer slow-transit constipation. Zeigen sich bei der Basisdiagnostik Warnsymptome, wird umgehend eine erweiterte Untersuchung eingeleitet. Neben der kausalen Behandlung bei der sekundären Obstipation erfolgt eine Stufentherapie aus Allgemeinmaßnahmen und einer konsequenten abführenden (Kombinations‑)Therapie. In Einzelfällen sind funktionelle oder chirurgische Verfahren indiziert.

Die akute Obstipation ist oft situativ bedingt und verschwindet i.d.R., sobald sich die Situation wieder normalisiert. Sie bedarf meist keiner medikamentösen Therapie.

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Prävalenz: Ca. 5–15 % der Einwohner in Deutschland betroffen
  • Alter: In jedem Alter möglich, Personen >65 Jahre vermehrt
  • Geschlecht: > (Verhältnis 2:1)

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

(Primäre) Funktionelle Obstipation

  • Normal-transit constipation (NTC): ca. 60 % — Obstipation ungeklärter Ursache bei normaler Darmpassagezeit
  • Beckenbodendyssynergie: ca. 25 % — Funktionelle anale Blockade durch paradoxes Anspannen des Sphinkterapparates beim Defäkationsvorgang
  • Slow-transit constipation (STC): ca. 15 % — Obstipation infolge einer Neuropathie des enterischen Nervensystems
  • Eine Sonderform stellt die Obstipation im Rahmen des Reizdarmsyndroms dar

Häufig kommen Beckenbodendyssynergie und STC kombiniert vor.

Sekundäre Obstipation

Mechanische Ursachen

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Klassifikationtoggle arrow icon

Chronische Obstipation

  • Definition (ROM-III-Kriterien): 2 der folgenden Symptome müssen in den vergangenen 6 Monate über mindestens 12 Wochen bestanden haben
    • Stuhlfrequenz <3×/Woche
    • Harter Stuhlgang
    • Gefühl der inkompletten Entleerung
    • Manuelle Manöver zur Unterstützung der Darmentleerung bei ≥25 % der Stuhlgänge
    • Starkes Pressen
    • Gefühl der analen Blockierung

Auch bei normaler Stuhlfrequenz kann eine Obstipation vorliegen!

Akute Obstipation

Die akute Obstipation ist oft situativ bedingt (bspw. durch Bettlägerigkeit, Ernährungsumstellung oder auf Reisen) und verschwindet i.d.R., sobald sich die Situation wieder verändert.

Wichtig ist die Abgrenzung einer harmlosen akuten Obstipation zum Notfall Ileus!

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Pathophysiologietoggle arrow icon

Die der chronischen Obstipation zugrundeliegenden Pathomechanismen sind uneinheitlich, komplex und bisher nur teilweise geklärt.

Sonderfall der Defäkationsstörung: Sauberkeitserziehung bei Kindern

  • Nichtorganische Enkopresis: Willkürliches oder unwillkürliches Absetzen von Fäzes normaler oder fast normaler Konsistenz außerhalb der vorgesehenen Einrichtungen. Typisch ist dabei ein Wechsel zwischen Verstopfungs- und "Einkot-Phasen"
  • Circulus vitiosus: Rückhaltemanöver als Auslöser → Stuhl verhärtet und bildet großvolumige Ballen → Schmerzhafte Defäkation und Schleimhauteinrisse → Weitere Rückhaltung und Vermeidung der Defäkation
  • Verflüssigung des Stuhls proximal des Stuhlpfropfes → Stuhlschmieren und Überlaufenkopresis
  • Kompression der Urethra und nachfolgend Enuresis zusätzlich möglich

Geringe Trinkmengen, faserarme Kost, Bewegungsmangel und Rückhaltemanöver können bei bestehender Prädisposition eine Obstipation begünstigen!

Eine chronische Entleerungsstörung kann auch eine sekundäre Transitstörung verursachen!

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Diagnostiktoggle arrow icon

Diagnostischer Stufenplan

  • Basisdiagnostik (mit unauffälliger Anamnese und körperlicher Untersuchung) ohne Warnsymptome → Konsequente Therapie und Verlaufsbeobachtung über 4 Wochen
    • Bei ausbleibender Besserung: Erweiterte Diagnostik mit Laboruntersuchung und Bildgebung
  • Warnsymptome in der Basisdiagnostik, hoher Leidensdruck oder starke Beschwerden → Sofort erweiterte Diagnostik inklusive Laboruntersuchung, Sonografie des Abdomens (bei Frauen zusätzlich gynäkologische Untersuchung) und endoskopische/radiologische Untersuchung (insb. Ileokoloskopie)

Basisdiagnostik bei Obstipation

Red Flags bei Obstipation [1][2][3][4]

Red Flags mit sofortigem Handlungsbedarf bei Obstipation

Folgende Red Flags (Warnzeichen) sprechen für einen Ileus und sollten unbedingt von einer akuten Obstipation abgegrenzt werden:

Red Flags für einen abwendbar gefährlichen Verlauf bei Obstipation

Folgende Red Flags können Hinweise auf Krankheiten darstellen. Für weitere Differenzialdiagnosen siehe: Obstipation - Ätiologie

Red Flags für einen abwendbar gefährlichen Verlauf bei Obstipation
Karzinom Chronisch-entzündlich Neurogen

Rheumatisch

Endokrin

B-Symptomatik

  • Fieber
  • Nachtschweiß
  • Gewichtsverlust

Weitere Stuhlveränderungen

  • (Paradoxe) Diarrhö
  • Blutauflagerung
  • Schleimauflagerung

Schmerzen (✓)

(✓)

Palpatorische Auffälligkeiten

Übelkeit/Erbrechen

(✓)

(✓)

(✓)

Weitere typische Befunde/Risikofaktoren
Legende: ✓ Häufig vorkommend, (✓) gelegentlich vorkommend, – nicht typisch

Erweiterte Diagnostik bei Obstipation

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Spezielle apparative Diagnostiktoggle arrow icon

Bestimmung der Kolontransitzeit (Hinton-Test)

