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Grundlagen der Reanimation

Letzte Aktualisierung: 8.1.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Unter kardiopulmonaler Reanimation (engl.: Cardiopulmonary Resuscitation, CPR) sind die Maßnahmen zusammengefasst, die zur Beendigung eines Herz-Kreislaufstillstandes durchgeführt werden. Dabei gilt es, Basismaßnahmen (Basic Life Support, BLS) von erweiterten Maßnahmen (Advanced Life Support, ALS) zu unterscheiden.

Die Basismaßnahmen umfassen das Erkennen der Situation, Hilfe rufen, Freimachen der Atemwege, Herzdruckmassage, Beatmung und (soweit vorhanden) den Einsatz eines automatisierten externen Defibrillators (AED). Diese Maßnahmen können auch von Laienhelfern durchgeführt werden.

Die erweiterten Maßnahmen der kardiopulmonalen Reanimation beinhalten neben den grundlegenden Maßnahmen der CPR (wie bei BLS) weiterführende, durch Fachpersonal auszuführende Maßnahmen wie Medikamentengabe (vor allem Adrenalin), eine weitere Sicherung der Atemwege (ggf. Intubation) sowie ggf. spezifische Maßnahmen entsprechend der angenommenen Ursache (z.B. Entlastungspunktion bei Spannungspneumothorax).

Die wichtigste Grundlage einer Reanimation ist die ohne Zeitverlust konsequent durchgeführte Herzdruckmassage.

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Ablauf/Durchführungtoggle arrow icon

Überlebenskette

Die Überlebenskette beschreibt die Maßnahmen, die bei einem Patienten mit Kreislaufstillstand durchgeführt werden sollten, um das Überleben zu sichern.

  1. Rasches Erkennen und um Hilfe rufen
  2. Frühzeitige kardiopulmonale Reanimation
  3. Frühzeitige Defibrillation
  4. Postreanimationsphase

Unverzügliche kardiopulmonale Reanimation, Minimierung der Thoraxkompressionspausen und frühzeitige Defibrillation sind die wichtigsten Grundlagen einer erfolgreichen Reanimation!

Basismaßnahmen / Basic Life Support (BLS)

Die Basismaßnahmen beschreiben die Ersthelfermaßnahmen, die nach Auffinden einer bewusstlosen Person möglichst ohne jegliche Zeitverzögerung durchgeführt werden sollten.

Erweiterte Maßnahmen / Advanced Life Support (ALS)

Die erweiterten Maßnahmen der kardiopulmonalen Reanimation (Advanced Life Support, ALS) umfassen neben den grundlegenden Maßnahmen der CPR (wie bei BLS) weiterführende – durch Fachpersonal durchzuführende – Maßnahmen wie Defibrillation, Medikamentengabe und ggf. Intubation.

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Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmungtoggle arrow icon

Technik der Herzdruckmassage [1]

  1. Seitlich vom Patienten knien
  2. Platzierung eines Handballens mittig auf der Brust (beide Hände übereinander mit verschränkten Fingern)
  3. Senkrecht über Brust des Patienten beugen, Arme gestreckt halten
  4. Thoraxkompressionen
    • Kompressionstiefe: Mind. 5 cm, aber möglichst nicht tiefer als 6 cm
    • Nach jeder Kompression vollständige Entlastung des Brustkorbs (ohne Verlassen des Druckpunktes)
    • Frequenz: 100–120/min
    • Wenn möglich Wechsel mit weiterer Person alle 2 min ohne lange Pausen (Vermeidung von Erschöpfung)

Die Thoraxkompression sollte möglichst auf einem festen Untergrund erfolgen! Der CPR-Beginn sollte aber nicht durch eine aufwändige Umlagerung verzögert werden!

