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AMBOSS-Pflegewissen: Medikamentenmanagement

Letzte Aktualisierung: 1.7.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die Pflegefachpersonen nehmen eine wichtige Rolle bei der Vorbereitung, Applikation, Nachbereitung und Überwachung der Patient:innen im Rahmen der medikamentösen Therapie ein.
Voraussetzung hierfür ist das nötige Wissen über die angeordneten Medikamente, insb. bezüglich der gewünschten Wirkung, den wichtigsten Nebenwirkungen, der Besonderheiten bei der Vor- und Nachbereitung sowie der Applikationsarten.
Da Fehler während der Vorbereitung und Verabreichung von Medikamenten zu den häufigsten Fehlern im Gesundheitssystem zählen, ist ein hohes Maß an Sorgfalt und Konzentration notwendig.

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6-R-Regeltoggle arrow icon

Die Pflegefachperson muss vor jeder Medikamentengabe sicherstellen, dass diese in allen Aspekten der ärztlichen Anordnung entspricht. Hierfür eignet sich die Kontrolle anhand der 6-R-Regel (6-Richtige-Regel).

  • Richtige:r Patient:in
    • Patientenarmband bei nicht ansprechbaren Patient:innen prüfen
    • Patient:in mit Namen ansprechen, bei Unsicherheit auch das Geburtsdatum erfragen und abgleichen
  • Richtiges Medikament
    • Name bzw. Wirkstoff des Medikaments prüfen
    • Zusatzangaben beachten: Bspw. „retard“
    • Besonders genaues Vorgehen bei Beteiligung mehrerer Personen
      • Tabletten: Wurden die richtigen Tabletten gestellt?
      • Flüssige Wirkstoffe (i.v., s.c. und i.m. Applikation sowie Lösungen zur oralen Gabe): Sind die Flüssigkeiten genau beschriftet?
  • Richtige Dosierung
    • Intravenöse Applikation: Ist die Wirkstoffkonzentration pro mL oder die Wirkstoffmenge der gesamten Ampulle gemeint?
    • Tabletten: Ist die Anzahl der Tabletten korrekt?
  • Richtiger Zeitpunkt: Bspw.
    • In einem definierten Zeitabstand vor oder nach einer Untersuchung / einem Eingriff
    • Nur an bestimmten Wochentagen
    • Zu einer bestimmten Uhrzeit
    • Morgens, mittags, abends
  • Richtige Applikationsform: Bspw. oral , i.v., i.m., topisch
  • Richtige Dokumentation
    • Jede Verabreichung eines Medikaments durch verabreichende Person dokumentieren
    • Zeitnahe Dokumentation (Vermeidung einer mehrfachen Verabreichung)
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Umgang mit Betäubungsmitteln (BtM)toggle arrow icon

Unter das Betäubungsmittelgesetz fallen Substanzen wie bspw. Opioide und Substitutionsmittel. Da bei diesen Medikamenten ein besonders hohes Missbrauchspotenzial besteht, gibt es strenge Vorgaben zum Umgang.

Siehe auch:

Aufbewahrung

  • Separat von den übrigen Medikamenten unter ständigem Verschluss (i.d.R. in einem Tresor)
  • I.d.R. nur ein Schlüssel (Übergabe an Pflegefachperson der folgenden Schicht)
  • Schlüsselübergabe beinhaltet gemeinsame Kontrolle des aktuellen Medikamentenbestands inkl. Abgleich mit dem sog. BtM-Buch

Dokumentation

  • Betäubungsmittelbuch (BtM-Buch)
    • Spezielles Buch mit Betäubungsmittelkarten, die fortlaufend nummeriert sind
    • Digitale Dokumentation möglich, wenn das Programm keine nachträglichen Änderungen erlaubt und Ausdrucke möglich sind
  • Zeitrahmen: Aufbewahrung für 3 Jahre, gerechnet von der letzten Eintragung
  • Dokumentation aller Zu- und Abgänge des Betäubungsmittelfachs (genau und gut leserlich), inkl.
    • Datum
    • Patientenname
    • Nach hausinternem Standard ggf. zusätzlich: Geburtsdatum des/der Patient:in
    • Name des/der anordnenden Arztes/Ärztin
    • Name der Pflegefachperson, die das Medikament entnimmt
    • Neuer Medikamentenbestand nach der Entnahme
  • Fehleinträge einfach durchstreichen (Eintrag muss weiterhin lesbar sein!)
  • Verworfene Betäubungsmittel
    • Komplett oder teilweise verworfenes Medikament aufführen
    • Grund nachvollziehbar dokumentieren
  • Prüfung des BtM-Buchs
    • Zum Ende jeden Kalendermonats
    • Durch verschreibungsberechtigte Person des ärztlichen Personals
    • Bestätigung mit Unterschrift, dass Dokumentation und Bestand übereinstimmen

