Zusammenfassung
Die Omphalitis ist eine bakterielle Infektion des Bauchnabels und des periumbilikalen Gewebes. Sie tritt fast ausschließlich bei Neugeborenen auf und wird meist durch grampositive Kokken (Staphylokokken oder Streptokokken) verursacht. Leitbefund sind eine periumbilikale Rötung und Schwellung, die sich unbehandelt auf die gesamte Bauchdecke ausbreiten und zu einer Neugeborenensepsis führen können. Die Diagnose wird klinisch gestellt und erfordert eine systemische kalkulierte Antibiotikatherapie.
Epidemiologie
- Inzidenz [1][2][3]
- Ca. 7/1.000 Neugeborene in Ländern des Globalen Nordens
- Ca. 80/1.000 Neugeborene in Ländern des Globalen Südens
- ♂ > ♀
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Erreger
- Aerobier [3][4][5]
- Meist grampositive Kokken (Staphylokokken , Streptokokken )
- Selten gramnegative Bakterien (E. coli, K. pneumoniae, P. mirabilis, Pseudomonas spp.)
- Anaerobier : B. fragilis, C. perfringens, C. difficile, Fusobacterium spp. [3][5]
Eine Omphalitis wird meist durch Staphylokokken oder Streptokokken verursacht!
Risikofaktoren
- Vorzeitiger Blasensprung
- Triple I
- Protrahierter Geburtsverlauf
- Frühgeburtlichkeit
- Niedriges Geburtsgewicht
- Unzureichende subpartale und postnatale hygienische Verhältnisse
- Nabelarterien- oder Nabelvenenkatheter
- Angeborene Immundefizienz (z.B. Leukozytenadhäsionsdefekt)
Pathophysiologie
- Subpartal und postnatal bakterielle Kolonisation des Nabels
- Avitales Gewebe des Nabelstumpfes fördert bakterielles Wachstum
- Thrombosierte Nabelgefäße ermöglichen Übertritt in die Blutbahn
Symptomatik
- Periumbilikale Entzündungszeichen , unbehandelt ggf. Ausbreitung auf die gesamte Bauchhaut
- Nässender Nabel
- Ggf. systemische Entzündungszeichen (siehe auch: Neugeborenensepsis - Symptome)
Systemische Entzündungszeichen (bspw. Fieber) können initial fehlen!
Diagnostik
- Klinisches Bild
- Labordiagnostik
- Direkter Erregernachweis
- Blutkulturen (aerob und anaerob)
- Bei purulenter Sekretion: Nabelabstrich
- Weitere
- Bei starker und/oder anhaltender Sekretion: Sonografie
- Bei V.a. Neugeborenensepsis siehe: Diagnostik der Neugeborenensepsis
Eine Omphalitis wird anhand des klinischen Bildes diagnostiziert!
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnosen bei nässendem Nabel [6] | |||
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Diagnose | Ursache | Befund | Therapie |
Omphalitis |
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Nabelgranulom |
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Persistierender Ductus omphaloentericus |
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Urachusfistel |
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Sezerniert der Nabel >2 Wochen nach Abfallen des Nabelschnurrests, sollten pathologische Ursachen ausgeschlossen werden!
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Therapie
- Systemische kalkulierte Antibiotikatherapie
- Beginn: Umgehend bei eindeutigen klinischen Hinweisen
- Wirkstoffauswahl: I.d.R. Kombination mehrerer Antibiotika (z.B. Ampicillin/Sulbactam [7] + Gentamicin [7][8])
- Bei V.a. Anaerobierinfektion : Clindamycin (Off-Label Use) [7] oder Metronidazol [7]
- Bei V.a. MRSA-Infektion : Vancomycin [7]
- Therapiedauer: Ca. 10 Tage
- Ggf. chirurgisches Vorgehen [3]
Bei eindeutigen klinischen Hinweisen auf eine Omphalitis sollte umgehend eine systemische kalkulierte Antibiotikatherapie begonnen werden!
Komplikationen
- Neugeborenensepsis [3]
- Selten: Abszess, Peritonitis, nekrotisierende Fasziitis, Leberabszess, Pfortaderthrombose [3]
Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Prävention
- Durchtrennung der Nabelschnur mit sterilen Instrumenten (Schere oder Skalpell)
- Trockenhalten des Nabels
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
- P38: Omphalitis beim Neugeborenen mit oder ohne leichte Blutung
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.