Anorektale Manometrie

  • Indikationen
  • Durchführung
    • Digitale Untersuchung des Rektums, ggf. Reinigung mittels Klysma
    • In Linksseitenlage Einführen eines weichen luft- oder wasserdurchspülten Katheters (mit aufblasbarem Ballon am Ende) bis etwa 10 cm in das Rektum und Durchführung der verschiedenen Messmanöver
  • Aufzeichnung und Auswertung
    • Ruhedruck: Messung bei dreimaligem Durchziehen der Sonde durch den Sphinkter
    • Maximaler Kneifdruck und Dauerkontraktionsleistung: Messung bei mehrmaligem Zusammenkneifen über jeweils 10 s
    • Hustenreflex: Messung des Druckanstiegs im Sphinkter beim Husten
    • Rektoanaler Inhibitionsreflex (RAI): Druckabfall im Analkanal bei Dehnung des Rektums, Druckanstieg bis zum Ausgangsniveau nach Ende der Dehnung
    • Defäkationstest: Messung der Druckveränderungen von Rektum und Sphinkter beim Pressen (wie beim Stuhlgang)
    • Sensorische Schwellenwertmessung: Schrittweises Aufblasen des Ballons bis zur Wahrnehmungs-, Stuhldrangs- und Schmerzschwelle
    • Rektale Compliance: Messung der Dehnbarkeit des Rektums
  • Vorteile
    • Druckmessung des Analsphinkters unter standardisierten Bedingungen
    • Bei Nachweis des RAI: Sicherer Ausschluss eines M. Hirschsprung möglich
  • Nachteil: Falsch-positive Ergebnisse häufig

Ballonexpulsionstest

  • Indikationen
  • Durchführung
    • Meist in Kombination mit Manometrie
    • Wassergefüllter Ballon (ca. 50 mL, ggf. mit Gewichten) wird rektal eingeführt → Patient soll diesen ausscheiden
    • Patienten mit Defäkationsstörungen schaffen dies i.d.R. nicht
  • Vorteil: Kostengünstiges Screening- bzw. Kontrollverfahren
  • Nachteile
    • Falsch-positive sowie falsch-negative Befunde möglich
    • Kein standardisiertes Vorgehen etabliert

Defäkografie

  • Indikationen
  • Durchführung
    • Konventionell oder mittels MRT möglich
    • MR-Defäkografie: Simulation und Analyse des Defäkationsprozesses mit Hilfe von Ultraschallgel
      • Befüllen des Rektums mit Ultraschallgel mittels eines dünnen Schlauches
      • Unter intermittierender MRT-Aufnahme Entleeren des Gels in eine Vorlage
      • Beurteilung der verschiedenen Funktionszustände
      • Vorteile: Keine Strahlenbelastung, Darstellung aller Beckenorgane
      • Nachteile: Unnatürliche Position beim Stuhlgang, schlechte Detaildarstellung des Rektums
    • Konventionelle Defäkografie: Simulation und Analyse des Defäkationsprozesses mithilfe eines Kontrastmittels
      • Verabreichen eines Bariumeinlaufes
      • Unter Durchleuchtung wird der Patient in sitzender Position auf einer röntgendurchlässigen Toilette zum Kneifen, Pressen und Entleeren des Einlaufes aufgefordert
      • Vorteil: Gute Darstellung in für den Stuhlgang natürlicher Position
      • Nachteil: Strahlenbelastung, keine Darstellung anderer Beckenorgane möglich

Kolonmanometrie

  • Indikation: Nur bei schwerster Symptomatik, eindeutiger Therapie-Refraktärität und fehlendem Anhalt für Stuhlentleerungsstörung, insb. vor angedachter Colektomie
  • Durchführung
    • Im Rahmen der Coloskopie Platzierung einer Messsonde ca. 40–50 cm tief im Kolon
    • Aufblasen des am Ende der Sonde gelegenen Ballons, bis er der Kolonwand anliegt
    • Druckänderungen, die durch Kontraktionen der Darmwand entstehen, werden auf den Ballon übertragen und gemessen
    • Weiter distal werden an 6 Stellen die durch Kontraktionen entstehenden Druckänderungen gemessen
    • Messung über mehrere Stunden
    • Anschließend Auswertung → Prüfen auf Vorliegen einer Darmmotilitätsstörung
  • Vorteil: Detaillierte Beurteilung der Bewegungsmuster des Kolons
  • Nachteil: Aufwendige Untersuchung in wenigen Spezialzentren

Ganzwandbiopsie

  • Indikationen
  • Durchführung
  • Vorteil
    • Ansatzpunkt für gezielte Therapie (bspw. bei autoimmunentzündlichen Veränderungen neuromuskulärer Strukturen)
    • Infolge des Schnellschnittverfahrens ggf. sofort partielle Kolonresektion möglich
  • Nachteil: Sehr invasives diagnostisches Verfahren

Untersuchungen der Motilität des oberen GI-Traktes

Bei der speziellen apparativen Diagnostik sind Invasivität und Umfang der Abklärung immer streng auf das Vorliegen einer therapeutischen Konsequenz hin zu hinterfragen!

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Siehe: Obstipation - Ätiologie für sekundäre Ursachen

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Überblick

Bei der in der Mehrzahl der Fälle vorliegenden funktionellen Obstipation sollte zunächst ein Therapieversuch durch Ernährungsumstellung auf ballaststoffreiche Kost (Weizenkleie, Flohsamen) und ausreichende Flüssigkeitszufuhr sowie vermehrte körperliche Aktivität und Bewegung unternommen werden. Sollte dies nicht zum Erfolg führen, können osmotisch-wirksame Laxantien eingesetzt werden. Die letzte medikamentöse Eskalationsstufe besteht in der Anwendung von stimulativen Laxantien.

Der durch die Laxantientherapie entstehende Kaliumverlust führt zur Hypokaliämie, die ihrerseits wiederum eine verminderte Darmaktivität bedingt!

Insbesondere bei längerfristiger, unreflektierter Einnahme kann es zur Laxantienabhängigkeit kommen!

Stufe I: Allgemeinmaßnahmen und Ballaststoffe [5]

  • Stufe Ia
    • Ernährungsumstellung
    • Empfehlung zu vermehrter Bewegung
    • Aufklärung der Patienten über die Ursachen und Entstehung
    • Toilettentraining
      • 10 min nach jeder Hauptmahlzeit (um den gastrokolischen Reflex zu nutzen)
      • Wenn Stuhldrang besteht jederzeit zwischendurch
    • Stuhlprotokoll (und Besprechung des Protokolls)
  • Stufe Ib

Stufen II–IV (Medikamentöse Maßnahmen)

  • Ätiologisch orientiertes Vorgehen: Anderes Vorgehen bei anorektaler Entleerungsstörung als bei Obstipation ohne Entleerungsstörung.

