Zusammenfassung
Die Sexualhormone übernehmen spezifische Funktionen in der Geschlechtsfestlegung, Gonadenentwicklung und Sexualfunktion von Mann und Frau. Die meisten von ihnen gehören zu den Steroidhormonen, deren Freisetzung über die Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse gesteuert wird. Die männlichen Sexualhormone sind die Androgene. Die weiblichen Sexualhormone sind die Östrogene, Gestagene und die schwangerschaftsspezifischen Hormone wie z.B. hCG. Alle Geschlechter produzieren sowohl männliche als auch weibliche Sexualhormone, allerdings in unterschiedlich hohen Konzentrationen. Bei der Frau dienen die Androgene, die in Ovar und Nebenniere synthetisiert werden, als Zwischenprodukt für die Östrogensynthese.
Das Zusammenspiel der Hormone ist gerade während des Menstruationszyklus der Frau, der zwischen Menarche und Menopause die Fruchtbarkeit der Frau ermöglicht, wesentlich komplexer als beim Mann und wird deshalb ausführlich beschrieben. Die erste Zyklushälfte beginnt mit dem ersten Tag der Menstruationsblutung und wird vor allem von hohen Östrogen- und FSH-Spiegeln geprägt. In der zweiten Hälfte überwiegen die Hormone Progesteron und LH. Bestimmte weibliche Sexualhormone werden nur während der Schwangerschaft gebildet (siehe hierzu: Hormonelle Situation während der Schwangerschaft).
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Übersicht Sexualhormone und zentrale Regulation
Sexualhormone
Alle Sexualhormone werden von allen Geschlechtern produziert, allerdings überwiegen bei Frauen die weiblichen und bei Männern die männlichen Sexualhormone. Sie steuern die Ausprägung und Aufrechterhaltung primärer und sekundärer Geschlechtsmerkmale, die Spermatogenese beim Mann und den Zyklus der Frau.
Einteilung der Sexualhormone
Nach dem Bildungsort unterscheidet man zentrale und periphere Sexualhormone. Die zentral gebildeten Sexualhormone steuern und regulieren die periphere Hormonausschüttung. Die peripher gebildeten Sexualhormone werden je nach Hauptwirkung den männlichen oder weiblichen Sexualhormonen zugeordnet und entfalten ihre Wirkung an den peripheren Zielorganen.
Bildungsort | Einteilung | Sexualhormone |
---|---|---|
Zentral | Releasing-Hormon | |
Gonadotropine | ||
Peripher | Männliche Sexualhormone | |
Weibliche Sexualhormone |
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Zentrale Steuerung: GnRH und Gonadotropine
Die Freisetzung der peripheren Sexualhormone wird zentral über die Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse gesteuert. Die pulsatile, hypothalamische Sekretion des Releasing-Hormons GnRH bewirkt die Freisetzung der Gonadotropine LH und FSH aus der Adenohypophyse. Diese fördern wiederum in den weiblichen bzw. männlichen Gonaden die Sexualhormonfreisetzung und Keimzellreifung.
Hormon | Beschreibung | Bildungsort und Sekretion | Zielzellen und Wirkung | |
---|---|---|---|---|
♂ Mann | ♀ Frau | |||
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Die pulsatile Ausschüttung von GnRH ist der Taktgeber für die Synthese und Regulation der Sexualhormone. Störungen der pulsatilen GnRH-Freisetzung führen zu Störungen im Regelkreislauf und beeinträchtigen die Gonadenfunktion!
