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Massivtransfusion - AMBOSS-SOP

Letzte Aktualisierung: 29.10.2024

Indikationtoggle arrow icon

Eine Massivtransfusion (Massentransfusion) ist mit zahlreichen, potenziell schwerwiegenden Nebenwirkungen behaftet und sollte daher nur erfolgen, wenn die u.g. Eingangskriterien für eine Massivtransfusion erfüllt sind.

Eingangskriterien für eine Massivtransfusion

Falls die Eingangskriterien nicht erfüllt sind, sollte ein individualisiertes Therapieschema unter Berücksichtigung der klinischen Umstände und Laborbefunde durchgeführt werden!

Massivtransfusionen sind nur beim hämorrhagischen Schock indiziert, nicht aber bei anderen Schockformen!

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Zielwerte und Mengenberechnungtoggle arrow icon

Ziel- und Grenzwerte im Rahmen einer Massivtransfusion

Berechnung der zu transfundierenden Mengen

Allgemein

Massivtransfusionen werden normalerweise nur in speziellen Notfallsituationen erforderlich. Eine exakte, individuelle Berechnung erfolgt daher oft (zunächst) nicht. Zudem liegen in der Akutsituation ggf. auch nicht alle relevanten Information (bspw. verlässliche Laborwerte) unmittelbar vor, sodass zumindest initial (unter Berücksichtigung der klinischen Situation) nach einem standardisierten Protokoll vorgegangen werden muss (siehe: Massivtransfusion - Protokoll).

Orientierende Angaben

  • 1 EK bewirkt einen Anstieg des Hämoglobinwertes um etwa 1 g/dL
  • 1 mL Plasma/kgKG bewirkt einen Anstieg des Quick-Werts um einen Prozentpunkt und einen Anstieg der Gerinnungsfaktoren um 1 IE/dL
  • 1 TK bewirkt einen Anstieg der Thrombozytenkonzentration um etwa 20.000–40.000/μL

Das Gesamtblutvolumen eines Erwachsenen beträgt ca. 60–80 mL/kgKG. Ein Blutverlust über 30% ist auch von jungen, gesunden Patienten nicht mehr durch Anpassungsmechanismen komplett kompensierbar!

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Vorbereitungtoggle arrow icon

Aufklärung und Einwilligung

  • Gemäß den allgemeinen Grundsätzen siehe: Aufklärungspflicht
  • Im lebensbedrohlichen Notfall: Verzicht auf Aufklärung unter Beachtung des mutmaßlichen Patientenwillens → Pflicht zur nachträglichen Aufklärung!

Not kennt kein Gebot! Ist eine Transfusion lebensrettend erforderlich, tritt die Aufklärungspflicht in den Hintergrund!

Anforderung, Prüfung und Vorbereitung der Blutprodukte

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Ablauf/Durchführungtoggle arrow icon

Allgemeine Abläufe und Techniken

Die grundsätzliche Vorgehensweise entspricht den Abläufen bei der Transfusion der jeweiligen Konzentrate :

Ablauf der Massivtransfusion

Vorbereitung

Durchführung

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Massivtransfusionsprotokoll bei Erwachsenentoggle arrow icon

Massivtransfusionsprotokoll (Erwachsene)

Vor Aktivierung des Massivtransfusionsprotokolls sind immer die Eingangskriterien zu überprüfen!

  1. Organisatorische und supportive Maßnahmen
  2. Transfusion
    1. Initialtherapie: Gabe des 1. Packages
    2. Bei anhaltender Blutung: Gabe des 2. Packages
      • 4 EKs + 4 PKs (AB0-kompatibel); zusätzlich Gabe von 1 TK erwägen
      • Nach Gabe des 2. Packages
        • Kontrolle des Ca2+-Spiegels
        • Bei Ca2+ <0,7 mmol/L: Gabe von 10 mL 10%igem Calciumgluconat i.v. (langsam, über separaten Zugang)
    3. Bei anhaltender Blutung: Gabe des 3. Packages
      • 1–2 TKs
      • 4 EKs + 4 PKs (AB0-kompatibel)
    4. Bei anhaltender Blutung: Individualisierte Planung und Durchführung der weiteren Transfusion
      • I.d.R. Gabe von EKs und PKs weiterhin je als 4+4-Package (AB0-kompatibel)
      • Beachtung des klinischen Zustandes und (ggf. aktualisierter) Laborwerte (hämatologische Parameter, Ca2+)
      • Möglichst zeitnahe Analyse der hämostatischen Parameter (per Rotationsthrombelastometrie) und ggf. entsprechende Therapie
      • Beachtung organisatorischer und logistischer Aspekte
        • Rechtzeitige Anforderung der benötigten Blutprodukte
        • Einberechnung von Auftau-, Vorbereitungs- und Lieferzeiten
        • Dokumentation der eingeleiteten Maßnahmen
  3. Verlaufsdiagnostik: Alle 30–60 min

Therapie einer initial bestehenden Störung der Hämostase

Gabe von Antifibrinolytika

Substitution von Gerinnungsfaktoren und Thrombozyten

  • Indikation
  • Initial: Gabe von Fibrinogenkonzentrat 50mg/kgKG i.v. und ggf. PPSB 25 IE/kgKG i.v.
  • Ultima Ratio: „Thrombin-Burst
    • 90 μg/kgKG rekombinanter Faktor VIIa (rFVIIa)
    • Off-Label Use (Ultima Ratio bei anderweitig nicht zu beherrschenden schweren Blutungen)!
  • Substitution von Thrombozyten: TK-Gabe mit Zielwerten von ≥100.000/μL

Notfall-Schema bei unbekannter Blutgruppe

  • Initial
  • Im Verlauf: Schnellstmöglich Blutgruppe bestimmen und Transfusionsprodukte ggf. entsprechend anpassen!
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Komplikationentoggle arrow icon

Bei Massivtransfusionen ergeben sich zusätzliche, besondere Risiken und Problemstellungen (siehe: Massivtransfusionen - Spezielle Komplikationen).

Gefürchtet ist insb. die Kombination von Azidose, Hypothermie und Koagulopathie („lethal triad“). Um das entsprechende Risiko zu minimieren, sollten nach Möglichkeit keine EKs gegeben werden, die älter sind als ca. 2 Monate! Eine Ausnahme bilden Cryo-Konserven!

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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