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Demenzen

Letzte Aktualisierung: 19.12.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die Demenz ist ein erworbenes Syndrom, das durch eine Störung höherer Hirnleistungen zu einer Beeinträchtigung des Gedächtnisses sowie der Sprache, des Urteils- und Denkvermögens und/oder der Orientierung führt. Diese Defizite sind oft chronisch progredient, können aber auch rückläufig oder stabil sein. Da demenzielle Erkrankungen für Betroffene und Angehörige sehr belastend sein können, stellen psychosoziale Maßnahmen eine wichtige Therapiesäule dar.

Die Ursachen der Demenz sind vielfältig und hauptsächlich neurodegenerativer und/oder vaskulärer Natur. Diagnostisch sind v.a. Eigen- und Fremdanamnese sowie eine neuropsychologische Testung zur Objektivierung der Defizite zielführend. Wichtig ist der Ausschluss sekundärer, nicht-hirnorganischer Demenzformen und anderer Erkrankungen, die mit kognitiven Defiziten einhergehen. Zu den wichtigsten Differenzialdiagnosen zählen die depressive Pseudodemenz und das Delir.

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Übersichttoggle arrow icon

Die verschiedenen Demenzsyndrome unterscheiden sich insb. im frühen Krankheitsstadium voneinander. In fortgeschrittenen Stadien ähneln sich die Syndrome immer mehr. [1]

Häufige primäre Demenzsyndrome [1][2]

Krankheitsverlauf

Charakteristische Merkmale (Auswahl)

Passende Befunde (Auswahl)

Alzheimer-Demenz

  • Häufig wellenartig
    • Anfangs schleichender, langsamer Progress
    • Geschwindigkeitszunahme in mittlerer Phase
    • In später Phase wieder langsamer Progress

Vaskuläre Demenz

  • Variabler als bei anderen Demenzformen
  • Häufig plötzlicher Beginn und stufenweiser Progress (durch weitere Infarkte)
  • Auch stabile Phasen möglich, teils mit Besserung durch Neurorehabilitation
Gemischte Demenz
  • Progredient

Demenz mit Lewy-Körperchen

  • Progredient

Frontotemporale Demenz

  • Progredient
  • Bildgebung: Asymmetrische Frontal- und Temporallappenatrophie
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Epidemiologietoggle arrow icon

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

Primäre Demenzsyndrome [2]

Sekundäre Demenzsyndrome

Potenzielle Auslöser eines sekundären Demenzsyndroms:

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Symptomatiktoggle arrow icon

Gemeinsame Leitsymptome sind die Abnahme von Gedächtnis- und Denkvermögen mit Beeinträchtigung der Aktivitäten des täglichen Lebens. Je nach Unterform zeigen sich Störungen unterschiedlicher Teilbereiche der höheren kortikalen Hirnfunktionen [1]

Demenzielle Veränderungen gehören nicht zum normalen Alterungsprozess! [3]

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Diagnostiktoggle arrow icon

Übersicht

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Feststellung des Demenzsyndromstoggle arrow icon

Exploration

Neuropsychologische Untersuchung bei Demenz

  • Indikation
    • Erstdiagnose [6]
    • Grobe Schweregradeinteilung
    • Verlaufskontrolle
  • Limitationen
    • Sensitivität bei leichtgradigen Defiziten niedrig
    • Nicht zur Differenzierung verschiedener Demenzformen geeignet
Orientierende Kurztests zur Untersuchung der kognitiven Leistungsfähigkeit bei Demenz (Auswahl)
Prüfung von Bemerkungen

Mini-Mental-State-Examination (MMSE) /

Mini-Mental-Status-Test (MMST)

