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Entzündungen des weiblichen Genitaltrakts

Letzte Aktualisierung: 5.2.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Entzündungen von Vagina und Vulva sind häufig infektiöser Genese (durch Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten), können aber auch auf andere Ursachen wie bspw. allergische oder mechanische Irritationen zurückzuführen sein. Die Übertragung der Erreger bei den infektiösen Krankheitsbildern erfolgt durch Sexualkontakt (STI), eine Überbesiedelung pathogener Keime infolge eines Ungleichgewichts der physiologischen Vaginalflora ist jedoch auch möglich. Der Verlauf einer (Vulvo‑)vaginitis kann asymptomatisch oder gering ausgeprägt sein, sich aber auch in Form von Pruritus, Dysurie, Dyspareunie und/oder vaginalem Ausfluss zeigen. Die Klinik, die Beschaffenheit des vaginalen Ausflusses und ein mikrobiologischer Abstrich geben diagnostische Hinweise. Therapeutisch erfolgt eine kalkulierte (oder erregerspezifische) Therapie mit lokalen oder oralen Antibiotika bzw. Antimykotika.

Eine Sonderstellung unter den Entzündungen im Bereich der Vulva nimmt die Bartholinitis (Entzündung der Bartholin-Drüse) ein. Diese wird i.d.R. durch operative Spaltung und Marsupialisation therapiert.

Einige Erreger können zu Entzündungen des inneren Genitales (Zervizitis, Endometritis, Adnexitis, Pelvic inflammatory Disease) mit variablem klinischen Bild führen. Neben asymptomatischen Verläufen oder leichtem Druckschmerz und vaginalem Ausfluss kann es auch zu einer systemischen Entzündung mit Fieber und akutem Abdomen kommen. Alle Infektionen des oberen weiblichen Genitaltraktes gehen mit der Gefahr von Sterilität infolge einer Tubenschädigung einher (bspw. auch langjährige asymptomatische(!) Chlamydieninfektionen)!

Bei erregerbedingten Infektionen des Genitaltraktes (insb. durch Gonokokken, Chlamydien oder Trichomonaden) muss immer eine Mitbehandlung der Sexualpartner:innen und ggf. eine Aufklärung über Safer Sex erfolgen!

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Entzündungen von Vulva und Vagina sind v.a. infektiöser Genese. Doch auch im Rahmen von Allergien, System- oder Hauterkrankungen, mechanischer Reizung oder einer Strahlentherapie kann es zu einer entzündlichen Irritation kommen.

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Differenzialdiagnostische Erregerübersichttoggle arrow icon

Infektionen des inneren weiblichen Genitales (Übersicht)

Differenzialdiagnostische Erregerübersicht bei Infektionen des inneren weiblichen Genitales
Infektion Erreger Fluor genitalis Therapie

Besonderheiten

Candida-Vulvovaginitis
Bakterielle Vaginose
  • Vaginal: Dünnflüssig mit fischartigem Geruch

Trichomonaden-Kolpitis

  • Vaginal: Grün-gelblich mit Schaumbildung

Gonorrhö

Chlamydien-Infektionen

  • Zervikal: Blutig, eitrig-rahmig

Infektionen des äußeren weiblichen Genitales (Übersicht)

Differenzialdiagnostische Erregerübersicht bei Infektionen des äußeren weiblichen Genitales [1]
Infektion Erreger Symptome/Klinik Therapie Besonderheiten
Bartholinitis
  • Meist Mischinfektion mit Darm- und/oder Vaginalflora
  • I.d.R. operative Therapie (Marsupialisation), alternativ Einlage eines Ballonkatheters
  • Erregerdiagnostik (inkl. Gonokokken) mit ggf. gezielter Behandlung
Erysipel der Vulva
  • Klinische Diagnosestellung (Erregernachweis gelingt selten)
Syphilis
Herpes genitalis
  • Viruspersistenz in Ganglien → Symptomatische Reaktivierung bei passagerer Immuninsuffizienz möglich (z.B. Infektion, Stress)
Condylomata acuminata (Feigwarzen)
  • Benigne exophytisch, blumenkohlartige Kondylome
  • Zunächst einzeln, später beetförmig angeordnet (meist in hinterer Kommissur oder perianal)
Pediculosis pubis (Filzlausbefall)
  • Sehr selten
Skabies
  • Bis zu 8 Wochen Inkubationszeit
  • Schwere Verläufe möglich bei Immunsuppression
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Vulvitistoggle arrow icon

