Zusammenfassung
Die Hauptgewebemasse des Körpers wird von Zellen gebildet, die sich vier verschiedenen Grundgewebearten zuordnen lassen: Binde-, Muskel-, Nerven- und Epithelgewebe. Die drei erstgenannten Formen werden im Zusammenhang mit ihren Funktionen in gesonderten Lerneinheiten behandelt. Als besonderer Bestandteil annähernd jedes Körperorgans soll im Folgenden das Epithelgewebe mit seinen Unterformen und Funktionen erklärt werden.
Alle inneren und äußeren Körperoberflächen (mit Ausnahme der Gelenkhöhlen) werden von Epithelgewebe gebildet: die Haut (Epidermis) und sämtliche Schleimhäute. Nach der vorherrschenden Funktion unterscheidet man die schützenden Oberflächenepithelien von den sezernierenden Drüsenepithelien (sog. exokrine Drüsen). Die Oberflächenepithelien werden anhand mehrerer Kriterien (Schichtung, Zellform, Oberflächenmerkmale) benannt und eingeteilt (z.B. „mehrschichtiges unverhorntes Plattenepithel“). In gleicher Weise gibt es auch Kriterien zur Klassifikation der Drüsenepithelien wie die Form der sekretbildenden Zellverbände (sog. Drüsen-Endstücke) oder der Art des Sekrets (dünnflüssig-serös oder schleimhaltig-mucinös).
Allen Epithelien ist jedoch die enge Beziehung zur sog. Basalmembran gemein: Dabei handelt es sich um eine bandförmige Schicht aus Fasern und großen Proteinen, die fest mit dem Zytoskelett der Zellen verbunden ist. Somit „sitzen“ sämtliche Epithelien des Körpers wie auch viele andere Zelltypen (z.B. Glia- und Fettgewebszellen) einer solchen Basalmembran auf, die der Verankerung mit dem umgebenden Bindegewebe dient und gleichzeitig eine Diffusionsbarriere schafft.
In der Histologie werden für die Anpassungsreaktionen der Gewebe auf äußere Einflüsse verschiedene Grundbegriffe genutzt. So können Gewebe durch gestiegene oder verminderte Beanspruchung wachsen (Hypertrophie) bzw. schrumpfen (Atrophie). Beim Absterben von Körperzellen unterscheidet man zwei Formen: den programmierten Zelltod (Apoptose) und den durch Zellschädigung hervorgerufenen Zelluntergang (Nekrose).
Übersicht der vier Grundgewebearten
Man unterscheidet im Körper vier Grundgewebearten: Epithelgewebe, Binde-/Stützgewebe sowie Nerven- und Muskelgewebe. Das Epithelgewebe wird in diesem Kapitel behandelt. Der Aufbau der drei übrigen Gewebearten wird in jeweils eigenen Kapiteln erläutert.
- Binde-/Stützgewebe: Das Binde- und Stützgewebe kann weiter in vier Unterformen eingeteilt werden
- Nervengewebe
- Wird im Kapitel Nervengewebe, Synapsen und Transmitter besprochen
- Muskelgewebe: Das Muskelgewebe wird anhand von Aufbau und Vorkommen in zwei Typen unterteilt
-
Quergestreifte Muskulatur
- Herzmuskulatur: Wird unter Aufbau des Herzens besprochen
- Skelettmuskulatur
- Glatte Muskulatur
-
Quergestreifte Muskulatur
- Epithelgewebe
Epithelgewebe
- Definition: Epithel ist eine der vier Grundgewebearten, die in fast allen Organen in Form von Deck- und Drüsengewebe vorkommt
- Gliederung nach Funktion: Etwas vereinfacht können Epithelien anhand ihrer Funktion in ein schützendes Oberflächenepithel und ein sekretsezernierendes Drüsenepithel unterteilt werden
- Vorkommen: Bedeckt alle äußeren und inneren Körperoberflächen (Haut und Schleimhäute)
- Ausnahme: Gelenkschleimhaut (Synovialis): Sie wird von Synoviozyten (keine Epithelzellen!) gebildet, die die Innenflächen von Gelenkkapseln, Schleimbeuteln und Sehnenscheiden auskleiden
- Entstehung: Aus allen drei Keimblättern entsteht verschiedenes Epithelgewebe
- Ektoderm: Epithel von Haut und Hautanhangsgebilden
- Mesoderm
- Epithel der serösen Häute (wird daher auch „Mesothel“ genannt): Peritoneum, Pleura- und Perikardhöhle
- Auskleidende Zellen der Intima von Blut- und Lymphgefäßen (wird „Endothel“ genannt!)