  • Orientierungsvermögen: Fragen nach Jahr, Jahreszeit, Datum, Tag, Monat, Land, Bundesland, Stadt, Ort, Stockwerk
  • Merkfähigkeit: 3 genannte Worte wiederholen
  • Aufmerksamkeit/Rechnen
    • Beginnend mit 100 jeweils 7 subtrahieren (100, 93, 86, 79 etc.)
    • „Preis“ rückwärts buchstabieren
  • Erinnerungsfähigkeit: Erneut nach den 3 zuvor genannten Worten fragen
  • Sprachvermögen und Verständnis
    • Gezeigte Gegenstände benennen
    • Gesprochenes wiederholen
    • Einen dreiteiligen Befehl ausführen
    • Eine vom Arzt geschriebene Aufforderung lesen und befolgen
    • Einen vollständigen Satz schreiben
    • Eine geometrische Figur nachzeichnen
  • Einsatz als grob orientierendes Screening-Instrument und zur Verlaufskontrolle [6]
  • International bekanntester Test [2]
  • Dient als Orientierung zur Schweregradbestimmung bei Demenz
  • Zeitaufwand: Ca. 10 min
Montreal Cognitive Assessment Test (MoCA) [2][3]
  • Breites Spektrum kognitiver Funktionen
  • Höhere Sensitivität in frühen Erkrankungsstadien (im Vergleich zum MMST)
  • Bei verschiedenen Demenzformen einsetzbar
  • Kostenfrei verfügbar (siehe Tipps & Links)
  • Zeitaufwand: Ca. 15 min
Demenz-Detektion (DemTect) [2]
  • Fokus: Merkfähigkeit und Gedächtnisleistung
Uhrentest [2]
  • Als alleiniger Test nicht aussagekräftig genug → Wird häufig in Kombination mit MMST angewendet
  • Dient insb. auch zur Abgrenzung anderer kognitiver Störungen (bspw. Pseudodemenz )
  • Zeitaufwand: Ca. 5 min

Schweregradbestimmung bei Demenz [2][3][7]

  • Erfolgt anhand klinischer Beurteilung
  • Ausmaß der stärksten Beeinträchtigung bestimmt den Gesamtschweregrad der Demenz
  • MMST als Orientierung nutzbar (maximale Punktzahl: 30)
    • 20–26: Leichte Demenz
    • 10–19: Mittelschwere Demenz
    • <10: Schwere Demenz
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Ursachensuche und ätiologische Zuordnungtoggle arrow icon

Bei etwa jeder 10. Person mit einem demenziellen Syndrom wird eine behandelbare und reversible Ursache gefunden! [6]

Basisdiagnostik

Körperliche Untersuchung

Apparative Diagnostik

Labordiagnostik bei Demenz [3]

Es gibt bislang keine Blutwerte zur Detektion primärer Demenzen. Die Laboruntersuchung dient dem Ausschluss sekundärer Demenzursachen. Sie sollte Folgendes beinhalten:

Bildgebung bei Demenz [3]

Die Bildgebung allein reicht nie zur Diagnosestellung einer Demenz aus. Eine Zusammenschau der Ergebnisse von Anamnese, körperlicher Untersuchung und neuropsychologischer Testung ist essenziell!

Weitere Diagnostik

Liquorpunktion bei Demenzen [3]

Genetische Diagnostik [2][3]

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Diagnostische Kriterientoggle arrow icon

Unter Tipps & Links finden sich Informationen zur ICD-11 (deutsche Entwurfsfassung) .

Diagnostische Kriterien der Demenz nach ICD-10
Kriterium Schweregradbestimmung
A
  • Abnahme des Gedächtnisses: Verbales und non-verbales Material betreffend (am deutlichsten auffällig beim Lernen neuer Informationen )
  • Leichte Beeinträchtigung
    • Tägliche Aktivitäten sind gestört, jedoch unabhängiges Leben noch möglich
    • Hauptsächlich: Störung beim Lernen neuen Materials
  • Mittelgradige Beeinträchtigung
    • Ernste Behinderung für ein unabhängiges Leben
    • Nur gut gelerntes oder sehr vertrautes Material wird behalten
    • Neue Informationen werden nur gelegentlich oder sehr kurz behalten
    • Grundlegende Informationen (bspw. Wohnort, Namen vertrauter Personen) werden nicht erinnert
  • Schwere Beeinträchtigung
    • Vollständige Unfähigkeit, neue Informationen zu behalten
    • Nur Fragmente von früher Gelerntem bleiben übrig
    • Enge Verwandte werden nicht mehr erkannt
B
  • Abnahme anderer kognitiver Fähigkeiten: Verminderung der Urteilsfähigkeit und des Denkvermögens
    • Nachweis (wenn möglich) durch
      • Fremdanamnese und
      • Neuropsychologische Untersuchung oder quantifizierte objektive Verfahren
  • Leichte Beeinträchtigung
    • Tägliches Leben ist gestört, jedoch keine Abhängigkeit von Anderen
    • Komplizierte tägliche Aufgaben oder Freizeitbeschäftigungen können nicht ausgeführt werden
  • Mittelgradige Beeinträchtigung
    • Hilfe im täglichen Leben notwendig (bspw. beim Einkaufen, Umgang mit Geld)
    • Nur einfache Tätigkeiten werden zuhause beibehalten
  • Schwere Beeinträchtigung
    • Nahezu vollständiges Fehlen nachvollziehbarer Gedankengänge
C
D
  • Verminderung von Affektkontrolle und Antrieb oder verändertes Sozialverhalten resultiert in mind. 1 dieser Merkmale
    • Reizbarkeit
    • Apathie
    • Emotionale Labilität
    • Vergröbertes Sozialverhalten
E
  • Kriterien A und B bestehen seit mind. 6 Monaten

