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Spezifisches Immunsystem

Letzte Aktualisierung: 21.8.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Das unspezifische Immunsystem ist bereits bei der Geburt vorhanden und nutzt schnelle, jedoch wenig effektive Abwehrmechanismen, um Pathogene abzutöten. Daher wird gleichzeitig eine spezifische Immunantwort eingeleitet, die jedoch Stunden und Tage benötigt, um volle Effektivität zu erreichen. Im Zentrum dieser spezifischen Antwort stehen die sog. Lymphozyten. Die Lymphozyten nutzen im Gegensatz zum unspezifischen Immunsystem spezielle Rezeptoren (B- und T-Zell-Rezeptoren), um spezifische Antigene der Pathogene zu erkennen und gezielt gegen diese vorzugehen. Während der Entwicklung der Lymphozyten bildet jeder Lymphozyt durch eine Art Zufallsprinzip einen Rezeptor aus, der nur ein ganz spezifisches Antigen bindet.

Wird einem Lymphozyten sein Antigen über die MHC-Rezeptoren der antigenpräsentierenden Zellen präsentiert, so vermehrt sich dieser Lymphozyt (bei Anwesenheit weiterer stimulatorischer Faktoren) in den sekundären lymphatischen Organen, um eine ganze „Armee“ von Lymphozyten zu erzeugen, deren Rezeptoren sich gegen genau dieses eine Antigen richten. Da dies Zeit benötigt, kommt es erst nach einigen Tagen zu einer effektiven spezifischen Immunantwort.

Die Lymphozyten werden in sog. B- und T-Lymphozyten eingeteilt: T-Lymphozyten können einerseits andere Zellen des Immunsystems bei der Elimination von Pathogenen unterstützen (T-Helferzellen) und andererseits direkt virusinfizierte und entartete Zellen abtöten (zytotoxische T-Lymphozyten). B-Lymphozyten produzieren hingegen lösliche Antikörper, die Pathogene entweder direkt neutralisieren können oder Zellen des unspezifischen Immunsystems bei der Neutralisation unterstützen. Sowohl T- als auch B-Lymphozyten können ein immunologisches Gedächtnis ausbilden, um bei wiederkehrenden Infektionen deutlich schneller reagieren zu können.

Du möchtest diesen Artikel lieber hören als lesen? Wir haben ihn für dich im Rahmen unserer AMBOSS-Audio-Reihe im Podcastformat vertont. Den Link findest du am Kapitelende in der Sektion “Tipps & Links".

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Antigenetoggle arrow icon

Pathogene müssen zur Bekämpfung vom spezifischen Immunsystem erkannt werden. Hierzu binden Antikörper und Lymphozytenrezeptoren an spezielle Moleküle der Pathogene, die sog. Antigene.

  • Definition: Substanzen, die durch zirkulierende Antikörper oder Lymphozytenrezeptoren gebunden werden und eine spezifische Immunantwort auslösen können
  • Bindungsstellen (= Epitope): Bereiche von Antigenen, die durch Immunzellen bzw. Antikörper erkannt werden

Einteilung

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Zelluläre Mechanismen: Lymphozytentoggle arrow icon

Übersicht der wichtigsten Effektorzellen und ihrer Funktionen

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T-Lymphozyten: Übersichttoggle arrow icon

T-Lymphozyten entstammen dem Knochenmark und reifen im Thymus zu selbsttoleranten, naiven T-Zellen heran. Mithilfe ihres T-Zell-Rezeptors erkennen sie Antigene, die ihnen von antigenpräsentierenden Zellen präsentiert werden. Anhand ihrer Oberflächenproteine werden sie in CD4+- und CD8+-T-Zellen unterteilt.