Regelkreislauf der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse
- Hypothalamus: GnRH → stimuliert die Hypophyse zur Ausschüttung von LH und FSH → LH und FSH entfalten ihre Wirkung an den Gonaden mit unterschiedlichen Effekten bei Mann und Frau
- Stimuli
- Hemmung
- Testosteron und Dihydrotestosteron: Negative Rückkopplung → LH- und GnRH-Bildung↓
- Niedrige Östrogenspiegel → GnRH, LH und FSH↓, siehe: Menstruationszyklus
- Progesteron: Negative Rückkopplung → vor allem LH↓
- Inhibin
- Bildung: Ovarien (Granulosazellen) und Hoden (Sertoli-Zellen)
- Sekretion: Stimuliert durch FSH
- Funktion: Hemmt die FSH-Sekretion und stimuliert die Rückbildung der Müller-Gänge (♂)
- Daneben ist die Sekretion einer zentralnervösen Modulation unterworfen
Hypo- und hypergonadotroper Hypogonadismus
Zu einem Mangel an LH und FSH kann es bspw. im Rahmen einer Hypophysenvorderlappeninsuffizienz kommen. Die Folge ist ein hypogonadotroper Hypogonadismus, also eine unzureichende Produktion von Sexualhormonen in den Gonaden (Hypogonadismus) aufgrund einer verminderten Gonadotropinausschüttung (hypogonadotrop). Zu den je nach Alter der Betroffenen und Grad des Hormonmangels unterschiedlichen Symptomen zählen: Störungen in der Pubertätsentwicklung, Amenorrhö, Rückbildung primärer und sekundärer Geschlechtsmerkmale, Libidoverlust und Fertilitätsstörungen bis hin zur Sterilität. Bei einem hypergonadotropen Hypogonadismus liegt die Störung auf Ebene der Gonaden selbst. Produzieren diese nicht genügend Sexualhormone, kommt es durch die negative Rückkopplung sogar zu einer kompensatorischen Erhöhung der Gonadotropine.
Androgene (♂)
Die männlichen Sexualhormone werden Androgene genannt und sind Steroidhormone, die wichtige Aufgaben in der Geschlechtsfestlegung, Fortpflanzung und Steuerung von Stoffwechselprozessen übernehmen. Sie kommen bei allen Geschlechtern vor und werden in den Gonaden (Hoden, Ovar) und der Nebenniere gebildet. Das wichtigste Hormon beim Mann ist das Testosteron, aber auch seine Vorstufen sind hormonell aktiv. Bei der Frau werden Androgene zum Großteil mithilfe des Enzyms Aromatase in Östrogene umgewandelt. Die Synthese und Freisetzung der Androgene wird zentral über die Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse gesteuert.
Wichtige Androgene
- Stark wirksame Androgene
- 5α-Dihydrotestosteron (DHT)
- Testosteron
- Wirksamkeit: DHT:Testosteron = 2,5:1
- Schwach wirksame Androgene
Androgenbiosynthese
Androgene sind Steroidhormone mit 19 C-Atomen. Cholesterin liefert das Sterangerüst für die Biosynthese. Der Syntheseweg verläuft immer über die Umwandlung von Cholesterin in Pregnenolon. In den Zielgeweben wird Testosteron häufig durch das Enzym 5α-Reduktase in das biologisch wirksamere DHT umgewandelt.
- Definition: Synthese der Androgene aus Cholesterin
- Ausgangsstoff: Cholesterin
- Schlüsselenzyme: 17α-Hydroxylase, 5α-Reduktase
Syntheseorte
Hauptsyntheseort der Androgene sind die männlichen bzw. weiblichen Gonaden. Zusätzlich produziert die Nebennierenrinde Vorstufen von Testosteron und macht vor allem bei der Frau einen bedeutenden Anteil der Androgenproduktion aus. Vor allem die Testosteronkonzentration ist zwischen den Geschlechtern anders und bei Männern ca. 7-8mal so hoch wie bei Frauen.
- ♂ Hoden: Leydig-Zellen im Interstitium der Tubuli seminiferi contorti
- ♀ Ovar: Thecazellen
- ♂♀ Nebennierenrinde: Vor allem DHEA und Androstendion, nur geringe Mengen an Testosteron
Syntheseschritte
Die Synthese von Testosteron und seiner ebenfalls hormonell aktiven Prohormone geht von Cholesterin aus. Im ersten Schritt erfolgt die Umwandlung zu Pregnenolon (im Mitochondrium). Pregnenolon kann dann über zwei Wege jeweils mehrschrittig zu Testosteron umgebaut werden (im endoplasmatischen Retikulum).