Diagnostische Kriterien der primären Demenzen

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Pseudodemenz bei Depression

Hinweise zur Abgrenzung zwischen Pseudodemenz und Demenz
Hinweise auf eine Demenz (insb. Alzheimer-Demenz) Hinweise auf eine Pseudodemenz
Kognitive Defizite
  • Starke Diskrepanz zwischen schlechten Testleistungen bei guter Alltagskompetenz
  • Weniger stark ausgeprägte Orientierungs- und Wortfindungsstörungen
Verhalten
  • Überzogenes Beklagen der Defizite (Aggravation)
  • Selbstanklage/Schuldgefühle
  • Wenig Kooperation, Teilnahmslosigkeit
Stimmung
  • Schlafstörung mit frühem Erwachen und morgendlichem Grübeln
  • Abendliche Besserung
Vorgeschichte
  • Evtl. Systemerkrankungen
Therapieeffekt
  • Keine wesentliche Besserung bzw. unveränderter Progress der Erkrankung

Delir

  • Problematik
    • Oft liegt eine Doppeldiagnose von Demenz und Delir vor
    • Personen mit Demenz sind besonders gefährdet, ein Delir zu entwickeln
    • Delir verläuft bei Demenz oft besonders schwer und begünstigt deren Progress

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Leichte kognitive Störung: Mild Cognitive Impairment (MCI)toggle arrow icon

Definition

Vorkommen

  • Im Rahmen verschiedener Krankheiten möglich, bspw.

Diagnostik

  • Klinische Befunderhebung
  • Neuropsychologischer Nachweis: Kognitive Kurztests (MoCA, DemTect )

Management

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Therapietoggle arrow icon

Im Folgenden geht es um die Behandlung der häufigen primären Demenzsyndrome. Potenziell reversible Ursachen eines Demenzsyndroms sollten sorgfältig abgeklärt sein (siehe auch: Demenzen - Ursachensuche und ätiologische Zuordnung).

  • Bausteine und Ziele [1][2]
  • Koordination („Dementia Care Management“): Information und Beratung bzgl. vorhandener und passender Versorgungsangebote, bspw. [3]
    • Leistungen der Kranken- und Pflegeversicherung
    • Organisationen für Angehörige
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Antidementive Therapietoggle arrow icon

Im Folgenden geht es um die Behandlung kognitiver Symptome und Einschränkungen der Alltagsfunktionen. Im Regelfall ist eine Kombination aus medikamentösen und nicht-medikamentösen Maßnahmen zu empfehlen. [3]

Nicht-medikamentöse Maßnahmen

  • Alle Stadien
    • Körperliches Training
    • Sturzprävention [2]
    • Ergotherapie [2]
  • Bei leichter und mittelschwerer Demenz, u.a.
    • Kognitives Training
    • Kognitive Stimulation

Medikamentöse Maßnahmen (Antidementiva)

Übersicht [8]

Auswahl der geeigneten Substanz

Medikamentöse antidementive Behandlung (stadienabhängig) [3]
Alzheimer-Demenz Vaskuläre Demenz Gemischte Demenz Demenz mit Lewy-Körperchen Parkinson-Demenz
Leicht Mittelschwer Schwer Leicht bis mittelschwer
AChE-Inhibitoren [3][8] Donepezil oral ++ ++ + (Off-Label) + (Off-Label) 0 + (Off-Label) + (Off-Label)
Galantamin oral ++ ++ + (Off-Label) 0

Rivastigmin oral

Rivastigmin transdermal

++ ++ + (Off-Label) 0 +
NMDA-Rezeptorantagonist Memantin oral ++ ++ + (Off-Label) 0

