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Aufbau des Herzens

Letzte Aktualisierung: 27.11.2024

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Das Herz ist ein muskulärer Schlauch, der im mittleren Abschnitt des unteren Mediastinums im Brustkorb liegt. Er wird vom Herzbeutel (Perikard) umgeben und gliedert sich in zwei Kammern (Ventrikel) und zwei Vorhöfe (Atrien). Diese komplexe Form entsteht embryonal durch eine Abfolge dreidimensionaler Faltungs- und Septierungsprozesse. Die Aufgabe des Herzens besteht einerseits darin, sauerstoffarmes (venöses) Blut zur Lunge und andererseits sauerstoffreiches (arterielles) Blut in den Körperkreislauf zu pumpen. Um den Blutfluss hierbei in eine Richtung zu lenken, besitzt das Herz Klappen, die als Ventile funktionieren. Während die großen Gefäße des Herzens durch Taschenklappen vom Herzen getrennt sind, bilden auf der Ebene der Vorhöfe die Segelklappen die Trennung zu den Kammern.

Um Verwirbelungen beim Blutfluss zu vermeiden, ist das Herz, ähnlich wie Gefäße im Allgemeinen, mit einer glattwandigen Innenschicht (Endokard) ausgekleidet. Hieran schließen sich mehrere dicke Muskelschichten (Myokard) an, die aus speziellen Herzmuskelzellen (Kardiomyozyten) bestehen, die für die eigentlichen Kontraktionsbewegungen verantwortlich sind. Um ein reibungsloses Ausdehnen und Zusammenziehen des Herzens im Herzbeutel zu ermöglichen, ist es mit einer ebenfalls glattwandigen Außenschicht (Epikard) überzogen.

Die Themen Herzerregung und Herzmechanik werden im jeweils gleichnamigen Kapitel gesondert behandelt.

Du möchtest diesen Artikel lieber hören als lesen? Wir haben ihn für dich im Rahmen unserer studentischen AMBOSS-Audio-Reihe im Podcastformat vertont. Den Link findest du am Kapitelende in der Sektion „Tipps & Links“.

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Makroskopische Anatomietoggle arrow icon

Das Herz mit seinen zwei Kammern und zwei Vorhöfen verbindet die beiden großen Kreislaufsysteme des Körpers: den Lungenkreislauf und den Körperkreislauf. Vier Ventile, die Herzklappen, sorgen dabei dafür, dass das Blut immer in die gleiche Richtung durch das Herz strömt. Die Herzklappen sind im Herzskelett verankert. Darüber hinaus gibt es im Inneren des Herzens zahlreiche weitere Strukturen, von denen einige nur während der Embryonal- bzw. Fetalzeit von funktioneller Bedeutung sind.

Steckbrief

Herzflächen

Beim Blick von außen auf das Herz unterscheidet man drei verschiedene Flächen: Facies sternocostalis, Facies posterior und Facies diaphragmatica.

Die rechte Kammer liegt am weitesten ventral und der linke Vorhof am weitesten dorsal!

Echokardiografie
Als Echokardiografie wird die Ultraschalluntersuchung des Herzens bezeichnet. In den meisten Fällen wird diese nicht-invasiv über eine auf dem Brustkorb aufgesetzte Ultraschallsonde vorgenommen (transthorakale Echokardiografie). Bei der transösophagealen Echokardiografie („Schluckecho“) erfolgt die Ultraschalluntersuchung des Herzens über eine in die Speiseröhre eingebrachte Ultraschallsonde. Der Schallkopf befindet sich näher am Herzen, weshalb das Herz noch genauer untersucht werden kann. Da sich der linke Vorhof am weitesten dorsal und damit in unmittelbarer Nachbarschaft der Speiseröhre befindet, ist er in der transösophagealen Echokardiografie besonders gut einsehbar.

Im klinischen Sprachgebrauch wird häufig der Begriff „Hinterwand“ verwendet, wenn die Facies diaphragmatica cordis gemeint ist. Anatomisch ist dies jedoch verwirrend, da es sich nicht um die Hinter-, sondern die Unterfläche des Herzens handelt. Präziser sind daher Angaben wie inferiore Hinterwand (für die Facies diaphragmatica) und posteriore Hinterwand (für die Facies posterior).

Herzhöhlen und ihr Blutfluss

Das Herz besteht aus zwei Kammern (Ventriculus cordis sinister und Ventriculus cordis dexter) und zwei Vorhöfen (Atrium cordis sinistrum und Atrium cordis dextrum). Die beiden Kammern werden durch das Septum interventriculare und die beiden Vorhöfe durch das Septum interatriale voneinander getrennt. Die beiden Vorhöfe haben Ausstülpungen, die sich an die großen Gefäßstämme des Herzens anschmiegen, die sog. Herzohren (Auricula cordis sinistra und Auricula cordis dextra).

