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Geschlechtsentwicklung

Letzte Aktualisierung: 26.1.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Für die Entwicklung der geschlechtlichen Identität sind biologische und psychosoziale Aspekte von Bedeutung. Die Keimdrüsen- und Genitalanlagen werden bei beiden Geschlechtern zunächst gleich angelegt und sind bis zur 6. Woche nicht voneinander zu unterscheiden. Erst im Anschluss beginnt die Differenzierung zu weiblichen oder männlichen Keimdrüsen und Genitalorganen. Die Entwicklung des biologischen Geschlechts wird dabei in erster Linie von den Geschlechtschromosomen bestimmt. Abhängig von den vorliegenden X- oder Y-Chromosomen entwickeln sich die geschlechtsspezifischen Keimdrüsen: Hoden oder Ovar. Bei beiden Geschlechtern entstehen die Keimdrüsen im Bauchraum und werden anschließend in den Hodensack () bzw. in das kleine Becken () verlagert. Die weitere geschlechtliche Differenzierung verläuft beim Mann hormonabhängig, während die weiblichen Geschlechtsorgane ohne hormonelle Einflüsse entstehen.

Die vollständige Fortpflanzungsfähigkeit wird erst mit Abschluss der Pubertät erreicht, bei der die Umstellung des Hormonhaushaltes und die Entwicklung der sekundären Geschlechtsmerkmale eine entscheidende Rolle spielen.

Doch nicht allein das biologische Geschlecht ist für die Ausprägung der geschlechtlichen Identität von Relevanz. Ebenso wichtig ist das psychische und soziale Geschlecht, unter dem man die individuelle Identifizierung eines Menschen mit dem eigenen Geschlecht und dessen Wahrnehmung in der Gesellschaft versteht.

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Ebenen der Geschlechtsfestlegungtoggle arrow icon

Die Festlegung des menschlichen Geschlechts findet auf verschiedenen Ebenen statt.

  1. Biologisches Geschlecht
    1. Chromosomales Geschlecht: Genetisches Geschlecht entsprechend der Geschlechtschromosomen (XX oder XY)
    2. Gonadales Geschlecht: Geschlecht der Keimdrüsen (mit Entwicklung der Gonaden zum Hoden bzw. Ovar)
    3. Somatisches Geschlecht: Phänotypisches Geschlecht (mit Entwicklung der inneren und äußeren Genitalorgane)
  2. Psychisches und soziales Geschlecht: Von der Gesellschaft festgelegtes Geschlecht und individuelle Geschlechtsidentifikation

Biologisches Geschlecht (chromosomales, gonadales und somatisches Geschlecht)

Das biologische Geschlecht wird durch die Geschlechtschromosomen festgelegt. Je nach chromosomalem Geschlecht entwickelt sich das Geschlecht der Keimdrüsen - das gonadale Geschlecht. Durch die Produktion von Hormonen steuern die Keimdrüsen dann sowohl die Ausbildung des somatischen Geschlechts als auch die Geschlechtsreifung in der Pubertät.

Psychisches und soziales Geschlecht

  • Psychisches Geschlecht (= sexuelle Selbstdifferenzierung)
    • Beschreibt die individuelle Identifizierung eines Menschen mit einem Geschlecht unabhängig von seinem biologischen Geschlecht (z.B. Abweichung von biologischem und psychischem Geschlecht bei Geschlechtsinkongruenz)
  • Soziales Geschlecht (engl. 'Gender')
    • Das von der Gesellschaft wahrgenommene Geschlecht einer Person
    • Basiert auf Verhaltensmustern (wie Denken, Handeln und Emotionen), die von der Gesellschaft als "geschlechtsspezifisch" wahrgenommen werden
    • Komplexe Thematik mit eigenem Forschungsbereich: Gender-Studies
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Festlegung des chromosomalen Geschlechtstoggle arrow icon

Das chromosomale Geschlecht eines Embryos wird schon während der Befruchtung bei der Verschmelzung einer Eizelle (23, X) mit einem Spermium (23, X oder 23,Y) festgelegt.