Steckbrief


Das Oberflächenprotein CD8 der zytotoxischen T-Lymphozyten interagiert mit MHC-I-Rezeptoren, wohingegen CD4 auf den T-Helferzellen mit MHC-II-Rezeptoren interagiert! (Merkhilfe: Das Produkt der jeweiligen Nummern des CD- und des MHC-Rezeptors ergibt immer 8, da 4×2=8 und 8×1=8)

Differenzierung von Lymphomen
Bei Lymphomen handelt es sich um eine Gruppe maligner Erkrankungen, die mit einer massiven Vermehrung von Zellen der lymphatischen Reihe einhergehen. Aus historischen Gründen wird in der großen Gruppe der Lymphome zwischen sog. Hodgkin-Lymphomen und allen anderen (sog. Non-Hodgkin-Lymphomen) unterschieden. Die Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome wird anhand des zellulären Ursprungs wiederum in B- und T-Zell-Lymphome unterteilt. Hierzu wird das verdächtige Gewebe biopsiert und anschließend mit verschiedenen immunhistochemischen Markern gefärbt. Typisch für ein B-Zell-Lymphom ist bspw. das B-Zell-Oberflächenprotein CD20, wohingegen T-Zell-Lymphome eher T-Zell-typische Oberflächenproteine wie bspw. CD3 tragen.

Reifung der T-Lymphozyten

Die Reifung der T-Lymphozyten erfolgt im Thymus. Von der Thymusrinde in Richtung Thymusmark durchlaufen die T-Lymphozyten mehrere Reifestadien. Die Reifung umfasst v.a. die Ausbildung und Testung eines antigenerkennenden, aber selbsttoleranten T-Zell-Rezeptors sowie die Entwicklung der typischen Oberflächenmoleküle CD4 oder CD8. Die Reifung wird streng kontrolliert, um Autoimmunität zu verhindern, und führt zum Absterben von ca. 98% der unreifen T-Lymphozyten durch Apoptose. Das Ergebnis sind wenige, aber dafür selbsttolerante CD4+-T-Helferzellen und CD8+-zytotoxische T-Zellen.

Reifestadium Beschreibung

Stadium der „doppelten Negativität“ (CD4-/ CD8)

  • Migration: Unreife T-Vorläuferzellen wandern aus dem Knochenmark in den Thymus → Proliferation
    • Ausbildung verschiedener T-Zellmarker
    • Oberflächenproteine CD3, CD4 oder CD8 sowie ein funktionsfähiger T-Zell-Rezeptor fehlen noch

Stadium der „doppelten Positivität“ (CD4+/CD8+)

Stadium der „einfachen Positivität“ (CD4+/CD8- oder CD4-/CD8+)

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T-Lymphozyten: Adaptive Immunantworttoggle arrow icon

Professionelle antigenpräsentierende Zellen (bspw. dendritische Zellen) nehmen Antigene in der Körperperipherie auf, wandern in sekundäre lymphatische Organe und präsentieren sie dort den „naiven“ T-Lymphozyten, um diese zu primen und zur Proliferation anzuregen. CD8+-zytotoxische T-Zellen gehen daraufhin direkt gegen virusinfizierte oder entartete Zellen vor, CD4+-T-Helferzellen unterstützen verschiedene andere Zellen des Immunsystems in ihrer Funktion (bspw. helfen follikuläre TFH-Zellen B-Lymphozyten bei der Differenzierung zu antikörperproduzierenden Plasmazellen).

  1. Zirkulation von T-Zellen: T-Zellen rezirkulieren zwischen dem Blut und den T-Zell-Zonen der sekundären lymphatischen Organe, bis ihnen dort ihr passendes Antigen präsentiert wird
  2. Aufnahme von Antigen durch antigenpräsentierende Zellen
  3. Antigenpräsentation: Dendritische Zellen in den sek. lymphatischen Organen präsentieren den zirkulierenden naiven T-Zellen Antigene via MHC-Rezeptoren
  4. Priming naiver T-Zellen: Treffen MHC/Antigenkomplex und ein passender T-Zell-Rezeptor aufeinander , wird die T-Zelle aktiviert und proliferiert
  5. Proliferation: Damit sich aktivierte T-Zellen massiv vermehren können (sog. klonale Expansion), benötigen sie weitere chemische Signale (bspw. eine autokrine IL-2-Sekretion)
  • Differenzierung zu T-Effektorzellen: Proliferierende T-Zellen differenzieren sich unter Zytokinstimulation zu verschiedenen CD4+- bzw. CD8+-T-Effektorzellen sowie T-Gedächtniszellen

Da T-Zellen ausschließlich mit Antigenen interagieren können, die über MHC-Rezeptoren präsentiert werden, entfalten sie ihre Wirkung auch nur an körpereigenen Zellen!