Definition [1][2]

Ätiologie

Klinik

Diagnostik

Therapie

Prognose

  • Abhängig vom Auslöser
    • Akute Geschehnisse haben eine gute Heilungschance
    • Bei chronischen Beschwerden (bspw. im Rahmen einer Haut- oder Systemerkrankung): Meist nur Symptomlinderung möglich
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Bartholinitistoggle arrow icon

Definition [1][2]

  • Bartholinitis = Bakterielle Entzündung der Bartholin-Drüse
    • Entzündlich bedingter Verschluss des Ausführungsgangs
    • Im Verlauf Zystenentstehung mit starker Schwellung des Ausführungsgangs (Pseudoabszess)
    • Meist einseitig
  • Altersgipfel: Meist zwischen 20 und 40 Jahre

Ätiologie

Klinik und Diagnostik

Therapie [1]

  • Symptomatische Therapie (ggf. in akuter Phase ) [1][2]
    • Lokale Kühlung
    • Antiseptische Bäder und Umschläge
    • Symptomatische Schmerzbehandlung mit Ibuprofen oder Paracetamol
  • Operative Therapie (bei Pseudoabszess ohne bzw. nach Spontanruptur)
  • Alternative Therapie: Einlage eines Ballonkatheters (Word Catheter) [2]
    • Inzision, Drainage und Spülung der Zyste
    • Einlegen des Ballonkatheters und so belassen für bis zu 4 Wochen

Prognose

  • Bei Therapie gute Prognose
  • Rezidive möglich

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Vaginitistoggle arrow icon

Definition

Ätiologie [1][2]

Symptome/Klinik u.a.

Wichtige infektionsbedingte Vaginitiden

Für detaillierte Informationen siehe:

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Candida-Vulvovaginitis (Vulvovaginalcandidose)toggle arrow icon

Epidemiologie [1][3]

Ätiologie

Klinik

Eine vaginale Pilzinfektion kommt bei präpubertären Mädchen äußerst selten vor! Bei weißlicher Verfärbung sollte in diesem Alter differenzialdiagnostisch stets an einen Lichen sclerosus gedacht werden!

Diagnostik [3]

  • Klinik und Anamnese
  • Nativabstrich (des Fluors) mittels Kochsalzlösung, mikroskopische Begutachtung in 400-facher Vergrößerung
    • (Pseudo‑)Hyphen und Sprosszellen
    • Ggf. erhöhte Leukozytenzahl
  • Ggf. Kultur mit Artbestimmung, insb. in der Schwangerschaft und/oder bei rezidivierenden Infektionen sinnvoll

Therapie [1][3]

Akute Candida-Vulvovaginitis [3]

Chronisch-rezidivierende Candida-Vulvovaginitis [3]

Bei einer chronisch-rezidivierenden Candida-Vulvovaginitis sollte die Patientin über ein Jahr lang therapiert werden.

  • Therapieschema
    • Stufe 1 (1. Woche, Initialtherapie): 200 mg Fluconazol p.o. an Tag 1, 3 und 5
    • Stufe 2 (2.–8. Woche): 200 mg Fluconazol p.o. an jeweils einem Tag pro Woche
    • Stufe 3 (3.–6. Monat): 200 mg Fluconazol p.o. alle 2 Wochen
    • Stufe 4 (7.–12. Monat): 200 mg Fluconazol p.o. alle 4 Wochen
  • Zusätzlich: Pilzkultur (am Ende jeder Stufe)
    • Auswertung nach 14 Tagen
      • Negativ und symptomfrei: Fortführung des Therapieschemas
      • Positiv oder symptomatisch: Wiederholung der vorherigen Stufe

Therapie der Candida-Vulvovaginitis in der Schwangerschaft [3][4]

Eine systemische Therapie mit Imidazolderivaten geht mit einem erhöhten Fehlbildungs- und Abortrisiko einher und ist in der Schwangerschaft kontraindiziert!