Vorgehen bei V.a. Entleerungsstörung

Vorgehen in Fällen ohne Entleerungsstörung

  • Stufe II
  • Stufe III: Weitere medikamentöse Wirkprinzipien (Prucaloprid, Linaclotid, Lubiproston )
  • Stufe IV: Kombinationstherapie mit allen Optionen der Stufe I-III unter Beachtung folgender zusätzlicher Optionen

Opioid-induzierte Obstipation

Laxanzien zur Behandlung oder Vorbeugung von opioidbedingter Obstipation sollen routinemäßig verordnet werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Palliativmedizin)

Stufe V (Interventionen und chirurgische Verfahren)

  • Strenge Indikationsstellung erforderlich
    • Sakralnervenstimulation: Ultima Ratio bei schwerer, therapierefraktärer STC
    • Operative Verfahren (insb. Kolonteilresektion): Bei idiopathischem Megakolon bzw. als Ultima Ratio bei schwerster, therapierefraktärer STC

Komplementäre und alternativmedizinische Ansätze

Über diese Methoden sollte jeder Arzt informiert sein, um den Patienten offen auf möglicherweise bereits begonnene alternative Behandlungsstrategien anzusprechen. Kontraproduktive Maßnahmen sind (mit dessen Einverständnis) abzubrechen. Komplementäre Optionen sollten besprochen werden, um das integrative Medizinkonzept zu fördern.

Therapie der sekundären Obstipation

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AMBOSS-Pflegewissen: Obstipation und Obstipationsprophylaxetoggle arrow icon

  • Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten: I.d.R. mind. 2 L, insb. bei ballaststoffreicher Ernährung
  • Bewegung: Fördert die Darmperistaltik
  • Ernährung
    • Ballaststoffreiche Kost: Flohsamen, Weizenkleie, Vollkornprodukte
    • Sauermilchprodukte und darmanregende Kost integrieren
    • Stopfende Lebensmittel vermeiden
  • Nahrungsaufnahme: Ausreichend kauen und Zeit beim Essen nehmen
  • Stuhlgang nie unterdrücken: Ruhe und Intimsphäre für die Defäkation schaffen
  • Feste Ausscheidungszeiten: Bspw. immer nach dem Essen
  • Rituale: Bspw. Kaffee am Morgen, ausreichend Zeit für einen Toilettengang nach dem Frühstück einplanen
  • Kolonmassage
    • Durchführung: Der Bauch wird dem Verlauf des Kolons folgend vorsichtig in kleinen Kreisen massiert.
      • Massage setzt am Wurmfortsatz bzw. dem Beginn des aufsteigenden Kolons (Colon ascendens) am unteren rechten Bauch an und wird über Querkolon (Colon transversum) und absteigendes Kolon (Colon descendens) zum Rektum weitergeführt
      • Bei bestehender Obstipation kann es sinnvoll sein, die Massage in entgegengesetzter Richtung durchzuführen
      • Rhythmus der Massage wird an die Atmung der zu massierenden Person angepasst, eine Hand berührt während der Massage immer die Patient:innen.
  • Bauchwickel: Für 15 min feuchtes, körperwarmes Handtuch auf den Bauch legen, darüber eine Wärmflasche oder ein warmes Kirschkernkissen
  • Hocksitzhaltung auf der Toilette: Beine erhöhen, sodass diese angewinkelt sind
  • Medikamente und weitere Abführmaßnahmen: Nach ärztlicher Anordnung

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AMBOSS-Pflegewissen: Abführmaßnahmentoggle arrow icon

Vor der Durchführung von Abführmaßnahmen sollten Pflegekräfte die schnelle Erreichbarkeit einer Toilette sicherstellen. Darüber hinaus sollten sie, insb. nach den Maßnahmen, zügig auf die Patientenrufanlage reagieren und die durchgeführten Anordnungen sowie deren Erfolg sorgfältig dokumentieren.

Alle Abführmaßnahmen – insb. Einläufe und eine digitale Ausräumung – dürfen nur nach ärztlicher Anordnung und mit entsprechender Handlungskompetenz durchgeführt werden!

Medikamente bei Obstipation

Für eine Übersicht der bei Obstipation eingesetzten Medikamentengruppen und deren Anwendungsfälle siehe: Basistherapeutika bei Obstipation

Zäpfchen

  • Verabreichen eines Zäpfchens
    • Positionierung: In Rückenlage oder in Seitenlage mit jeweils angezogenen Beinen
    • Vorbereitung: Mit behandschuhten Händen Zäpfchen aus der Verpackung entnehmen
    • Einführung: Mit dem Zeigefinger in den Anus hinter den Schließmuskel einführen
      • Alternative Anleitung zur Selbstdurchführung: Ggf. Patient:innen anleiten bzw. vorher informieren und Einmalhandschuh aushändigen, um eigenständige Durchführung zu ermöglichen
    • Ausscheidung
      • Zäpfchen sollte für mind. 5 min im Enddarm verbleiben
      • Ggf. bei der Ausscheidung unterstützen und Maßnahme dokumentieren

Klistiere und Darmeinläufe in der Pflege

Alle Abführmaßnahmen – insb. Einläufe und eine digitale Ausräumung – dürfen nur nach ärztlicher Anordnung und mit entsprechender Handlungskompetenz durchgeführt werden!

Verabreichen von Klistieren

  • Mikro-/Miniklysmen: I.d.R. 5–20 mL Flüssigkeit
    • Verwendung ohne Darmrohr, Wirkung auf Ampulle des Rektums beschränkt
  • (Einmal‑)Klysmen: I.d.R. 100–300 mL Flüssigkeit
    • Verwendung mit oder ohne Darmrohr möglich
  • Durchführung: Beachte stets die Abbruchkriterien bei Klistieren und Einläufen
    • Abdeckkappe abnehmen, ggf. das Ansatzrohr des Klysmas bzw. das Darmrohr einfetten
    • Ansatzrohr des Klysmas bzw. Darmrohr in den Anus einführen und Flüssigkeit des (Mini)Klysmas durch Aufrollen und Ausdrücken in den Darm einbringen
    • Klistier zusammengerollt und -gepresst entfernen
    • Patient:innen auffordern, die Flüssigkeit 15–20 min im Darm wirken zu lassen, bis sie den Darm entleeren
    • Ggf. bei der Ausscheidung unterstützen
    • Die Maßnahme und deren Ergebnis dokumentieren

Allgemeine pflegerische Aspekte zur Durchführung eines Reinigungs-/Darmeinlaufs

Aufgrund der Verletzungsgefahr muss das Darmrohr vor dem Einführen immer auf scharfe Kanten/Unebenheiten kontrolliert werden!

