ambossIconambossIcon

Opioide

Letzte Aktualisierung: 9.1.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Bei den Opioiden handelt es sich um eine heterogene Gruppe von Wirkstoffen, deren gemeinsames Merkmal die Bindung an Opioidrezeptoren ist. Unterschiede bestehen insb. in der Affinität zu einzelnen Rezeptor-Subtypen sowie im Hinblick auf den klinischen Effekt der Rezeptorbindung.

Grundsätzlich werden körpereigene (=endogene) Opioidpeptide von künstlich hergestellten (=semi- bzw. vollsynthetischen) Opioiden unterschieden. Erstere spielen eine wichtige Rolle als Neurotransmitter, letztere können pharmakologisch genutzt oder als Rauschmittel missbraucht werden.

Hauptwirkung der meisten Opioide ist die Analgesie. Hauptnebenwirkungen sind Übelkeit und Erbrechen sowie eine v.a. bei relativer oder absoluter Überdosierung auftretende Atemdepression. Daneben kann es insb. bei längerfristiger Anwendung zu Obstipation und Toleranzentwicklung bzw. Abhängigkeit kommen (siehe auch: Opioide (Intoxikation und Abhängigkeit)).

Pharmakologisch werden Opioide typischerweise zur Behandlung akuter bzw. chronischer Schmerzen (gemäß dem WHO-Stufenschema) oder im Rahmen einer Allgemeinanästhesie bzw. Analgosedierung eingesetzt. Substanzspezifisch ist jedoch auch eine Anwendung als Peristaltikhemmer (Loperamid), Antitussivum (Codein) oder Antidot (Naloxon, Naltrexon) möglich.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Übersichttoggle arrow icon

Allgemeines

  • Einteilung typischerweise nach der Wirkung an den Opioidrezeptoren
    • Schwache vs. starke Agonisten
    • Reine vs. partielle Agonisten
    • Antagonisten
  • Unterscheidung nach primärem Einsatzgebiet möglich
  • Überschneidungen und alternative Klassifikationen möglich

Die Einteilung, Unterscheidung und Klassifikation von Opioiden ist nicht einheitlich definiert!

Gebräuchliche Opioidanalgetika in der Schmerztherapie

Gebräuchliche Opioidanalgetika in der Schmerztherapie
Niedrigpotente Opioide (WHO Stufe II) Hochpotente Opioide (WHO Stufe III)

Weitere Hinweise zu Wirkstoff und Präparaten

Reine Agonisten
  • Tramadol
  • Tilidin/Naloxon
  • Dihydrocodein
Partielle Agonisten

Buprenorphin hat eine höhere Rezeptoraffinität als Opioide mit einer höheren Potenz (z.B. Fentanyl), sodass bei gleichzeitiger Gabe die Wirkung des höher-potenten Opioids ausbleiben würde!

Opioidanalgetika in der Anästhesie

Opioidanalgetika in der Anästhesie
Opioid Analgetische Potenz Wirkdauer Wichtige Fakten
Fentanyl
  • 100-fach
  • 20–30 min
Remifentanil
  • 100-fach
  • 3–4 min
  • Inaktivierung durch unspezifische Esterasen im Blut
Sufentanil
  • 1.000-fach
  • 30–45 min
Alfentanil
  • 30–40-fach
  • 10–15 min

Nicht zentral wirksames Opioid

Opioidantagonist Naloxon

Opioidantagonist Naloxon
Wirkmechanismus Pharmakokinetik Indikationen Nebenwirkungen Kontraindikationen
Reiner Antagonist
Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Wirkstärke und Äquivalente von Opioidentoggle arrow icon

Allgemeines [2]

  • Analgetische Potenz: Einschätzung der relativen Wirkstärke einzelner Opioide im Vergleich zu Morphin
  • Morphin-Äquivalenzdosierung: Dosis eines Opioids mit der gleichen analgetischen Wirkung wie eine vorgegebene Dosis Morphin
    • Angaben zu Äquivalenzdosierungen variieren in der Literatur
    • Äquivalenzdosierungen z.T. nicht streng linear [3]
    • Umrechnungstabellen nur zur Orientierung gedacht
    • Individuelle Begebenheiten beachten
  • Opioidrotation: Umstellung einer Opioidmedikation auf ein anderes Opioid mit dem gleichen Wirkmechanismus [4]

In der Literatur gibt es teils sehr unterschiedliche Angaben zu den Äquivalenzdosierungen!