Gonosomale Chromosomenaberrationen
Wenn die Meiose oder die Verschmelzung von Eizelle und Spermium gestört sind, kann die Anzahl der Geschlechtschromosomen verändert sein. Die Betroffenen haben meist einen charakteristischen Phänotyp, der mit Veränderungen des Hormonstoffwechsels und der Fertilität einhergeht. Bekannte Beispiele sind das Klinefelter- und das Turner-Syndrom. Beim Klinefelter-Syndrom liegt ein zusätzliches X-Chromosom (47, XXY) vor. Die betroffenen Männer haben einen Testosteronmangel, der u.a. zu charakteristischem Hochwuchs, verzögertem Eintritt der Pubertät, auffällig kleinen Hoden mit einem Defizit der Spermienproduktion und einer verminderten Fertilität führt. Dem Ullrich-Turner-Syndrom liegt ein fehlendes X-Chromosom (45, X0) zugrunde. Es kommt hier zur Fehlanlage der weiblichen Geschlechtsorgane und zu Infertilität (siehe auch "Grundüberlegungen der Humangenetik").

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Entwicklung der Keimdrüsen und -zellen im Überblick (gonadales Geschlecht)toggle arrow icon

Entwicklung der Keimdrüsen

Das gonadale Geschlecht wird von den Geschlechtschromosomen festgelegt. Die Gonaden entwickeln sich bei beiden Geschlechtern zunächst identisch in Form der Genitalleiste aus dem Mesoderm. Wenn die geschlechtsspezifischen Urkeimzellen eingewandert sind, erfolgt die weitere Differenzierung. Ist im Genom ein Y-Chromosom vorhanden, entwickelt sich die indifferente Gonade zum Hoden, ansonsten zum Ovar.

  • Indifferentes Stadium: Bis zur 6. Embryonalwoche entwickeln sich die Keimdrüsen bei beiden Geschlechtern gleich.
    • Urkeimzellen (ab ca. 4. Woche)
      • Entstehen extraembryonal in der Wand des Dottersacks
      • Beginn der amöboiden Wanderung der Urkeimzellen in Richtung der späteren Gonadenanlage (4.-5. Woche)
    • Genitalleisten (ab ca. 5. Woche)
      • In der dorsalen Leibeswand zwischen Mesenterialwurzel und Urniere verdicken sich Zölomepithel und darunter liegendes Mesenchym beidseitig zu längsverlaufenden Genitalleisten
    • Indifferente Gonadenanlage (ca. 6. Woche)
  • Differenziertes Stadium: Ab der 7. bzw. 8. Woche beginnt die geschlechtsspezifische Entwicklung der indifferenten Gonaden.

Bis zur 6. Woche sind männliche und weibliche Gonaden identisch angelegt und nicht voneinander zu unterscheiden.

Gonadale Differenzierung bei gonosomalen Chromosomenaberrationen
Die Differenzierung der Gonade ist unabhängig von der Anzahl der vorhandenen X-Chromosomen. Dementsprechend entwickelt sich auch bei numerischen Chromosomenaberrationen ein Hoden, wenn mindestens ein Y-Chromosom vorhanden ist. So auch beim Klinefelter-Syndrom (47, XXY), bei dem betroffene Männer allerdings zumeist einen Hoden mit eingeschränkter Funktionalität ausbilden. Vom Diplo-Mann-Syndrom spricht man bei zusätzlichen Y-Chromosom(en), auch hier entwickeln sich die Gonaden zum Hoden.

Entwicklung der Keimzellen (Gametogenese)

Die Keimdrüsen erfüllen zwei Hauptfunktionen: Zum einen produzieren sie geschlechtsspezifische Hormone, zum anderen dienen sie als Reifungsort der Keimzellen. Diese entstammen ursprünglich dem Dottersack und wandern bei beiden Geschlechtern während der Embryonalperiode in die Gonaden ein. Die weitere Keimzellteilung und -reifung erfolgt geschlechtsabhängig und ist in der folgenden Tabelle vergleichend dargestellt.

