Zusammenfassung
Die Knochenszintigrafie ist ein nuklearmedizinisches Verfahren zur Darstellung der Stoffwechselaktivität von Knochen bzw. zur Detektierung von Bereichen erhöhter Stoffwechselaktivität. Vor allem zum Aufsuchen von Knochenmetastasen, aber auch zum Beispiel von entzündlichen Prozessen, hat dieses bildgebende Verfahren eine besondere klinische Bedeutung. Es erfolgt die Gabe eines radioaktiv markierten Bisphosphonats, welches sich am Knochen - insbesondere an stoffwechselaktiven Bereichen - anreichert. Mittels einer Gammakamera wird die radioaktive Strahlung detektiert und somit ein Knochenszintigramm erstellt.
Indikation
Verfahren mit sehr hoher Sensitivität zur Detektion von Knochenarealen mit erhöhter Stoffwechselaktivität
- Primäre/sekundäre Knochentumoren
- Bei Erwachsenen: Meist Knochenmetastasen von Mamma-, Prostata-, Bronchial- oder Nierenzellkarzinom
- Bei Kindern: Meist Osteosarkom (zum Staging und Verlauf)
- Entzündliche (rheumatische) und/oder degenerative Erkrankungen mit Beteiligung von Weichteilen oder Gelenken (z.B. Osteomyelitis, rheumatoide Arthritis, Psoriasis-Arthritis)
- Frakturen, Bestimmung des Frakturalters, Frakturheilung oder Vitalität von Knochentransplantaten (z.B. Prothesenlockerung)
Kontraindikation
Es werden die wichtigsten Kontraindikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Technischer Hintergrund
- Venöse Verabreichung radioaktiv markierter (Technetium-99m) Bisphosphonate
- Anreicherung in Gebieten mit hoher Stoffwechselaktivität („Hot-Spots“)
- Aufnahme mit Gammakamera → Knochenszintigramm
- Anreicherung vor allem abhängig von
- Osteoblasten-Aktivität
- Durchblutung
- Kapillarpermeabilität
- Osteoidgehalt
- Knochenoberfläche
Ablauf/Durchführung
- I.v. Injektion von radioaktiv markierten Bisphosphonaten
- Aufnahme mit Gammakamera
- Je nach Fragestellung Aufnahme zu unterschiedlichen Zeitpunkten
- Einphasenszintigramm
- Meist während Knochenstoffwechselphase: Nach 2–5 h
- Mehrphasenszintigramm (Dreiphasenskelettszintigrafie) → Erlaubt genauere Informationen bzgl. der Durchblutung (insbesondere bei entzündlichen/rheumatologischen Erkrankungen)
- Perfusionsphase (auch arterielle oder Einstromphase) → Nach 0–60 s
- Frühstatisch: Blutpoolphase (auch venöse oder Weichteilphase) → Nach 2–5 min
- Spätstatisch: Knochenstoffwechselphase → Nach 2–5 h
- SPECT-Technik
- Überlagerungsfreie dreidimensionale Darstellung auffälliger Areale und Beurteilung von Schnittbildern möglich
- Einphasenszintigramm
- Renale Elimination des Radiopharmakons mit Mehrbelegung der ableitenden Harnwege
Interpretation/Befund
-
Sehr hohe Sensitivität zur Detektion von Knochenarealen mit erhöhter Stoffwechselaktivität
- Frische Wirbelkörperfrakturen: Horizontale, bandförmige Mehrspeicherung (z.B. osteoporotische Sinterungsfrakturen)
- Geringe Spezifität
- Nicht alle malignen Knochenprozesse sind darstellbar, eingeschränkt sein kann z.B. die Darstellbarkeit von
- Auf das Knochenmark begrenzte Tumoren
- Schnell wachsende Tumoren mit nur geringer Knochenneubildung (z.B. Plasmozytom)
- Rein osteolytische Metastasen