Die Venen des Körpers leiten das Blut in den rechten Vorhof , der das Blut durch die Trikuspidalklappe in die rechte Herzkammer pumpt. Diese befördert das Blut durch den Lungenkreislauf, wo es mit Sauerstoff angereichert wird. Das Blut sammelt sich im Anschluss daran im linken Vorhof, der es durch die Mitralklappe in die linke Herzkammer leitet. Diese pumpt das Blut in den Körperkreislauf. Die linke Herzkammer ist dabei deutlich höheren Drücken ausgesetzt als die rechte und weist dementsprechend eine kräftigere Muskelschicht auf.

  1. Lungenkreislauf
  2. Körperkreislauf

Herzklappen

Segelklappen

  1. Trikuspidalklappe: Dreisegelige Klappe zwischen rechtem Vorhof und rechter Herzkammer
  2. Bikuspidal-/Mitralklappe: Zweisegelige Klappe zwischen linkem Vorhof und linker Herzkammer
  • Lage: Zwischen Vorhof und Herzkammer
  • Aufbau: Bestehen aus zwei bis drei Segeln → Sind durch sog. Sehnenfäden (Chordae tendineae) mit Papillarmuskeln der Herzwand verbunden

Taschenklappen

  1. Pulmonalklappe: Taschenklappe zwischen rechtem Ventrikel und dem Truncus pulmonalis
  2. Aortenklappe: Taschenklappe zwischen linkem Ventrikel und der Aorta

Alle Klappen schließen und öffnen sich passiv aufgrund der unterschiedlichen Druckverhältnisse auf ihren umgebenden Seiten!

Die DREI-segelige Trikuspidalklappe liegt rechts – wie auch der DREI-lappige Lungenflügel. Die ZWEI-segelige Mitralklappe liegt links – wie auch der ZWEI-lappige Lungenflügel!

Herzklappenerkrankungen
Werden die Herzklappen bspw. im Rahmen von Entzündungen oder Herzinfarkten geschädigt, äußert sich dies in einer Verengung der Öffnungsfläche (Stenose), einer Undichtigkeit der Klappe mit Rückfluss (Insuffizienz) oder einer Kombination aus beidem. Die Art der Herzklappenerkrankung bestimmt dabei die Art der kardialen Belastung: Stenosen führen zu einer Druckbelastung, Insuffizienzen dagegen wegen des sog. Pendelvolumens zu einer Volumenbelastung der vorgeschalteten Herzhöhlen. Meist sind die Klappen des linken Herzens betroffen, da die mechanische Belastung durch den höheren Druck im linken Ventrikel größer ist. Beim Fluss durch geschädigte Herzklappen entstehen charakteristische Herzgeräusche, die an typischen Punkten am Brustkorb auskultiert werden können (siehe: Herzmechanik - Herztöne und -geräusche).

Aortenklappeninsuffizienz
Schließt die Aortenklappe in der Diastole nicht mehr richtig, sodass es zu einem Rückstrom in den linken Ventrikel kommt, wird dies als Aortenklappeninsuffizienz bezeichnet. Aufgrund des Rückstroms aus der Aorta in den Ventrikel wird der linke Ventrikel mit zusätzlichem Blutvolumen belastet, was er nicht vollständig kompensieren kann. Daher verbleibt sowohl in der Diastole als auch in der Systole mehr Blut im linken Ventrikel (erhöhtes endsys- und enddiastolisches Volumen). Der Rückfluss über die undichte Klappe führt weiterhin zu Verwirbelungen im Blutstrom, die in Form von Herzgeräuschen am Auskultationsort der Aortenklappe (2. ICR parasternal rechts) während der gesamten Diastole gehört werden. Zusätzlich fällt klinisch eine große Blutdruckamplitude auf. Auf lange Sicht versucht der Herzmuskel diese Volumenbelastung durch eine sog. (exzentrische) Volumenhypertrophie zu kompensieren. Dies gelingt ihm anfänglich noch sehr gut, weshalb Patient:innen mit chronischer Aortenklappeninsuffizienz lange beschwerdefrei sind.