Technik der Mund-zu-Mund-Beatmung [1]

  1. Atemwege öffnen: Kopf des Patienten überstrecken und Kinn anheben
  2. Nase des Patienten verschließen
  3. 2 Beatmungen: Tief einatmen, Mund des Patienten mit den Lippen umschließen und 1 Sekunde lang Luft in den Patienten atmen
    • Überprüfung der suffizienten Beatmung: Leichte Anhebung des Brustkorbs (Volumen ca. 500 mL)

Die Herzdruckmassage sollte für die 2 Beatmungen nicht länger als 10 Sekunden unterbrochen werden! [2]

Geschulte Ersthelfer sollten Thoraxkompressionen und Beatmung kombinieren. Können oder wollen Ersthelfer die Beatmung nicht durchführen, sollten sie eine durchgehende Herzdruckmassage mit der Frequenz 100–120/min durchführen (sog. „Compression-only-CPR“)! [3]

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Defibrillationtoggle arrow icon

Die Herzdruckmassage darf für max. 5 Sekunden unterbrochen werden – beim Aufladen des Defibrillators darf die Herzdruckmassage dementsprechend nicht pausiert werden!

Die Defibrillation kann bei den Helfern Kammerflimmern auslösen! Bei der Schockabgabe darf deswegen keiner der Helfer den Patienten oder elektrisch leitfähige Teile (bspw. Beatmungsbeutel) berühren!

Automatisierter externer Defibrillator (AED) [6]

  • Beschreibung: Durch Laien bedienbare Geräte zur Analyse des Herzrhythmus mit integrierter Möglichkeit zur Schockabgabe (Defibrillation) bei Vorliegen einer defibrillierbaren Rhythmusstörung
  • Wichtige Grundsätze bei der Verwendung
    • Platzierung der Klebeelektroden anterior-lateral , dann Sprachführung bzw. Bildschirmanweisungen folgen
      • Alternative Platzierung: Anterior-posterior
    • Analyse des Herzrhythmus erfolgt alle 2 min, währenddessen Patienten nicht berühren
    • Bei empfohlener Schockabgabe: Sicherstellen, dass niemand den Patienten berührt, dann Schock freigeben (Auslöseknopf)
    • Unterbrechungen der Herzdruckmassage so kurz wie möglich halten (insb. sofortige Wiederaufnahme nach Schockabgabe)
    • Anwendung auch an Kindern ab 8 Jahren möglich
    • AED-Benutzung durch Fachpersonal: Bei manchen Geräten besteht die Option zur EKG-gesteuerten, manuellen Bedienung

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Notfall-EKG-Diagnostiktoggle arrow icon

Übersichtstabelle: Notfall-EKG-Diagnostik
EKG-Befund Folge
Defibrillierbare Rhythmen
Pulslose ventrikuläre Tachykardie
  • Schnelle, regelmäßige Kammerfrequenzen bei gleichzeitig fehlendem Puls
  • Auswurfleistung aufgrund hoher Frequenz nicht ausreichend
Kammerflimmern
  • Arrhythmische, hochfrequente Flimmerwellen
  • Keine Herzauswurfleistung
Nicht-defibrillierbare Rhythmen
Asystolie
  • Null-Linien-EKG
  • Versiegen jeglicher elektrischer und mechanischer Aktivität
Pulslose elektrische Aktivität (PEA)
  • Rhythmische elektrische Aktivität (meist langsame Frequenz, breite deformierte QRS-Komplexe ) bei gleichzeitig fehlendem Karotispuls
  • Zu schwache oder fehlende myokardiale Kontraktionen aufgrund elektromechanischer Entkopplung

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Postreanimationsphasetoggle arrow icon

Definitionen

  • ROSC („Return of Spontaneous Circulation“): Wiedereinsetzen des Spontankreislaufs während einer Reanimation
    • Zeichen
      • Wiedererfühlen des Pulses, Zurückkommen des Blutdrucks
      • Früher Hinweis bei beatmeten Patienten: Anstieg des exspiratorischen CO2 in der Kapnografie
  • Postreanimationssyndrom („Post-Cardiac Arrest Syndrome“): Gesamtheit pathophysiologischer Prozesse nach Kreislaufstillstand mit erfolgreicher Reanimation

Management der Postreanimationsphase [8]

Für komatöse Personen nach ROSC wird eine aktive Prävention von Fieber (definiert als Körperkerntemperatur >37,7 °C) für mind. 72 h empfohlen!

