Zusammenfassung
Unter den Halluzinogenen werden psychotrope Substanzen unterschiedlicher Stoffgruppen zusammengefasst, deren Hauptwirkung das Auslösen von Halluzinationen ist. Lysergsäurediethylamid (LSD) und halluzinogene Pilze stellen die am häufigsten konsumierten Halluzinogene dar. Während der durch sie ausgelösten Intoxikationspsychosen sind mehrstündige panikartige Zustände mit einem Verlust der Ich-Kontrolle, ängstigenden Halluzinationen und paranoiden Wahninhalten möglich. Postakut können halluzinogeninduzierte Psychosen oder Flashback-Phänomene auftreten.
Epidemiologie
- Lebenszeitprävalenz für LSD: Ca. 1%
- Oft Probierkonsum
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Wirkstoffe und Wirkmechanismus
- Wirkstoffe
- LSD (Lysergsäurediethylamid)
- Psilocybin (halluzinogene Pilze, sog. „Magic Mushrooms“)
- Sog. Biodrogen, u.a.
- Ayahuasca (Hauptwirkstoff: DMT )
- Sekret bestimmter Kröten (bspw. Bufo vulgaris)
- Samenkörner der Hawaiianischen Holzrose
- Roter Fliegenpilz
- Mescalin
- Synthetische Substanzen wie
- Phencyclidin
- Ketamin
- Wirkmechanismus
- Je nach Substanz unterschiedlich, da es sich um chemisch sehr unterschiedliche Strukturen handelt
- LSD: Partialagonist am Serotoninrezeptor 5HT2A und am D2-Rezeptor
- Viele Halluzinogene besitzen auch cholinerge, GABAerge und opioiderge Wirkungen
Wirkungen und Nebenwirkungen
Wirkungen
- Optische Halluzinationen mit illusionärer Verkennung
- Veränderungen von Raum- und Zeitwahrnehmung
- Ich-Störungen
- Depersonalisation
- Ideenflucht
Nebenwirkungen [1]
Akut
- Intoxikationspsychose (sog. „Bad Trips“/„Horror-Trips“): Mehrstündiger Verlust der Ich-Kontrolle mit panikartigen Zuständen, ängstigenden Halluzinationen und paranoiden Wahninhalten
- Therapie
- Beruhigende Ansprache, Reizabschirmung
- Monitoring von Vitalzeichen
- Wenn Beruhigung nicht anders möglich, ggf. intermittierende Gabe eines Benzodiazepins
- Antipsychotika sind kontraindiziert und können die Symptomatik sogar verschlimmern!
- Therapie
- Weitere akute Nebenwirkungen: Je nach Wirkstoff vegetative Wirkungen wie Hypertonie und Tachykardie oder Entwicklung eines anticholinergen Delirs
Postakut
- Halluzinogeninduzierte Psychose: Schizophrenieähnliche über Wochen oder Monate anhaltende Psychose nach Konsum von Halluzinogenen [2]
- Medikamentöse Therapie
- Ggf. intermittierende Gabe eines Benzodiazepins
- Wirksamkeit von Antipsychotika fraglich [1]
- Medikamentöse Therapie
- Flashback-Phänomene [3][4]
- Charakteristika
- Intermittierendes Wiederauftreten insb. optischer Halluzinationen nach einem drogenfreien Intervall (bis zu Wochen, Monaten oder Jahren nach letztem Halluzinogenkonsum)
- Entsprechen in ihrer Form den Wahrnehmungsveränderungen vergangener Halluzinogenintoxikationen
- I.d.R. wenige Sekunden anhaltend
- Keine wahnhafte Interpretation der Halluzinationen → Realitätsbezug erhalten
- Medikamentöse Therapie bei starkem Leidensdruck [1][3][4]
- Evidenzlage gering, keine allgemeinen Empfehlungen vorhanden
- Ggf. Behandlungsversuch mit kurzzeitiger Gabe eines Benzodiazepins
- Einzelfallberichte über Wirksamkeit von SSRI, Clonidin und Naltrexon
- Zurückhaltende Anwendung von Antipsychotika
- Charakteristika
Abhängigkeit und Entzug
- Psychische und körperliche Abhängigkeitsentwicklung untypisch
- Diagnosestellung entsprechend den allgemeinen Kriterien
- Mehr Informationen zur ICD-11 (deutsche Entwurfsfassung) unter Tipps & Links
- Suchtspezifische Mitbehandlung eher im Rahmen psychischer Grunderkrankungen
Rechtsmedizinischer Nachweis
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LSD
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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
F16.-: Psychische und Verhaltensstörungen durch Halluzinogene
- F16.0: Akute Intoxikation [akuter Rausch]
- Rausch o.n.A.
- Trance und Besessenheitszustände bei Intoxikation mit psychotropen Substanzen
- “Horrortrip“ (Angstreise) bei halluzinogenen Substanzen
- Exklusive: Intoxikation im Sinne einer Vergiftung (T36-T50)
- F16.1: Schädlicher Gebrauch
- F16.2: Abhängigkeitssyndrom
- Nicht näher bezeichnete Drogensucht
- F16.3: Entzugssyndrom
- F16.4: Entzugssyndrom mit Delir
- F16.5: Psychotische Störung
- Exklusive: Durch Alkohol oder psychoaktive Substanzen bedingter Restzustand und verzögert auftretende psychotische Störung (F10-F19, vierte Stelle .7)
- F16.6: Amnestisches Syndrom
- Alkohol- oder substanzbedingte amnestische Störung
- Durch Alkohol oder andere psychotrope Substanzen bedingte Korsakowpsychose
- Nicht näher bezeichnetes Korsakow-Syndrom
- Exklusive: Nicht substanzbedingte(s) Korsakow-Psychose oder -Syndrom (F04)
- F16.7: Restzustand und verzögert auftretende psychotische Störung
- Demenz und andere leichtere Formen anhaltender Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten
- Nachhallzustände (Flashbacks)
- Posthalluzinogene Wahrnehmungsstörung
- Residuale affektive Störung
- Residuale Störung der Persönlichkeit und des Verhaltens
- Verzögert auftretende psychotische Störung durch psychotrope Substanzen bedingt
- Exklusive: Alkohol- oder substanzbedingt:
- Korsakow-Syndrom (F10-F19, vierte Stelle .6)
- psychotischer Zustand (F10-F19, vierte Stelle .5)
- F16.8: Sonstige psychische und Verhaltensstörungen
- F16.9: Nicht näher bezeichnete psychische und Verhaltensstörung
T40.-: Vergiftung durch Betäubungsmittel und Psychodysleptika [Halluzinogene]
- Exklusive: Intoxikation im Sinne von Rausch (F10-F19)
- T40.8: Lysergid [LSD]
- T40.9: Sonstige und nicht näher bezeichnete Psychodysleptika [Halluzinogene]
- Mescalin
- Psilocin
- Psilocybin
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.