Phytopharmaka

Ginkgo oral + + + +
Legende
  • ++: Starke Empfehlung
  • +: Empfehlung
  • 0: Keine generelle Empfehlung
  • –: Keine Empfehlung

Eine Kombinationsbehandlung (Acetylcholinesterasehemmer plus Memantin) wird bei der Alzheimer-Demenz nicht empfohlen! [3]

Aufgrund eines fehlenden Wirksamkeitsnachweises wird bei der frontotemporalen Demenz keine antidementive Pharmakotherapie empfohlen! [3]

Therapiekontrolle [2]

In regelmäßigen Abständen sollte die Wirksamkeit der antidementiven Behandlung kontrolliert werden.

  • Zeitpunkt: Alle 6–12 Monate
  • Zu beurteilende Ebenen
    • Kognitive Funktion
    • Klinischer Gesamteindruck
    • Alltagskompetenz
  • Beurteilungsverfahren
  • Therapieende
    • Bei unzureichender Wirksamkeit erwägen
    • Insb. wenn Nebenwirkungen vorliegen
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Behandlung von psychischen und Verhaltenssymptomentoggle arrow icon

Behandlungsstufen [2][3]

  • 1. Schritt: Präventionsmaßnahmen ausschöpfen
    • Beratung der Angehörigen [2]
    • Milieugestaltung
    • Kommunikationstraining
    • Behandlung von (somatischen) Komorbiditäten, insb. Schmerzen
    • Medikamentennebenwirkungen/-interaktionen minimieren
  • 2. Schritt: Einsatz nicht-medikamentöser Maßnahmen prüfen
  • 3. Schritt: Medikamentöse Maßnahmen erwägen

Nicht-medikamentöse Maßnahmen [3]

Für viele Symptome (bspw. Angst, Enthemmung) fehlt Evidenz für die Wirksamkeit nicht-medikamentöser Maßnahmen. Im Folgenden werden die Empfehlungen mit Evidenz aufgeführt.

Medikamentöse Maßnahmen [3]

Antidepressivagabe bei Demenz

Antipsychotikagabe bei Demenz

Symptomorientierte Pharmakotherapie von psychischen und Verhaltenssymptomen bei Demenz [2][3]
Symptome Substanzen Hinweise
Depression bei Demenz
Schlafstörungen bei Demenz [8]
Aggressivität/Agitation bei Demenz

Psychotische Symptome bei Demenz

Apathie bei Demenz

Benzodiazepine und Z-Substanzen sollten bei Demenz möglichst vermieden werden! [2]

Antipsychotika sollten bei Demenz nur nach strenger Risiko-Nutzen-Prüfung (insb. kardio- und zerebrovaskuläres Risiko) eingesetzt werden! [2]

Benzodiazepine oder andere Sedativa bzw. Hypnotika bei älteren Patienten sollen nicht als Mittel der 1. Wahl im Falle von Schlafstörungen, Agitation oder Delir eingesetzt werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Geriatrie)

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Sozialrechtliche Fragen und Problemstellungentoggle arrow icon

Einwilligungsfähigkeit bei Demenz [3]

Beratung und Unterstützung der Angehörigen bei Demenz [3]

Fahreignung bei Demenz [3]

Übersicht

  • Ziel: Eigenständiger Verzicht auf das Fahren (rechtzeitig)
  • Stadienabhängiges Vorgehen
    • Bei leichter Demenz oder leichter kognitiver Störung: Mind. einmal jährlich individuell prüfen mittels
      • Fahrbezogener Anamnese
      • Neuropsychologischer Testung (verkehrsrelevante Tests)
      • Ggf. Verkehrssimulator
    • Bei (mittel‑)schwerer Demenz: Fahreignung aufgehoben!

Ärztliche Pflichten und Rechte

  • Immer erforderlich: Sicherungsaufklärung (§ 630c BGB) [10]
    • Frühzeitige Aufklärung, dass es zu einem Verlust der Fahreignung kommen wird
    • Dokumentationspflicht
  • Bei fortgesetztem Fahren trotz aufgehobener Fahreignung
    • Benachrichtigung der zuständigen Ordnungsbehörde möglich (keine Pflicht!)
      • Voraussetzungen
        • Konkrete Gefährdungshinweise
        • Erfolglose Versuche, den eigenständigen Verzicht auf das Fahren herbeizuführen

