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Maligne Hodentumoren

Letzte Aktualisierung: 15.1.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Maligne Hodentumoren treten vornehmlich bei jungen Männern zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr auf und können verschiedene histologische Tumorentitäten aufweisen. Meist stellen die Patienten eine schmerzlose Vergrößerung des Skrotums fest, ohne weitere Symptome zu zeigen. Neben der Palpation kommen diagnostisch vor allem die Hodensonografie sowie die Bestimmung der Tumormarker (AFP, β-HCG) zum Einsatz. Zur Befundsicherung erfolgt primär bei begründetem Verdacht eine inguinale Hodenfreilegung mit radikaler Orchiektomie der betroffenen Seite. Nach einem ausführlichen Staging steht zur adjuvanten Therapie je nach Subtyp und Stadium eine retroperitoneale Radiatio, eine Polychemotherapie nach PEB-Schema oder eine radikale Lymphadenektomie zur Verfügung.

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Häufigkeitsgipfel 20.–50. Lebensjahr
  • Erneuter Inzidenz-Peak ab dem 70. Lebensjahr
  • Bilaterales Vorkommen in 2%

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

Risikofaktoren

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Klassifikationtoggle arrow icon

Einteilung nach Seminom/Nicht-Seminom

Übersicht: Maligne Hodentumoren
Häufigkeit AFP HCG Besonderheiten
Seminom 40–55% –/↑
  • Makroskopisch einheitlich weiße Färbung nach Anschnitt
  • Entsteht durch Entartung von Spermatogonien
Nicht-Seminom Embryonalzellkarzinom 12–30% –/↑ –/↑
  • Grau-weiße, regressive Veränderungen mit Einblutungen, Nekrosen und Zysten im Präparat
Teratom 12–30%
Chorionkarzinom 2–6% –/↑
Dottersacktumor 2–6%
  • Häufigster Hodentumor bei Kindern unter 3 Jahren
  • Makroskopisch gelbliche Schnittfläche, glomeruloide Strukturen
Stromatumor 2–6%
  • Leydigzell-Karzinom
  • Sertolizell-Karzinom
  • Evtl. hormonbildend

HCG ist immer beim Chorionkarzinom und manchmal beim Embryonalzellkarzinom und Seminom erhöht. AFP ist immer beim Dottersacktumor und manchmal beim Chorionkarzinom und Embryonalzellkarzinom erhöht!

Hodentumoren metastasieren früh lymphogen ins Retroperitoneum mit Ausnahme des früh hämatogen metastasierenden Chorionkarzinoms! Mischformen von Seminomen und Nicht-Seminomen kommen vor!

Einteilung nach Keimzelltumor/Nicht-Keimzelltumor

Keimzelltumor

Nicht-Keimzelltumor

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Symptomatiktoggle arrow icon

  • Schmerzlose Verhärtung und Vergrößerung des Hodens
  • Selten (ca. 10%) Spannungsschmerz im Skrotalfach bei größeren Tumoren (Schweregefühl)
  • 10% der Hodentumoren werden aufgrund von Symptomen entdeckt, die durch Metastasen bedingt sind (z.B. Knochenschmerz bei ossärer Metastasierung)
  • Sehr selten: Gynäkomastie
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Stadientoggle arrow icon

Die Einteilung der Tumoren kann nach TNM-, Lugano/UICC- oder IGCCCG-Klassifikation erfolgen. Bisher wird vom IMPP vorrangig die Einteilung nach Lugano verwendet!

Lugano-Klassifikation/UICC-Klassifikation
Stadium I N0-Situation
Stadium II

Regionärer Lymphknotenbefall

Stadium III

M1-Situation oder N-Situation extraretroperitoneal

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Diagnostiktoggle arrow icon

Körperliche Untersuchung

Blutuntersuchung

Apparative Diagnostik

Pathologie

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Ein schneller Therapiebeginn ist wegen einer Tumorverdopplungszeit von 10–30 Tagen essenziell!

Operation

  • Indikation: Alle malignen Hodentumoren sollten primär operiert werden (Ausnahme: Bei akut lebensbedrohlicher Metastasierung erfolgt die OP erst nach Polychemotherapie).
  • Durchführung
    • Primäre Semikastration über einen inguinalen Zugang bei allen Hodentumoren
      • Vor OP: Asservation von Ejakulat in spezialisierten Praxen!
    • Kontralaterale Hodenbiopsie, wenn primär keine Chemotherapie geplant ist und ein erhöhtes Risiko für einen beidseitigen Befall besteht

Adjuvante Radiatio und Chemotherapie

Stadieneinteilung nach Lugano-Klassifikation Seminome Nicht-Seminome
Stadium I

Stadium II A/ B

Stadium III
  • Je nach Prognose 3–4 Zyklen PEB1
1PEB = Polychemotherapie mit Cisplatin, Etoposid, Bleomycin

Der Hodentumor ist eines der wenigen Karzinome, das im metastasierten Stadium durch adäquate Chemotherapie noch kuriert werden kann – dies gilt vor allem für das Seminom. Nicht-Seminome, wie z.B. das embryonale Karzinom, haben eine deutlich schlechtere Prognose!

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Prognosetoggle arrow icon

Die Prognose der malignen Hodentumoren lässt sich durch die IGCCCG-Klassifikation abschätzen. Sie teilt die Tumorentitäten in drei Prognosegruppen ein, wobei Tumormarkerhöhe und Fernmetastasierung ausschlaggebend sind. Dabei ist zu beachten, dass Lungenmetastasen die Prognose nicht entscheidend verschlechtern und daher in der folgenden Klassifikation nicht als Fernmetastasen gezählt werden.

IGCCCG-Klassifikation
Seminom Nicht-Seminom
Gute Prognose
  • Keine Fernmetastasen vorhanden
  • Keine Fernmetastasen und
  • Tumormarker nur leicht erhöht
Mittlere Prognose
  • Fernmetastasen vorhanden
Schlechte Prognose
  • Nicht klassifiziert
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Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Hodentumoren

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

  • C62.-: Bösartige Neubildung des Hodens
    • C62.0: Dystoper Hoden
      • Ektopischer Hoden [Lokalisation der Neubildung]
      • Retinierter Hoden [Lokalisation der Neubildung]
    • C62.1: Deszendierter Hoden
    • C62.9: Hoden, nicht näher bezeichnet

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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