Zusammenfassung
Im Laufe des Lebens kommt es bei allen Menschen zu degenerativen knöchernen Anbauten (z.B. Spondylophyten) an der Wirbelsäule, zur Arthrose der Facettengelenke und zur Degeneration der Zwischenwirbelscheiben. Eine Einengung des Spinalkanals und der Zwischenwirbellöcher (Foramina intervertebralia) ist die Folge, was hauptsächlich an der Lendenwirbelsäule symptomatisch wird. Leitsymptom sind belastungsabhängige Kreuzschmerzen mit Ausstrahlungen in die Beine. Durch längeres Gehen kann der Schmerz ausgelöst werden oder zunehmen, sodass der Patient zum Stehenbleiben gezwungen wird (Claudicatio intermittens spinalis). Da das Nachvornebeugen Entlastung bringt, sind folglich auch Belastungen bei gebeugtem Rücken (z.B. Rad fahren) ohne Probleme möglich. Die Diagnose wird mittels MRT gestellt. Therapeutisch stehen zunächst konservative Maßnahmen wie schmerzlindernde Medikamente und physiotherapeutische, stabilisierende Übungen im Mittelpunkt. Bei stark progredienten Schmerzen und neurologischen Ausfällen muss durch eine Operation dem komprimierten Rückenmark bzw. Spinalnerv (bspw. durch Entfernung eines Teils des Wirbelbogens oder durch Abtragung der knöchernen Anbauten) Platz geschaffen werden.
Epidemiologie
- Alter: Häufigkeitsgipfel im 60.–70. Lebensjahr
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Ätiologie
- Einengung von Spinalkanal und Zwischenwirbellöchern durch:
- Spondylophyten
- Arthrose (Facettengelenke)
- Degeneration der Bandscheibe mit Höhenverlust
- Pseudospondylolisthesis
Symptomatik
-
Typische Lokalisation: LWS → Belastungsabhängige Kreuzschmerzen mit plötzlichem Einstrahlen in die Beine, Taubheitsgefühl
- Claudicatio intermittens spinalis: Intermittierendes Hinken bei Belastung durch spinale Ursache (meist bei Spinalkanalstenose, aber z.B. auch bei Rückenmarksinfarkt möglich) mit resultierender Minderung der Gehstrecke
- Gebeugte Haltung führt zu Besserung (sitzen, Rad fahren), Reklination zu Verschlechterung der Symptomatik (v.a. Bergabgehen)
- Seltener: Verengung von Spinalkanal und Zwischenwirbellöchern zervikal oder thorakal → Radikuläre Syndrome je nach Höhe der Nervenläsion
Diagnostik
Bildgebung
- MRT: Methode der Wahl zum Nachweis von
- Kompression von Spinalnerven
- Spondylophyten
- CT-Myelografie
- Indikation : Notwendigkeit einer funktionellen Untersuchung
- Konventionelles Röntgen: Funktionsaufnahme in zwei Ebenen und seitlicher Projektion
- Durchführung in Hyperextension und -flexion
- Begrenzte Aussagekraft
Differenzialdiagnosen
- Vaskuläre Ursachen: Bspw.
- Raumfordernde Prozesse: Bspw.
- Pseudoradikuläre Syndrome
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Therapie
- Zunächst konservativ
- Physiotherapie
- Schmerzlindernde Medikamente nach WHO-Stufenschema
- Applikation von Lokalanästhetika epidural oder CT-gesteuert an die verbreiterten Zwischenwirbelgelenke (Facetteninfiltration)
- Operativ: Bei Beschwerdepersistenz trotz konservativer Maßnahmen oder bei neurologischen Symptomen
- Mikrochirurgische Dekompression
- Ggf. Verwendung zusätzlicher, dynamischer Stabilisierungssysteme
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
- M48.-: Sonstige Spondylopathien
- M99.-: Biomechanische Funktionsstörungen, anderenorts nicht klassifiziert
- Hinweise Diese Kategorie sollte nicht zur Verschlüsselung benutzt werden, wenn der Krankheitszustand anderenorts klassifiziert werden kann.
- M99.2-: Subluxationsstenose des Spinalkanals [0-4,9]
- M99.3-: Knöcherne Stenose des Spinalkanals [0-4,9]
- M99.4-: Bindegewebige Stenose des Spinalkanals [0-4,9]
- M99.5-: Stenose des Spinalkanals durch Bandscheiben [0-3,9]
Lokalisation der Muskel-Skelett-Beteiligung
- 0 Mehrere Lokalisationen
- 1 Schulterregion
- 2 Oberarm
- 3 Unterarm
- 4 Hand
- 5 Beckenregion und Oberschenkel
- 6 Unterschenkel
- 7 Knöchel und Fuß
- 8 Sonstige
- 9 Nicht näher bezeichnete Lokalisation
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.