Weitere Maßnahmen

Prävention

Bei vaginalem Pilznachweis in der Schwangerschaft erfolgt immer eine lokale Antimykotikatherapie (auch bei asymptomatischer Infektion)!

Prognose

  • Bei Therapie gute Prognose
  • Rezidive möglich
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Bakterielle Vaginosetoggle arrow icon

Allgemeines [5]

Zu einer bakteriellen Vaginose kommt es bei einem Ungleichgewicht der Vaginalflora zuungunsten der protektiven Laktobazillen mit konsekutiver Überbesiedelung verschiedener fakultativ pathogener Keime.

Epidemiologie [1][5][6]

  • Prävalenz: Ca. 5–8% aller sexuell aktiven Frauen
    • 10–20% der Schwangeren
  • Alter: Meist 15–45 Jahre

Ätiologie [1][2][5][6]

  • Erreger: I.d.R. Mischinfektion, meist Beteiligung von
  • Risikofaktoren
    • Häufiger Geschlechtsverkehr, insb. mit wechselnden Partner:innen [6]
    • Gleichgeschlechtlicher Verkehr [5][6]
    • Häufige vaginale Spülung und Verwendung kosmetischer Produkte
    • Systemische Antibiotikatherapie
    • Östrogenmangel, bspw. im Wochenbett
    • Chronischer Stress
    • Tabakrauchen
    • Kupfer-IUD

Klinik und Diagnostik [5]

  • Fakultative Symptome
  • Amsel-Kriterien: Mind. 3 der folgenden 4 Amsel-Kriterien müssen zum Nachweis einer bakteriellen Vaginose erfüllt sein
    1. Vermehrter, dünnflüssiger oder schaumiger, grau-weißer bis gelber Fluor vaginalis
    2. Nachweis von mind. 20% Clue Cells: Plattenepithelzellen bedeckt mit kokkoiden Bakterien (Nachweis entweder im Nativabstrich oder Grampräparat )
    3. Fischiger Geruch
      • Amintest (auch „Whiff-Test“): Durch Aufträufeln von 1 bis 2 Tropfen 10%iger Kalilauge auf das Abstrichmaterial kommt es zur Intensivierung des „Fischgeruchs“ (Amingeruchs)
    4. Vaginal-pH: >4,5
  • Labordiagnostik: Beurteilung des Grampräparats
    • Nugent Score: Beurteilung von 3 Bakterienarten im Grampräparat, Bewertung mittels Punktesystem (insg. max. 10 Punkte)
      • Normal (keine Vaginose): 0–3 Punkte
      • Intermediär (keine Aussage möglich): 4–6 Punkte
      • Bakterielle Vaginose: 7–10 Punkte
    • Hay-Ison Score: Beurteilung des mikroskopischen Bildes anhand der vorherrschenden Bakterienarten
Beurteilung des Grampräparats mittels Nugent Score [5]
Punkte Anzahl der Bakterien pro Gesichtsfeld (1000-fache Vergrößerung)
Grampositive Stäbchen Gramnegative Stäbchen Gramnegative, kommaförmige Bakterien
0 >30 0 0
1 15–30 0–1 <5
2 1–14 1–4 >5
3 0–1 5–30
4 0 >30
Beurteilung des Grampräparats mittels Hay-Ison Score [5]
Hay-Ison Grad Mikroskopisches Bild Bewertung
0 Vaginalepithelien (keine Bakterien)
1 Hauptsächlich grampositive Stäbchen (Laktobazillen) Normal
2 Gemischtes Bild: Laktobazillen und typische Keime für bakterielle Vaginose Intermediär
3 Hauptsächlich gramnegative Stäbchen und kommaförmige Bakterien (Gardnerella spp., Mobiluncus etc.) sowie Clue Cells Bakterielle Vaginose
4 Grampositive Kokken

Amsel-Kriterien“: Amingeruch, Schlüsselzellen, erhöhter pH, liquider Fluor!

