Grundlagen
- Definition: Inkompletter oder kompletter Verschluss der Stimmritze durch Verkrampfung der Kehlkopfmuskulatur [1][2]
- Pathophysiologie [3][4][5]
- Übersteigerung des physiologischen Glottisschlussreflexes
- Afferenz: Ramus internus des N. laryngeus superior
- Efferenz: Ramus externus des N. laryngeus superior und N. laryngeus recurrens
- Genauer Pathomechanismus unklar
- Übersteigerung des physiologischen Glottisschlussreflexes
- Komplikationen
- Bradykardie, Arrhythmie und hypoxischer Kreislaufstillstand
- Pulmonales Unterdrucködem
Ätiologie und Risikofaktoren
Ätiologie
- Irritation der Atemwege, bspw. durch
Risikofaktoren für das perioperative Auftreten eines Laryngospasmus [1][3][5][6]
- Junges Lebensalter
- Atemwegsinfekte
- Atemwegseingriffe
- Bronchiale Hyperreagibilität
- Exposition gegenüber Tabakrauch (aktiv und/oder passiv)
Symptomatik
- Inspiratorischer Stridor
- Paradoxe Atmung mit thorakalen Einziehungen
- Einsatz der Atemhilfsmuskulatur
- Abfall der Sauerstoffsättigung, Zyanose
- Fehlendes Atemgeräusch und inverse Atmung bei komplettem Stimmritzenverschluss
Die Diagnose eines Laryngospasmus wird meist klinisch anhand der Symptomatik gestellt! [1][3][5]
Therapie
Therapeutisches Vorgehen bei Laryngospasmus [2][3][5]
- Bei intraoperativem Auftreten: Narkose vertiefen
- Beseitigung des auslösenden Stimulus und Sauerstoffgabe
- Esmarch-Handgriff
- Anwendung von CPAP (bspw. 20–30 cmH2O) mit FiO2 von 1,0 über eine Beatmungsmaske [7]
- Anwendung von Atemwegshilfen (Guedel-Tubus, Wendl-Tubus) erwägen
- Milde Sedierung mit Propofol erwägen
- Frühzeitige Muskelrelaxierung mit Succinylcholin erwägen [5][8]
- Bei persistierendem Laryngospasmus und Abfall der Sauerstoffsättigung
- Tiefe Sedierung und ggf. vollständige Muskelrelaxierung
- Maskenbeatmung bzw. Notfallintubation
- Siehe: Maskenbeatmung: Praktische Anwendung
- Siehe: SOP Rapid Sequence Induction
- Ultima Ratio: Koniotomie
- Siehe: Koniotomie - AMBOSS-SOP
Nachsorge
- Bei erforderlicher Reintubation: Nachbeatmung erwägen
- Siehe auch: Algorithmus zum Vorgehen bei geplanter Extubation
- Nach schwerem Laryngospasmus: Verlängerte Überwachung obligat
- Entwicklung eines pulmonalen Unterdrucködems auch im Verlauf möglich [9]
Prävention
Perioperative Präventionsmaßnahmen [1][5][10][11][12]
- Allgemein
- Verschieben eines elektiven Eingriffs bei symptomatischem Atemwegsinfekt
- Gewährleistung einer adäquaten Narkosetiefe vor anästhesiologischer bzw. chirurgischer Manipulation
- Verwendung einer supraglottischen Atemwegshilfe anstatt eines Endotrachealtubus
- Vermeidung einer Manipulation (insb. im Bereich der Atemwege) während des Exzitationsstadiums
- Narkoseeinleitung
- Intravenöse statt inhalative Narkoseeinleitung
- Einsatz von Muskelrelaxantien zur Intubation
- Narkoseausleitung
- Gründliches Absaugen des Mund-Rachen-Raums vor der Extubation
- Extubation während der Exspiration
- Kein Absaugen im Rachenbereich nach der Extubation