Echokardiografie bei der Mitralklappenstenose
Normalerweise ist der Druckunterschied zwischen dem linken Atrium und dem linken Ventrikel in der Füllungsphase relativ gering (<7 mmHg). Ist jedoch die Klappenöffnungsfläche der Mitralklappe pathologisch verkleinert (sog. Mitralklappenstenose), wird der Blutfluss aus dem linken Vorhof in die linke Herzkammer reduziert und das Blut „staut“ sich vor der Mitralklappe im Vorhof. Hierdurch steigt der Druck im Vorhof an. Mithilfe der Echokardiografie lassen sich diese charakteristischen pathophysiologischen Veränderungen am Herzen messen: Einerseits kann die verringerte Öffnungsfläche der Mitralklappe und andererseits der gestiegene Druckunterschied zwischen linkem Atrium und linkem Ventrikel bestimmt werden. Anhand dieser Parameter lassen sich die Schwere und der Verlauf einer Mitralklappenstenose beurteilen.

Klappenrelevante Strukturen

Ventilebene bzw. Klappenebene

  • Definition: Gedachte Ebene im Herzen, auf der alle Klappen liegen
  • Funktion: Die passive Auf- und Abbewegung der Ventilebene im Rahmen des Kontraktionsvorgangs des Herzens erzeugt eine Sogwirkung auf die herznahen Venen, die maßgeblich zur diastolischen Füllung des Herzens beiträgt (sog. Ventilebenenmechanismus)

Herzskelett

Binnenstruktur des Herzens

Binnenstruktur des Herzens
Rechts Links

Vorhöfe

  • Mm. pectinati: Muskelbalken in der Lichtung der Vorhöfe
Herzkammern
  • Trabeculae carneae: In die Lichtung der Herzkammern hineinragende netzartige Muskelbalken

Vegetative Innervation sowie Erregungsbildungs- und Leitungssystem des Herzens

Erregungsbildungs- und Leitungssystem

Das Erregungsbildungs- und Leitungssystem des Herzens besteht aus spezialisierten Herzmuskelzellen, die in der Lage sind, sowohl autonome Erregungen zu generieren als auch diese koordiniert an die Zellen des Arbeitsmyokards weiterzuleiten (siehe: Erregungsbildungs- und Erregungsleitungssystem).

Vegetative Innervation des Herzens

Die Herzaktion wird sympathisch und parasympathisch beeinflusst – der Parasympathikus wirkt im Gegensatz zum Sympathikus jedoch nur auf die Vorhöfe (über Fasern des N. vagus). Beide vegetativen Nervensysteme strahlen in den sog. Plexus cardiacus am Herzen ein, der sich wiederum in einen oberflächlichen und einen tiefen Plexusanteil gliedern lässt. Beginnend an der Herzbasis verläuft der Plexus cardiacus in etwa mit den Koronargefäßen. Siehe: Vegetatives Nervensystem des Herzens.

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Gefäßversorgung des Herzenstoggle arrow icon

Die großen Gefäße des Herzens sind zwar für den Transport des Bluts in den beiden Kreisläufen unerlässlich, versorgen das Herz selbst aber nicht mit Sauerstoff und Nährstoffen (Vasa publica). Das Herz wird durch eine linke und eine rechte Koronararterie versorgt (Vasa privata). Der Großteil des venösen Blutes fließt anschließend über das Sinus-coronarius-System in den rechten Vorhof.

Arterielle Versorgung

Das Herz wird arteriell über die beiden Koronararterien (A. coronaria dextra und A. coronaria sinistra) versorgt.

Arteria coronaria dextra (rechte Koronararterie)

I.d.R. versorgt die rechte Koronararterie die wichtigen Schrittmacherzentren des Herzens (Sinus- und AV-Knoten), sodass es bei einer Verengung dieses Gefäßes zu Herzrhythmusstörungen kommen kann!

Arteria coronaria sinistra (linke Koronararterie)

Die Koronararterien zählen zu den sog. funktionellen Endarterien. Dementsprechend sind sie zwar durch Anastomosen untereinander verbunden, diese reichen jedoch nicht aus, um bei einem akuten Verschluss einer Koronararterie die Versorgung zu gewährleisten.

Venöser Abfluss

Das venöse Blut des Herzens fließt zu etwa ¾ über epikardiale Venen via Sinus coronarius in den rechten Vorhof und zu etwa ¼ über trans- und endomurale Venen direkt in die Vorhöfe und Kammern . Die zum Sinus-coronarius-System zählenden Herzvenen verlaufen überwiegend gemeinsam mit den Koronararterien.