Überblick: Unterschiede in der Gametogenese
Keimzellteilung Spermatogenese Oogenese
Prinzip
  • Die Gesamtheit der Eizellen der Frau wird schon vor der Geburt vollständig angelegt
  • Verbrauch des Vorrats in der reproduktiven Phase zwischen Menarche und Menopause
Beginn
Unterbrechungen
Ergebnis

Die Oogenese findet hauptsächlich während der embryonalen Entwicklung statt und wird kurz nach der Befruchtung vollendet! Beim Mann werden erst ab der Pubertät kontinuierlich Spermien produziert!

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Entwicklung der Geschlechtsorgane im Überblick (somatisches Geschlecht)toggle arrow icon

Im Anschluss an die Entwicklung der Gonaden von Mann und Frau bilden sich ab der 7. () bzw. 8. () Woche die inneren und äußeren Genitalien aus. Für die männliche Differenzierung sind dabei die Hormone Anti-Müller-Hormon (AMH), Testosteron und Dihydrotestosteron (DHT) essenziell. Die weibliche Differenzierung erfolgt hingegen hormonunabhängig.

Entwicklung der inneren Geschlechtsorgane

Die inneren Geschlechtsorgane von Mann und Frau entstehen im Wesentlichen aus drei embryonalen Genitalanlagen: Den Wolff- und Müller-Gängen und dem Sinus urogenitalis. Sie sind zunächst identisch angelegt und differenzieren sich dann geschlechtsabhängig zu den inneren Geschlechtsorganen.

Überblick: Entwicklung der inneren Genitalien von Mann und Frau
Embryonale Genitalanlage Beschreibung

Männliche Differenzierung
(ab der 7. Woche)

Weibliche Differenzierung
(ab der 8. Woche)

Wolff-Gänge

(= Ductus mesonephricus)

Müller-Gänge

(= Ductus paramesonephricus)

  • Definition: Paarige Genitalkanäle
    • Vorläufer der weiblichen inneren Genitalorgane
  • Lage: Kraniale Anteile liegen lateral der Wolff-Gänge
  • Entwicklung
    • Entstehen bis Ende der 8. Woche aus dem Mesoderm

Sinus urogenitalis
(= Urogenitalkanal)

  • Definition: Vorläufer der Harnorgane und inneren und äußeren Genitalorgane beider Geschlechter
  • Lage: Im Bereich der späteren unteren Harnwege
    • Steht kranial in Verbindung mit dem Allantois
    • Liegt ventral des Anorektalkanals
  • Entwicklung

Urnierenkanälchen der Urniere (= Mesonephros)

  • -

Der Sinus urogenitalis nimmt eine Sonderstellung ein, da sich aus ihm sowohl innere und äußere Geschlechtsorgane als auch Harnorgane ausbilden!

Die Müller-Gänge differenzieren sich zu den inneren weiblichen, die Wolff-Gänge hormonabhängig zu den inneren männlichen Geschlechtsorganen. Der Sinus urogenitalis spielt wiederum bei beiden Geschlechtern eine wichtige Rolle in der Urogenitalentwicklung!

Entwicklung der äußeren Geschlechtsorgane

Die äußeren Geschlechtsorgane entwickeln sich aus dem Genitalhöcker und den Genitalfalten und -wülsten. Diese entstehen aus Mesenchymverdichtungen um die Kloakenmembran und sind bis zur 9. Woche bei beiden Geschlechtern gleich.

Überblick: Äußere Geschlechtsdifferenzierung
Embryonale Anlage Beschreibung

Äußere männliche Differenzierung
(ab 9. Woche)

Äußere weibliche Differenzierung
(ab 9. Woche)

Genitalhöcker (= Tuberculum genitale)

Genitalfalten
(= Urogenitalfalten; Urethralfalten)

Genitalwülste
(= Labioskrotalwülste)

  • Labia majora


Welche Anteile der äußeren Geschlechtsteile aus welcher embryonalen Anlage entstehen, wird in der Literatur uneinheitlich dargestellt!