Verabreichung

  • Vorbereitete Medikamente nicht in frei zugänglichen Räumen zwischenlagern
  • Patient:innen informieren, dass für die Medikamente besonderen Vorgaben gelten
  • Ggf. Einnahme überwachen, insb. bei bewusstseinseingeschränkten Patient:innen
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Applikationsformen von Medikamententoggle arrow icon

Die Verabreichungsform (auch Applikationsform genannt) beschreibt, auf welchem Weg ein Medikament in den Körper gelangt. Übergeordnet wird insb. zwischen lokaler und systemischer Therapie unterschieden. Viele Wirkstoffe sind nur in einigen Darreichungsformen verfügbar.

Die Auswahl der Applikationsform hängt von verschiedenen Faktoren ab, bspw. der Bioverfügbarkeit, Nebenwirkungen sowie körperlichen und kognitiven Voraussetzungen der Patient:innen.
Die meisten Applikationsformen dürfen nach ärztlicher Anordnung durch die Pflegefachpersonen durchgeführt werden. Einige Applikationsformen wie bspw. die intraartikuläre oder intraneurale dürfen nur von ärztlichem Personal angewendet werden.

Übersicht gängiger Applikationsformen

Applikationsform

Kürzel Bedeutung/Applikationsart Darreichungsbeispiele
Aural „in das Ohr Ohrentropfen

Bukkal

„auf/über die Wangenschleimhaut“ (in der Wangentasche) Schmelztabletten, Sprays, Gele
Endobronchial (e.b.) „in die Bronchien Injektionslösung
Enteral

„über den Magen-Darm-Trakt

Inhalativ

(p.i.) „einatmen“ Sprays, Inhalationslösungen, Gase
Intraarteriell (i.a.) „in die Arterie Injektionslösung
Intraartikulär (i.art.) „in ein Gelenk Injektionslösung

Intraduktal

„in ein Gangsystem“ Injektionslösung
Intragluteal „in den M. gluteus maximus Injektionslösung

Intrakutan

(i.c.) „in die Haut Injektionslösung

Intramuskulär

(i.m.) „in das Muskelgewebe Injektionslösung
Intranasal „in die Nase Nasenspray, Nasentropfen, Notfallmedikamente

Intraneural

„in den Nerv“ Injektionslösung

Intraokulär

„in das Auge Injektionslösung
Intraossär (i.o.) „in den Markraum eines Knochen Injektionslösung
Intraperitoneal (i.p.) „in die Bauchhöhle Infusionslösung

Intrapleural

„in den Pleuraspalt Injektion
Intrathekal „in den Subarachnoidalraum Injektionslösung
Intratumoral „in einen Tumor Injektionslösung
Intravasal „in ein Gefäß“ Infusions-/Injektionslösung
Intravenös (i.v.) „in die Vene Infusion-/Injektionslösung

Intravesikal

„in die Harnblase
Konjunktival „auf die Bindehaut Augentropfen, Augensalbe
Kutan „auf die Haut Salben, Cremes, Gele
Oral, Per os (p.o.) „über den Mund
Parenteral „unter Umgehung des Darmes“
Peridural „in den Peri-/Epiduralraum Injektionslösung
Perineural „um einen Nerv herum“ Injektionslösung
Perkutan „durch die Haut hindurch“ Injektionslösung , Salben, Creme

Rektal

„in das Rektum Suppositorien (Zäpfchen), Klistiere
Subkutan (s.c.) „unter die Haut Injektionslösung

Sublingual

(s.l.) „unter die Zunge Schmelztabletten, Lösung, Spray

Topisch

„örtlich“, „äußerlich“ Salben, Cremes, Gele, Nasentropfen, Augentropfen
Transdermal „über die Haut Transdermalpflaster Salben, Cremes
Vaginal „in die Vagina Zäpfchen, Salben
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