Sinus-coronarius-System

Trans- und endomurales System

  • Transmurales System: Venen der Herzoberfläche, die direkt in den rechten bzw. linken Vorhof münden
    • Zugehörige Venen
      • Vv. ventriculi dextri anteriores
      • Vv. atriales
  • Endomurales System (Vasa Thebesii): Kleinste Arterien und Venen der inneren Myokardschicht, die direkt in die Vorhöfe und Ventrikel münden
    • Zugehörige Venen: Vv. cardiacae minimae (Thebesius-Venen)

Versorgungstypen

Je nachdem, welche der beiden Koronararterien stärker ausgeprägt ist, wird ein Normal- von einem Rechts- und Linksversorgungstyp unterschieden.

Physiologische Besonderheiten der Koronardurchblutung

Ähnlich wie die Skelettmuskulatur verbraucht das Myokard unter Belastung deutlich mehr Sauerstoff und Energieträger. Es weist jedoch einige Besonderheiten auf: Schon unter Ruhebedingungen ist die Sauerstoffausschöpfung im Koronarblut sehr hoch – hier ist also nur noch eine geringe Reserve zur Deckung des erhöhten Bedarfs vorhanden. Weitere Details zum Myokardstoffwechsel werden im Kapitel Leistungsphysiologie und Altern vorgestellt.

  • Normwerte
    • O2-Verbrauch: Ca. 10 mL O2/min/100 g Gewebe
    • Organdurchblutung: Ca. 70–80 mL/min/100 g Gewebe (entspricht ca. 5% des HZV)
  • Ruhesituation
  • „Stresssituation“: Vasodilatation der Koronararterien → Steigerung der Koronardurchblutung (um Faktor 4–5) = Koronarreserve

Bei einer Steigerung der Herzfrequenz bspw. im Rahmen von körperlicher Anstrengung verkürzt sich v.a. die Diastolendauer und entsprechend die Zeit für die Koronardurchblutung!

Koronare Herzkrankheit und Myokardinfarkt
Als koronare Herzkrankheit (KHK) bezeichnet man eine durch Atherosklerose hervorgerufene Verengung der Koronararterien, die die Durchblutung des Herzmuskels einschränken kann. Von einem Myokardinfarkt (Herzinfarkt) spricht man bei Absterben von Herzmuskelgewebe. Die bei Weitem häufigste Ursache hierfür ist die KHK. Kommt es zur Ruptur eines atherosklerotischen Plaques, kann eine Koronararterie plötzlich komplett verschlossen werden, sodass der von ihr versorgte Herzmuskelabschnitt ischämisch wird und abstirbt. In den Industrienationen gehört die KHK inkl. Myokardinfarkt zu den häufigsten Todesursachen überhaupt.

Diagnostik des Herzinfarkts
Die Feststellung eines Herzinfarkts basiert im Wesentlichen auf drei Punkten: der klinischen Präsentation der Patient:innen, dem Elektrokardiogramm (EKG) und der Labordiagnostik.

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Mikroskopische Anatomietoggle arrow icon

Das Herz und die Gefäße bilden eine funktionelle Einheit. Beide haben den dreischichtigen Wandaufbau gemein, wobei das Endokard der Tunica intima, das Myokard der Tunica media und das Epikard der Tunica externa entspricht (siehe auch: Aufbau großer Gefäße).

Endokard (Endocardium)

Die Segel und Taschen der Herzklappen werden durch Duplikaturen des Endokards gebildet und sind so dünn, dass sie weitestgehend gefäßfrei sind und direkt aus dem Blutstrom versorgt werden!

Infektiöse Endokarditis
Kommt es im Rahmen bakterieller Infekte oder unsteriler Injektionen (bspw. bei i.v. Drogenabusus) zu einer Keimabsiedlung auf der innersten Schicht des Herzens, wird dies als (infektiöse) Endokarditis bezeichnet. Hiervon sind v.a. die Herzklappen betroffen. Diese Herzklappenentzündungen können sowohl zu direkten Klappenschädigungen führen als auch zu Ansammlungen von infektiösem Material, das sich lösen und mit dem Blutstrom in Organe fortgeschwemmt werden kann. Diese Fragmente „verstopfen“ häufig kleine Organgefäße, was als sog. septische Mikroembolie bezeichnet wird. Das Risiko einer bakteriellen Infektion ist bei vorgeschädigten Klappen höher als bei gesunden Klappen. Da die Mitralklappe am häufigsten von solchen Vorschädigungen betroffen ist, ist sie auch am häufigsten von bakterieller Endokarditis betroffen. Interessanterweise ist bei i.v. Drogenabusus eher die Trikuspidalklappe betroffen, da die Konzentration von Bakterien bei einer unsterilen venösen Injektion dort am höchsten ist. Da meist Bakterien die Ursache einer infektiösen Endokarditis sind, sollte sie mit Antibiotika behandelt werden.