- Entoderm: Epithelien der Atemwege und des Magen-Darm-Traktes samt Anhangsdrüsen (Pankreas, Leber)
Oberflächenepithelien
- Definition: Die Oberflächenepithelien sind die Zellen, die die äußeren und inneren Körperoberflächen (Haut und Hohlorgane von Verdauungs-, Respirations- und Urogenitaltrakt) auskleiden
- Funktionen
- Schutz vor mechanischen/chemischen Einflüssen & schädlicher Strahlung
- Stoffaustausch
- Resorption: Bspw. Nährstoffe im Magen-Darm-Trakt
- Sekretion
- Klassifikation: Die Oberflächenepithelien werden nach Schichtung und Reihigkeit, Zellform und Oberflächendifferenzierungen klassifiziert
Kriterien zur Klassifikation
Schichtung und Reihigkeit
Die Begriffe „Schichtung“ und „Reihigkeit“ sind miteinander verbunden. Einschichtige Epithelien können einfach geschichtet oder mehrreihig sein – bezeichnend ist hier die Tatsache, dass alle Zellen mit der Basalmembran verbunden sind. Sie werden abgegrenzt von den mehrschichtigen Epithelien, wo nur die unterste Zellschicht Kontakt zur Basalmembran hat.
- Einschichtiges Epithel: Besteht aus einer Schicht von Epithelzellen; alle diese Zellen sind mit der Basalmembran verbunden
- Gliederung
- Einfaches Epithel: Besteht aus gleich hohen Zellen; alle Zellen haben Kontakt zur Basalmembran und zur freien Organoberfläche
- Mehrreihiges Epithel: Besteht aus unterschiedlich hohen Zellen; alle Zellen haben Kontakt zur Basalmembran, aber nur die größeren Zelltypen haben ebenfalls Kontakt zur freien Organoberfläche
- Gliederung
- Mehrschichtiges Epithel: Besteht aus mehreren Schichten von Epithelzellen; nur die unterste Schicht ist mit der Basalmembran verbunden
Zellform
- Erklärung: Beim Kriterium Zellform ist immer nur die oberste Zellschicht oder Zellreihe namensgebend für die jeweilige Epithelart
- Ausprägungen
- Platt ("Plattenepithel")
- Isoprismatisch (kubisches Epithel)
- Aussehen: Obere Zellen sind in etwa würfelförmig (Breite = Höhe)
- Beispiele: Gallengänge , Nierentubuli
- Hochprismatisch (zylindrisches Epithel)
- Aussehen: Obere Zellen sind quaderförmig bzw. zylinderförmig (Breite < Höhe)
- Beispiele: Darm (Enterozyten, Kolonozyten) , Atemwege (respiratorisches Epithel)
Oberflächendifferenzierungen
Man unterscheidet zwei verschiedene Arten von Oberflächendifferenzierungen an Epithelzellen: Zum einen die Hornschicht (Verhornung) und zum anderen die Zellfortsätze (Mikrovilli, Stereozilien, Kinozilien).
Verhornung (Hornschicht)
Verhornendes Epithel kommt im Körper nur an der Haut (Stratum corneum) vor. Bei der Epidermis handelt es sich nämlich um ein mehrschichtiges verhorntes Plattenepithel (siehe → Der Prozess der Verhornung).
