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Rapid Sequence Induction

Letzte Aktualisierung: 7.2.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Rapid Sequence Induction (RSI) ist ein anästhesiologisches Verfahren zur schnellen Intubation und Narkose. Weitere geläufige Bezeichnungen sind „Crush“- bzw. „Crash“-Intubation, Ileus-Einleitung, Blitzintubation, Rapid Sequence Intubation and Induction (RSII). Angewandt wird es hauptsächlich bei dringlicher Intubationsindikation eines nicht-nüchternen oder anderweitig aspirationsgefährdeten Patienten. Im Wesentlichen unterscheidet sich die RSI von der „normalen“ Intubation durch Maßnahmen zur Verringerung des Aspirationsrisikos und zur Beschleunigung des Ablaufes. Hierzu werden besondere Vorkehrungen hinsichtlich der Vorbereitung des Patienten (bspw. Lagerung, Absaugmöglichkeiten) und des zu verwendenden Instrumentariums getroffen. Nach sorgfältiger Präoxygenierung werden die Pharmaka (Hypnotikum, Muskelrelaxans, Analgetikum) rasch i.v. appliziert. Um keine Luft in den Magen zu pumpen, wird zudem – im Gegensatz zu einer „üblichen Einleitung“ – keine Maskenbeatmung vor dem Intubieren durchgeführt. Eine Aspiration von Mageninhalt ist gefürchtet, da sie zu einer chemischen Pneumonitis (Mendelson-Syndrom) bis hin zum Vollbild eines Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS) führen kann. Im Verlauf von Stunden und Tagen entsteht häufig eine Aspirationspneumonie (bakterielle Superinfektion).

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Indikationtoggle arrow icon

Die Indikation für eine RSI wird maßgeblich bestimmt von der Einschätzung des Aspirationsrisikos und der Dringlichkeit einer Intubation. Man unterscheidet absolute Indikationen mit hohem Aspirationsrisiko und relative Indikationen, die eine individuelle Abwägung von Aspirationsrisiko und möglichen Komplikationen einer RSI erfordern.

Beurteilung des perioperativen Aspirationsrisikos [1][2][3]

Eine Adipositas (BMI >30 kgKG/m2) ohne weitere Risikofaktoren stellt keine Indikation zur RSI dar! [4]

Bei der Entscheidung für eine RSI muss das individuelle Aspirationsrisiko gegen die Komplikationen einer Rapid Sequence Induction abgewogen werden!

Dringlichkeit der Intubation

Operationen

Notfallmedizin und internistische Intensivmedizin

Wichtigster Grund für eine Rapid Sequence Induction ist die dringliche Intubation beim aspirationsgefährdeten Patienten!

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Vorbereitungtoggle arrow icon

Organisation nach Indikationsstellung

Zugänge und Überwachung

Prämedikation

Die Prämedikation dient hauptsächlich dem Aspirationsschutz sowie der Kreislaufstabilisierung. Die Empfehlungen und deren Evidenz sind unterschiedlich stark.

Material

Für den Fall, dass der Intubationsversuch scheitert, müssen alternative Atemwegshilfen verfügbar sein!

Präoxygenierung

Da bei einer RSI normalerweise keine Zwischenbeatmung erfolgt, ist eine möglichst gute Präoxygenierung umso wichtiger. Im Falle unerwarteter Komplikationen kann so eine Hypoxie hinausgezögert werden. Durch eine gute Präoxygenierung können bis zu 8 min Apnoe überbrückt werden! [5]

Lagerung

Die optimale Lagerung des Patienten während einer RSI ist umstritten, weshalb hierzu evidenzbasiert keine allgemeingültige Aussage gemacht werden kann. In der Literatur wird häufig eine Oberkörperhochlagerung empfohlen. Da es allerdings im Einzelfall Argumente und Kontraindikationen für verschiedene Lagerungen gibt, muss jede Situation individuell bewertet werden.