Myokard

Das Myokard bildet den eigentlichen Herzmuskel. Der grundlegende Aufbau einer Herzmuskelzelle ist dem einer Skelettmuskelzelle sehr ähnlich, mit einigen funktionell bedeutsamen Unterschieden (siehe: Muskelgewebe).

Epikard

  • Definition: Dem Myokard außen aufliegende Schicht, die gleichzeitig auch das viszerale Blatt des Perikards darstellt
  • Funktion
    • Sorgt für reibungsarme Oberfläche im Herzbeutel
    • Ermöglicht begrenzte elastische Anpassung an Volumenänderung des Herzens
  • Aufbau (von außen nach innen)

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Herzbeutel (Perikard)toggle arrow icon

Das Herz und die herznahen Gefäße werden vom Herzbeutel (Perikard) umgeben. Dieser schützt das Herz vor Überdehnung und dient als Infektionsbarriere. Das Perikard besteht aus zwei Anteilen: einer äußeren fibrösen Schicht (Pericardium fibrosum) und einer inneren serösen Schicht (Pericardium serosum), die wiederum aus zwei Blättern besteht. Zwischen den beiden serösen Blättern (Lamina visceralis und Lamina parietalis) liegt die flüssigkeitsgefüllte Perikardhöhle, die eine reibungsarme Bewegung des Herzens im Herzbeutel gewährleistet. Die beiden Blätter des Pericardium serosum schlagen an den großen Gefäßen um und gehen ineinander über, wodurch sich blind endende „Sackgassen“ bilden (Sinus transversus pericardii bzw. Sinus obliquus pericardii).

Aufbau (von innen nach außen)

  1. Pericardium serosum
  2. Pericardium fibrosum
    • Außenliegende, fibröse Schicht des Herzbeutels
    • Scherengitterartig angeordnete Kollagenfasern → Begrenzt dehnbar, bei gleichzeitigem Schutz vor Überdehnung
    • Befestigungen in der Umgebung

Perikarditis
Eine Entzündung des Herzbeutels (bspw. im Rahmen einer Infektion) wird als Perikarditis bezeichnet. Aufgrund der Nähe zum Herzmuskel kann auch dieser häufig mitbetroffen sein, dann wird von einer Myoperikarditis gesprochen. Bei einer Perikarditis kann sich vermehrt Flüssigkeit im Herzbeutel bilden und das Herz aufgrund der begrenzten Dehnbarkeit des Herzbeutels einengen, was zu einer akuten Herzinsuffizienz führt. Man spricht bei diesem Phänomen auch von einer Perikardtamponade: Das Herz kann sich nicht adäquat mit Blut füllen, wodurch sich einerseits Blut vor dem Herzen staut, andererseits aber auch die Auswurfleistung aufgrund der geringen Füllung sinkt. Therapeutisch kann die Grunderkrankung (bspw. die Infektion) behandelt oder im Notfall auch der Druck im Herzbeutel mithilfe einer Punktion gesenkt werden.

„Sinus“ des Herzbeutels

An der Umschlagfalte des viszeralen in das parietale Perikardblatt entstehen zwei blind endende „Sinus“: Sinus transversus pericardii und Sinus obliquus pericardii.

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Randbildende Strukturen im Röntgenbildtoggle arrow icon

Eine Röntgenaufnahme des Thorax gehört zu den Standarduntersuchungen im klinischen Alltag. Die Silhouette des Herzens wird dabei je nach Strahlengang von unterschiedlichen Strukturen bestimmt.

Posterior-anteriore (p.a.) Aufnahme

Randbildende Strukturen des Herzens in einer p.a. Röntgenaufnahme von kranial nach kaudal. Die Seitenbezeichnungen beziehen sich auf die Patientensicht. Betrachtet man das Röntgenbild, sind die hier genannten Strukturen auf der jeweils entgegengesetzten Bildseite zu sehen.

Randbildende Strukturen des Herzens in einer p.a. Röntgenaufnahme
Randbildende Struktur
Links
Rechts

Seitliche Aufnahme

Randbildende Strukturen des Herzens in einer seitlichen Röntgenaufnahme von kranial nach kaudal.

