Zusammenfassung![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Die Vagina zählt zu den inneren Geschlechtsorganen der Frau und ist Teil des Geburtskanals. Sie ist schlauchförmig und ca. 10 cm lang. Das äußere weibliche Genital wird als Vulva bezeichnet und enthält u.a. die Klitoris sowie die äußeren und inneren Labien.
Makroskopische Anatomie der Vagina![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Steckbrief
- Funktion: Kopulationsorgan, Geburtskanal, Ableitung des Menstruationsblutes, Schutz vor aufsteigenden Infektionen
- Lage: Subperitoneal im Parakolpium
- Form
- Schlauchförmig
- Mündung des Uterus als Portio vaginalis cervicis in die proximale Vorderwand
- Vorder- und Hinterwand werden von den Nachbarorganen komprimiert
- Größe: Ca. 8–10 cm lang
Aufbau
Die Vagina besitzt ein Vaginalgewölbe (Fornix vaginae), in dem die Portio vaginalis cervicis eingebettet liegt. Die Vaginalwand wird von den Nachbarorganen komprimiert, sodass Vorder- und Hinterwand einander berühren. Der Vaginalausgang wird im Bereich des Vestibulum vaginae i.d.R. vom Hymen umrahmt. Die Vagina gliedert sich in:
- Fornix vaginae (Vaginalgewölbe)
- Pars lateralis (seitliches Vaginalgewölbe): Jeweils lateral der Portio
- Pars posterior (hinteres Vaginalgewölbe): Zieht weiter nach kranial als der anteriore Teil und liegt der Portio an
- Pars anterior (vorderes Vaginalgewölbe): Mündung der ausgestülpten Portio
- Vaginalwand
- Paries anterior (Vorderwand)
- Paries posterior (Hinterwand)
- Ostium vaginae (Vaginalöffnung)
- Hymen: Umrahmt in variabler Ausprägung das Ostium vaginae
Die lateinischen Begriffe können an dieser Stelle leicht verwechselt werden: „Pars“ = Anteil und „Paries“ = Wand!
Das Hymen ist eine Schleimhautfalte von variabler Form (bspw. rund oder halbmondförmig) an der Grenze zwischen innerem und äußerem weiblichen Genital - physiologischerweise verschließt es den Vaginalkanal nicht vollständig und reißt auch beim ersten Geschlechtsverkehr nicht ein!
Hymenalatresie
Bei vollständigem Verschluss des Vaginalkanals durch das Hymen kann es ab der Menarche zur Anstauung von Menstruationsblut in der Vagina und Gebärmutter kommen. Die Mädchen fallen durch eine primäre Amenorrhö und einen tastbaren Unterbauchtumor (blutgefüllte Gebärmutter) auf.
Topografie
- Lage: Subperitoneal, eingebettet ins Parakolpium
- Lagebeziehungen
- Ventral: Urethra und Harnblase
- Dorsal: Rektum (getrennt durch die Fascia rectovaginalis)
- Lateral: Ureteren verlaufen lateral des Vaginalgewölbes
- Kranial: Parametraner Halteapparat, Douglas-Raum
- Distal: Diaphragma pelvis (Beckenboden) und Vulva
Gefäßversorgung und Innervation
Gefäßversorgung | |
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Arteriell |
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Venös |
|
Innervation | |
Sensibel | |
Sympathisch |
|
Parasympathisch | |
Lymphabfluss | |
Lymphstationen |
|
Transvaginale Operationen
Im Bereich der Fornix gibt es nur eine relativ spärliche sensorische Innervation. Dies wird sich bei transvaginalen Operationen intraperitonealer Organe (z.B. transvaginale Cholezystektomie) zunutze gemacht. Zusätzlich heilt die vaginale Schleimhaut i.d.R. schnell und komplikationslos ab.
Mikroskopische Anatomie der Vagina![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Histologischer Aufbau der Vagina
Wandschichten | Beschreibung |
---|---|
Tunica mucosa |
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Tunica muscularis |
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Tunica adventitia |
|
Die Schleimhaut der Vagina besitzt keine Drüsen! Streng genommen ist das Vaginalepithel damit keine Schleimhaut. Während der sexuellen Stimulation wird die Vagina stärker durchblutet und es bildet sich ein Transsudat, das während der Kopulation für eine ausreichende Lubrikation sorgt!