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T-Lymphozyten: Subtypentoggle arrow icon

CD4+-Effektorzellen (= T-Helferzellen)

Naive CD4+-T-Helferzellen werden durch Präsentation des passenden Antigens geprimt und differenzieren sich in Abhängigkeit der auf sie einwirkenden Zytokine zu funktionell verschiedenen Subtypen: TH1-, TH2-, TH17-, TfH- und Treg-Zellen. Da die Zytokine somit das „Schicksal“ der naiven CD4+-T-Helferzellen bestimmen, nennt man sie auch „fate-specifying cytokines“. Da T-Helferzellen je nach Subtyp auch selbst verschiedene Zytokine produzieren, können sie die Entwicklung weiterer naiver CD4+-T-Zellen beeinflussen .

TH1-Zellen

CD4+-Zellen als Zielzellen von HIV
Bei einer Infektion mit dem HI-Virus (= Humanes Immundefizienz-Virus) kommt es zu einem Befall aller CD4+-Körperzellen. Dabei werden vor allem die CD4+-T-Helferzellen und die CD4+-monozytären Zellen (bspw. Makrophagen, dendritische Zellen) befallen und im Verlauf zerstört. Durch einen massiven Abfall der betroffenen Immunzellen kommt es im Verlauf zu einer Immunschwäche mit der Gefahr schwerer opportunistischer Infektionen, bspw. durch Mykobakterien wie Mycobacterium tuberculosis, die durch eine gesunde TH1-Antwort ansonsten bekämpft werden würden.

TH2-Zellen

TH17-Zellen

TFH-Zellen (follikuläre T-Zellen)

Treg-Zellen (regulatorische T-Zellen)

CD8+-Effektorzellen (= zytotoxische T-Lymphozyten)

Die mithilfe von dendritischen Zellen geprimten und somit aktivierten CD8+-zytotoxischen T-Zellen patrouillieren im Körper und suchen körpereigene Zellen nach dem passenden Antigen ab. Wird auf diese Weise eine körpereigene virusinfizierte oder entartete Zelle erkannt, wird die Apoptose dieser Zelle eingeleitet – sie werden daher als zytotoxische T-Zellen bezeichnet.

  • Hauptfunktion: Erkennen und töten virusinfizierte oder entartete Körperzellen mittels Apoptose ab (= zytotoxische T-Zell-Reaktion)
  • Induktion der Apoptose durch

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B-Lymphozyten: Übersichttoggle arrow icon

Steckbrief

B-Lymphozyten können im Gegensatz zu T-Lymphozyten Antigene auch ohne Präsentation binden!

Reifung der B-Lymphozyten

Unreife B-Lymphozyten entstehen im Knochenmark aus lymphoiden Stammzellen. Sie besitzen bereits einen unreifen B-Zell-Rezeptor, der mittels positiver und negativer Selektion auf Autoreaktivität getestet wird. B-Zellen, die diesen Test bestehen, verlassen das Knochenmark, wandern in sekundäre lymphatische Organe ein und differenzieren sich dort zu reifen naiven B-Zellen. Diese zirkulieren zwischen Blut und sekundären lymphatischen Organen bis sie auf das passende Antigen treffen, sich zu Plasmazellen entwickeln und die Antikörperproduktion aufnehmen.

Ort Reifestadien Merkmal

Lymphoide Stammzelle bis zum unreifen B-Lymphozyten

Knochenmark Lymphoide Stammzelle
  • Ausbildung eines unreifen B-Zell-Rezeptors (IgM) im Verlauf der Reifestadien durch „zufällige“ Umsortierung der Gensegmente, die für die Anteile des B-Zell-Rezeptors kodieren
Pro-B-Zelle
Prä-B-Zelle
Unreife B-Zelle

Negative und positive Selektion

Unreife B-Zelle

Reifung zu naiven B-Lymphozyten

Sekundäre lymphatische Organe (insb. Milz) Reife naive B-Zelle
  • Weitere Reifung und Rezirkulation der B-Zelle zwischen Blut und sekundären Lymphorganen, bis sie auf das passende Antigen trifft

Reife B-Lymphozyten exprimieren IgM und IgD als B-Zell-Rezeptoren auf ihrer Zellmembran!