Randbildende Strukturen des Herzens in einer seitlichen Röntgenaufnahme

Randbildende Struktur

Ventral
Dorsal

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Entwicklungtoggle arrow icon

Bereits Mitte der 3. Entwicklungswoche entsteht im kranialen Teil des Embryos (in der sog. kardiogenen Zone, zentral vor der Prächordalplatte und Neuralplatte) eine primitive Herzanlage aus Blut- und Endothelzellen. Daraus gehen im Rahmen der lateralen Abfaltung und kraniokaudalen Abfaltung des Embryos zunächst zwei hufeisenförmige Endokardschläuche und nach deren Verschmelzung ein X-förmiger Herzschlauch hervor. Dieser wird im Verlauf von Myokard umhüllt. Anschließend entsteht durch schnelles Längenwachstum und Krümmung des Herzschlauchs im begrenzten Raum der primären Perikardhöhle die sog. Herzschleife. Durch weitere Drehung und Septierungen in einzelne Abschnitte wird daraus letztlich das spätere Herz mit seinen Vorhöfen, Kammern und Gefäßen.

Entstehung von Herzschlauch und Perikardhöhle

  • Zeitraum: 18. bis 22. Tag
  • Ausgangspunkt: Embryo ist noch scheibenförmig
  • Ziel: Entwicklung von einem Herzschlauch aus zwei einzelnen Gefäßschläuchen (sog. Endokardschläuche)
  • Entwicklungsschritte
    • Ausbildung der sog. kardiogenen Platte aus Mesenchymzellen innerhalb der kardiogenen Zone
    • Entstehung der hufeisenförmigen Endokardschläuche beidseits aus dem Gefäßplexus der kardiogenen Platte
    • Endokardschläuche beider Seiten treffen sich durch die laterale Abfaltung der embryonalen „Scheibe“
    • Endokardschläuche verschmelzen in der Mitte (X-förmig) zum dreiteiligen sog. Herzschlauch mit folgenden Anteilen (von kranial nach kaudal)
      1. Bulbus cordis: Ausstromsegment mit drei Anteilen (von kranial nach kaudal)
      2. Primitiver Ventrikel: Austreibungssegment
      3. Primitives Atrium und Sinus venosus (s.u.): Einstromsegment
  • Herzschlauch wird von Myokardzellen ummantelt
  • Parallel zur Entwicklung vom Herzschlauch entsteht durch Spaltbildung im mesodermalen Gewebe ventral und lateral der kardiogenen Zone die primäre Perikardhöhle

Entstehung der Herzschleife aus dem Herzschlauch

  • Zeitraum: 4. Entwicklungswoche
  • Ausgangspunkt: Herz ist noch schlauchförmig (dreiteiliger sog. Herzschlauch)
  • Ziel: Entwicklung einer im Sagittalschnitt S-förmigen Herzschleife aus dem bisher geraden Herzschlauch
  • Entwicklungsschritte
    • Unterschiedliche Abschnitte des Herzschlauchs beginnen innerhalb des begrenzten Raums der Perikardhöhle mit verschiedenen Geschwindigkeiten zu wachsen → Verformung der bisherigen Schlauchform
    • Verlagerung der Abschnitte des Herzschlauchs (von → nach)
      • Kranial → Ventrokaudal und rechts
      • Kaudal → Dorsokranial und links
    • Entstehung des Atrioventrikularkanals zwischen Atrium- und Ventrikelabschnitt

Septierungsvorgänge

  • Zeitraum: ca. 5.–7. Entwicklungswoche
  • Vorgänge
    • Trennung der Vorhöfe von den Kammern
    • Septierung der Vorhöfe
    • Septierung der Ventrikel
    • Septierung der Ausstrombahn

Trennung der Vorhöfe von den Kammern

  • Ausgangspunkt: Gemeinsamer und unseptierter Atrioventrikularkanal
  • Entwicklungsschritte
    1. Vier Endokardkissen entstehen links, rechts, dorsal und ventral vom Atrioventrikularkanal
    2. Dorsales und ventrales Endokardkissen verschmelzen H-förmig zum Septum atrioventriculare primum
    3. Atrioventrikularkanal wird hierdurch in ein Ostium atrioventriculare dextrum (Trikuspidalostium) und sinistrum (Bikuspidalostium) geteilt
    4. Aus den Endokardkissen entstehen im Bereich der beiden Ostien später die Atrioventrikularklappen, die die Vorhöfe von den Kammern trennen (Mitral- und Trikuspidalklappe)

Septierung der Vorhöfe

Vorhofseptumdefekt
Während der Entwicklung des Vorhofseptums können Störungen auftreten, die zur Ausbildung verschiedener Vorhofseptumdefekte (Atriumseptumdefekt, ASD) führen. Weil der Druck im linken Vorhof (meist) höher ist als im rechten, kommt es zum Links-rechts-Shunt im Bereich der Vorhöfe mit nachfolgender Volumenbelastung des rechten Vorhofs und Ventrikels, was ggf. eine Rechtsherzhypertrophie verursacht. Ob und in welchem Ausmaß dadurch Symptome wie bspw. eine Belastungsdyspnoe entstehen und welche Therapie dafür infrage kommt (chirurgisch, interventionell etc.), ist abhängig von der Defektgröße.