Pflegerische Durchführung eines Reinigungs-/Darmeinlaufs

  • Patient:innen bzgl. Ablauf und Ziel der Maßnahme ausführlich informieren: Auch während der Maßnahme alle Schritte erklären
  • Ruhe und Intimsphäre gewährleisten: Möglichst in einem separaten Raum mit Toilette bzw. Mitpatient:innen aus dem Zimmer bitten/Sichtschutz aufstellen
  • Benötigte Materialien
    • Sekretbeutel/Irrigator mit körperwarmer Spülflüssigkeit
    • Darmrohr: Bei Erwachsenen i.d.R. 10–14 Charrière
    • Gleitmittel/Cremes
    • 2 Schlauchklemmen
    • Messbecher (2 L)
    • Wasserdichte Unterlage
    • Nierenschale, Zellstoff
    • Reinigungstücher/(Einmal‑)Waschlappen, Handtücher
    • Einmalhandschuhe, Schutzkittel
    • Abwurf, Händedesinfektionsmittel
    • Ggf. Toilettenstuhl oder Steckbecken
  • Durchführung: Beachte stets die Abbruchkriterien bei Klistieren und Einläufen
    • Positionierung: In Linksseitenlage , wasserdichte Unterlage unter den Patient:innen platzieren
    • Vorbereitung des Darmrohrs: Einfetten , Darmrohr mit Sekretbeutel verbinden und entlüften
    • Vor dem Einführen des Darmrohrs: Obere Gesäßhälfte anheben, Anus auf sichtbare Hämorrhoiden kontrollieren
      • Schließmuskel mit Darmrohr anstupsen, Kontraktion und anschließende Erschlaffung abwarten
    • Einführen des Darmrohrs: Unter drehenden Bewegungen zunächst 5–10 cm, wenn problemlos möglich ca. 10–20 cm weit vorschieben
      • Patient:innen auffordern, leicht (wie beim Stuhlgang) zu pressen
    • Spülflüssigkeit einfließen lassen : Klemmen öffnen und Beutel bis maximal 50 cm über Körperniveau anheben; Patient:innen auffordern, ruhig und tief durch den Mund zu atmen
      • Bei Kreislaufproblemen und/oder Schmerzen: Abbruch des Einlaufs
      • Bei starkem Druckgefühl: Beutel niedriger halten
      • Flüssigkeit tritt neben dem Darmrohr aus: Beutel tief halten, damit die Flüssigkeit wieder zurücklaufen kann, dann erneut versuchen (Beutel etwas niedriger halten als beim Ausgangsversuch)
      • Flüssigkeit läuft nicht mehr ein: Hinweis auf verstopfte Darmrohrspitze, Darmrohr leicht drehen
        • Ggf. Darmrohr mit geschlossener Klemme entfernen, durchspülen, erneut einführen und verbliebene Flüssigkeit einlaufen lassen
    • Um höhere Darmabschnitte zu reinigen: Nach halbem Beutel Patient:innen mit geschlossener Klemme am Darmrohr auffordern, sich in Rechtsseitenlage zu positionieren
    • Abklemmen von Darmrohr und Sekretbeutel: Insb. wenn Patient:innen angeben, die Flüssigkeit nicht mehr halten zu können oder wenn Beutel vollständig entleert
    • Ggf. Sekretbeutel abtrennen und Darmrohr entfernen: Mit Zellstoff und Einmalhandschuh umfassen und das Darmrohr zudrücken , anschließender Abwurf
    • Mind. 5–10 min Spülflüssigkeit halten lassen: Patient:innen umherlaufen lassen, Bauchmassage
    • Bei der Ausscheidung unterstützen: Ggf. auch bei späteren Abgängen, Patientenrufanlage in Reichweite, auf erhöhte Sturzgefahr aufgrund von Schwäche achten
    • Materialien entsorgen und Flächen desinfizieren
    • Maßnahme dokumentieren: Datum, Uhrzeit, Art des Einlaufs, aufgetretene Probleme bzw. Komplikationen, Stuhlgang bzgl. Menge, Farbe, Auffälligkeiten

Hebe-Senk-Einlauf

  • Ziel: Stimulation des Darms und Anregung der Peristaltik, intensivierte Form eines Einlaufs
  • Benötigte Materialien und Vorgehen: Wie bei Reinigungseinlauf
    • Nachdem Flüssigkeit in den Darm eingelaufen ist, wird das Darmrohr nicht entfernt, sondern der Beutel gesenkt, sodass die Flüssigkeit wieder in den Beutel einläuft
    • Flüssigkeit mehrfach in den Darm ein- und auslaufen lassen, bis Flüssigkeit bräunlich verfärbt ist oder Darmgase abgegangen sind
  • Flüssigkeitsmenge: I.d.R. 1500–2000 mL

Der Hebe-Senk-Einlauf kann den Kreislauf stark beeinträchtigen, sodass ein engmaschiges Basismonitoring notwendig ist!

Digitale Ausräumung (Manuelle Entleerung)

  • Indikation: I.d.R. Anwendung, wenn alle anderen Abführmaßnahmen erfolglos geblieben sind , bei Patient:innen mit Querschnittssyndromen ist die digitale Ausräumung häufiger notwendig
  • Ärztliche Tätigkeit, Delegation möglich: Schriftliche ärztliche Anordnung notwendig
  • Ziel: Kotsteine entfernen
  • Komplikationen: Schäden an der Darmschleimhaut, Blutung innerer Hämorrhoiden, Perforation von Tumoren und Ulzera, Verletzungen am Sphinkter
  • Material: Handschuh und Fingerling, Vaseline am Fingerling, Zellstoff zum Abstreichen
    • Bei sehr harten Kotsteinen: Ggf. vorsichtige Anwendung eines CO2-freisetzenden Suppositoriums zur Aufweichung vor der Ausräumung nach ärztlicher Rücksprache
  • Positionierung: Linksseitenlage
  • Abschließende Dokumentation von Maßnahme, Stuhlbeschaffenheit, Auffälligkeiten/Besonderheiten

Alle Abführmaßnahmen – insb. Einläufe und eine digitale Ausräumung – dürfen nur nach ärztlicher Anordnung und mit entsprechender Handlungskompetenz durchgeführt werden!

Darmspülung

Eine Darmspülung findet zur besonders gründlichen Reinigung des Darms statt, insb. vor OPs und Endoskopien. Man unterscheidet zwischen retrograder und orthograder Darmspülung.

