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Glucocorticoide

Letzte Aktualisierung: 10.12.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Glucocorticoide sind die Medikamente mit den meisten Indikationen in der Medizin. Durch ihre multiplen Eigenschaften, deren Wirkmechanismus häufig noch unbekannt ist, werden sie sowohl in der Akuttherapie (z.B. Anaphylaxie) als auch in der Langzeittherapie chronischer Erkrankungen eingesetzt. Zahlreiche Nebenwirkungen schränken den Gebrauch von Glucocorticoiden im klinischen Alltag jedoch ein.

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Übersichttoggle arrow icon

Wichtige Vertreter mit gut zu merkenden Eigenschaften

Übersicht wichtiger Glucocorticoide
Vorkommen Tagesbedarf bzw. Cushing-Schwellen-Dosis (Cushingschwelle)* und Äquivalenzdosierungen Relative glucocorticoide Wirkung Relative mineralocorticoide Wirkung Weitere Hinweise zu Wirkstoff und Präparaten
Cortisol (Hydrocortison)
  • 30 mg (physiologische Menge der Tagessekretion)
  • 1
  • 1

Prednisolon oder Prednison

  • Synthetisches Glucocorticoid
  • 7,5 mg
  • 4
  • 0,8

Dexamethason oder Betamethason

  • 1 mg
  • 30
* Überschreitet man den Tagesbedarf, droht ein Hypercortisolismus/Cushing-Syndrom (Werte gelten für Erwachsene, bei Kindern etwa 25% der Dosis)

Weitere Glucocorticoide

Weitere Glucocorticoide
Relative glucocorticoide Wirkung Relative mineralocorticoide Wirkung

Weitere Hinweise zu Wirkstoff und Präparaten

Cortison

0,8

0,8

6-Methyl-Prednisolon

5

Budesonid (inhalativ, topisch): Für Dosierungsanweisungen: siehe COPD - Medikamentöse Therapie in der klinischen Anwendung

>30.000

Unklar

Fluticason (inhalativ, topisch): Für Dosierungsanweisungen: siehe z.B. COPD - Medikamentöse Therapie in der klinischen Anwendung

>90.000

Unklar

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Wirkungtoggle arrow icon

  • Antiinflammatorische und immunsuppressive Wirkung
    • Akute Wirkung (Minuten): Nicht gänzlich geklärt, ein membranstabilisierender Effekt wird angenommen
    • Langfristige Wirkung (Stunden und Folgezeit): Genomischer Effekt

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Nebenwirkungtoggle arrow icon

Die Nebenwirkungen sind entscheidend von der Therapiedauer und der Dosierung der Glucocorticoide abhängig.

Systemische Glucocorticoide (Akuttherapie)

Im Rahmen einer Akuttherapie mit systemischen Glucocorticoiden (insb. bei Einmalgabe) sind schwerwiegende Nebenwirkungen selbst bei sehr hohen Dosierungen selten!

Systemische Glucocorticoide (Langzeittherapie)

Mögliche Nebenwirkungen einer langfristigen, systemischen Glucocorticoid-Therapie
Haut
Elektrolyte
Knochenstoffwechsel und Bewegungsapparat
Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel
Sexualhormone
Hämatologie
Gastrointestinal
  • Glucocorticoide alleine erhöhen das Risiko für einen Ulkus in Magen oder Duodenum vermutlich unwesentlich bis gar nicht
  • CAVE: Die Kombination aus Glucocorticoiden und NSAR erhöht das Ulkusrisiko mit der Gefahr für gastrointestinale Blutungen oder Perforation etwa um den Faktor 10–15!
ZNS und Psyche
Auge
Bei Kindern
  • Wachstumshemmung

Viele der hier aufgeführten Nebenwirkungen sind zugleich Symptome bzw. diagnostische Befunde eines Cushing-Syndroms!

