Zusammenfassung
Der Ösophagus ist ein schlauchförmiges Hohlorgan, das die Speisen vom Mund in den Magen weiterleitet. Er wird in drei Abschnitte unterteilt und weist zudem drei physiologische Engstellen auf. Ein komplexer Verschlussmechanismus schließt den Ösophagus zum Magen hin ab. Histologisch ist der Ösophagus mit Ausnahme einiger Besonderheiten genauso aufgebaut wie die übrigen Organe des Magen-Darm-Kanals. Übrigens findest du auch eine Histo-Trainer-Folge zum Ösophagus im Abschnitt zur mikroskopischen Anatomie.
Makroskopische Anatomie
Steckbrief
- Funktion: Transport der Nahrung
- Lage: Beginnt am Unterrand vom Ringknorpel des Kehlkopfes und endet mit der Einmündung in den Magen
- Form: Schlauchförmig
- Länge: 25–30 cm
Topografie
- Verlauf
- C6-C7: Übergang vom Rachen in den Ösophagus (Ösophagusmund = oberer Ösophagussphinkter)
- Zieht zwischen der Trachea und der Wirbelsäule in den Thorax
- Th4: Aorta lagert sich von links an den Ösophagus (Aortenenge)
- Zieht weiter durch das hintere Mediastinum
- Links: Aorta
- Rechts: Rechte Lunge
- Ventral: Linker Vorhof
- Dorsal: Wirbelsäule
- Zieht weiter durch das hintere Mediastinum
- Th10: Ösophagus zieht gemeinsam mit den Trunci vagales durch den Hiatus oesophageus des Zwerchfells (= Zwerchfellenge)
- Zieht am linken Leberlappen nach kaudal
- Th11: Ösophagus mündet in den Magen
- C6-C7: Übergang vom Rachen in den Ösophagus (Ösophagusmund = oberer Ösophagussphinkter)
Aufbau
Der Ösophagus ist ein Muskelschlauch, der lagebedingt in drei Abschnitte unterteilt wird. Im Verlauf hat der Ösophagus drei Engstellen, die durch seine Beziehungen zu benachbarten Strukturen bedingt sind. Am unteren Ende des Ösophagus sorgt ein Zusammenspiel verschiedener Mechanismen für den Verschluss des Ösophagus zum Mageneingang (= Pars cardiaca); einen echten Sphinktermuskel gibt es nicht.
Abschnitte
- Pars cervicalis des Ösophagus (= Halsteil)
- Länge: 7–8 cm
- Verlauf: Vom Unterrand des Ringknorpels bis zur oberen Thoraxapertur
- Pars thoracica des Ösophagus (= Brustteil)
- Länge: 16 cm
- Verlauf: Von der oberen Thoraxapertur bis zum Zwerchfelldurchtritt
- Pars abdominalis des Ösophagus (= Bauchteil)
- Länge: 1–3 cm
- Verlauf: Vom Zwerchfelldurchtritt bis zum Eintritt in den Magen
Der Bauchteil des Ösophagus (= Pars abdominalis) liegt intraperitoneal!
Der Winkel, in dem die Pars abdominalis des Ösophagus in den Magen einmündet, wird „His-Winkel“ genannt!
Engstellen des Ösophagus
Ösophagusengen | |||
---|---|---|---|
Ösophagusmund (= Constrictio pharyngooesophagealis, Constrictio cricoideae bzw. obere Ösophagusenge) | Aortenenge (= Constrictio bronchoaortica bzw. mittlere Ösophagusenge) | Zwerchfellenge (= Constrictio phrenica oder Constrictio diaphragmatica bzw. untere Ösophagusenge) | |
Lage |
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Bestandteile |
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Der Ösophagusmund ist die engste Stelle des Ösophagus und wird auch oberer Ösophagussphinkter genannt; es handelt sich dabei um einen Sphinktermechanismus, der durch einen Venenplexus verstärkt wird!
Verschlussmechanismus des unteren Ösophagus (= Unterer Ösophagussphinkter, UÖS)
- Spiralig angeordnete Ösophagusmuskelschicht
- Druckgradient zwischen Brust- und Bauchraum
- Spitzwinklige Einmündung des Ösophagus in den Magen (His-Winkel)
- Venenplexus des Ösophagus
- Zwerchfellenge
- Fixierung des Ösophagusendes durch das Lig. phrenicooesophageale (= Laimer-Membran)
In der Gesamtheit werden die Verschlussmechanismen als unterer Ösophagussphinkter (UÖS) bezeichnet. Es handelt sich jedoch nicht um einen echten Sphinkter, sondern um ein funktionelles Sphinktersystem!
Refluxösophagitis und Barrett-Ösophagus
Wenn der Mechanismus des unteren Ösophagussphinkters nicht richtig funktioniert, kommt es zu einem Rückfluss (= Reflux) von Magensaft in den Ösophagus. Das Ösophagusepithel gewährleistet zwar einen mechanischen, aber keinen chemischen Schutz. Da der Magensaft unter anderem aus sehr aggressiver Salzsäure besteht, kann es durch den Rückfluss zu einer Ösophagusentzündung (= Ösophagitis) kommen. Dieses Krankheitsbild wird „Refluxösophagitis“ genannt. Symptome einer Refluxösophagitis sind retrosternale Schmerzen (= Sodbrennen), die v.a. nach dem Essen und im Liegen auftreten. Hält die Refluxösophagitis über einen längeren Zeitraum an, kann sich das normale Ösophagusepithel (mehrschichtig unverhorntes Plattenepithel) in Zylinderepithel umwandeln (= Metaplasie). Bei einer solchen Umwandlung spricht man von einem „Barrett-Ösophagus“, auf dessen Boden sich Dysplasien als Vorstufe eines Karzinoms entwickeln können.