Retrograde Darmspülung

  • Materialien: Wie bei Reinigungseinlauf + Auffangbehälter und Schlauchstück zum Ableiten in den Auffangbehälter, Y-Verbindungsstück
  • Unterschiede zum Reinigungseinlauf: Größere Spülmengen bis zu 5 L; Y-Stück am Darmrohr verbunden mit einem Abflussrohr, das in einen Auffangbehälter mündet
  • Vorgehen:
    • Zunächst 100–200 mL bei abgeklemmtem Abflussschlauch, bei guter Verträglichkeit 400 mL einfließen lassen
    • Klemme am Zuflussschlauch schließen und am Abflussschlauch öffnen, sodass Flüssigkeit abläuft
    • Vorgang wiederholen, bis klare Flüssigkeit abläuft

Orthograde Darmspülung

  • Kontraindikationen: Ileus, Darmstenose, (schwere) Herzinsuffizienz
  • Applikation: Oral oder über eine nasogastrale Sonde
  • Flüssigkeitsmenge: 4–6 L Abführlösung und zusätzliche Flüssigkeit innerhalb weniger Stunden
  • Durch Trinken: I.d.R. Dosissplitting

Orthograde Darmspülung über eine Sonde

  • Benötigte Materialien
  • Patient:innen wiegen und dokumentieren: Nach der Maßnahme wiederholen, um Flüssigkeitseinlagerungen zu erkennen
  • Vorgehen
    • Nasogastrale Sonde legen
    • Freie Toilette sollte zur Verfügung stehen und in guter Erreichbarkeit für Patient:innen sein, Patient:innen auf Toilettenstuhl mobilisieren, Auffangbehälter des Toilettenstuhls regelmäßig leeren
    • Auf ausreichende Wärmezufuhr achten
    • Infusionssystem mit Sonde konnektieren
    • 1 L Spüllösung innerhalb von 30 min einlaufen lassen
    • Bei guter Verträglichkeit: Übrige Flüssigkeit innerhalb von 2–4 h verabreichen
  • Engmaschige Überwachung von
    • Basismonitoring
    • Zustand der Patient:innen
    • Einlaufgeschwindigkeit der Spüllösung
    • Ausscheidung
  • Bei Komplikationen : Spülung pausieren, Arzt:Ärztin informieren
  • Bei Schmerzen, Erbrechen und/oder fehlender Stuhlausscheidung: Spülung abbrechen, Arzt:Ärztin informieren; kein unkritisches Forcieren der Maßnahmen, wenn sich kein Ausscheidungserfolg binnen 1–3 h einstellt
  • Nachbereitung
    • Sonde entfernen
    • Ggf. bei Intimtoilette/Körperpflege unterstützen
    • Ggf. Toilettenstuhl reinigen/desinfizieren
    • Bis zur Untersuchung/OP nur klare Flüssigkeit verabreichen
    • Flüssigkeitsbilanzierung
    • Gewichtskontrolle und Basismonitoring
    • Elektrolyte nach ärztlicher Anordnung kontrollieren
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Übersicht - Medikamente bei Obstipationtoggle arrow icon

Übersicht: Eigenschaften der Basistherapeutika bei Obstipation

Gruppe Präparate Eigenschaften
Quellmittel
  • Applikationsart: Oral
  • Wirkungsweise: Unverdauliche, nicht-resorbierbare Stoffe quellen im Darmlumen durch Wasseraufnahme auf → Aufweichung des Stuhls und Erhöhung des Stuhlvolumens → Motilitätssteigerung des Kolons über neuromuskuläre Wege → Verbesserter propulsiver Transport
  • Wirksamkeit
  • Verträglichkeit: Häufig Meteorismus und Bauchschmerzen
Isoosmotisch wirkende Laxanzien
  • Applikationsart: Oral
  • Wirkungsweise: Osmotische Wirkung → Aufweichung des Stuhls und Erhöhung des Stuhlvolumens → Motilitätssteigerung des Kolons über neuromuskuläre Wege → Verbesserter propulsiver Transport
  • Wirksamkeit: Gut (1. Wahl)
  • Verträglichkeit
    • Gute Verträglichkeit, auch in Schwangerschaft und Stillzeit
    • Kein Anhalt für Serum-Elektrolytverschiebungen
  • Zusatz von Elektrolyten nicht notwendig bei Nutzung als Laxans
Sekretagogische/antiresorptive Laxanzien
  • Applikationsart: Oral, rektal
  • Duale Wirkungsweise
    • Stimulation der propulsiven Motilität des Kolons (prokinetisch)
    • Inhibition der Wasserresorption bzw. Stimulation der Sekretion (sekretagog)
  • Wirksamkeit: Nachweislich bei kurzfristiger und mehrwöchiger Gabe
  • Verträglichkeit
    • Gute Verträglichkeit, auch in Schwangerschaft und Stillzeit
    • Krampfartige Bauchschmerzen als Ausdruck der motorischen Wirkung möglich
    • Kein Anhalt für Serum-Elektrolytverschiebungen
  • Gewöhnung: Selbst bei jahrzehntelangem Gebrauch nur sehr selten
Zucker und Zuckeralkohole
  • Applikationsart: Oral
  • Wirkungsweise: Metabolisierung in kurzkettige Carbonsäuren und Gas im Kolon → Osmotische Wirkung → Aufweichung des Stuhls und Erhöhung des Stuhlvolumens → Motilitätssteigerung des Kolons über neuromuskuläre Wege → Verbesserter propulsiver Transport
  • Wirksamkeit
    • Je länger der Kolontransit, desto geringer die Wirksamkeit
    • Weniger wirksam als Macrogol und Senna-Präparate
    • Lactose: Wirkt nur bei Überschreiten der Digestionskapazität; billigere Alternative zu Lactulose bei gleicher Wirksamkeit
  • Verträglichkeit
Anthrachinone
  • Applikationsart: Oral
  • Duale Wirkungsweise
    • Stimulation der propulsiven Motilität des Kolons (prokinetisch)
    • Inhibition der Wasserresorption bzw. Stimulation der Sekretion (sekretagog)
  • Wirksamkeit: Nachweislich bei kurzfristiger und mehrwöchiger Gabe und Überlegenheit gegenüber Lactulose
  • Verträglichkeit
    • Krampfartige Bauchschmerzen als Ausdruck der motorischen Wirkung möglich
    • Anthrachinone können bei längerer Anwendung zu einer funktionell unbedeutenden reversiblen (Pseudo‑)Melanosis coli führen
    • Kein Anhalt für Serum-Elektrolytverschiebungen
  • Gewöhnung: Selten

Übersicht: Eigenschaften der Therapeutika bei anorektaler Entleerungsstörung

Gruppe Präparate Eigenschaften
CO2-freisetzende Suppositorien
  • Applikationsart: Rektal
  • Wirkungsweise
    • Bildung von Kohlensäure und Reaktionswasser → Dehnung und Spannung der Rektumwand → Auslösen des Defäkationsreflexes
    • Wirkung von Kohlenstoffdioxid auf Darmschleimhaut → Anregen der Peristaltik → Peristaltische Welle im Kolon → Transport des Stuhls in das Rektum
    • Fette und Emulgatoren → Gleitwirkung → Erleichterung der Defäkation
  • Wirksamkeit: Gut
  • Verträglichkeit: Gut
Alkohole
  • Applikationsart: Rektal
  • Wirkungsweise
    • Benetzen der Stuhloberfläche und Aufweichen des Stuhls
    • Auslösen des Defäkationsreizes
  • Wirksamkeit: Gut
  • Verträglichkeit: Gut