Intersexualität
Wenn die äußere und/oder innere Geschlechtsentwicklung von der Norm abweicht, kann das Geschlecht nach der Geburt nicht immer eindeutig dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zugeordnet werden. Liegen Merkmale beider Geschlechter vor, so spricht man von Intersexualität. Dabei unterscheiden sich häufig die Anlage der Gonaden und das phänotypische Geschlecht, wie bspw. beim adrenogenitalen Syndrom – eine autosomal-rezessive Stoffwechselstörung mit verminderter Cortisolsynthese in der Nebennierenrinde. Fehlt das negative Feedback von Cortisol auf die Hypophyse, kommt es zu einer gesteigerten ACTH-Sekretion, wodurch verstärkt Androgene in der Nebennierenrinde produziert werden. Die gesteigerte Androgenwirkung führt bei Kindern mit weiblichem Genotyp zu einer Klitorishypertrophie, während bei Kindern mit männlichem Genotyp ein vergrößerter Penis auffällt.

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Spezielle Geschlechtsentwicklung beim Manntoggle arrow icon

Die Entwicklung des männlichen Geschlechts umfasst die zeitlich aufeinanderfolgende Entwicklung des Hodens, der inneren und der äußeren Genitalorgane. Die embryologische Entwicklung ist eng mit den anatomischen Verhältnissen bzw. möglichen anatomischen Fehlbildungen verknüpft.

Entwicklung des Hodens

Die paarig angelegten Hoden des Mannes entwickeln sich aus der embryonalen Gonadenanlage im Bauchraum und deszendieren in den Hodensack. Dabei stülpen sich die Schichten des Bauchraums aus und bilden die Hodenhüllen.

Differenzierung der indifferenten Gonadenanlage zum Hoden

Die Hoden des Mannes entwickeln sich unter Einfluss von TDF ab der 7. Woche im Bauchraum.

  • Ab 7. Woche
    • Parenchym: Primäre Keimstränge entwickeln sich zu primären Hodensträngen, welche die Keimzellen umgeben
      • Differenzierung der somatischen Zellen in den Keimsträngen zu Sertoli-Zellen
      • Die entstandenen Hodenstränge differenzieren sich weiter zu reifen Tubuli seminiferi.
    • Stroma: Mesenchymzellen umgeben und unterteilen die Gonade
      • Ausbildung der Tunica albuginea
      • Unterteilung des Stromas in Septen
  • Ab 9. Woche

Deszensus der Hoden (= Descensus testis)

Der Hoden entwickelt sich beim Mann im Bauchraum und steigt während der fetalen Entwicklung in den Hodensack ab. Leitstruktur für die Verlagerung des Hodens ist das Gubernaculum testis. Der Deszensus testis verläuft in drei Phasen.

  1. Transabdominelle Phase
  2. Transinguinale Phase
  3. Erreichen der endgültigen Position
    • Zeitpunkt: Physiologischerweise zum Zeitpunkt der Geburt
    • Vorgänge
      1. Die Hoden erreichen die endgültige Position im Skrotum.
      2. Der Kanal des Processus vaginalis testis obliteriert: Die Verbindung zwischen den Peritonealräumen der Bauchhöhle und der Skrotalhöhle bildet sich zurück.

Die Gefäße und Nerven werden beim Deszensus des Hodens "mitgenommen" und verlaufen als Funiculus spermaticus vom Oberbauch durch den Leistenkanal zum Hoden!

Maldeszensus des Hodens
Ein unvollständiger Abstieg des Hodens in den Hodensack wird als Maldescensus testis (Hodenhochstand) bezeichnet. Da der Deszensus in jeder Phase unterbrochen sein kann, kann sich der Hoden entsprechend im Bauchraum, inguinal oder auch außerhalb des Bauchraums befinden. Der Maldescensus testis führt einerseits zu einer verminderten Fertilität des betroffenen Hodens, andererseits erhöht er zusätzlich das Risiko für Hodenkrebs. Daher sollte mit medikamentösen oder operativen Methoden versucht werden, die Lage des Hodens zu korrigieren.

Kryptorchismus
Ist der Hoden nicht zu tasten, spricht man von einem Kryptorchismus. Somit ist der Kryptorchismus kein Krankheitsbild, sondern nur ein Symptom, das sowohl bei Abdominalhoden als auch bei einem Fehlen (Hodenaplasie) oder einer Verkümmerung des Hodens (Hodenatrophie) vorliegt.