Häufige Probleme

Verweigerung einer stationären Behandlung bei Demenz

  1. Kritische Prüfung der medizinischen Indikation zur stationären Behandlung
    • Falls medizinische Indikation nicht gegeben ist: Entlassung möglich, solange sichergestellt ist, dass die Patient:innen sicher nach Hause gelangen und dort adäquat versorgt werden
  2. Einschätzung der Einwilligungsfähigkeit
  3. Aufklärung der Vertretungsperson

Hinlauftendenzen bei Demenz

  • Hintergrund
    • Häufiges Symptom bei fortgeschrittenem Verlauf
    • Desorientiertheit in neuer Umgebung → Suche nach vertrauter Umgebung
  • Rechtliche Problematik: Freiheitsrecht vs. Eigengefährdung
  • Maßnahmen
    • Präventivmaßnahmen
      • Patient:innen beruhigen, wenn möglich Ursache für Tendenz beheben (z.B. Schmerzen, Harndrang)
      • Beschäftigung und orientierende Maßnahmen
      • Günstiges Setting schaffen
    • Im Falle des Verschwindens dementer Patient:innen mit Eigengefährdung
      • Angehörige/Betreuer:in informieren
      • Ggf. Polizei informieren, dort Vermisstenmeldung abgeben

Hinlauftendenzen stellen keine Indikation zur Gabe von Sedativa dar!

Nahrungsverweigerung bei fortgeschrittener Demenz

  • Hintergrund
    • Teilweise passagerer Zustand als Symptom eines anderen Problems
    • Oft aber Beginn des Sterbeprozesses im Endstadium der Demenz
      • Der Tod bei Demenz ist meist Folge eines Infekts im Rahmen einer ausgeprägten Kachexie
  • Schwierigkeit
    • Häufig starke Ängste seitens naher Angehöriger davor, die betroffene Person „verhungern“ zu lassen → Wunsch nach PEG-Anlage
      • Andererseits hat eine PEG-Anlage keinen Benefit für Patient:innen mit fortgeschrittener Demenz
        • Keine Verbesserung von Überleben, Funktionalität oder Lebensqualität
        • Risiken: Assoziiert mit Agitationszuständen, vermehrtem Einsatz von mechanischen und medikamentösen Fixierungsmaßnahmen und der Verschlechterung von Dekubitalulzera
  • Empfohlenes Vorgehen
    • Patientenverfügung / mutmaßlichen Willen des Betroffenen beachten!
    • Psychosoziale Verfahren ausschöpfen
      • Ursache möglichst beheben
      • Positive Verstärkung
      • Verbale Unterstützung
      • Schaffung familienähnlicher Esssituationen
    • Bei Unstimmigkeiten, z.B. mit Angehörigen: Gespräche intensivieren und Möglichkeiten der Institution / des Krankenhauses ausschöpfen (z.B. hausinterne Ethikkommissionen, Palliativmediziner, erfahrene Kollegen)

Bei Patient:innen mit fortgeschrittener Demenz soll die Ernährung nicht durch eine perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG) erfolgen. (DGIM - Klug entscheiden in der Geriatrie)

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Präventiontoggle arrow icon

Es wird angenommen, dass ca. jeder 3. Demenzfall auf modifizierbare Risikofaktoren zurückführbar ist . Eine Beratung zu diesen Faktoren wird empfohlen. [3][4]

Modifizierbare Risikofaktoren einer Demenz [2][4]
Risikofaktor Empfehlungen

Vaskuläre Risikofaktoren

Lebensstilabhängige Einflussfaktoren Rauschmittelkonsum
Soziales und berufliches Leben
  • Dichtes soziales Netzwerk pflegen
  • Kognitiv anspruchsvolle (Berufs‑)tätigkeiten wählen
Luftverschmutzung
Depression
Hörminderung

In Deutschland spielen Hypertonie, Hörminderung, Depression, Rauchen und Adipositas die Hauptrollen innerhalb der modifizierbaren Risikofaktoren einer Demenz! [4]

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Demenzerkrankung – Mehr als nur Alzheimer (September 2021)

Anticholinergika und Demenz (November 2019)

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Demenz (F00F03)

F00.-:* Demenz bei Alzheimer-Krankheit (G30.-†)

F01.-: Vaskuläre Demenz

F02.-:* Demenz bei anderenorts klassifizierten Krankheiten

F03: Nicht näher bezeichnete Demenz

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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