Persistierendes Foramen ovale
Bei etwa ¼ der Bevölkerung verschließt sich das Foramen ovale nicht oder nur unvollständig. Dieses sog. persistierende Foramen ovale (PFO) verursacht i.d.R. keinerlei Symptome, allerdings besteht die Gefahr, dass venöse Blutgerinnsel (bspw. bei einer tiefen Beinvenenthrombose) durch das PFO vom rechten zum linken Herz wandern und so bspw. auch bereits bei jungen Menschen einen Schlaganfall verursachen.

Septierung der Ventrikel

Ventrikelseptumdefekt
Wird der Prozess der Ventrikelseptierung gestört, kann dies zu einer unvollständigen Trennung der Ventrikel führen; man spricht von einem Ventrikelseptumdefekt. Am häufigsten tritt dies im oberen Bereich (Pars membranacea) des Septums auf. Da der linke Ventrikel mehr Druck als der rechte Ventrikel erzeugt, fließt das Blut (Shuntvolumen) vom linken in den rechten Ventrikel; man spricht von einem Links-rechts-Shunt. Hierdurch kommt es zu einer vermehrten Belastung des Lungenkreislaufes mit Blut. Kleinere Defekte können sich spontan schließen, sehr große können hingegen zu Dyspnoe und Gedeihstörungen führen und sollten operativ geschlossen werden.

Fallot-Tetralogie
Kommt es bei den Septierungsvorgängen der Ventrikel und Gefäße zu Störungen, kann dies zu einem angeborenen Herzfehler führen. Die Fallot-Tetralogie beschreibt eine komplexe angeborene Fehlbildung des Herzens und besteht aus vier Komponenten: 1) Pulmonalstenose, 2) Ventrikelseptumdefekt, 3) „reitende“ Aorta und 4) Hypertrophie des rechten Ventrikels. Die Aorta verlagert sich über den Ventrikelseptumdefekt und „reitet“ auf ihm. Hierdurch wird die Pulmonalarterie samt dazugehöriger Klappe eingeengt (Pulmonalstenose), weshalb der rechte Ventrikel mehr Druck aufbauen muss und hypertrophiert. Je nach Ausprägung der Obstruktion der Ausflussbahn im rechten Ventrikel ergibt sich – den Druckverhältnissen folgend – ein Links-rechts-Shunt oder ein Rechts-links-Shunt.

Septierung der Ausstrombahn (Conus arteriosus und Truncus arteriosus)

Durch die spiralförmige Ausbildung des Septums wird aus dem Conus arteriosus die spätere Ausstrombahn der beiden Ventrikel, aus dem Truncus arteriosus die spätere Aortenwurzel und der Truncus pulmonalis!

Transposition der großen Arterien
Bildet sich das Septum zwischen Conus und Truncus arteriosus nicht spiralig, sondern gerade aus, sind die großen Gefäßabgänge direkt am Herzen (Aorta und Truncus pulmonalis) vertauscht. Die Aorta entspringt dem rechten und der Truncus pulmonalis dem linken Ventrikel. Damit sind die beiden Kreisläufe völlig voneinander getrennt, was unbehandelt nicht zu überleben ist, da kein frisch oxygeniertes Blut mehr in den Körper gelangen würde. Das Kind kann daher nur überleben, wenn die beiden Kreisläufe doch noch auf irgendeine Weise miteinander verbunden sind (durch einen anderen Herzfehler wie ein persistierendes Foramen ovale oder einen persistierenden Ductus arteriosus Botalli) oder möglichst rasch nach Geburt künstlich verbunden werden (z.B. mit dem sog. Rashkind-Manöver, mit dem durch einen Ballonkatheter das Vorhofseptum eingerissen wird). Diese Fehlbildung sollte anschließend innerhalb der ersten zwei Lebenswochen operativ korrigiert werden.