Übersicht: Neue medikamentöse Ansätze bei chronischer Obstipation [5]

Gruppe Präparate Eigenschaften
5-HT4-Agonisten
  • Wirkungsweise: Prokinetische Wirkung im Gastrointestinaltrakt
  • Wirksamkeit: Gute Effekte bei Patienten mit schwerer Obstipation, bei denen eine konventionelle Therapie nicht ausreichend effektiv oder schlecht verträglich ist
Wasser- und Chlorid-Sekretions-Stimulatoren
  • Wirkungsweise
    • Aktivierung von Chloridkanälen → Induktion von Wasser- und Chloridsekretion in das intestinale Lumen mit konsekutiver Volumenerhöhung und Aufweichung des Stuhls
    • Linaclotid zusätzlich: Linderung viszeraler Schmerzen
  • Wirksamkeit: Gut

Nicht empfohlene Mittel

Gruppe Präparate Eigenschaften
Gleitmittel

Osmotisch wirkende salzhaltige (salinische) Laxanzien

  • Magnesiumhydroxid
  • Magnesiumsulfat (Bittersalz)
  • Natriumsulfat (Glaubersalz)
  • Applikationsart: Oral
  • Wirkungsweise: Geringe intestinale Resorbierbarkeit → Im Kolon osmotische Wirkung → Sekundäre Stimulation der Motilität
  • Wirksamkeit: Gut
  • Verträglichkeit

Obstipation - Supportive Externa bei der Therapie

Granulationsfördernde oder betäubende Externa sollten bei Fissuren oder Rhagaden mit Defäkationsschmerz großzügig verwendet werden, um dem Teufelskreis der schmerzbedingten Stuhlretention entgegenzuwirken.

  • Kombinationspräparate auf Basis von Zinkoxid und Harnstoff: Zur Förderung der Granulation und Heilung von Rhagaden und Wunden
    • Beispiel Mirfulan®-Salbe [6]
      • Darreichungsform: Salbe
      • Keine Angabe einer Zulassungsbeschränkung
      • Standarddosierung (jedes Alter)
      • Zu beachten: Nicht anzuwenden bei Allergie gegen den Wirkstoff oder andere Bestandteile
  • Kombinationspräparate aus Glucocorticoiden und Lokalanästhetika: Zur Durchbrechung eines schmerzbedingt erhöhten Sphinktertonus
    • Beispiel Jelliproct®-Salbe (Fluocinonid und Lidocainhydrochlorid) [6]
      • Darreichungsformen Salbe
      • Keine Angabe einer Zulassungsbeschränkung
      • Standarddosierung (jedes Alter)
      • Zu beachten: Nicht anzuwenden bei Allergie gegen den Wirkstoff oder andere Bestandteile
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Wirkstoffe und Dosierungentoggle arrow icon

Quellmittel

Wirkstoff

Flohsamenschalen (bspw. Mucofalk®)

Applikation
Indikationen und Standarddosierungen
  • (Chronische) Obstipation und zur erleichterten Darmentleerung: Flohsamenschalen 1 Messlöffel bzw. Beutel (ca. 5 g) p.o. 1–3×/Tag
  • Diarrhö und Reizdarmsyndrom: Flohsamenschalen 1 Messlöffel (ca. 5 g) p.o. 1–6×/Tag
  • Praxistipp: Langsam anfangen, langsam aufdosieren, bspw. Beginn mit einem halben Messlöffel, dann schrittweise Steigerung bis zum gewünschten Grad der Stuhlregulation
Zulassung
  • Ab 12 Jahre
Zu beachten

Kontraindikationen

DANI
  • Keine Dosisanpassung erforderlich
DALI
  • Keine Angabe
Gravidität/Stillzeit
Wirkstoff

Leinsamen (bspw. Linusit®)

Applikation
Standarddosierung
Indikationen
  • (Chronische) Obstipation
  • Erkrankungen, bei denen eine erleichterte Darmentleerung mit weichem Stuhl angestrebt wird
  • Reizmagen
  • Reizdarmsyndrom vom Obstipationstyp
Zulassung
  • Ab 6 Jahre
Zu beachten

Kontraindikationen

DANI
  • Keine Dosisanpassung erforderlich
DALI
  • Keine Angabe
Gravidität/Stillzeit
  • Gravidität: Kontraindiziert
  • Stillzeit: Kontraindiziert

Isoosmotisch wirkende Laxanzien

Wirkstoff

Macrogol (= Polyethylenglycol/PEG, bspw. Movicol®)

Applikation
  • p.o. (1 Btl. entspricht 13,125 g)
Standarddosierung
Indikationen
Zulassung
Zu beachten
  • Einnahme mit viel Flüssigkeit
  • Tagesdosis möglichst innerhalb von 12 h einnehmen
  • Resorptionsverzögerung von Medikamenten, die 1 h vor oder nach Macrogol gegeben werden
  • Kann bei übermäßigem Gebrauch zu Elektrolytverschiebungen führen
  • Zum Vergleich weiterer Eigenschaften: siehe Basistherapeutika bei Obstipation - Übersicht

Kontraindikationen

DANI
  • Keine Dosisanpassung erforderlich
DALI
  • Keine Angabe
Gravidität/Stillzeit
  • Gravidität: Kein Anhalt für embryotoxisches Risiko; wenn Füll- und Quellstoffe nicht wirksam sind, kann Macrogol in allen Stadien der Schwangerschaft eingesetzt werden
  • Stillzeit: Empfohlene Substanz in der Stillzeit

Sekretagogische/antiresorptive Laxanzien

Wirkstoff

Bisacodyl (bspw. Dulcolax®)

Applikation
Standarddosierung
Indikationen
  • (Chronische) Obstipation
  • Erkrankungen, bei denen eine erleichterte Darmentleerung mit weichem Stuhl angestrebt wird
  • Darmentleerung bei diagnostischen und therapeutischen Eingriffen am Darm (nur rektale Applikation)
Zulassung
  • Orale Applikation: Ab 2 Jahre
  • Rektale Applikation: Ab 10 Jahre
Zu beachten

Kontraindikationen

DANI
  • Keine Angabe
DALI
  • Keine Angabe
Gravidität/Stillzeit
Wirkstoff

Natriumpicosulfat (bspw. Laxoberal®)