Zellfortsätze
Mikrovilli (Bürstensaum) | Stereozilien (Stereovilli) | Kinozilien (Lamina propria serosae Flimmerhärchen) | |
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Definition |
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Größe |
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Aufbau |
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Vorkommen |
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Aktive und passive Beweglichkeit |
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Funktion |
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Sonderformen |
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Mikrovilli und Stereovilli (Stereozilien) sind aus Aktinfilamenten, Kinozilien dagegen aus Mikrotubuli aufgebaut!
Besondere Oberflächenepithelien
Einige Oberflächenepithelien des Körpers vereinen mehrere der oben genannten Kriterien in charakteristischer Weise oder kommen besonders häufig in verschiedenen Organen vor.
Mehrschichtiges verhorntes Plattenepithel
Mehrschichtiges verhornendes Plattenepithel kommt im Körper nur in Form der Epidermis vor. Der Aufbau und die Funktion werden daher bei der Haut (siehe: Haut und Hautanhangsgebilde) besprochen.
Mehrschichtiges unverhorntes Plattenepithel
- Definition: Epithel aus mehreren Zellschichten, deren oberflächliche Zellen abgeflacht („platt“) sind und keine Verhornung zeigen
- Aufbau: Man unterscheidet drei Zelllagen
- Stratum basale: Eine Schicht iso- bis hochprismatischer Zellen, welche der Basalmembran aufsitzen
- Stratum intermedium: Mehrere Schichten polygonaler Zellen
- Stratum superficiale: Mehrere Schichten platter Zellen
- Eigenschaften: Besonders widerstandsfähig gegenüber mechanischer Belastung (z.B. durch Nahrungspassage)
- Vorkommen
Urothel (Übergangsepithel)
- Definition: Mehrschichtiges Epithel mit variabler Epithelhöhe und Zellform (in Abhängigkeit vom Füllungszustand der ableitenden Harnwege)
- Aufbau: Man unterscheidet von der Basalmembran bis zur Oberfläche drei Zelllagen (Stratum basale, Stratum intermedium, Stratum superficiale)
- Leere Harnblase: 5–7 Zelllagen, Zellen im Stratum superficiale (mehrkernige Deckzellen = Umbrella Cells) halbkugelig vorgewölbt
- Gefüllte Harnblase: 3–4 Zelllagen, Deckzellen abgeflacht („platt“)
- Eigenschaften: Anpassungsfähigkeit bei variabler Druck-/Volumenbelastung, Permeabilitätsschranke für den Harn und darin gelöste Stoffe
- Vorkommen
- In den gesamten ableitenden Harnwegen: Nierenbecken, Ureter, Harnblase, proximale Urethra
- Ausnahmen: Pars spongiosa (mehrschichtiges hochprismatisches Epithel) und Fossa navicularis (mehrschichtiges unverhorntes Plattenepithel) der Urethra
Respiratorisches Epithel (respiratorisches Flimmerepithel)
- Definition: Mehrreihiges hochprismatisches Epithel, das Kinozilien trägt und viele eingestreute Becherzellen hat
- Aufbau: Überwiegend einkernige Basal-, Becher- und Flimmerzellen
- Basal : Basalzellen (Stammzellvorrat der Becher- und Flimmerzellen)
- Luminal : Becherzellen (schleimbildend), Flimmerzellen (kinozilientragend)
- Eigenschaften: Reinigt die Atemwege durch Schleimsekretion und oralwärts gerichteten Kinozilienschlag (mukoziliäre Clearance). Die Beweglichkeit der Kinozilien wird durch die Sekreteigenschaften beeinflusst (u.a. beeinträchtigt durch zähen Schleim infolge vermehrter Na+-Resorption durch das Bronchialepithel)
- Vorkommen: In den gesamten luftleitenden Atemwegen: Nasenhöhle, Nasopharynx, Larynx, Trachea, Hauptbronchien bis zu den Bronchioli terminales
Mesothel
- Definition: Aus dem Seitenplattenmesoderm hervorgehendes, einschichtiges Plattenepithel, das die serösen Höhlen (Perikard-, Pleura- und Peritonealhöhle) auskleidet
- Eigenschaften: Sezerniert und resorbiert Flüssigkeiten und verschiedene Stoffe (u.a. Ionen, Proteine)
- Flüssigkeitsfilm ermöglicht reibungsarme Bewegungen der umhüllten Organe
- Vorkommen: Teil der Serosa
- Aufbau der Serosa
- Lamina epithelialis serosae (Mesothel)
- Lamina propria serosae
- Aufbau der Serosa
Drüsenepithelien
In diesem Abschnitt werden die Grundlagen der exokrinen Drüsen besprochen. Die Grundlagen der hormonproduzierenden, sog. endokrinen Drüsen werden unter „Allgemeine Hormoneigenschaften“ erklärt.