Bei opioidgewöhnten Personen sollte eine Umstellung möglichst durch schmerztherapeutisch bzw. suchtmedizinisch erfahrenes ärztliches Personal durchgeführt werden!

Analgetische Potenz gängiger Opioide

Orientierende analgetische Potenz gängiger Opioide
Wirkstoff Potenz im Vergleich zu
Morphin p.o. Morphin i.v. [6]
Sufentanil i.v. [6][7]

1.000

333

Remifentanil i.v. [6]

100

33

Fentanyl i.v. oder transdermal [4][8][9][10]

100

33

Buprenorphin transdermal [4][11]

80

27

Alfentanil i.v. [12]

30–40

10

Hydromorphon i.v. [13][14] 15 5
Hydromorphon p.o. [4][15]

7,5

2,5

Levomethadon p.o. [3][16][17]

5–12

1,6–4

Oxycodon i.v. [4][18] 4 1,3
Piritramid i.v. oder s.c. [6][19]

2

0,7

Oxycodon p.o. [4][20]

2

0,7

Tapentadol p.o. [4]

0,4

0,13

Dihydrocodein p.o. [21][22] 0,166 0,06
Pethidin rektal [10][22] 0,125 0,04
Tramadol p.o. [4][23]

0,1

0,03

Tilidin/Naloxon p.o. [4]

0,1

0,03

Äquivalenzdosierungen nicht-parenteral verabreichter Opioide (Äquivalenzdosis)

Für die Umrechnung gängiger Substitutionsmittel bei Opioidabhängigkeit gelten teilweise andere Äquivalenzdosierungen!

Äquivalenzdosierungen nicht-parenteral verabreichter Opioide [4]
Wirkstoff Beispieldosierungen
Morphin p.o. [22][24]

10 mg

15 mg

20 mg

30 mg

60 mg

90 mg

120 mg

Fentanyl TTS [9]

12,5 μg/h

25 μg/h

37,5 μg/h

50 μg/h

Buprenorphin TTS [11]

5 μg/h

10 μg/h

15 μg/h

35 μg/h

52,5 μg/h

70 μg/h

Buprenorphin sublingual [25]

0,2 mg

0,4 mg

0,8 mg

1,2 mg

1,6 mg

Hydromorphon p.o. [15]

2 mg

4 mg

8 mg

12 mg

16 mg

Oxycodon p.o. [20]

5 mg

10 mg

15 mg

30 mg

45 mg

60 mg

Tapentadol p.o. [26]

25 mg

50 mg

75 mg

150 mg

225 mg

300 mg

Dihydrocodein p.o. [21][22]

60 mg

90 mg

120 mg

180 mg

Pethidin rektal [22][27]

100 mg

200 mg

400 mg

Tramadol p.o. [23]

100 mg

150 mg

200 mg

300 mg

Tilidin/Naloxon p.o. [28]

100 mg

150 mg

200 mg

300 mg

600 mg

Die angegebenen Äquivalenzdosierungen dienen lediglich der Orientierung und unterliegen inter- und intraindividuellen Unterschieden!