Applikation
Standarddosierung
Indikationen
Zulassung
  • Ab 4 Jahre
Zu beachten
  • Ausreichende Trinkmengen
  • Vor dem Schlafengehen anzuwenden
  • Kann bei übermäßigem Gebrauch zu Elektrolytverschiebungen führen
  • Elektrolytverlust durch andere Medikamente kann verstärkt werden
  • Zum Vergleich weiterer Eigenschaften: siehe Basistherapeutika bei Obstipation - Übersicht

Kontraindikationen

DANI
  • Bei stark eingeschränkter Nierenfunktion nur unter ärztlicher Kontrolle anzuwenden
DALI
  • Keine Angabe
Gravidität/Stillzeit

Zuckerstoff-Laxantien

Wirkstoff

Lactulose (bspw. Bifiteral®)

Applikation
Standarddosierung
  • (Chronische) Obstipation und zur erleichterten Darmentleerung: Lactulose initial 5–10 g pro Tag p.o., verteilt auf 1–2 Einzelgaben
  • Für pädiatrische Dosisangaben siehe auch: Lactulose in der Pädiatrie
Indikationen
Zulassung
  • Ab 1 Monat
Zu beachten
  • Ausreichende Trinkmengen
  • Sirup kann unverdünnt oder verdünnt eingenommen werden
  • Kann bei übermäßigem Gebrauch zu Elektrolytverschiebungen führen
  • Elektrolytverlust durch andere Medikamente kann verstärkt werden
  • Zum Vergleich weiterer Eigenschaften: siehe Basistherapeutika bei Obstipation - Übersicht

Kontraindikationen

DANI
  • Keine Dosisanpassung erforderlich
DALI
  • Keine Dosisanpassung erforderlich
Gravidität/Stillzeit
  • Gravidität: Wenn Füll- und Quellstoffe nicht wirksam sind, kann Lactulose in allen Stadien der Schwangerschaft eingesetzt werden
  • Stillzeit: Empfohlene Substanz in der Stillzeit
Wirkstoff

Lactitol (bspw. Importal®)

Applikation
Standarddosierung
  • Erwachsene: Lactitol initial 20 g/Tag p.o. als Einmaldosis
  • Kinder >10 kgKG: Lactitol initial 0,25 g/kgKG p.o. als Einmaldosis; Dosisreduktion nach Stuhlkonsistenz
  • (Chronische) Obstipation
Zulassung
  • Ab 10 kgKG
Zu beachten
  • Ausreichende Trinkmengen
  • Kann bei übermäßigem Gebrauch zu Elektrolytverschiebungen führen
  • Bei älteren oder geschwächten Patienten unter Langzeitbehandlung regelmäßige Serum-Elektrolytkontrollen

Kontraindikationen

DANI
  • Keine Angabe
DALI
  • Keine Angabe
Gravidität/Stillzeit
  • Gravidität: Kein Anhalt für embryotoxisches Risiko; aufgrund unzureichender Datenlage eher nicht anzuwenden
  • Stillzeit: Kann verwendet werden, Lactulose oder Macrogol sind vorzuziehen
Wirkstoff

Lactose-Pulver (bspw. Edelweiss®)

Applikation
Standarddosierung
  • Erwachsene: Lactose bis zu 1–4 Esslöffel/Tag p.o., verteilt auf 1–3 Einzelgaben
  • Kinder: Lactose 1–2 Esslöffel/Tag p.o., verteilt auf 1–8 Einzelgaben
Indikationen
  • Obstipation
Zulassung
  • Ab 1 Monat
Zu beachten

Kontraindikationen

DANI
  • Keine Dosisanpassung erforderlich
DALI
  • Keine Dosisanpassung erforderlich
Gravidität/Stillzeit

Anthrachinon-Laxanzien

Wirkstoff

Sennesfrüchte-Trockenextrakt (bspw. Laxative®)

Applikation
Standarddosierung
  • In industriellen Präparaten erfolgt eine Normierung auf die Wirkstoffmenge der Hydroxyanthracenderivate: 10–20 mg p.o. 1–2×/Tag, über max. 2 Wochen
  • Vielfältige Präparations- und Zubereitungsformen unterschiedlicher Dosierung frei verkäuflich in Apotheken verfügbar („Abführ-Tee“ etc.)
Indikationen
  • Obstipation
Zulassung
  • Ab 12 Jahre
Zu beachten
  • Ausreichende Trinkmengen
  • Kann bei übermäßigem Gebrauch zu Elektrolytverschiebungen führen
  • Elektrolytverlust durch andere Medikamente kann verstärkt werden
  • Zum Vergleich weiterer Eigenschaften: siehe Basistherapeutika bei Obstipation - Übersicht

Kontraindikationen

DANI
  • Keine Angabe
DALI
  • Keine Angabe
Gravidität/Stillzeit
  • Gravidität: Kontraindiziert
  • Stillzeit: Kontraindiziert

CO2-freisetzende Suppositorien

Wirkstoff

Natriumdihydrogenphosphat und Natriumhydrogencarbonat (bspw. Lecicarbon®)

Applikation
Standarddosierung
Indikationen
  • (Chronische) Obstipation
  • Erkrankungen, bei denen eine erleichterte Darmentleerung mit weichem Stuhl angestrebt wird
  • Darmentleerung bei diagnostischen und therapeutischen Eingriffen am Darm
Zulassung
Zu beachten

Kontraindikationen

DANI
  • Keine Dosisanpassung erforderlich
DALI
  • Keine Dosisanpassung erforderlich
Gravidität/Stillzeit
  • Gravidität: Kann verwendet werden
  • Stillzeit: Kann verwendet werden

Alkohol-Laxanzien

Wirkstoff

Glycerol-Zäpfchen (bspw. Glycilax®)

Applikation
Standarddosierung
Indikationen
Zulassung
Zu beachten

Kontraindikationen

  • Überempfindlichkeit gegen Glycerol oder sonstige Bestandteile
  • Ileus
DANI
  • Keine Dosisanpassung erforderlich
DALI
  • Keine Dosisanpassung erforderlich
Gravidität/Stillzeit
  • Gravidität: Aufgrund geringer Datenlage nicht zu verwenden
  • Stillzeit: Aufgrund geringer Datenlage nicht zu verwenden
Wirkstoff

Sorbitol-Miniklistier (bspw. Microlax®)

Applikation
Standarddosierung
Indikationen
  • (Chronische) Obstipation
  • Erkrankungen, bei denen eine erleichterte Darmentleerung mit weichem Stuhl angestrebt wird
  • Darmentleerung bei diagnostischen und therapeutischen Eingriffen am Darm
  • Obstipation bei Kindern und Jugendlichen
Zulassung
  • Ab dem Geburtsalter
Zu beachten

