Leitsymptom Konjunktivalrötung
Kommt ein Kind oder ein Jugendlicher mit geröteten Konjunktiven und Schmerzen und/oder Juckreiz der Augen in die Ambulanz stellen sich mehrere Fragen: Infektiös oder allergisch? Oder nur gereizt?
Vorgehen bei Konjunktivitis
Bindehautentzündungen kommen gerade im Kleinkindalter häufig vor und sind oft hochansteckend. Konjunktivale Reizungen können zunächst rein symptomatisch behandelt werden. Auch eine bakterielle Konjunktivitis ist selbstlimitierend, sodass antibiotische Augentropfen nicht zwingend notwendig sind. Sie verkürzen allerdings die Symptomatik und damit die Beeinträchtigung der Kinder deutlich. Sollte trotzdem keine Besserung eintreten, ist spätestens nach einer Woche eine erneute ärztliche Vorstellung erforderlich.
Allgemeine Maßnahmen
- Auf gute Händehygiene achten
- Hand-Augen-Kontakt vermeiden
- Separate Hygieneartikel und Handtücher verwenden
Beruhigende Augentropfen
Bei leicht geröteten, brennenden oder juckenden Konjunktiven mit oder ohne Augentränen, ohne Eiter und ohne Anhalt für eine allergische Genese kann zunächst ein Therapieversuch mit NaCl 0,9 % bzw. Tränenersatzmitteln unternommen werden.
- Isotonische Kochsalzlösung (NaCl 0,9 %)
Antibiotische Augentropfen oder Augensalbe
Bei massiv geröteten, gefäßinjizierten Konjunktiven und/oder Eitersekretion oder verklebten Wimpern kann eine topische antibiotische Therapie erfolgen.
- Allgemeine Anwendungsregeln
- Gentamicin (z.B. Infectogenta® Augentropfen oder Augensalbe)
- Zugelassen ab dem Geburtsalter (auch während des Stillens)
- Augentropfen
- Augensalbe
- Azithromycin (z.B. Infectoazit® 15 mg/g Augentropfen)
- Zugelassen ab dem Geburtsalter (auch während Schwangerschaft und Stillzeit)
- Ciprofloxacin (z.B. Ciloxan® 3 mg/mL Augentropfen)
- Zugelassen ab dem Geburtsalter
- Ofloxacin (z.B. Floxal® 3 mg/mL Augentropfen)
- Zugelassen ab 1 Jahr
- Moxifloxacin (z.B. Vigamox® 5 mg/mL Augentropfen)
- Zugelassen ab dem Geburtsalter
- Levofloxacin (z.B. Oftaquix® 5 mg/mL Augentropfen)
- Zugelassen ab 1 Jahr
Vorgehen in Gemeinschaftseinrichtungen
Im Kindergartenalter kommt es aufgrund der hohen Kontagiosität und der altersbedingten mangelnden Händehygiene häufig zu Epidemien.
- Bei der Diagnose einer Konjunktivitis eines Kindes in einer Gemeinschaftseinrichtung
- Ist das Kind (wenn möglich) sofort freizustellen
- Ist eine Wiederzulassung nach Vorlegen eines ärztlichen Attests (mit oder ohne Therapie) erst nach Abklingen der Symptome möglich (i.d.R. nach 5–7 Tagen)
- Ausbrüche sind dem Gesundheitsamt vom Leiter der Einrichtung umgehend zu melden (gemäß § 34 Abs. 6 IfSG)
Für weitere Dosierungsanweisungen siehe: Augen- und Nasentropfen
Weitere spezifische Therapieoptionen siehe auch: Konjunktivitis
Vorgehen bei Rhinoconjunctivitis allergica
Die Rhinoconjunctivitis allergica ist ein häufiges Beschwerdebild, das oft fehlgedeutet oder übersehen wird. Viele Patienten wissen schon um ihre Allergie, anderen ist die Situation nicht so bewusst. Dann ist es oft hilfreich, die typischen Symptome sowie die Familienanamnese abzufragen. Bei V.a. eine Allergie kann nach Abklingen der Akutsymptomatik und in ausreichendem Abstand zur Medikamenteneinnahme eine Allergietestung erfolgen.
Symptome der Rhinoconjunctivitis allergica
- Juckreiz von Augen, Nase, Rachen, Gaumen, Ohren
- Augentränen, Fließschnupfen
- Verlegte Nasenatmung
- Niesen
- Augenbrennen
Therapie
- Die akute symptomatische Therapie erfolgt in Form von topischen Präparaten. Bei Naselaufen sind meist reine Antihistaminika hilfreich, bei verlegter Nasenatmung können topische Corticosteroide oder ein Kombinationspräparat helfen. Oft sind aber auch systemische Antihistaminika erforderlich.
- Siehe dazu: Anaphylaxie-Notfallset: Antihistaminika
- Infolge einer allergischen Reaktion kann aber auch eine infektiöse Konjunktivitis oder eine Infektion der oberen Luftwege entstehen, weil die Schleimhaut schon angegriffen und für Erreger zugänglich ist. Dann ist neben der antiallergischen ggf. auch eine antimikrobielle Therapie erforderlich.
Nasenspray
Levocabastin (z.B. Livocab®)
- Zugelassen ab 1 Jahr
- Levocabastin-Nasenspray: Jedes Alter
Mometason-17-(2-furoat) (z.B. Nasonex®)
- Zugelassen ab 3 Jahren
- Kinder 3–12 Jahre
- Kinder >12 Jahre und Erwachsene
Azelastinhydrochlorid und Fluticasonpropionat (z.B. Dymista®)
- Zugelassen ab 12 Jahren
- Kinder >12 Jahre und Erwachsene
- Häufig kann bei Anwendung des Kombinations-Nasensprays auf zusätzliche antiallergische Augentropfen verzichtet werden
Augentropfen
Levocabastin (z.B. Livocab®)
- Zugelassen ab 1 Jahr
- Jedes Alter