- Definition: Drüsen sind einzelne Epithelzellen (z.B. Becherzellen) oder ganze Epithelzellverbände (z.B. Parotis), die eine Substanz mit besonderer Funktion (Sekret) herstellen und in den Extrazellulärraum freisetzen
- Funktion: Je nach Drüsenart erfolgt die Sekretion von
- Enzymhaltigen Verdauungssäften (Speichel, Magen-, Pankreassaft)
- Schweiß
- Talg
- Milchproduktion der laktierenden Mamma
- Schleim (Mucine): Schutz der Schleimhäute vor Austrocknung und mechanischen/chemischen Einflüssen
- Klassifikation: Drüsenepithelien können anhand ihrer Lage, Form sowie ihres Sekretionsmechanismus und ihrer Sekretbeschaffenheit klassifiziert werden.
Kriterien zur Klassifikation
Lage der Drüsenzellen
Hinsichtlich der Lage der Drüsenzellen in Bezug zum Oberflächenepithel unterscheidet man intraepitheliale (im Oberflächenepithel liegende Drüsenzellen) von extraepithelialen (unterhalb des Oberflächenepithels liegende) Drüsen.
Intraepitheliale Drüsen
- Definition: Drüsenzellen, die innerhalb des Oberflächenepithels liegen
- Formen
- Becherzelle
- Definition: Einzelne intraepitheliale Drüsenzelle mit charakteristischer schleimgefüllter („becherförmiger“) Vakuole
- Funktion: Sekretion von Schleim (Mucinen)
- Vorkommen
- Dünndarm und Dickdarm
- Nasenschleimhaut und Atemwege (siehe: Respiratorisches Epithel)
- Sezernierendes Epithel
- Definition: Verband aus hochprismatischen Epithelzellen mit auffällig hellem (schleimgefüllten) Zytoplasma, das aber keine Vakuole enthält
- Vorkommen: Bspw. das Oberflächenepithel von Magen und Zervikalkanal besteht vollständig aus diesem schleimsezernierenden Epithel
- Becherzelle
Extraepitheliale Drüsen
- Definition: Drüsenzellen, die unterhalb des Oberflächenepithels liegen, von dem sie abstammen
- Beispiele
Typischer Aufbau extraepithelialer Drüsen
Da diese Drüsen während der Embryogenese aus dem Oberflächenepithel in das darunterliegende Bindegewebe wandern, haben sie einen aufwendigeren Aufbau, der sich aus Ausführungsgängen und Endstücken zusammensetzt. Nachfolgend werden die Bestandteile in der Reihenfolge genannt, die dem Weg des Sekrets entspricht (von der Bildung bis zur Mündung):
- Drüsenendstücke
- Definition: Die Endstücke sind die kolbenartig aufgetriebenen, blind endenden Anteile der Drüse, die an die Ausführungsgänge angeschlossen sind und in denen die eigentliche Sekretproduktion stattfindet
- Funktion: Sekretproduktion und -abgabe ins Lumen des Endstücks (von dort drainiert das Sekret in den Ausführungsgang)
- Formen: Es gibt verschiedene Varianten von Endstücken (→ Form der Drüsenendstücke)
- Ausführungsgangsystem
- Definition: Von Epithelzellen ausgekleidete Gänge, die die Drüsenzellen (im Endstück) mit der Drüsenmündung verbinden
- Funktion: Sekretableitung, Veränderung der Sekretzusammensetzung (z.B. durch Zugabe/Entzug von Ionen)
- Formen: Da extraepitheliale Drüsen in der Regel durch Bindegewebssepten in Läppchen (Lobuli) untergliedert sind, unterscheidet man mehrere Formen von Ausführungsgängen