Therapie [1][5][6][7]

Eine gesicherte bakterielle Vaginose mit Beschwerden oder in Risikosituationen muss immer behandelt werden. [5]

Therapie einer bakteriellen Vaginose in der Schwangerschaft [5]

Weitere optionale Maßnahmen (nicht evidenzbasiert)

  • Ansäuerung des Vaginalmilieus mit Lactobacillus-acidophilus-Zäpfchen
  • Applikation von Milchsäure
  • Mitbehandlung des Partners bzw. der Partnerin erwägen, insb. bei chronisch-rezidivierendem Verlauf

Komplikationen

Prävention

  • Vermeidung von Stress, gesunder Lebensstil und gesunde Ernährung, Normalgewicht
  • Stabilisieren der Vaginalflora durch Ansäuerung des Vaginalmilieus mit Lactobacillus-acidophilus-Zäpfchen
  • Hygienemaßnahmen, insb. bei Analverkehr
  • Vor geplanter Schwangerschaft oder in Frühgravidität: Bestimmung des pH-Werts und ggf. Ansäuerung des Vaginalmilieus

Prognose

  • Gute Prognose bei Behandlung
  • Häufige Rezidive (bis zu 80% innerhalb von 3–12 Monaten nach Therapie)
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Trichomonaden-Infektiontoggle arrow icon

Epidemiologie [1][8]

  • Häufigkeit: Weltweit ca. 174 Mio. Fälle/Jahr
  • Altersgipfel: In Deutschland 19–35 Jahre

Ätiologie

  • Erreger: Trichomonas vaginalis, häufig liegt aber eine Mischinfektion mit anaeroben Bakterien vor
  • Risikofaktoren
    • Wechselnde Sexualpartner:innen
    • Bestehende STI
  • Übertragung
    • Direkte Übertragung von Wirt zu Wirt durch Geschlechtsverkehr (typische STI)
    • Indirekte Übertragung, bspw. über Badebekleidung, Toilettenbenutzung oder Schwimmbecken möglich, aber selten
    • Keine Immunität nach Infektion (Ansteckung immer wieder möglich)

Klinik [1]

Eine Trichomonaden-Infektion (auch Trichomoniasis) äußert sich klinisch meist als Vaginitis, kann jedoch auch Vulva, Bartholin-Drüsen und Urethra betreffen. [1]

Diagnostik

  • Klinik und Anamnese
  • Abstrich und Nativpräparat: Mikroskopisch Flagellaten mit mehreren Geißeln zu sehen und ruckartigen Bewegungen
    • Kultur (gute Aussagekraft bei aufwendiger Durchführung): Nur in Einzelfällen
    • PCR möglich, aber kein Standardverfahren
  • Bei Nachweis einer Trichomoniasis: Ausschluss weiterer STIs

Therapie [9]

  • Systemische Antibiotikatherapie: Metronidazol oral [9]
  • Weitere Maßnahmen: Mitbehandlung der Sexualpartner:innen
  • Therapie der Trichomonaden-Infektion in der Schwangerschaft: Metronidazol (Off-Label Use, strenge Indikationsstellung im 1. Trimenon) [2][10]

Komplikationen

Prävention

  • Aufklärung über sexuell übertragbare Krankheiten und deren mögliche Folgen
  • Safer Sex, insb. Verwendung von Kondomen und Barrieretüchern

Prognose

  • Bei Therapie gute Prognose
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Zervizitistoggle arrow icon

Definition

Ätiologie

Klinik

Diagnostik

Therapie

  • Systemische Antibiotikatherapie, wenn möglich erregerspezifisch (für Dosierungen siehe: Therapie der Pelvic inflammatory Disease)
  • Mitbehandlung aller Sexualpartner:innen notwendig!

Komplikationen

Prävention [1][9]

  • Aufklärung über sexuell übertragbare Krankheiten und deren mögliche Folgen
  • Safer Sex, insb. Verwendung von Kondomen und Barrieretüchern
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Endometritistoggle arrow icon

Definitionen [1]

Auf die Endometritis puerperalis (häufigste Form der Endometritis, im Wochenbett auftretend) wird hier nicht näher eingegangen.