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B-Lymphozyten: Adaptive Immunantworttoggle arrow icon

Reife, naive B-Zellen zirkulieren zwischen dem Blut und den sekundären lymphatischen Organen, bis sie auf ihr passendes Antigen treffen, es aufnehmen und den durch das gleiche Antigen aktivierten T-Zellen präsentieren. Zusammen bilden sie in den sekundären lymphatischen Organen sog. Keimzentren, deren Ziel es ist, durch somatische Hypermutation und Affinitätsreifung B-Zellen mit hochaffinen B-Zell-Rezeptoren zu produzieren. Diese vervielfältigen sich, verlassen die sekundären lymphatischen Organe und beginnen als Plasmazellen mit der Produktion von hochaffinen Antikörpern.

Antigenkontakt

  1. Zirkulation von B-Zellen: B-Zellen rezirkulieren zwischen dem Blut und den sekundären lymphatischen Organen, bis sie auf ihr passendes Antigen treffen
  2. Erkennung des Antigens auf 2 Wegen:
  3. Antigenaufnahme, Prozessierung und Präsentation durch B-Zellen: Erkannte Antigene werden von der B-Zelle aufgenommen, prozessiert und anschließend über ihren eigenen MHC-II-Rezeptor präsentiert
  4. Migration an den Rand des Primärfollikels: Um mit einer zum Antigen passenden aktivierten T-Zelle zu interagieren, wandert die B-Zelle aus dem Zentrum an den Rand des Primärfollikels, wo der Primärfollikel (und sein Rand) an die T-Zell-Zonen grenzt
  5. Interaktion mit passender TFH-Zelle
    • B-Zellen präsentieren ihr prozessiertes Antigen via MHC-II-Rezeptor am Rand zur T-Zell-Zone, bis dieses von dem passenden T-Zell-Rezeptor einer follikulären TFH-Zelle gebunden wird
    • Aktivierung der B-Zelle durch Interaktion mit co-stimulatorischen Molekülen (bspw. CD40) der passenden T-Zelle
  6. Teilung der B-Zell-Population: Ein Teil der aktivierten B-Zellen bildet einen sog. Primärfokus, ein anderer Teil migriert ins Zentrum der Primärfollikel und bildet ein sog. Keimzentrum
    • Bildung eines Primärfokus: Durch gegenseitige Stimulation proliferieren die passenden B- und T-Zellen und bilden auf diese Weise den Primärfokus ; in der Folge entstehen IgM-produzierende Plasmablasten, die jedoch nach einiger Zeit zugrunde gehen
    • Bildung eines Keimzentrums: B-Zellen, die mit ihrer passenden T-Zelle in das Zentrum des Primärfollikels wandern, proliferieren dort stark und bilden ein sog. Keimzentrum

Bildung eines Keimzentrums

Übersicht der Keimzentrumsreaktion

  1. Mutation und Reifung: Erzeugung hochaffiner Antikörper durch schrittweise Mutation und Selektion der B-Zellen (siehe auch: Genetische Grundlagen der Vielfältigkeit von B-Zell-Rezeptoren und Antikörpern)
  2. Differenzierung: Überlebende reife B-Zellen differenzieren sich entweder zu antikörperproduzierenden Plasmazellen oder B-Gedächtniszellen
  3. Emigration: Plasmazellen verlassen die sekundären lymphatischen Organe über den Lymphstrom und lassen sich dort nieder, wo sie gebraucht werden

Selten kann der B-Lymphozyt nach Internalisierung seines Antigens (insb. bei Polysacchariden) direkt in einen aktivierten Zustand übergehen (T-Zell-unabhängige Aktivierung der B-Lymphozyten) und IgM produzieren!