- Intralobuläre Ausführungsgänge: Schmale Gänge aus einschichtigem Epithel innerhalb der Lobuli, die die Endstücke in die größeren interlobulären Gänge drainieren. In einigen Drüsen kommen zwei Sonderformen vor:
- Schaltstücke
- Definition: Erstes und dünnstes Segment des Ausführungsgangsystems aus einschichtigem flachen bis kubischen Epithel mit engem Lumen
- Funktion: Ein Schaltstück drainiert jeweils mehrere Endstücke und mündet entweder in ein Streifenstück (falls in der Drüse vorhanden) oder direkt in einen größeren intralobulären Ausführungsgang
- Vorkommen: Nur in serösen Drüsen (Gl. parotidea, Pankreas) und in serösen Drüsenabschnitten der gemischten Speicheldrüsen (Gl. submandibularis, Gl. sublingualis)
- Streifenstücke
- Definition: Das auf die Schaltstücke folgende Gangsegment aus einschichtigem iso- bis hochprismatischem, eosinophilem Epithel mit weitem Lumen und „basaler Streifung“
- Basale Streifung: Lichtmikroskopisch sichtbare rötliche (eosinophile) Streifen am basalen Zellpol der Epithelien, die durch die mitochondrienhaltigen Falten der basalen Zellmembran entstehen
- Funktion: Ein Streifenstück drainiert jeweils mehrere Schaltstücke und mündet in einen größeren intralobulären Ausführungsgang
- Vorkommen: Nur in Speicheldrüsen (Gl. parotidea, Gl. submandibularis, Gl. sublingualis)
- Definition: Das auf die Schaltstücke folgende Gangsegment aus einschichtigem iso- bis hochprismatischem, eosinophilem Epithel mit weitem Lumen und „basaler Streifung“
- Schaltstücke
- Interlobuläre Ausführungsgänge: Weite Gänge aus einschichtigem iso- bis hochprismatischem Epithel, die zwischen den Lobuli in breiten Bindegewebssepten verlaufen und in den Hauptausführungsgang drainieren
- Hauptausführungsgang: Dickster und letzter Abschnitt des Gangsystems aus ein- bis mehrschichtigem, iso- bis hochprismatischen Epithel, der das Sekret aller Endstücke sammelt und zur Drüsenmündung ableitet (in histologischen Präparaten nur selten enthalten)
- Beispiel: Zweischichtiges, isoprismatisches Epithel in terminalen Drüsenausführungsgängen u.a. von apokrinen und ekkrinen Schweißdrüsen sowie Gll. oesophageae
- Intralobuläre Ausführungsgänge: Schmale Gänge aus einschichtigem Epithel innerhalb der Lobuli, die die Endstücke in die größeren interlobulären Gänge drainieren. In einigen Drüsen kommen zwei Sonderformen vor:
Schaltstücke kommen nur in den drei großen Speicheldrüsen und im exokrinen Pankreas vor! Streifenstücke sind dagegen nur in den drei großen Speicheldrüsen vorhanden!
Form der Drüsenendstücke
- Azinöse Drüse
- Alveoläre Drüse
- Form: Bläschenförmig , weites Lumen
- Beispiel: Apokrine Schweißdrüse
- Tubulöse Drüse
- Form: Schlauchförmig; weites, längliches Lumen
- Beispiel: Glandulae gastricae (Foveolen im Magen), Kolonkrypten
- Unterarten
- Verzweigt tubulös (z.B. Meibom-Drüse)
- Aufgeknäuelt tubulös (z.B. ekkrine Schweißdrüse)
- Mischformen: Tubuloazinös, tubuloalveolär
Sekretionsmechanismen exokriner Drüsen
Exokrine Drüsen sind intraepitheliale Drüsen oder extraepitheliale Drüsen, die ihr Sekret an innere (z.B. Darmlumen) oder äußere (z.B. Haut) Körperoberflächen abgeben.