Ätiologie [1]

Klinik [1]

Diagnostik [1][11]

Therapie [1][11]

Allgemeine Maßnahmen

  • Bettruhe, Eisblase
  • Analgetika und Spasmolytika nach Bedarf
  • Entfernen eines liegenden IUD

Kalkulierte Antibiotikatherapie bei Endometritis (non-puerperalis)

Für die Therapie der Endometritis puerperalis (im Wochenbett) siehe: Therapie der Endometritis puerperalis

Im akuten Stadium [1]

Im chronischen Stadium [1][12]

  • Bei Patientinnen mit Kinderwunsch: Doxycyclin [12][13]

Bei Pyometra [1]

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Adnexitistoggle arrow icon

Definitionen [1][8][14]

Am häufigsten liegen der Adnexitis aszendierende Infektionen mit bspw. Gonokokken oder Chlamydien zugrunde. Der Begriff der PID hat sich als Sammelbegriff für Infektionen des inneren weiblichen Genitaltrakts (Zervix, Endometrium, Tuben, Adnexe) durchgesetzt. In der Literatur wird jedoch uneinheitlich gehandhabt, ob es sich bei der PID um eine reine Adnexitis oder um eine Adnexitis in Kombination mit einer Endometritis/Zervizitis handelt. [1][15]

Epidemiologie [1][17]

  • Prävalenz: Ca. 1% in Europa
  • Mittleres Erkrankungsalter: Ca. 14–40 Jahre

Ätiologie [1]

Klinik

Symptomarme bis lebensbedrohliche Verlaufsformen möglich!

  • Akutes Stadium: Akut oder subakut einsetzende, starke ein- oder beidseitige Unterleibsschmerzen bis hin zum akuten Abdomen mit Abwehrspannung, Fieber, Übelkeit, Erbrechen
  • Subakutes Stadium: Mäßige Unterbauchschmerzen, spontan und bei Palpation, oftmals mit palpabler Resistenz im Adnexbereich, subfebrile bis normale Temperatur
  • Chronisches Stadium: Druckschmerzen/Unterbauchschmerzen ohne Temperaturerhöhung, jederzeit Exazerbation möglich
  • Weitere mögliche Symptome: Dysurie, Dyspareunie, Meno- und Metrorrhagien, eitriger zervikaler Fluor, Obstipation oder Diarrhö

Diagnostik [1][17]

Differenzialdiagnosen

Eine Entzündung des kleinen Beckens (Pelvic inflammatory disease) kann sich klinisch sowohl wie eine Appendizitis als auch wie eine Extrauteringravidität präsentieren!

Therapie [1][14][17][20]

Rascher Beginn mit kalkulierter Breitspektrum-Antibiotikatherapie (insb. wirksam gegen Chlamydien, Gonokokken und Anaerobier, siehe Therapie der Adnexitis)!

Erstmaßnahmen

  • I.d.R. stationäre Aufnahme: Obligat bei Fieber, Übelkeit, pathologischem Tast- oder Sonografiebefund der Adnexe, V.a. Appendizitis, Peritonitis oder (Tuboovarial-/Douglas‑)Abszess, Schwangerschaft, jugendlicher Frau, Persistieren der Symptomatik trotz oraler Antibiotikatherapie über zwei Tage
    • Insb. Schwangere sollten immer stationär aufgenommen und parenteral antibiotisch therapiert werden
    • Ambulantes Prozedere möglich bei leichter Symptomatik ohne tastbare Resistenz oder Sonografiebefund und bei sicherem Ausschluss einer Appendizitis
  • Untersuchung und Mitbehandlung aller Sexualpartner:innen notwendig!
  • Symptomatische Therapie

Kalkulierte medikamentöse Therapie der Adnexitis [14][20]

Akutes Stadium (schwerer Verlauf): Stationäre Aufnahme obligat!