Indirekter Leistenbruch
Bleibt die Obliterierung des Processus vaginalis testis aus, sind Bauchhöhle und Skrotalhöhle weiterhin miteinander verbunden. Dabei kann Flüssigkeit (es bildet sich eine sog. Hydrozele), aber auch Darm durch den Leistenkanal treten (indirekte Leistenhernie) und Beschwerden hervorrufen. Ein Notfall ist dabei die Einklemmung des Darms und seiner versorgenden Gefäße im Leistenkanal (inkarzerierte Leistenhernie).

Innere männliche Genitalorgane (ab 7. Woche)

Durch die Wirkung spezifischer hormoneller Einflüsse entwickeln sich ab der 7. Woche die inneren männlichen Genitalorgane aus den embryonalen Genitalgängen.

Differenzierung der inneren Genitalien beim Mann
Embryologische Struktur Ausdifferenzierung Hormonelle Steuerung

Müller-Gänge

  • Obliterieren
Wolff-Gänge
Sinus urogenitalis
Zusätzlich entstehen Anteile der Genitale aus den embryologischen Vorläufern der Niere: UrnierenkanälchenDuctuli efferentes des Nebenhodens; Urnierenkörperchen → Rete testis des Hodens

Nur bei vorhandenem Y-Chromosom und intaktem Hormonhaushalt von AMH, Testosteron und DHT kann eine Entwicklung zum männlichen Phänotyp erfolgen!

Äußere männliche Genitalorgane (ab 9. Woche)

Die Differenzierung des Penis mit Schwellkörpern, Harnröhre und Skrotum aus dem indifferenten Stadium (siehe "Entwicklung der Geschlechtsorgane") findet ab der 9. Schwangerschaftswoche statt.

Entstehende Struktur Vorläufer Ablauf der Differenzierung
Urethra Sinus urogenitalis
  • Boden des Sinus urogenitalis verdickt sich zur Urethralplatte
  • Vertiefung der Urethralplatte zur Urethralrinne
  • Urethralumen bildet sich durch Umschließung von Genitalfalten
  • Die entstandene Urethra mündet noch nicht in die Glans penis, sondern verbleibt an der distalen Unterseite des Penisschaftes nach außen geöffnet

Penis & Glans penis

Genitalhöcker
  • Genitalhöcker wächst durch Androgenwirkung stark in die Länge
  • Am distalen Ende der Glans penis entsteht ein ektodermaler Epithelhöcker
    • Epithelhöcker stülpt sich nach innen und wächst dem Urethralumen entgegen → Verlegung der Urethraöffnung an die Glansspitze (=Fossa navicularis)
    • Bildung der Vorhaut (= Praeputium penis)

Schwellkörper

Genitalfalten
Hodensack Genitalwülste
  • Größenwachstum und Vereinigung zur Skrotalwulst
  • Ausbildung des Hodensacks nach Hodendeszensus

Fehlmündungen der Harnröhre
Eine häufige Fehlbildung bei der embryonalen Entwicklung des Penis betrifft die Fehlmündung der Harnröhre. Bei der Hypospadie kann der Meatus urethrae externus an beliebiger Position ventral am Penisschaft sowie skrotal oder gar perineal vorliegen. Bei der selteneren Epispadie weist die Harnröhre eine dorsale Spaltbildung auf, die bis in die Harnblase hinein reichen kann und auf eine Fehlentwicklung der Kloakenmembran zurückgeführt wird.

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Spezielle Geschlechtsentwicklung bei der Frautoggle arrow icon

Die Entwicklung des weiblichen Geschlechts umfasst die zeitlich aufeinanderfolgende Entwicklung der Eierstöcke, der inneren und der äußeren Genitalorgane. Ausgehend von der embryologischen Entwicklung lassen sich die anatomischen Verhältnisse und die Entstehung verschiedener Fehlbildungen besser verstehen.

Entwicklung des Ovars

Differenzierung der indifferenten Gonadenanlage zum Ovar

Die Eierstöcke der Frau entstehen in der Bauchhöhle zwischen Mesenterialwurzel und Urniere nach Einwandern der Urkeimzellen.