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Immunologisches Gedächtnistoggle arrow icon

Die erste Infektion mit einem Pathogen löst eine primäre Immunantwort aus, bei der sich sog. Gedächtniszellen bilden. Wird der Körper erneut von diesem Pathogen angegriffen, können die Gedächtniszellen schneller und effektiver als naive Lymphozyten reagieren und erzeugen die sog. sekundäre Immunantwort. Mit jeder erneuten Infektion werden neue Gedächtniszellen gebildet, die schneller, effektiver und spezifischer gegen die nächste Infektion vorgehen können.

  • B-Gedächtniszellen
  • T-Gedächtniszellen
    • Lokalisation: Verschiedene Typen sind bekannt, die sich sowohl in peripheren Geweben, den sek. lymphatischen Organen als auch im Blut befinden
    • Fähigkeiten
      • Ihre Aktivierung benötigt weniger Antigene und Co-Stimulation
      • Aktivierung führt zu einer schnelleren, effektiveren Proliferation und Differenzierung zu T-Effektorzellen

Obwohl Gedächtniszellen schneller und effektiver sind als naive Lymphozyten, benötigen sie dennoch Kontakt zum passenden Antigen, um reaktiviert zu werden!

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Humorale Mechanismen: Die Immunglobulinetoggle arrow icon

Genau wie Pathogene können die von reifen Plasmazellen produzierten löslichen Antikörper (= sezernierte Immunglobuline) in nahezu alle Bereiche des Körpers vordringen. Sie binden an spezifische Antigene (bspw. auf der Oberfläche von Pathogenen) und sind in der Lage, diese entweder direkt zu neutralisieren oder das unspezifische Immunsystem bei der Neutralisierung zu unterstützen.

Steckbrief

  • Definition: Proteine, die von Plasmazellen produziert werden, in den Körperflüssigkeiten und Sekreten gelöst sind und spezifische Antigene binden, um verschiedene Funktionen bei der Abwehr von Pathogenen zu übernehmen
  • Allgemeine Funktionen: Abwehr von Pathogenen durch
    • Opsonierung
    • Direkte Neutralisierung
    • Auslösung der Komplementkaskade (v.a. des klassischen Weges) → Zelllyse
  • Grundlegender Aufbau: Y-förmiges Protein, bestehend aus zwei leichten Ketten (L-Ketten, von engl. light chains, ca. 25 kDa) und zwei schwere Ketten (H-Ketten, von engl. heavy chains, 53–75 kDa), die konstante und variable Domänen enthalten
  • Domänen
    • Konstante (C) Regionen: Bestimmen die Antikörperklasse (bspw. IgG oder IgA)
    • Variable (V) Regionen: Bilden den antigenbindenden Teil der Fab-Fragmente
  • Aufspaltung in Fragmente: Mittels Papain und Pepsin können diese Ketten in ein bzw. zwei Fab-Fragmente und ein Fc-Fragment gespalten werden
    • Fc-Fragment (= Crystallizable Fragment): Wird von den konstanten Teilen der schweren Ketten (sog. CH-Domänen) gebildet und bindet andere Immunzellen (bspw. Makrophagen)
    • Fab-Fragment (= Antigen-binding Fragment)
      • Wird aus je zwei konstanten und zwei variablen Teilen der schweren und leichten Ketten gebildet
      • Pro Antikörpermonomer gibt es zwei Fab-Fragmente, die insgesamt zwei Antigene binden können
  • Kovalente Verknüpfungen
    • Verbindung zwischen leichter und schwerer Kette über Disulfidbrücken (also zwischen zwei Cystein-Molekülen)
    • Verbindung zwischen Fc- und Fab-Fragment der schweren Kette über die flexible sog. Hinge-Region
  • Sekundärstruktur: Insb. β-Faltblatt
  • Klassen: Einteilung anhand der schweren Kette in IgA, IgD, IgE, IgG, IgM
  • Entstehung der Vielfalt: Insb. die „zufällige“ Umsortierung der kodierenden Genabschnitte (sog. somatische Rekombination) führt zu sog. „hypervariablen Bereichen“ in antigenbindenden Fab-Fragmenten der schweren und leichten Ketten