Zyklische Schleimhautveränderungen der Vagina und Portio vaginalis cervicis
Ähnlich dem Endometrium der Gebärmutter unterliegt auch das mehrschichtige unverhornte Plattenepithel der Vagina und der Portio vaginalis cervicis zyklusabhängigen Veränderungen:
- Präovulatorisch
- Starker Östrogeneinfluss: Stimulation zur Ausdifferenzierung des Epithels (hoch aufgebautes, vierschichtiges Epithel)
- Höchster Glykogengehalt des Epithels zum Zeitpunkt der Ovulation
- Postovulatorisch
- Geringerer Östrogenspiegel: Abschilferung der obersten Epithelschicht (Stratum superficiale)
Vaginalabstrich
Die zyklusabhängigen Veränderungen der Schleimhaut sind im Vaginalabstrich gut sichtbar. Dabei wird an der proximalen Hinterwand der Vagina ein zytologischer Abstrich entnommen und auf einen Objektträger aufgebracht. Nach der Anfärbung (nach Papanicolaou) kann das Präparat unter dem Mikroskop Aufschluss über die Zyklusphase geben. Vor und während der Ovulation sind in erster Linie acidophile (rote) Zellen sichtbar. Postovulatorisch dominieren hingegen unreifere Zellen mit basophilem Zytoplasma.
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Funktion der Vagina![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Die Vagina ist nicht nur primäres Geschlechtsorgan der Frau, sie ermöglicht durch ihre starke Dehnbarkeit auch die Passage des Kindes bei der Geburt. Durch ein spezielles bakterielles Milieu wird die Frau vor aufsteigenden Infektionen geschützt.
- Kopulationsorgan
- Ableitung des Menstruationsblutes
- Schutz vor aufsteigenden Infektionen
- Vaginalmilieu: Stark sauer mit pH = 4-4,5
- Abgeschilferte Plattenepithelzellen enthalten Glykogen
- Umsatz von Glykogen zu Milchsäure durch Döderlein-Bakterien
- Saures Milieu erschwert eine Besiedelung durch pathogene Fremdkeime
- Döderlein-Bakterien (Lactobacillus acidophilus, Milchsäurebakterien): Grampositive, unbewegliche Stäbchen
- Funktion: Aufrechterhaltung des sauren Vaginalmilieus
- Vaginalmilieu: Stark sauer mit pH = 4-4,5
- Geburtskanal bei der Entbindung eines Kindes
- Starke Dehnbarkeit der Tunica muscularis und Schleimhaut durch Rugae vaginales
- Kontraktion der Muskulatur und Rückbildung der Dehnung nach der Geburt
Vulva![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Das äußere Genitale der Frau wird auch Vulva genannt. Dazu gehört der Vaginalvorhof (= Vestibulum vaginae) mit der Vaginalöffnung (= Ostium vaginae). Diese wird umgeben von den inneren und äußeren Labien (= Labia minora und majora). Die Klitoris (auch Kitzler genannt) besitzt zahlreiche sensible Nervenendigungen und spielt eine wichtige Rolle bei der sexuellen Erregung der Frau. Auch die akzessorischen Geschlechtsdrüsen der Frau werden nachfolgend besprochen.
Anatomie der Vulva
Die Vulva bezeichnet den Bereich des Vaginaleingangs und umfasst folgende Strukturen:
Beschreibung | Wichtige Strukturen | ||
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Vestibulum vaginae |
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| |
Labia minora vulvae |
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| |
Labia majora vulvae |
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| |
Bulboklitoralorgan | Bulbus vestibuli |
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Klitoris |
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Bartholinitis
Eine Infektion einer Bartholin-Drüse kann für die Frau sehr schmerzhaft sein. Oft kommt es zum entzündlichen Verschluss des Ausführungsganges. Bei der Marsupialisation (von lat. marsupium = „Tasche“) wird der Ausführungsgang operativ eröffnet, die Ränder nach außen umgeschlagen und fixiert, um eine offene Tasche zu bilden.
Gefäßversorgung und Innervation der Vulva
Gefäßversorgung | |
---|---|
Arteriell |
|
Venös |
|
Innervation | |
Sensibel |
|
Lymphabfluss | |
Lymphstationen |
|
Funktionen der Vulva
- Sexuelle Stimulation
- Kopulation
- Geburtskanal
- Harnableitung
Wiederholungsfragen zum Kapitel Vagina und Vulva![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Makroskopische Anatomie der Vagina
Welche Strukturen sind der Vagina benachbart?
Was bezeichnet man als Hymenalatresie und wie fällt diese klinisch auf?
Mikroskopische Anatomie der Vagina
Wie ist die Vagina histologisch aufgebaut?
Wie ist die Tunica mucosa der Vagina typischerweise aufgebaut?
Vulva
Wo münden die Ausführungsgänge der Glandulae vestibulares majores?
Eine Sammlung von allgemeineren und offeneren Fragen zu den verschiedenen prüfungsrelevanten Themen findest du im Kapitel Beispielfragen aus dem mündlichen Physikum.