Die primären Keimstränge bilden sich bei der Frau zurück!

Deszensus des Ovars

Auch das Ovar wird analog zum Hoden ab dem 2.-3. Schwangerschaftsmonat nach kaudal verlagert, allerdings nur bis ins kleine Becken. Im Zuge des Deszensus des Ovars entstehen auch die Haltebänder des Uterus.

Weitere Entwicklung der weiblichen Genitalorgane

Die Entwicklung der weiblichen Geschlechtsorgane erfolgt hormonunabhängig, wenn kein Y-Chromosom vorliegt. Das äußere Genitale der Frau (Vulva) entsteht ab der 9. Woche rund um die Urogenitalspalte des Sinus urogenitalis, welche im Gegensatz zum männlichen Geschlecht geöffnet bleibt.

Embryologische Struktur

Differenzierung zu Genitalorganen der Frau

Müller-Gänge

Obere Anteile
Untere Anteile

Wolff-Gänge

Sinus urogenitalis Oberer Anteil
Mittlerer Anteil
Unterer Anteil
Genitalhöcker
  • Klitoris: Geringe Größenzunahme des Genitalhöckers und Bildung der Crura clitoridis
Genitalfalten
Genitalwülste
  • Labia majora: Größenzunahme und Differenzierung der Genitalwülste

Die Entwicklung der inneren weiblichen Geschlechtsorgane wird nicht hormonell gesteuert - im Gegensatz zur männlichen Geschlechtsdifferenzierung!

Fehlbildungen des Uterus
Wenn die Verschmelzung der Müller-Gänge gestört ist, können Uterus und Vagina auch doppelt angelegt sein. Die Bandbreite reicht dabei vom Uterus arcuatus (Einbuchtung des Fundus) über den Uterus bicornis (zwei getrennte Uterushörner, die in eine Zervix und Vagina münden) bis hin zum vollständigen Uterus duplex (zwei getrennte Uterushörner mit zwei Vaginalschläuchen).

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Geschlechtsreifung bei Mann und Frau (Pubertät)toggle arrow icon

Die Phase der Adoleszenz, in der es zur Geschlechtsreifung kommt, wird als Pubertät bezeichnet. Sie geht mit einer hormonellen Umstellung einher, die zu morphologischen Veränderungen der primären und sekundären Geschlechtsorgane führt.

Beginn und Dauer der Pubertät

  • Definition: Lebensabschnitt, in dem sich die Reproduktionsfähigkeit des Menschen entwickelt und sekundäre Geschlechtsmerkmale ausgebildet werden
  • Beginn
    • Unterschiedlicher Eintritt bei Mädchen und Jungen
    • Große Streubreite innerhalb desselben Geschlechts
    • Mädchen: Beginn der Pubertät mit ca. 11 Jahren
      • Menarche (Zeitpunkt der ersten Regelblutung) etwa zwei Jahre nach Beginn des Brustwachstums
      • Wachstumsschub mit etwa 12 Jahren
    • Jungen: Beginn mit ca. 13 Jahren
      • Frühzeichen: Hodenvolumen↑ (>3ml=Pubertätsbeginn)
      • Wachstumsschub mit etwa 14 Jahren
      • Stimmbruch mit etwa 15 Jahren
  • Einflussfaktoren auf den Pubertätsbeginn
    • Hängt maßgeblich vom Hormonhaushalt ab (insbesondere Gonadotropin, aber auch Leptin)
    • Eventuell abhängig von Ernährungsfaktoren und Körpergewicht
  • Dauer: Bei beiden Geschlechtern in der Regel 4 Jahre

Hormonelle Veränderungen in der Pubertät

Die erste hormonelle Umstellung der Pubertät findet in der Nebenniere statt. Durch Aktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse beginnt im Anschluss an die Adrenarche die Reifung der Geschlechtsdrüsen.

Adrenarche
Gonadarche
Weitere hormonelle Veränderungen: Wachstumshormone (GH)↑, Insulin↑, IGF-1↑

Die wohlbekannten Gemütsschwankungen während der Pubertät werden auf die vermehrte Wirkung von Testosteron und GH zurückgeführt!