- Über Progesteron und Androstendion zu Testosteron
- Über DHEA
Umwandlung von Cholesterin in Pregnenolon (Mitochondrium)
Reaktion | Substrat | Enzym | Produkt | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
1. Oxidative Verkürzung der Seitenkette | Cholesterinmonooxygenase (Cholesterindesmolase) | Cholesterin + 3Ferredoxin(red) + 3O2 → Pregnenolon + Isocapronsäure + 3Ferredoxin(oxy) + 3H2O |
Möglichkeit 1: Synthese über Progesteron und Androstendion (Δ4-Syntheseweg)
Reaktion | Substrat | Enzym | Produkt | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
2a. Dehydrierung / Umlagerung der Doppelbindung |
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3a. Hydroxylierung |
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4a. Deacetylierung |
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5a. Hydrierung |
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Möglichkeit 2: Synthese über DHEA (Δ5-Syntheseweg)
Reaktion | Substrat | Enzym | Produkt | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
2b. Hydroxylierung |
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| |
3b. Deacetylierung |
|
| ||
4b. Hydrierung |
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| ||
5b. Dehydrierung / Umlagerung der Doppelbindung |
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Weitere Umwandlungen der Androgene
Im Anschluss an die Synthese können die entstandenen Androgene weiter umgewandelt werden, z.B. für den Transport im Blut oder für die Wirksamkeit an bestimmten Zielzellen. Die Zwischenprodukte der beiden Hauptstoffwechselwege können zudem mithilfe der 3β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase ineinander umgewandelt werden.
Umwandlungen | Substrat | Enzym | Produkt | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
Sulfatierung |
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Reduktion |
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Aromatisierung | ||||
Dehydrierung |
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Östrogene werden aus Androgenen synthetisiert!
Sekretion, Transport und Abbau der Androgene
- Sekretion: Parakrin
- Transport: Proteingebunden
- In den Samenkanälchen und im Nebenhoden: Androgen-bindendes Protein (ABP)
- Im Blut: Sexualhormon-bindendes Globulin (SHBG) und Albumin
- Abbau
Wirkung der Androgene
Die Wirkung der Androgene ist konzentrationsabhängig. Sie haben neben geschlechtsspezifischen Wirkungen auch Einfluss auf allgemeine Stoffwechselprozesse; so wirken sie bspw. anabol und fördern die Erythropoese. Der Hormonspiegel ist während der embryonalen Entwicklung am höchsten, sinkt anschließend ab und steigt erst mit Beginn der Pubertät wieder an .
Wirkmechanismus
Wie alle Steroidhormone sind Androgene lipophil und können durch die Zellmembran diffundieren. Im Zytosol binden sie an einen intrazellulären Rezeptor. Der Komplex aus Hormon und Rezeptor gelangt dann in den Zellkern, bindet an die DNA und wirkt als Transkriptionsfaktor auf die Genexpression.
