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Transfusion von Erythrozytenkonzentraten - AMBOSS-SOP

Letzte Aktualisierung: 29.10.2024

Zieletoggle arrow icon

Ziel dieser AMBOSS-SOP ist es, alle notwendigen Informationen zur praktischen Durchführung einer Erythrozytentransfusion zu geben. Für allgemeinere Hintergrundinformationen siehe Transfusionen.

Indikationtoggle arrow icon

Grundsätzlich sollte aufgrund der Möglichkeit von Transfusionsreaktionen und -komplikationen eine kritische Indikationsstellung zur Transfusion von Erythrozytenkonzentraten erfolgen. Für genaue Informationen siehe: Indikationsstellung zur EK-Transfusion

Vorbereitungtoggle arrow icon

Aufklärung und Einwilligung zur Transfusion von Erythrozytenkonzentraten

  • Gemäß den allgemeinen Grundsätzen, siehe: Aufklärungspflicht
  • Im lebensbedrohlichen Notfall: Ggf. Verzicht auf Aufklärung unter Beachtung des mutmaßlichen Patientenwillens

Not kennt kein Gebot! Ist eine Transfusion lebensrettend erforderlich, tritt die Aufklärungspflicht in den Hintergrund!

Anforderung des EK

  • Verschreibung und Anforderung: Per Anforderungsschein (mit Patientenetikett) oder über digitales Anforderungssystem
  • Identitätssicherung und Blutentnahme: Grundsätzlich alle Blutröhrchen vor Abnahme mit Patientenetikett versehen und Identität des Patienten feststellen
  • Abholung der EKs: Zu transfundierende EKs werden mit einer Kopie des Anforderungsscheins abgeholt, die patientenbezogene Herausgabe der EKs wird hierbei erfasst und mit einem Begleitschein dokumentiert

Prüfung des EK vor Transfusion

Umgang mit dem EK vor Transfusion

  • Kein Aufwärmen: I.d.R. ist ein Aufwärmen des EK weder notwendig noch sinnvoll

Vorbereitung des EK für die Transfusion

Vor dem Vorbereiten des EK für die Transfusion sollte letztmalig sichergestellt werden, dass die Aufklärung des Patienten erfolgt und die Einwilligung dokumentiert ist!

Spezielle Materialien

„Anstich“ des EK mit dem Transfusionsbesteck

  • Sauberes Arbeiten: Händedesinfektion und Anziehen von Handschuhen
  • EK anstechen: Vollständiges Einführen des Dorns des Transfusionsbestecks in den Transfusionsstutzen der Blutkonserve unter Vermeidung einer Kontamination
    • Keine Kraftspiele: Geduldige, leicht drehende Bewegungen beim Einführen des Dorns helfen, eine grobe Kraftanwendung ist i.d.R. zwecklos und frustrierend!
  • Befüllen von Tropfkammer und Schlauchsystem
    • Filterniveau der Tropfkammer beachten: Die Tropfkammer sollte ein Stück weit über dem Niveau des Filters befüllt sein, ein direktes mechanisches Auftropfen der Erythrozyten aus dem EK auf den Filter ist zu vermeiden
    • Schlauchsystem luftfrei befüllen: Luftfreies Befüllen des Schlauchsystems bis zum Auslaufen eines Tropfens aus dem EK auf einen zurechtgelegten Wattetupfer, auf Luftbläschenbildung achten

Das EK ist nach dem „Anstich“ mit dem Transfusionsbesteck innerhalb von 6 h zu transfundieren!

Ablauf/Durchführungtoggle arrow icon

Vorbereitung des Patienten

Identitätsprüfung und Bedside-Test

  • Identitätsprüfung
    • Beim ansprechbaren Patienten: Frage nach Stammdaten wie Vornamen, Geburtsdatum, Schreibweise des Familiennamens
    • Beim nicht ansprechbaren Patienten: Identifizierung ggf. anhand eines Patientenarmbandes, Befragung der zuständigen Pflegekraft und Bitte um Bestätigung der Identität – jeglicher Zweifel ist zu beseitigen!
  • Bedside-Test: Mit einigen mL Blut des Patienten, ggf. Abnahme auch bei Anlage des venösen Zugangs

Transfusion des EK

Nachsorge

  • Transfusionsbeutel mit Restblut steril verschließen (bspw. durch Abklemmen) und für 24 h bei 4 ± 2 °C aufbewahren
  • Einmal eröffnete EKs müssen innerhalb von 6 h verwendet werden
  • Überwachung des Patienten für mindestens 30 min nach erfolgter Transfusion
  • Ambulante Bluttransfusionen
    • Vor Entlassung: Untersuchen und Befragen des Patienten nach unerwünschten Transfusionsreaktionen sowie Aufklärung über mögliche Reaktionen und Mitgabe einer Kontaktadresse für den Notfall (Name und Telefonnummer)
  • Dokumentationspflicht nach § 14 des Transfusionsgesetzes
    • Inkl. Angaben zur (Un‑)Verträglichkeit der abgeschlossenen Transfusion

Quellentoggle arrow icon

  1. Strobel et al.:Konzept zur Massivtransfusion im SchockraumIn: Notfall + Rettungsmedizin. Band: 16, Nummer: 6, 2013, doi: 10.1007/s10049-013-1755-1 . | Open in Read by QxMD p. 462-468.
  2. Herold: Innere Medizin 2017. Herold 2016, ISBN: 3-981-46606-3.
  3. Mazer et al.:Restrictive or Liberal Red-Cell Transfusion for Cardiac SurgeryIn: New England Journal of Medicine. Band: 377, Nummer: 22, 2017, doi: 10.1056/nejmoa1711818 . | Open in Read by QxMD p. 2133-2144.
  4. Müller et al.:Transfusion of packed red cells: Indications, triggers and adverse eventsIn: Deutsches Ärzteblatt Online. 2015, doi: 10.3238/arztebl.2015.0507 . | Open in Read by QxMD.
  5. Strobel, Henschler:Korrekte Vorbereitung der TransfusionIn: Der Anaesthesist. Band: 63, Nummer: 8-9, 2014, doi: 10.1007/s00101-014-2327-6 . | Open in Read by QxMD p. 703-714.
  6. Agnihotri:Transfusion associated circulatory overloadIn: Indian Journal of Critical Care Medicine. Band: 18, Nummer: 6, 2014, doi: 10.4103/0972-5229.133938 . | Open in Read by QxMD p. 396.
  7. Popovsky:Transfusion-related acute lung injury and transfusion-associated circulatory overloadIn: ISBT Science Series. Band: 1, Nummer: 1, 2006, doi: 10.1111/j.1751-2824.2006.00046.x . | Open in Read by QxMD p. 107-111.
  8. Querschnitts-Leitlinien zur Therapie mit Blutkomponenten und Plasmaderivaten - Gesamtnovelle 2020.Stand: 21. August 2020. Abgerufen am: 12. März 2021.
  9. Richtlinie zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten (Richtlinie Hämotherapie) - Gesamtnovelle 2023.Stand: 29. Juni 2023. Abgerufen am: 23. Oktober 2024.
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