Morphologische Veränderungen in der Pubertät

Es gibt phänotypische und organische Merkmale, die spezifisch dem weiblichen oder männlichen Geschlecht zugeordnet werden und in der Pubertät besonderen Veränderungen unterliegen. Dabei unterscheidet man primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale.

Entwicklung Geschlecht Definition Beginn
Pubarche ♀♂ Entwicklung der Intimbehaarung Zwischen 8.-14. Lebensjahr
Thelarche Entwicklung der weiblichen Brust Zwischen 8.-13. Lebensjahr
Menarche Zeitpunkt der ersten Monatsblutung Zwischen 11.-13. Lebensjahr
Spermarche Beginn der Spermienproduktion im Hoden Zwischen 13.-15. Lebensjahr

Primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale

Geschlechtsmerkmale Bedeutung Weiblich Männlich
Primäre Geschlechtsmerkmale
  • Zur Fortpflanzung benötigte innere und äußere Geschlechtsorgane
Sekundäre Geschlechtsmerkmale
  • Körperliche Eigenschaften, die eine äußerliche Geschlechtszuordnung zulassen, aber nicht direkt an der Reproduktion beteiligt sind
  • Entwickeln sich während der Pubertät und signalisieren die Geschlechtsreife
  • Intim- und Achselbehaarung
  • Brustwachstum
  • Veränderung der Körperform: breites Becken, schmale Taille und Schultern
  • Behaarung
    • Brust, Arme, Beine, Bauch, Rücken
    • Intim- und Achselbehaarung
    • Bartwuchs
  • Stimmbruch, Hervortreten des Kehlkopfes ("Adamsapfel")
  • Veränderung der Körperform: breite Schultern und schmale Hüften

Pubertas praecox
Beginnt die Pubertät vor dem 7.-8. Lebensjahr, so spricht man von einer vorzeitigen Pubertät. Die sekundären Geschlechtsmerkmale entwickeln sich sehr früh und gehen mit einem vorzeitigen Schluss der Epiphysenfugen der Knochen einher. Ursächlich wird unterschieden zwischen der zentralen Pubertas praecox mit zu hohem Gonadotropinspiegel (beispielsweise bei Hypophysentumoren) und der Pseudopubertas praecox, der eine erhöhte periphere Hormonbildung zugrunde liegt.

Differences of Sex Development (DSD)

Heterogene Gruppe mit Abweichungen von der typischen Geschlechtsentwicklung. Dabei unterscheiden sich bspw. die Anlage der Gonaden und das äußere Geschlecht.

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Wiederholungsfragen zum Kapitel Geschlechtsentwicklungtoggle arrow icon

Entwicklung der Keimdrüsen und -zellen im Überblick (gonadales Geschlecht)

Aus der undifferenzierten Keimzelle entwickeln sich abhängig von den Geschlechtschromosomen entweder Hoden oder Ovar. Welches Gen spielt hierbei u.a. eine wichtige Rolle?

Entwicklung der Geschlechtsorgane im Überblick (somatisches Geschlecht)

Aus welcher embryonalen Anlage entwickeln sich die Ductuli efferentes testis?

Für welches Organ ist der Genitalhöcker die embryonale Anlage?

Spezielle Geschlechtsentwicklung beim Mann

Wo beginnt der Descensus testis? Welcher Leitstruktur folgt er?

Welche Zellen bilden das Hormon zur Obliteration der Müller-Gänge?

Für welche Strukturen ist der Wolff-Gang embryologischer Vorläufer?

Zu welcher Struktur differenziert sich der Sinus urogenitalis aus?

Spezielle Geschlechtsentwicklung der Frau

Welche Strukturen entwickeln sich aus dem unteren Keimdrüsenband?

Welche Genitalorgane der Frau entwickeln sich aus den Müller-Gängen?

Eine Sammlung von allgemeineren und offeneren Fragen zu den verschiedenen prüfungsrelevanten Themen findest du im Kapitel Beispielfragen aus dem mündlichen Physikum.

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