Reanimations-assoziierte Komplikationen

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Verzichts- bzw. Abbruchkriterientoggle arrow icon

Hintergrund [12]

  • Entscheidung über Beginn bzw. Fortführung einer Reanimation kann medizinisch und ethisch herausfordernd sein
    • Entspricht die Maßnahme dem Patientenwillen?
    • Hat die Maßnahme einen medizinischen Nutzen?
    • Liegen alle relevanten Informationen zur Entscheidungsfindung vor?
  • Verzichts- bzw. Abbruchkriterien sollen ärztliches und pflegerisches Personal bei der Entscheidungsfindung unterstützen

In die Entscheidungsfindung über den Beginn bzw. Fortführung von Wiederbelebungsmaßnahmen sollten das gesamte Team sowie ggf. die Angehörigen einbezogen werden!

Die Folgen einer nicht oder verzögert begonnenen Reanimation können nicht rückgängig gemacht werden – im Allgemeinen empfiehlt sich daher der Beginn von Wiederbelebungsmaßnahmen!

Verzichts- bzw. Abbruchkriterien gemäß European Resuscitation Council [13]

Die Entscheidung, ob bzw. wie lange eine Reanimation durchgeführt wird, muss stets individuell getroffen werden! Die Gründe für einen Verzicht auf bzw. den Abbruch von Wiederbelebungsmaßnahmen sollten in diesem Zusammenhang klar dokumentiert werden!

Exkurs: ToR-Regeln und „Slow Code“ [13]

  • ToR-Regeln: Abbruchregeln für die Reanimation bei außerklinischem Herzstillstand (ToR = „Termination of Resuscitation“)
    • Verschiedene Konzepte vorhanden, bspw.
    • Anwendung durch das International Liaison Committee on Resuscitation (ILCOR) empfohlen
  • „Slow Code“: Umgangssprachliche Bezeichnung für eine absichtlich suboptimal durchgeführte Reanimation
    • Wiederbelebungsmaßnahmen werden als aussichtslos bzw. nicht indiziert angesehen
    • Reanimation erfolgt nur unter dem Vorwand, das Leben der betroffenen Person zu retten
    • Bewertung des European Resuscitation Council: Irreführende Praxis, an der sich ärztliches Personal nicht beteiligen soll
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Besondere Patientengruppentoggle arrow icon

Reanimation von Neugeborenen und Kindern

Das Vorgehen bei der Reanimation von Neugeborenen und Kindern weicht wegen anatomischer Besonderheiten und der meist respiratorischen Genese eines Kreislaufstillstandes in diesem Alter teilweise vom Vorgehen bei der Erwachsenenreanimation ab. Im Folgenden sind grundlegende Unterschiede zur Erwachsenenreanimation aufgeführt, die konkreten Reanimationsalgorithmen sind in den entsprechenden SOPs dargestellt: [5][18][19]

Allgemeines Vorgehen [5][20]

  • Neugeborene unmittelbar nach der Geburt
    • Initial fünf Beatmungshübe mit verlängerter Inspirationszeit (2–3 s); nachfolgend Wiederbeurteilung (Atmung, Herzfrequenz), sicheres Etablieren suffizienter Beatmung, erst anschließend Thoraxkompressionen
    • Verhältnis Thoraxkompressionen zu Beatmung = 3:1
  • Säuglinge, Kinder und Jugendliche
    • Initial fünf Beatmungen, nachfolgend Wiederbeurteilung, erst anschließend Thoraxkompressionen
    • Verhältnis Thoraxkompressionen zu Beatmung
      • Einzel- oder Laienhelfende: 30:2
      • Professionelle Helfende: 15:2
    • Weiteres Vorgehen ist ähnlich dem bei Erwachsenen

Ein Kreislaufstillstand bei Neugeborenen, Säuglingen und Kindern ist meist respiratorisch bedingt. Daher steht die Beatmung stärker im Vordergrund als bei Erwachsenen! [5][20]

Ersthelfende ohne Kenntnisse der Reanimation von Kindern können den BLS-Algorithmus für Erwachsene anwenden!