Monoklonale Antikörper
Alle Antikörper, die einer einzelnen B-Zelle (oder ihrer Zellklone) entstammen und sich gegen das gleiche Antigen richten, werden als „monoklonal“ bezeichnet. Vermehrt sich nur ein einzelner entarteter B-Zell-Klon massiv wie bspw. im Rahmen des sog. multiplen Myeloms, so reichern sich unzählige Antikörper im Blut an, die diagnostisch genutzt werden können. Monoklonale Antikörper werden auch im Labor angewendet, bspw. um ein bestimmtes Antigen mittels Immunhistologie oder Western-Blot-Verfahren nachzuweisen. Außerdem können monoklonale Antikörper auch therapeutisch eingesetzt werden, um ein ganz bestimmtes Antigen zu beeinflussen wie bspw. im Rahmen der Tumortherapie (Rituximab gegen CD20 bei der chronischen lymphatischen Leukämie oder der Tyrosinkinaseinhibitor Imatinib bei der chronischen myeloischen Leukämie).

Immunglobulinklassen

Beim Menschen unterscheidet man anhand von Struktur, Vorkommen, Bedeutung und klinischer Relevanz fünf relevante Antikörperklassen .

IgA

IgD

  • Struktur: Monomer
  • Bedeutung: Die Bedeutung und klinische Relevanz von IgD ist Gegenstand aktueller Forschung

IgE

  • Struktur: Monomer
  • Vorkommen: Insb. an Mastzellen gebunden, die unter der Haut und den Schleimhäuten (auch entlang von Gefäßen) liegen
  • Bedeutung: Abwehr von Parasiten
  • Klinische Relevanz: Allergische Reaktionen, kann daher bei Patienten mit Krankheiten aus dem atopischen Formenkreis erhöht sein

IgG

IgM

Impfung
Um den Organismus vor schweren Erkrankungen zu schützen, kann ihm ein Antigenmix in abgeschwächter lebender oder abgetöteter Form präsentiert werden (sog. Aktivimpfung), bspw. inaktive Oberflächenproteine des Hepatitis-B-Virus. Damit wird das Immunsystem zur Antikörperproduktion angeregt, um im Falle einer „echten“ Infektion bereits Antikörper parat zu haben und diese schnell nachproduzieren zu können, bevor es zu einer gefährlichen Infektion kommt. In selteneren Fällen, bspw. wenn eine Infektion schon stattgefunden hat, können die passenden Antikörper direkt injiziert werden (sog. Passivimpfung). Es handelt sich streng genommen jedoch nicht um eine Impfung, da der Körper selbst keine Antikörper produziert oder Gedächtniszellen ausbildet. Somit erfolgt keine langfristige Immunisierung.

mRNA-Impfstoffe
Die in diesen Impfstoffen enthaltene mRNA kodiert für Proteine, im Fall des SARS-CoV-2 bspw. für dessen Spike-Protein . Nach intramuskulärer Injektion nehmen die Muskelzellen die mRNA auf, produzieren das betreffende Protein und setzen es frei, woraufhin dieses zu den regionalen Lymphknoten gelangt. Dort wird es von dendritischen Zellen aufgenommen und zu Peptiden abgebaut. Diese werden zum einen mittels MHC-I CD8+-zytotoxischen T-Zellen präsentiert, die virusinfizierte Zellen erkennen und abtöten können. Zum anderen werden sie mittels MHC-II CD4+-T-Zellen präsentiert, wodurch wiederum die Antikörperbildung durch B-Zellen unterstützt wird.

Genetische Grundlagen der Vielfältigkeit von B-Zell-Rezeptoren und Antikörpern

Da ein einzelner Lymphozyt nur ein ganz spezifisches Antigen erkennen kann, produziert das Immunsystem eine extreme Vielfalt verschiedener Lymphozyten, um möglichst alle Antigene erkennen und bekämpfen zu können. Diese Vielfalt betrifft v.a. die antigenbindenden, variablen Regionen (V-Domänen) von Antikörpern bzw. B-Zell-Rezeptoren und T-Zell-Rezeptoren und entsteht durch verschiedene Mechanismen: Einerseits gibt es mehrere genetische Bausteine (V, D & J), die für die variablen Anteile der schweren und leichten Ketten von Antikörpern und B-Zell-Rezeptoren kodieren und im Rahmen der B-Zell-Reifung unterschiedlich kombiniert werden (sog. somatische Rekombination) . Andererseits werden die reifen Antikörpergene weiter modifiziert (sog. somatische Hypermutation).