- Ekkrine Sekretion
- Definition: Freisetzung von Ionen und kleinen Molekülen durch Transmembranproteine
- Mechanismus: Membranprotein-vermittelter Transport
- Vorkommen: In fast allen exokrinen Drüsenzellen
- Merokrine Sekretion
- Definition: Freisetzung von typischerweise proteinreichen Sekreten durch Fusion von zytosolischen Vesikeln mit der Zellmembran
- Mechanismus: Exozytose
- Vorkommen: In fast allen exokrinen Drüsenzellen
- Apokrine Sekretion
- Definition: Freisetzung von typischerweise lipidreichen Sekreten durch Abschnürung von apikalen Zytoplasmateilen
- Mechanismus: Apozytose
- Vorkommen: Nur apokrine Schweißdrüsen und laktierende Brustdrüse (Gl. mammaria)
- Holokrine Sekretion
- Definition: Freisetzung des gesamten Zytoplasmainhalts durch Zerfall der Drüsenzelle
- Mechanismus: Apoptose der Drüsenzelle (Holozytose)
- Vorkommen: Nur bei den Talgdrüsen
Sekretbeschaffenheit
Je nach Art des freigesetzten Sekrets unterscheidet man seröse, muköse und seromuköse Drüsen.
- Seröse Drüse
- Sekret: Dünnflüssig und proteinreich/enzymreich
- Histologische Merkmale
- Endstücke: Meist azinös
- Drüsenzellen: Basal reich an rauem endoplasmatischen Reticulum (basophile Anfärbung), apikal Sekretgranula (eosinophile Anfärbung)
- Beispiele: Parotis, Pankreas
- Mucöse Drüse
- Sekret: Zähflüssig (viskös) und mucinreich
- Histologische Merkmale
- Endstücke: Meist tubulös
- Drüsenzellen: Blasses, helles Zytoplasma
- Beispiele: Gl. sublingualis, Gll. oesophageae, Brunner-Drüsen, alle intraepithelialen Drüsen
- Seromuköse Drüse
- Sekret: Mäßig dünnflüssig und mucin- sowie enzymhaltig
- Histologische Merkmale
- Endstücke: Meist tubuloazinös, zeigen oft Ebner-Halbmonde
- Drüsenzellen: Merkmale seröser als auch muköser Zellen
- Beispiel: Gl. submandibularis
Myoepithelzellen
- Definition: Spezialisierter Zelltyp, der Eigenschaften sowohl von glatten Muskelzellen als auch von Epithelzellen hat
- Funktion: Kontraktion (durch typische Proteine der glatten Muskulatur wie Aktin, Myosin- und Desminfilamente) → Austreibung des Drüsensekrets
- Aussehen: Sternförmig verzweigt
- Vorkommen: Sitzen in einigen Drüsen zwischen den Epithelien
Basalmembran
Die Basalmembran ist eine besondere Verbindungs- und Hüllstruktur zwischen Epithel-, Glia- und Muskelzellen und dem angrenzenden Bindegewebe. Sie besteht aus den typischen Makromolekülen der Extrazellulärmatrix, die hier ein molekulares Netzwerk ausbilden.
- Definition: Bandartige Struktur aus Extrazellulärmatrix-Komponenten, die sich zwischen Epithelzellen und Bindegewebe befindet
- Funktion
- Verankerung des Epithelgewebes am Bindegewebe
- Diffusionsbarriere
- Vorkommen: Basalmembranen dienen der Verbindung vom Bindegewebe mit folgenden Zelltypen:
- Epithelien und Endothelien
- Gliazellen
- Fett- und Muskelzellen
- Aufbau: Die Basalmembran besteht aus der Basallamina (die wiederum aus zwei Schichten besteht) und der Lamina fibroreticularis
- Basallamina (grenzt an das Epithel)
- Lamina rara (Lamina lucida)
- Integrine
- Kollagen Typ XVII (BP 180 = Bullöses Pemphigoid Protein 180)
- Lamina densa
- Lamina rara (Lamina lucida)
- Lamina fibroreticularis (grenzt an das Bindegewebe)
- Retikuläre Fasern
- Fibrillen aus Kollagen Typ III
- Verankerung mit Basallamina über Fibrillen aus Kollagen Typ VII
- Basallamina (grenzt an das Epithel)
Die Basallamina und die Lamina fibroreticularis bilden zusammen die Basalmembran! Die Basalmembran ist meist schon lichtmikroskopisch erkennbar, während die Basallamina nur elektronenmikroskopisch darstellbar ist!