Kontraindikationen

DANI
  • Keine Angabe
DALI
  • Keine Angabe
Gravidität/Stillzeit
  • Gravidität: Kann bei bestimmungsgemäßem Gebrauch während der Schwangerschaft angewendet werden
  • Stillzeit: Kann bei bestimmungsgemäßem Gebrauch während der Stillzeit angewendet werden

5-HT4-Agonist-Laxanzien

Wirkstoff

Prucaloprid (bspw. Resolor®)

Applikation
Standarddosierung
Indikationen
  • Schwere therapierefraktäre Obstipation
Zulassung
  • Ab 18 Jahre
Zu beachten

Kontraindikationen

DANI
DALI
  • Bei starker Leberschädigung (Child-Pugh-Klasse C): Therapiebeginn mit 1 mg/Tag p.o. als Einmaldosis, ggf. Erhöhung auf Normaldosis möglich
  • Bei leichter bis moderater Leberschädigung keine Dosisanpassung erforderlich
Gravidität/Stillzeit
  • Gravidität: Kontraindiziert
  • Stillzeit: Kontraindiziert

Wasser- und Chlorid-Sekretions-Stimulatoren

Wirkstoff

Linaclotid (bspw. Constella®)

Applikation
Standarddosierung
Indikationen
Zulassung
  • Ab 18 Jahre
Zu beachten
  • Ausreichende Trinkmengen
  • Einnahme 30 min vor einer Mahlzeit
  • Häufig Durchfall, gelegentlich Elektrolytverschiebungen
  • Bei Personen mit erhöhtem Risiko für Elektrolytstörungen regelmäßige Elektrolytkontrollen
  • Zum Vergleich weiterer Eigenschaften: sieheÜbersicht: Neue medikamentöse Ansätze bei chronischer Obstipation

Kontraindikationen

DANI
  • Keine Dosisanpassung erforderlich
DALI
  • Keine Dosisanpassung erforderlich
Gravidität/Stillzeit
  • Gravidität: Kontraindiziert
  • Stillzeit: Kontraindiziert

Periphere Opioidantagonisten bei Opioid-induzierter Obstipation

Wirkstoff

Methylnaltrexon (bspw. Relistor®)

Applikation
  • s.c.
Standarddosierung
  • Opioid-induzierte Obstipation bei chronischen Schmerzen (nicht-palliativ behandelte Patienten): Methylnaltrexon 12 mg s.c. 4–7×/Woche, Tagesmaximaldosis 12 mg
  • Opioid-induzierte Obstipation bei palliativ behandelten Patienten
    • Patienten 38–61 kgKG: Methylnaltrexon 8 mg s.c. alle 48 h, bei ausbleibendem Stuhlgang Wiederholung nach 24 h möglich, Intervallverlängerung nach Bedarf
    • Patienten 62–114 kgKG: Methylnaltrexon 12 mg s.c. alle 48 h, bei ausbleibendem Stuhlgang Wiederholung nach 24 h möglich, Intervallverlängerung nach Bedarf
    • Patienten mit Körpergewicht außerhalb der Bereiche: 0,15 mg/kgKG s.c. alle 48 h, bei ausbleibendem Stuhlgang Wiederholung nach 24 h möglich, Intervallverlängerung nach Bedarf
Indikationen
Zulassung
  • Ab 18 Jahre
Zu beachten
  • Bei Therapiebeginn: Absetzen anderer Laxanzien
  • Injektionsstelle regelmäßig wechseln
  • Maximale Therapiedauer 4 Monate
  • Erhöhtes Perforationsrisiko bei gleichzeitiger Chemotherapie oder bei strukturellen Veränderungen des Darms
  • Bei Kolostomie, Peritonealkatheter, aktiver Divertikulitis oder Koprostase mit Vorsicht zu verwenden

Kontraindikationen

DANI
DALI
  • Bei geringer bis mäßiger Leberfunktionsstörung keine Dosisanpassung erforderlich
  • Bei schwerer Leberfunktionsstörung (Child-Pugh-Klasse C) kontraindiziert
Gravidität/Stillzeit
  • Gravidität: Kontraindiziert
  • Stillzeit: Kontraindiziert
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Weiterführende Maßnahmentoggle arrow icon

Kolon-Massage

  • Indikation: Funktionelle, sekundäre und neurogen bedingte Obstipation (bspw. bei Multipler Sklerose, Querschnitt, Guillain-Barré-Syndrom)
  • Wirksamkeit: Verbessert subjektive Symptomatik
  • Durchführung: Patient selbst oder Hilfsperson massiert abdominell, ggf. mit Hilfe aromatischer Öle

Biofeedbacktraining im Rahmen der Obstipation

  • Indikation: Obstipation durch Beckenbodendyssynergie
  • Wirksamkeit: Bei Erwachsenen erwiesenermaßen gut; bei Kindern und Senioren geringer
  • Durchführung
    • Patient übt, den Sphinkter zum richtigen Zeitpunkt zu entspannen und so die funktionelle Blockade zu verhindern
    • Anale Sonde misst den Anspannungszustand des Sphinkters während des Defäkationsvorgangs

Stuhltraining bei Erwachsenen

  • Indikation: Obstipation durch Beckenbodendyssynergie
  • Wirksamkeit: Alternative zum Biofeedbacktraining, aber weniger effektiv
  • Durchführung
    • Mit Wasser gefüllter Ballon wird rektal eingeführt
    • Patient übt, den Defäkationsablauf zu koordinieren und den Sphinkter zum richtigen Zeitpunkt zu entspannen
    • Ggf. Hilfe durch Zug am Ballon

Sakralnervenstimulation

Partielle Kolektomie

Eine alleinige funktionelle Entleerungsstörung ohne Nachweis einer pathologisch-anatomischen Veränderung (bspw. Beckenbodendyssynergie oder Anismus) ist keine OP-Indikation!

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Besondere Patientengruppentoggle arrow icon

Obstipation im Kindesalter

Salinische, phosphathaltige Klysmen sind bei Kindern unter 6 Jahre sowie bei schwerbehinderten oder nierenkranken Kindern aufgrund der Gefahr einer Hyperphosphatämie, Hypernatriämie und Hypokalzämie streng kontraindiziert! Gleiches gilt für alle Patienten, bei denen ein Verbleiben der Lösung im Darm zu erwarten ist (bspw. aufgrund anatomischer Besonderheiten)!

Für weitere Informationen siehe auch: Kapitel Obstipation im Kindesalter

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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