Bei der Entstehung der antigenerkennenden variablen Bereiche von T-Zell-Rezeptoren läuft ein grundlegend ähnlicher Prozess ab, der sich jedoch im Detail leicht unterscheidet!

Die Antigenbindungsstelle wird über die variable V-Region aus den VDJ-Segmenten, die Antikörperklasse über das konstante C-Segment kodiert!

Beim Isotypenswitch ändert sich die Antikörperklasse, nicht jedoch die Spezifität für ein bestimmtes Antigen!

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Wiederholungsfragen zum Kapitel Spezifisches Immunsystemtoggle arrow icon

Antigene

Was ist der Unterschied zwischen Vollantigenen und Haptenen?

Zelluläre Mechanismen: Lymphozyten

Welches sind die typischen Oberflächenproteine der T-Lymphozyten bzw. ihrer Subtypen?

Welche Funktion hat der T-Zell-Rezeptor?

Welche Zytokine werden typischerweise von TH1- bzw. TH2-Helferzellen nach ihrer Aktivierung sezerniert und welche Wirkung haben sie?

Welche Zellen sind das Angriffsziel des HI-Virus (= Humanes-Immundefizienz-Virus)?

Beschreibe die Vorgänge vom ersten Kontakt der B-Zelle mit einem Antigen bis zur Reifung zur Antikörper-produzierenden Plasmazelle!

Humorale Mechanismen: Immunglobuline

Definiere Antikörper!

Beschreibe den Grundaufbau von Antikörpern! Durch welchen Anteil wird die Antikörperklasse bestimmt?

Die Immunglobuline können durch enzymatische Spaltung in Fragmente zerlegt werden. Woraus bestehen die entstehenden Fragmente jeweils und was ist ihre Funktion?

Wo befinden sich die sog. „hypervariablen Regionen“ der Immunglobuline und wodurch entstehen sie?

Welches ist der größte Antikörper und welche besonderen Eigenschaften hat er?

Welche Antikörperklasse findet man typischerweise auf Schleimhautoberflächen? In welcher Form liegen die Antikörper vor?

Welches ist die Antikörperklasse mit der höchsten Konzentration im Blut und welche weitere Besonderheit weist sie auf?

Welche Antikörperklasse ist bei einer allergischen Reaktion beteiligt?

Wie ist der Hepatitis-B-Impfstoff zusammengesetzt?

Eine Sammlung von allgemeineren und offeneren Fragen zu den verschiedenen prüfungsrelevanten Themen findest du im Kapitel Beispielfragen aus dem mündlichen Physikum.

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Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Immun-Saga

Immun-Saga – Episode 12: Antikörper bzw. Immunglobuline

Immun-Saga – Episode 13: Genetik der Antikörpervielfalt

Immun-Saga – Episode 14: T-Zellen

Immun-Saga – Episode 15: B-Zellen

Immun-Saga – Episode 16: T-Zell-Reifung

Immun-Saga – Episode 17: B-Zell-Reifung

Immun-Saga – Episode 18: Adaptive Immunantwort in den Lymphknoten

Immun-Saga – Episode 19: Aktivierung von T-Zellen

Immun-Saga – Episode 20: Aktivierung von B-Zellen

Immun-Saga – Episode 21: Affinitätsreifung und Klassenwechsel

Immun-Saga – Episode 22: Milz und ihre Bedeutung für die Immunabwehr

Immun-Saga – Episode 23: Das mukosale Immunsystem

Immun-Saga – Episode 24: Immuneffektormodule (Übersicht und Typ 1)

Immun-Saga – Episode 25: Immuneffektormodule (Typ 2)

Immun-Saga – Episode 26: Immuneffektormodule (Typ 3)

Immun-Saga – Episode 27: Immunologisches Gedächtnis

Immun-Saga – Episode 28: Allergien

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