Technik der Beatmung

Optimale Kopfposition

Beatmung ohne Hilfsmittel

Technik der Thoraxkompressionen

  • Neugeborene/Säuglinge: Zwei-Finger- oder Zwei-Daumen-Technik
    • Zwei-Finger-Technik
      • Einsatz: Thoraxkompressionen durch Einzelhelfende
      • Durchführung: Zwei Fingerspitzen (Zeige- und Mittelfinger) nebeneinander auf die untere Hälfte des Sternums setzen
    • Zwei-Daumen-Technik
      • Einsatz: Thoraxkompressionen durch mehrere Helfende
      • Vorteil: Effektivste Technik für Thoraxkompressionen bei Neugeborenen und Säuglingen
      • Durchführung: Unteren Teil des Thorax mit beiden Händen mit geschlossenen Fingern umfassen, beide Daumen auf das untere Drittel des Sternums setzen (neben- oder übereinander)
  • Kinder: Kompression mit dem Handballen
    • Durchführung: Ein Handballen auf der unteren Sternumhälfte (große Kinder/kleine Ersthelfende: beide Hände übereinander), Schultern senkrecht über der Hand, Finger zum Schutz der Rippen anheben

Gefäßzugang bei Neugeborenen [23]

Einführlänge eines Nabelvenenkatheters [24]
Geburtsgewicht (g) Einführlänge (cm)
<1.000 6
1.000–<1.500 7
1.500–<2.000 8
2.000–<2.500 9
≥2.500 10–12

Reanimation von Schwangeren [25]

Der Reanimationsalgorithmus bei Schwangeren entspricht dem Erwachsener. Allerdings sind die folgenden schwangerschaftsspezifischen Besonderheiten zu beachten.

Die Behandlung sollte schnellstmöglich interdisziplinär (durch Anästhesie, Geburtshilfe und Neonatologie) erfolgen!

In der fortgeschrittenen Schwangerschaft komprimiert der gravide Uterus evtl. die V. cava inferior und/oder die Aorta abdominalis! Dadurch verringert sich ggf. die Effektivität der Reanimationsmaßnahmen! [28]

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Sonstigestoggle arrow icon

  • Präkordialer Faustschlag
    • Kräftiger Faustschlag auf die untere Hälfte des Sternums
    • Mechanische Erschütterung soll zur Konversion in einen regelmäßigen Herzrhythmus führen
    • Durchführung nur in den ersten Sekunden eines beobachteten Herz-Kreislauf-Stillstandes sinnvoll
    • Maßnahme wird in den aktuellen Reanimationsleitlinien nicht mehr erwähnt [32]
  • Perkussionsstimulation („Percussion Pacing“) [4]
    • Rhythmische Faustschläge (50–70/min) auf den linken Rand des Sternums
    • Mechanische Erschütterung soll elektrische Herzerregung hervorrufen
    • Durchführung kann bei extremer Bradyarrhythmie erwogen werden
    • Wirksamkeit der Maßnahme nicht erwiesen
  • Hustenreanimation („Cough CPR“)
    • Tiefer Atemzug gefolgt von kräftigem, rhythmischem Husten
    • Resultierende linksatriale/-ventrikuläre und aortale Druckerhöhung soll zur Stabilisierung des Herzrhythmus führen
    • Durchführung nur bei erhaltenem Bewusstsein durch die betroffene Person selbst möglich

Die wichtigste Maßnahme bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand ist die ohne Zeitverlust konsequent durchgeführte Herzdruckmassage!

Perkussionsstimulation und Hustenreanimation können zwar im Einzelfall erwogen werden, dürfen jedoch keinesfalls die leitliniengerechten Reanimationsmaßnahmen verzögern!

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