  • Oberkörperhochlagerung
  • Rückenlagerung mit Kopf in Neutralposition
    • Vorteile: Beste Intubationsbedingungen
    • Mögliche Indikation: Schnelle Intubation im Vordergrund, bspw. bei internistischen Notfällen
  • Oberkörpertieflagerung
    • Vorteile: Aspirationsschutz bei Erbrechen
    • Mögliche Indikation: Erbrechen

Die optimale Lagerung hängt von der Erkrankung des Patienten, von der Erfahrung des Intubierenden und der Atmungs- und Kreislaufsituation des Patienten ab!

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Ablauf/Durchführungtoggle arrow icon

Für eine detaillierte Anleitung zur Rapid Sequence Induction siehe auch: Rapid Sequence Induction - AMBOSS-SOP

„Klassische“ Rapid Sequence Induction [1][6]

Erstmals wurde dieses Vorgehen 1970 beschrieben. Seither wurden einzelne Bestandteile, insb. die Präcurarisierung und der Krikoiddruck, kontrovers diskutiert oder weitgehend verlassen. Der grobe Ablauf ist jedoch weiterhin gültig. Eine einheitliche evidenzbasierte Vorgehensweise gibt es derzeit nicht.

  • Ziele und Prinzipien

Beispielhafter Ablauf

  1. Sicherer Venenzugang, Oberkörperhochlagerung, Magensonde und großlumige Absaugvorrichtung bereit
  2. Überwachung anschließen und alternative Atemwegshilfen bereitstellen (bspw. Larynxmaske, Koniotomie-Set)
  3. Präoxygenierung mit 12–15 L/min über Sauerstoffmaske
  4. Sequenzielle i.v. Gabe von
  5. Intubation (i.d.R. orotracheal) ohne Zwischenbeatmung nach Abwarten der Faszikulationen bzw. der Anschlagszeit von 50–60 s [1]
  6. Tubus-Lagekontrolle und Beutelbeatmung
  7. Maschinelle Beatmung, initial Tidalvolumen 400 mL, Frequenz: 12/min, PEEP: 5 cmH2O, FiO2: 1,0

Neben der hier beispielhaft beschriebenen Einleitung mit Propofol und Fentanyl sind viele andere Kombinationen möglich, die aber zumindest ein Hypnotikum und ein Analgetikum beinhalten sollten. Die Auswahl erfolgt nach klinischer Situation des Patienten und Klinikstandard!

Modifizierte Rapid Sequence Induction [1][2][7]

Anmerkung

  • Der Krikoiddruck (auch „Sellick-Handgriff“) zur Regurgitationsprophylaxe wird in den Leitlinien des European Resuscitation Council nicht mehr routinemäßig empfohlen!

Analgesie

Eingesetzt werden hauptsächlich hochpotente Opioide; alternativ ist auch eine Analgesie über Ketamin möglich.

Hypnotika

Grundsätzlich können alle intravenösen Hypnotika eingesetzt werden (bspw. Propofol, Etomidat, Midazolam, Ketamin, Thiopental). Die Substanzen unterscheiden sich jedoch maßgeblich in ihrem Nebenwirkungsprofil; die Auswahl erfolgt je nach klinischer Situation des Patienten.

Muskelrelaxierung

Eine Muskelrelaxierung ist nicht zwangsläufig erforderlich, wird aber im Allgemeinen wegen der erleichterten Intubation empfohlen. Klassischerweise wird Succinylcholin verwendet. Das schnell wirksame nicht-depolarisierende Relaxans Rocuronium stellt eine gute Alternative dar.

Intubation

Es soll keine Zwischenbeatmung während der gesamten Einleitung durchgeführt werden, da hierdurch Luft in den Magen insuffliert wird – die hervorgerufene Magenüberblähung steigert das Aspirationsrisiko!

Eine Zwischenbeatmung wird aber zwingend erforderlich, wenn eine Hypoxie droht (bspw. bei schwieriger Intubation) – Oxygenierung geht dann vor Aspirationsschutz!

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Komplikationentoggle arrow icon

Aspiration trotz RSI

Komplikationen einer Rapid Sequence Induction [1]

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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AMBOSS-Podcast zum Thematoggle arrow icon

Intubation: Kritisch Kranke sicher einleiten (September 2024)

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2017toggle arrow icon

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Patienteninformationentoggle arrow icon

Was bedeutet „nüchtern sein“?

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