Gefäßversorgung und Innervation
Die drei Ösophagusabschnitte werden von unterschiedlichen Gefäßen versorgt. Ebenso ist der Lymphabfluss je nach Abschnitt des Ösophagus unterschiedlich. Wie alle anderen Teile des Darmrohres wird der Ösophagus über das autonom funktionierende enterische Nervensystem versorgt. Es besteht zudem eine sympathische und eine parasympathische Versorgung.
Pars cervicalis | Pars thoracica | Pars abdominalis | |
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Gefäßversorgung | |||
Arteriell |
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Venös |
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Innervation | |||
Sensibel | |||
Sympathisch | |||
Parasympathisch |
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Enterisches Nervensystem | |||
Lymphabfluss | |||
Lymphstationen |
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Ösophagusvarizen
Zwischen dem Einflussgebiet der V. cava inferior und der V. portae gibt es Umgehungskreisläufe (diese werden „portocavale Anastomosen“ genannt). Ist der Blutabfluss in die V. portae erschwert (z.B. durch eine Leberzirrhose), umgeht das Blut die Leber und staut sich in die Umgehungskreisläufe zurück. Es fließt dann bspw. über die Venen des Ösophagus in die V. cava superior ab. Da diese Venen jedoch für einen solch hohen Druck nicht angelegt sind, sacken sie aus. Diese geweiteten Venen - sog. Ösophagusvarizen - können platzen und zu lebensgefährlichen Blutungen führen.
Mikroskopische Anatomie
Der Ösophagus zeigt eine für den Verdauungstrakt typische Schichtung: Tunica mucosa, Tela submucosa, Tunica muscularis und Tunica adventitia bzw. Tunica serosa (siehe: Übersicht des Verdauungssystems). Es bestehen allerdings aufgrund der starken mechanischen Belastung des Ösophagus einige Besonderheiten.
-
Besonderheiten des Ösophagus
- Lamina epithelialis mucosae: Mehrschichtig unverhorntes Plattenepithel
- Lamina propria mucosae: Besonders reich an Kollagenfasern
- Lamina muscularis mucosae: Besonders breit ausgebildet
- Tela submucosa
- Faltig aufgeworfen (Reservefalten)
- Muköse Drüsen (= Glandulae oesophageae)
- Tunica muscularis: Nur im unteren Drittel des Ösophagus glatte Muskulatur, im oberen Drittel Skelettmuskulatur und im mittleren Drittel beide Muskelarten
Der thorakale Teil des Ösophagus ist von einer Tunica adventitia umgeben und der abdominale Teil aufgrund seiner intraperitonealen Lage von einer Tunica serosa!
Ösophagusdivertikel
Der Ösophagus besitzt wie der restliche Verdauungstrakt eine innere Ringmuskel- und eine äußere Längsmuskelschicht. Diese ist beim Ösophagus nicht an allen Stellen gleich kräftig ausgebildet. So fehlt sie häufig an der dorsalen Seite des Ösophagus (Unterrand des Musculus constrictor pharyngis inferior, Pars cricopharyngea), im sog. Laimer-Dreieck, und am Übergang vom Pharynx zum Ösophagus (zwischen der Pars fundiformis und der Pars obliqua des Musculus constrictor pharyngis inferior), dem sog. Killian-Dreieck. Bei erhöhtem Druck im Ösophagus können an den beiden Stellen Schleimhautausstülpungen (= Pulsionsdivertikel) entstehen, bei denen die Tunica mucosa und die Tela submucosa durch die Muskelschicht nach außen gestülpt wird. Da nicht alle Wandschichten betroffen sind, spricht man von „unechten Divertikeln“ oder „Pseudodivertikeln“. Tritt ein solches Divertikel im Killian-Dreieck auf, spricht man von einem Zenker-Divertikel . Dieses wird zwar als Ösophagusdivertikel abgehandelt, anatomisch geht es aber vom Hypopharynx aus. „Echte Divertikel“, bei denen sich alle Wandschichten ausstülpen, entstehen unabhängig von muskulären Schwachstellen und werden auch „Traktionsdivertikel“ genannt.
Histo-Trainer Ösophagus
Funktion
Der Ösophagus ist für den Transport der Nahrung vom Rachen in den Magen zuständig. Dabei muss zwischen flüssiger und fester Nahrung unterschieden werden.
- Transport von Flüssigkeiten: „Spritzschluck“
- Transport von fester Nahrung: Koordination durch das enterische Nervensystem und den N. vagus
- Peristaltik: Ausgeprägt
- Ablauf
- N. vagus: Dehnung des OÖS
- Schluckzentrum im Hirnstamm: Entstehung einer peristaltischen Welle
-
Plexus myentericus
- Entstehung von sekundären Peristaltikwellen durch die mechanische Dehnung des Ösophagus
- Dehnung des UÖS
Entwicklung
Wiederholungsfragen zum Kapitel Ösophagus
Makroskopische Anatomie
Wo befindet sich die engste Stelle des Ösophagus und wodurch wird sie gebildet?
Welche Arterien geben Rami oesophageales zur Blutversorgung des Ösophagus ab?
Über welche Gefäße erfolgt der venöse Blutabfluss aus den einzelnen Ösophagusabschnitten?
Welche Lymphknoten drainieren die Pars abdominalis des Ösophagus?
Was sind portokavale Anastomosen und was ist ihre Funktion?
Was sind Ösophagusvarizen und wie entstehen sie?
Mikroskopische Anatomie
In welcher histologischen Schicht befinden sich die Glandulae oesophageae?