Zusammenfassung
Das Othämatom ist ein blutiger, das Otserom ein seröser Erguss zwischen der Knorpelhaut (Perichondrium) und dem Knorpel der Ohrmuschel. Beide entstehen durch direkte Gewalteinwirkung auf die Ohrmuschel, bspw. in Form von Schlägen oder Bissen. Zur Vermeidung von bleibenden Deformitäten („Boxer-“/„Ringer-“/„Blumenkohlohr“) und Infektionen muss der Erguss immer durch Inzision drainiert werden. Dabei ist aufgrund einer drohenden Perichondritis auf strenge Sterilität zu achten.
Pathophysiologie
-
Äußere Gewalteinwirkung → Tangentiale Scherkräfte → Ablösung des Perichondriums vom Knorpel → Ansammlung von Blut (Othämatom) oder seröser Flüssigkeit (Otserom)
- Ausnahme: In höherem Lebensalter kann es durch Kälteeinwirkung in der Fossa triangularis spontan zu einem Othämatom kommen
- Folge
- Ernährungsstörung des Knorpels → Nekrosen → Fibrosierung und Kalzifikation → Deformität der Ohrmuschel
Symptomatik
- Prall-elastische Schwellung der Ohrmuschel mit Fluktuation
- Verstrichene Konturen des Ohrreliefs
- Schmerzen möglich
Diagnostik
- Blickdiagnose
- Auf Begleitverletzungen inspizieren
- Trommelfell- und Gehörgangsverletzungen
- Laterobasale Frakturen
Therapie
- Indikation: Jedes Othämatom und Otserom
- Durchführung
- Reinigung und Desinfektion, siehe auch: Wundinfektion
- Infiltrationsanästhesie
-
Inzision [2]
- Lokalisation: Ohrmuschelvorderseite am Übergang zur Scapha
- Alternativer Zugang: Ohrmuschelrückseite über ein Knorpelfenster
- Drainage und Resektion
- Anlage eines Druckverbands
- Matratzennaht
- Antibiotische Therapie (großzügige Indikation): Clindamycin
- Bei Perichondritis: Zweiwöchige antibiotische Therapie (über das Abklingen der Entzündung hinaus) [3]
- Clindamycin
- Plus Ciprofloxacin
- Bei Perichondritis: Zweiwöchige antibiotische Therapie (über das Abklingen der Entzündung hinaus) [3]
- Tetanusschutz bei offenen Wunden: Impfung gemäß STIKO-Empfehlungen (Impfschema bei Verletzungen)
- Nach ca. 8 Tagen: Entfernung des Druckverbands und Fadenzug
Es ist IMMER eine chirurgische Inzision indiziert!
Komplikationen
- Persistierende Formänderung der Ohrmuschel („Boxer-“/„Ringer-“/„Blumenkohlohr“)
- Perichondritis → Nekrosen des Knorpels
Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
- H61.-: Sonstige Krankheiten des äußeren Ohres
- H61.0: Perichondritis des äußeren Ohres
- Chondrodermatitis nodularis chronica helicis
- Perichondritis:
- auricularis
- Ohrmuschel
- H61.1: Nichtinfektiöse Krankheiten der Ohrmuschel
- Erworbene Deformität:
- Auricula
- Ohrmuschel
- Exklusive: Blumenkohlohr (M95.1)
- Erworbene Deformität:
- H61.2: Zeruminalpfropf
- Impaktiertes Zerumen
- H61.3: Erworbene Stenose des äußeren Gehörganges
- Verengung des äußeren Gehörganges
- H61.8: Sonstige näher bezeichnete Krankheiten des äußeren Ohres
- Exostose im äußeren Gehörgang
- H61.9: Krankheit des äußeren Ohres, nicht näher bezeichnet
- H61.0: Perichondritis des äußeren Ohres
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.