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Wirkungtoggle arrow icon

Wirkung der Opioide an den Opioidrezeptoren
Opioidrezeptoren Endogener Ligand Wirkung
Neue Bezeichnung Alte Bezeichnung
MOR (M-Opioidrezeptor) μ-Rezeptor
KOR (κ-Opioidrezeptor) κ-Rezeptor
DOR (δ-Opioidrezeptor) δ-Rezeptor
  • Enkephalin
  • Analgesie
  • Atemdepression
  • Toleranz
  • Abhängigkeit

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Nebenwirkungtoggle arrow icon

Nebenwirkungen in therapeutischer Dosierung

In der Therapie des chronischen Schmerzsyndroms ist nicht mit einer klinisch-relevanten Atemdepression zu rechnen!

Während sich im Verlauf der Opioidtherapie die Nebenwirkungen Sedierung, orthostatische Dysregulation, Übelkeit und Erbrechen bessern, ist dies bei der Obstipation nicht der Fall!

Für Informationen zu Opioidintoxikation und -abhängigkeit siehe: Opioide (Intoxikation und Abhängigkeit).

Es werden die wichtigsten Nebenwirkungen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Indikationtoggle arrow icon

Aufgrund einer schnellen Toleranzentwicklung sollte bei schweren Schmerzzuständen keine dauerhafte intravenöse Gabe von Opioiden erfolgen!

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Implikationen für die Verschreibungspraxis von Opioidanalgetikatoggle arrow icon

Zur Prävention einer Opioidabhängigkeit und zur Vermeidung von Überdosierungen sollten folgende Punkte beachtet werden [30][31]

  • Indikation
    • Strenge Indikationsprüfung [32], insb. bei
      • Vorbestehenden Abhängigkeitserkrankungen
      • Positiver Familienanamnese für Suchterkrankungen
      • Komorbider psychischer Erkrankung
      • Männern im jüngeren Lebensalter (20–40 Jahre)
      • Zeitgleicher Einnahme von Tranquilizern
      • Hochdosisbehandlung (>120 mg/d Morphinäquivalent)
    • Beachtung des WHO-Stufenschemas
    • Reevaluation der Indikation bei längerer Gabe
  • Patientenaufklärung über
    • Suchtpotenzial
    • Gefahr der Übersedierung bei zusätzlicher Einnahme psychogener Medikamente oder Suchtmittel
  • Verordnung
    • Zeitliche Begrenzung
    • Verschreibung einer effektiven, aber möglichst niedrigen Dosis
    • Feste Einnahmeschemata statt Einnahme bei Bedarf
    • Wenn notwendig Ausschleichschema beim Absetzen

Die gleichzeitige Gabe von Benzodiazepinen und Opioidanalgetika sollte vermieden werden (Gefahr der Überdosierung!)

4Ks: Klare Indikation, Korrekte Dosierung, Kurze Anwendung, Kein abruptes Absetzen!

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Studientelegramme zum Thematoggle arrow icon

Interesse an wöchentlichen Updates zur aktuellen Studienlage im Bereich der Inneren Medizin? Abonniere jetzt das Studientelegramm (Beiträge zur Inneren Medizin in Kooperation mit HOMe sowie zur Überversorgung in der Inneren Medizin mit der DGIM). Zusätzlich haben wir auch das englische One-Minute-Telegram und den AMBOSS-Podcast im Angebot. Alle Links zur Anmeldung findest du am Seitenende unter "Tipps & Links".

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Opioide

Opioide – Teil 1: Wirkmechanismus, Nebenwirkungen und Kontraindikation

Opioide – Teil 2a: Klinische Aspekte

Opioide – Teil 2b: Partialagonist Buprenorphin

Opioide – Teil 3: Schwache Agonisten

Opioide – Teil 4: Starke Agonisten

Opioide – Teil 5: Narkotika

Opioide – Teil 6: Intoxikation, Entzug und Antagonisten

Opioide – Teil 7: Suchttherapie

Opioide – Teil 8: Loperamid

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Probiere die Testversion aus und erhalte 30 Tage lang unbegrenzten Zugang zu über 1.400 Kapiteln und +17.000 IMPP-Fragen.
disclaimer Evidenzbasierte Inhalte, von festem ärztlichem Redaktionsteam erstellt & geprüft. Disclaimer aufrufen.