Epidermolysis bullosa
Bei der Epidermolysis bullosa handelt es sich um eine seltene Erkrankung, bei der es durch Autoantikörper oder einen genetischen Defekt zu einer Blasenbildung der Haut kommt. Ursache sind entweder Antikörper gegen Kollagen Typ VII oder eine genetisch bedingte fehlerhafte Synthese von Adhäsions- und Strukturproteinen (u.a. Kollagen Typ VII). Da Kollagen Typ VII die Basallamina mit dem darunterliegenden Gewebe verankert, kommt es durch den Defekt in der Haut zu einem gestörten mechanischen Zusammenhalt der Basalmembranzone und in Folge zu einer Blasenbildung.
Grundbegriffe der Histologie
Histologische Techniken
- Lichtmikroskopie: Am häufigsten verwandte Methode zur Untersuchung einzelner Zellen (Zytologie) sowie von gesundem (Histologie) und krankhaft verändertem Gewebe (Histopathologie) in Lehre und Diagnostik
- Für technische Grundlagen und Gesetzmäßigkeiten siehe: Physikalische Grundlagen der Lichtmikroskopie
- Darstellung (Kontrastierung) der Strukturen durch Farbstoffe (u.a. H.E.-Färbung), bei Interesse siehe: Färbeverfahren in der Pathologie
- Elektronenmikroskopie: Primär für Forschungszwecke und Diagnostik bestimmter Nieren-, Muskel- und ZNS-Erkrankungen eingesetzte Methode mit höherer Auflösung als das Lichtmikroskop
- Darstellung (Kontrastierung) der Strukturen durch schwermetallhaltige Verbindungen (u.a. Osmiumtetroxid)
- Immunhistochemie: Methode, um Zellen genauer zu identifizieren, indem bestimmte als Antigen fungierende Strukturen (bspw. Chromogranin A in den Vesikeln endokriner Zellen) mittels Antigen-Antikörper-Reaktion nachgewiesen werden. Die eingesetzten, spezifischen Antikörper erkennen diese Strukturen und machen sie mittels fluoreszierender Farbstoffe sichtbar.
Zelluläre Anpassungsreaktionen
Die folgende Tabelle definiert wichtige Begriffe, die Anpassungsreaktionen von Zellen auf verschiedene Einflüsse beschreiben
Definition | Formen | |
---|---|---|
Atrophie |
|
|
Hypertrophie |
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|
Hyperplasie |
|
|
Metaplasie |
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Dysplasie |
| |
Proliferation |
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Regeneration |
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|
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Zelltod
Eine irreversible Zellschädigung, ob nun hypoxischer, toxischer, physikalischer, immunologischer, genetischer oder mikrobieller Natur, führt entweder zur Apoptose oder zur Nekrose.