Bei absehbar längerfristiger Glucocorticoidgabe (mehr als 3 Monate) sollte jeder Patient eine initiale Knochendichtemessung (DXA), eine Vitamin-D-Prophylaxe und ausreichende Kalziumzufuhr, ein moderates Muskeltraining und gegebenenfalls eine spezifische Osteoporosetherapie erhalten. (DGIM - Klug entscheiden in der Inneren Medizin)

Lokal wirksame Glucocorticoide

Inhalative Glucocorticoide

  • Nebenwirkungen
    • Candidabefall der Mundschleimhaut → Mundsoor
    • Atrophie der Stimmbandmuskulatur → Heiserkeit
  • Prophylaxe: Mund mit Wasser ausspülen nach jedem Glucocorticoid-Sprühstoß

Kutan-applizierte Glucocorticoide

In besonders Glucocorticoid-sensitiven Hautbereichen (Gesicht, intertriginöse Regionen und Anogenitalbereich) sollte eine möglichst kurzfristige Anwendung von nur schwach wirksamen Glucocorticoiden erfolgen!

Es werden die wichtigsten Nebenwirkungen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Indikationtoggle arrow icon

Substitutionstherapie

Symptomatische Therapie

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Kontraindikationtoggle arrow icon

In der Akuttherapie (vitale Bedrohung) gibt es keine absoluten Kontraindikationen!

Relative Kontraindikationen

Die relativen Kontraindikationen leiten sich weitestgehend aus den Nebenwirkungen ab.

Es werden die wichtigsten Kontraindikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapieempfehlungentoggle arrow icon

  • Systemische Therapie
    • Gabe möglichst einmalig morgens vor 8 Uhr
    • Grundsätzlich keine i.m. Applikation

Wird die Cushingschwelle über einen längeren Therapiezeitraum überschritten, so muss die Glucocorticoiddosis schrittweise reduziert werden, um die Gefahr des Auftretens einer Nebennierenrindeninsuffizienz zu minimieren!

Bei einer intraartikulären Injektion besteht stets die Gefahr der Keimverschleppung und einer iatrogenen bakteriellen Arthritis!

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Ausschleichen von Glucocorticoidentoggle arrow icon

  • Indikation: Kein abruptes Absetzen von einem auf den anderen Tag bei
    • Glucocorticoidtherapie >3 Wochen
    • Bereits erkennbar vorliegendem Cushing-Syndrom unabhängig von der Therapiedauer
  • Pathophysiologie
    • Langfristige Glucocorticoidtherapie führt zur Suppression der endogenen Glucocorticoidproduktion
    • Plötzliches Absetzen kann Addison-Krise hervorrufen

Bei einer Glucocorticoidtherapie bis 3 Wochen oder maximalen Dosen von 5 mg Prednison/Prednisolon bzw. 20 mg Hydrocortison ist i.d.R. kein Ausschleichschema erforderlich.

Eine längerfristige Glucocorticoidtherapie in einer Dosis von mehr als 5 mg/d Prednisonäquivalent soll nicht durchgeführt werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Rheumatologie)

Beispielhafte Glucocorticoid-Ausschleichschemata [1]

Prednisolon- und Prednison-Ausschleichschema

Prednisolon-Ausschleichschema / Prednison-Ausschleichschema
Tagesdosen bei Therapiedauer über 3 Wochen Mögliches Ausschleichschema

Prednisolon/Prednison >20 mg/Tag

Reduktion der Tagesdosis um 5–10 mg alle 7–14 Tage

Prednisolon/Prednison 10–20 mg

Reduktion der Tagesdosis um 2,5 mg alle 7–14 Tage

Prednisolon/Prednison 5–10 mg

Reduktion der Tagesdosis um 1 mg alle 7–14 Tage

Prednisolon/Prednison <5 mg

Reduktion der Tagesdosis um 0,5 mg alle 7–14 Tage

Hydrocortison-Ausschleichschema

Hydrocortison-Ausschleichschema
Tagesdosen bei Therapiedauer über 3 Wochen Mögliches Ausschleichschema

Hydrocortison >80 mg/Tag

Reduktion der Tagesdosis um 20–40 mg alle 7–14 Tage

Hydrocortison 40–80 mg

Reduktion der Tagesdosis um 10 mg alle 7–14 Tage

Hydrocortison 20–40 mg

Reduktion der Tagesdosis um 4–5 mg alle 7–14 Tage

Hydrocortison <20 mg

Reduktion der Tagesdosis um 2 mg alle 7–14 Tage

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