Subakutes und chronisches Stadium (leichterer Verlauf): Ambulantes Prozedere möglich

Operative Therapie [16]

Komplikationen

Prävention

  • Aufklärung über sexuell übertragbare Krankheiten und deren mögliche Folgen
  • Safer Sex, insb. Verwendung von Kondomen und Barrieretüchern

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Besondere Patientengruppentoggle arrow icon

Therapeutisches Vorgehen bei Vulvovaginitis von Kindern

Die Vulvovaginitis ist die häufigste gynäkologische Erkrankung des Kindesalters. Die anatomische Nähe zum Anus begünstigt ein Übertreten von Darmkeimen, insb. da präpubertär die inneren Labien physiologischerweise noch aufstehen und die empfindliche Vaginalschleimhaut nicht schützen und der durch Östrogenmangel bedingte neutrale pH ein Wachstum pathogener Keime ermöglicht. Vor allem in der Phase der Sauberkeitserziehung kommt es vermehrt zu Infektionen, weil bspw. von dorsal nach ventral gewischt wird . Labienverklebungen erhöhen das Infektionsrisiko zusätzlich. Auch vaginal eingeführte Fremdkörper können eine Infektion auslösen, weshalb eine vaginale Untersuchung unerlässlich ist. Candida-Pilze wachsen v.a. im östrogenisierten Milieu, also bei Neugeborenen oder pubertierenden Mädchen. In der präpubertären hormonellen Ruhephase ist eine vaginale Pilzinfektion hingegen selten. [24]

Werden sexuell übertragbare Keime bei präpubertären Mädchen nachgewiesen, muss an sexuellen Missbrauch gedacht werden!

Bei adoleszenten Mädchen kommt es insb. unter systemischer Antibiotikatherapie durch eine Störung der Vaginalflora zu einer Vaginitis. In diesem Alter ist der häufigste Erreger Gardnerella vaginalis. Nach sexuellen Kontakten kommen auch Chlamydia trachomatis, Neisseria gonorrhoeae und Mykoplasmen vor .

Symptome der Vulvovaginitis sind Vaginalfluor, Rötung, Juckreiz und ggf. Dysurie .

Allgemeine Maßnahmen

  • Regelmäßige Körperhygiene, vorzugsweise Duschen
  • Gute Händehygiene
  • Keine aggressiven Dusch- oder Waschzusätze benutzen, die die Vaginalflora stören
  • Getrennte Handtücher und Hygieneartikel
  • Regelmäßiges Wechseln der (Unter‑)Wäsche
  • Vermeidung mechanischer Reize, bspw. zu enge Hosen, Stringtangas

Wundheilungsfördernde und entzündungshemmende Externa

Bei der Vulvovaginitis kann initial eine Kombinationstherapie aus entzündungshemmenden Sitzbädern und Zinksalbe versucht werden .

Synthetischer Gerbstoff (z.B. Tannolact® 40% Badezusatz, Tannosynt® flüssig)

  • Dosierungsempfehlungen
    • Darreichungsformen: Als flüssiger Badezusatz oder pulverförmiger Badezusatz
    • Keine Angabe einer Zulassungsbeschränkung, auch für Schwangerschaft und Stillzeit zugelassen
    • Standarddosierung Sitzbäder (jedes Alter):
  • Zu beachten
    • Nicht anzuwenden bei Allergie gegen den Wirkstoff oder sonstige Bestandteile
    • Nicht anzuwenden am Auge
    • Nicht gleichzeitig andere Bade-, Dusch-, Waschzusätze sowie Seife verwenden
    • Bei Kleinkindern kann das ganz normale spielerische Baden durchgeführt werden, damit die Kinder möglichst über die vorgegebene Zeit in der Lösung verbleiben
    • Wirkt adstringierend, gerbend, schorfbildend, antientzündlich, antipruriginös, schmerzlindernd sowie indirekt antibakteriell und antimykotisch

Pasta zinci mollis (Zinkoxid) (z.B. Zinkpaste, weich BW®)

  • Dosierungsempfehlungen
    • Darreichungsformen: Lokale Anwendung der Paste auf der entzündeten Haut
    • Keine Angabe einer Zulassungsbeschränkung
    • Standarddosierung (jedes Alter):
    • Zu beachten: Nicht anzuwenden bei Allergie gegen den Wirkstoff oder sonstige Bestandteile

Antimykotische Therapie

Stellt sich nach einigen Tagen keine Besserung ein, kann eine lokale antimykotische Therapie erwogen werden. Besondere Merkmale einer Pilzinfektion können (i.d.R. geruchloser) weißlich-bröckeliger Fluor und starker Juckreiz sein.