Apoptose
- Kurzbeschreibung: Programmierter Zelltod der Zelle (weitere Informationen siehe: Zellzyklus und Tumorentstehung)
Nekrose
- Kurzbeschreibung: Sammelbegriff für irreversible Gewebsuntergänge
- Charakteristika
- Ablauf: Zellschädigung → Verlust RNA → Zellkernschrumpfung (Kernpyknose) → Auflösung (Karyolyse) oder Zerfall (Karyorrhexis) des Zellkerns → Zellschwellung, Zellwandausbuchtungen, Zerstörung der Zellorganellen → Platzen der Zelle → Entzündung → Abbau des nekrotischen Gewebes durch Leukozyten → Organisation des Granulationsgewebes
- Nekroseformen
- Koagulationsnekrose
- Ursachen: Ischämie, Organschädigung durch Säuren
- Trockene und brüchige Nekrose
- Umwandlung in gelbbraune Substanz mit geringem Wassergehalt
- Bsp.: Myokard-, Milz-, Leber- und Niereninfarkt
- Sonderformen
- Fibrillo-granuläre („käsige“) Nekrose durch spezielle Mikroorganismen wie Mycobacterium tuberculosis (verkäsende Nekrose) mit graugelbem Gewebe
- Gangrän ist eine ischämische Nekrose aufgrund eines Gefäßverschlusses (pAVK)
- Ursachen: Ischämie, Organschädigung durch Säuren
- Kolliquationsnekrose
- Ursachen: Wirkung hydrolytischer Enzyme während der Autolyse oder Heterolyse
- Gewebserweichung → Flüssige Nekrose → Bildung von Pseudozysten
- Vorkommen insb. bei Schädigung von fetthaltigem Gewebe wie Hirn und Pankreas
- Bsp.: Schlaganfall , Pankreatitis, eitrige Infektion, Organschädigung durch Laugen
- Ursachen: Wirkung hydrolytischer Enzyme während der Autolyse oder Heterolyse
- Fibrinoide Nekrose
- Ursachen: Kollagene und elastische Fasern fragmentieren
- Fragmente sind in Zelldetritus, Serum und Fibrin eingebettet
- Bsp.: Peptisches Magenulkus , rheumatoide Arthritis
- Ursachen: Kollagene und elastische Fasern fragmentieren
- Koagulationsnekrose
Wiederholungsfragen zum Kapitel Allgemeine Histologie
Epithelgewebe
Zellfortsätze können entweder unbeweglich, passiv beweglich oder aktiv eigenbeweglich sein. Was davon trifft jeweils auf Mikrovilli, Stereozilien und Kinozilien zu?
Beschreibe den Aufbau und die Funktionsweise von Kinozilien!
Welches gemeinsame Grundgerüst weisen Mikrovilli und Stereozilien auf?
Was sind Mikroplicae und wo findet man sie typischerweise?
Was ist die besondere Eigenschaft des Urothels (Übergangsepithels)?
Was ist die Funktion von Becherzellen und wo kommen sie typischerweise vor?
Beschreibe den histologischen Aufbau und die Funktion der Hauptausführungsgänge exokriner Drüsen!
Nenne je ein Beispiel für eine azinöse und eine tubulöse Drüse und beschreibe ihr typisches Sekret!
Erkläre die Mechanismen apokriner und holokriner Sekretion!
In welchen Drüsen des Körpers unterstützen Myoepithelzellen die Sekretion?
Basalmembran
Beschreibe den Aufbau und die Funktion der Basalmembran!
Welcher Kollagentyp ist für die Verankerung der Basallamina mit dem darunter liegenden Bindegewebe verantwortlich? Was passiert bei einem Defekt dieses Kollagentyps?
Grundbegriffe der Histologie
Bei welcher mikroskopischen Methode verwendet man zur Darstellung von Strukturen schwermetallhaltige Verbindungen wie Osmiumtetroxid?
Definiere Atrophie und nenne ein Beispiel für pathologische Ursachen!
Definiere Metaplasie!
Beschreibe grob den Ablauf einer Zellnekrose!
Eine Sammlung von allgemeineren und offeneren Fragen zu den verschiedenen prüfungsrelevanten Themen findest du im Kapitel Beispielfragen aus dem mündlichen Physikum.
Meditricks
In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.
Oberflächenepithelien
Oberflächenepithelien – Teil 1: Einschichtige Epithelien
Oberflächenepithelien – Teil 2: Mehrschichtige Epithelien
Exokrine Drüsen
Exokrine Drüsen – Teil 1: Aufbau
Exokrine Drüsen – Teil 2: Sekrete
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