Umbau der Einstrombahn (Sinus venosus)

  • Zeitraum: 4. bis 7. Entwicklungswoche
  • Ausgangspunkt
    • Quer verlaufender Sinus venosus (Einstrombahn) liegt dorsal des Atriumabschnittes und erweitert sich nach rechts und links zu den sog. Sinushörnern
    • Beide Sinushörner haben je drei zufließende Venen
      • Stamm der Kardinalvene (V. cardinalis communis dextra und V. cardinalis communis sinistra)
      • Nabelvene (V. umbilicalis dextra und V. umbilicalis sinistra)
      • Dottervene (V. vitellina dextra und V. vitellina sinistra)
  • Ziel: Einbeziehung des Sinus venosus in den rechten Vorhof
  • Entwicklung

Im Wesentlichen findet eine Links-rechts-Verlagerung des venösen Blutstroms statt. Das linke Sinushorn wird v.a. zum Sinus coronarius, wohingegen das rechte Sinushorn v.a. zu beiden Hohlvenen und Teilen des rechten Vorhofs wird!

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Wiederholungsfragen zum Kapitel Aufbau des Herzenstoggle arrow icon

Makroskopische Anatomie

Benenne die beiden Segelklappen und beschreibe ihren Aufbau und ihre Lage im Herzen. Über welche Strukturen sind sie an der Herzwand befestigt?

Was ist das sog. Herzskelett und woraus besteht es?

Was sind Fossa ovalis und Limbus fossae ovalis und aus welchen pränatalen Strukturen entstehen sie?

Beschreibe den Verlauf des sog. Moderatorbandes (Trabecula septomarginalis)!

Was ist der Plexus cardiacus und wo befindet er sich in etwa?

Bei welchem Herzklappenfehler kommt es zu einer Erhöhung sowohl des endsystolischen als auch des enddiastolischen Volumens des linken Ventrikels?

In welcher Phase der Herzaktion kann bei Vorliegen einer Aortenklappeninsuffizienz ein Herzgeräusch auskultiert werden und wo auf dem Brustkorb ist es i.d.R. am besten zu hören?

Welcher Herzklappenfehler führt zu einer Druckbelastung des linken Vorhofs und welcher zu einer Druckbelastung des linken Ventrikels?

Gefäßversorgung des Herzens

Durch welches Gefäß werden bei den meisten Menschen Sinus- und AV-Knoten versorgt und welche klinische Relevanz hat ein Verschluss des Gefäßes?

In welche zwei Hauptäste teilt sich die A. coronaria sinistra auf?

Wie wird beim sog. Normalversorgungstyp das Kammerseptum arteriell versorgt?

Was ist der Sinus coronarius, wie verläuft er und wo mündet er?

Ungefähr ¾ des venösen Bluts des Herzens gelangen über das Sinus-coronarius-System zurück ins Herz. Wie wird das restliche Viertel drainiert?

In welcher Herzphase findet die Koronardurchblutung statt und warum?

Welcher ist der wichtigste Labormarker bei V.a. einen akuten Herzinfarkt?

Mikroskopischer Aufbau

Wie nennt man die innerste Schicht des Herzens und was wird alles von ihr bedeckt?

Beschreibe den Aufbau der Herzklappen! Wie erfolgt ihre Blutversorgung?

Wie wird die elektrische Erregung im Herzen von Zelle zu Zelle geleitet?

Was sind die sog. Purkinje-Fasern und wie unterscheiden sie sich unter dem Mikroskop von kontraktilen Kardiomyozyten?

Herzbeutel (Perikard)

Worum handelt es sich bei den Sinus transversus pericardii und obliquus pericardii und wodurch entstehen sie?

Der Herzbeutel erstreckt sich bis über das Herz hinaus. Welche Gefäße sind teilweise davon bedeckt?

Randbildende Strukturen im Röntgenbild

Welche Strukturen bilden in einer posterioren-anterioren (p.a.) Röntgenaufnahme den rechten Herzrand?

Welche Strukturen bilden in einer p.a. Röntgenaufnahme den linken Herzrand?

Entwicklung

Aus welcher embryonalen Struktur entstehen die Atrioventrikularklappen?

Aus welchen embryonalen Strukturen entsteht die Fossa ovalis?

Zu welcher Art von Herzbelastung kann ein Vorhofseptumdefekt führen?

Welche Strukturen entstehen aus dem Truncus arteriosus und wie werden diese während der Embryonalentwicklung voneinander getrennt?

Eine Sammlung von allgemeineren und offeneren Fragen zu den verschiedenen prüfungsrelevanten Themen findest du im Kapitel Beispielfragen aus dem mündlichen Physikum.

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Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Muskelgewebe

Muskelgewebe – Teil 2: Herzmuskulatur und Glatte Muskulatur

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

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