Nystatin (z.B. Candio-Hermal® Softpaste)

  • Dosierungsempfehlungen
    • Darreichungsformen: Lokale Anwendung der Softpaste auf entzündeter Haut
    • Keine Angabe einer Zulassungsbeschränkung
    • Standarddosierung (jedes Alter):
  • Zu beachten
    • Nicht anzuwenden bei Allergie gegen den Wirkstoff oder andere Bestandteile
    • Nystatin wird nicht resorbiert

Nystatin und Zinkoxid (z.B. Multilind® Heilsalbe)

  • Dosierungsempfehlungen
    • Darreichungsformen: Lokale Anwendung als Heilsalbe
    • Keine Angabe einer Zulassungsbeschränkung
    • Standarddosierung (jedes Alter):
    • Zu beachten
      • Nicht anzuwenden bei Allergie gegen den Wirkstoff oder andere Bestandteile
      • Nystatin wird nicht resorbiert

Miconazol und Zinkoxid (z.B. Infectosoor® Zinksalbe)

  • Dosierungsempfehlungen
    • Darreichungsformen Lokale Anwendung als Salbe
    • Zugelassen ab dem Geburtsalter
    • Standarddosierung (jedes Alter):
    • Zu beachten
      • Nicht anzuwenden bei Allergie gegen den Wirkstoff oder andere Bestandteile
      • Lokal wirksamer als Nystatin

Antibiotische Therapie

Im Falle einer bakteriellen Infektion kommt es meist zu gräulich-homogenem Fluor mit üblem fischartigen Geruch, während der Juckreiz eher im Hintergrund steht. Der pH beträgt >4,5; mikroskopisch sind Clue Cells nachweisbar (Vaginalepithel mit kleinen Bakterien).

Es erfolgt zunächst eine lokal-antibiotische Therapie. Nur wenn diese erfolglos bleibt, wird eine systemische Antibiotikatherapie mit Metronidazol erwogen (dies ist im präpubertären Alter meist nicht erforderlich).

Lokaltherapie mit angemischter Creme aus der Apotheke (Pasta zinci mollis + Erythromycin 2% in hydrophiler Creme + Metronidazol 1% in hydrophiler Creme)

  • Dosierungsempfehlungen
    • Darreichungsform: Creme
    • Standarddosierung (jedes Alter):
    • Zu beachten: Nicht anzuwenden bei Allergie gegen den Wirkstoff oder andere Bestandteile

Metronidazol (z.B. Clont®, Arilin®)

  • Dosierungsempfehlungen [25]
    • Darreichungsformen: Orale Applikation als Tabletten , lokale Applikation als Vaginalzäpfchen oder Creme
    • Orale Applikation zugelassen ab dem Geburtsalter, vaginale Applikation zugelassen ab 18 Jahre
    • Dosierung für Kinder >12 Jahre und Jugendliche
      • Orale Applikation
      • Vaginale Applikation
        • Mittels Vaginalsuppositorien
        • Mittels Vaginalcreme
    • Zu beachten
      • Nicht anzuwenden bei Allergie gegen den Wirkstoff oder andere Bestandteile sowie bei Leberschäden, Hämatopoesestörung
      • Ab GFR <30 mL/min Verlängerung der Dosierungsintervalle erforderlich, dann max. 500 mg 1-0-1 und Spiegelkontrolle von Metronidazol und seinen Metaboliten
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Meldepflichttoggle arrow icon

Gemäß dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) besteht keine bundesweite Meldepflicht für Entzündungen des weiblichen Genitale im Allgemeinen. Es gibt jedoch eine amtliche Meldepflicht für einige Situationen und Erreger.

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Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Gardnerella vaginalis

Trichomoniasis

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

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Patienteninformationentoggle arrow icon

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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