- Wirkungsweisen
- Direkte Wirkung auf Zielzellen
- Im Zytosol wird Testosteron zum Großteil in DHT umgewandelt
- Umwandlung in Östrogene in Geweben, die das Enzym Aromatase exprimieren (z.B. Ovarien oder Fettgewebe) → Östrogenwirkung
- Molekularer Wirkmechanismus
- Androgenrezeptor
- Intrazellulärer Rezeptor (ligandenaktivierter Transkriptionsfaktor)
- Nukleäres Protein mit Steroid- und DNA-Bindungsdomäne
- Ablauf: Androgenbindung an der Steroidbindungsdomäne des Rezeptors → Aktivierung der DNA-Bindungsdomäne → Bindung an die DNA → Wirkung auf Transkriptionsebene: Induktion oder Repression verschiedener Gene, die für die Sexualfunktionen verantwortlich sind
- Androgenrezeptor
Wirkungen an den Zielorganen
- Geschlechtsfestlegung
- Embryonalzeit: Entwicklung des Fötus zum männlichen Phänotyp (siehe: Entwicklung der Geschlechtsorgane)
- Pubertät: Ausbildung der sekundären Geschlechtsmerkmale
- Fortpflanzung
- Steuerung der Spermatogenese
- Steuerung der Sekretbildung der akzessorischen männlichen Geschlechtsdrüsen (v.a. Bläschendrüse und Prostata)
- Steuerung der Potenz und Libido
- Stoffwechsel
- Anabol, Muskelmasse↑
- Längenwachstum des Körpers↑
- Erythropoese↑
- ZNS: Androgene stehen unter Verdacht, bestimmte Verhaltensweisen zu fördern, z.B. Aggressivität
Störungen des Androgenhaushaltes
Bei Störungen des männlichen Androgenhaushaltes kann es trotz Vorliegen eines männlichen Genotyps (XY) zu einer gestörten männlichen Genitalentwicklung bis hin zur Ausprägung eines äußeren weiblichen Phänotyps kommen. So wird beispielsweise bei einem Mangel des Enzyms 5α-Reduktase in den Zielzellen Testosteron nicht in Dihydrotestosteron (DHT) umgewandelt. Die Ursache kann aber auch am Rezeptor der Zielzellen liegen. Bei der sogenannten Androgenresistenz werden die Androgene zwar regulär gebildet, können aber ihre Wirkung nicht ausreichend (partielle Androgenresistenz, z.B. mit Hypospadie) oder gar nicht (totale Androgenresistenz mit "testikulärer Feminisierung") entfalten.
Östrogene (♀)
Östrogene sind die wichtigsten weiblichen Sexualhormone. Das Steroidhormon wird hauptsächlich in den Ovarien (weniger auch z.B. in Nebennierenrinde und Fettgewebe) durch Umwandlung von Androgenen gebildet und zyklusabhängig ausgeschüttet. Östrogen ist zur Ausprägung und Aufrechterhaltung der primären und sekundären Geschlechtsorgane essenziell, wirkt aber auch an multiplen anderen Organsystemen im Körper (z.B. Knochenstoffwechsel, Blutgerinnung, Leber). Im Rahmen des Klimakteriums kommt es zu einer Abnahme des Östrogenspiegels mit entsprechenden körperlichen Veränderungen. Auch Männer produzieren Östrogene, physiologischerweise überwiegt jedoch die Androgenwirkung. Kommt es aber zu einem hormonellen Ungleichgewicht, kann sich beispielsweise eine Gynäkomastie - eine Vergrößerung der Brustdrüse beim Mann - ausbilden.
Wichtige Östrogene
- Östradiol (E2 ): Wirksamstes Östrogen
- Östron (E1): Weniger wirksames Östrogen, das v.a. in der Postmenopause bedeutsam ist
- Östriol (E3): Schwach wirksam, Zwischenprodukt im Abbau der Östrogene
- Wirksamkeit: E2 : E1 : E3 = 10 : 5 : 1
Östrogenbiosynthese
Östrogene sind Steroidhormone mit 18 C-Atomen, für deren Biosynthese Cholesterin das Sterangerüst liefert. Der Syntheseweg verläuft immer über die Umwandlung von Cholesterin zu Pregnenolon, aus welchem anschließend in mehreren Schritten Androgene entstehen.
- Ausgangsstoff: Cholesterin
- Schlüsselenzym: Aromatase
Charakteristisch für die Östrogene ist der aromatische A-Ring des Steroidgerüsts!
Syntheseorte
- Synthese im Rahmen des hormonellen Zyklus in den Granulosazellen des Ovars
- Östrogenproduktion auch in anderen Geweben möglich, die das Enzym Aromatase besitzen, vor allem
Adipositas führt zu einer vermehrten Östrogensynthese in den Fettzellen und ist dadurch ein wichtiger Risikofaktor für Mammakarzinome!
Syntheseschritte
Die Östrogene werden aus Androgenen synthetisiert, welche im Rahmen der Androgenbiosynthese aus Cholesterin entstehen. Die Umwandlung von Progesteron zu Androstendion findet in der Theca interna des Ovars statt, während die weitere Östrogensynthese anschließend in den Granulosazellen fortgesetzt wird.
Reaktion | Substrat | Enzym | Produkt | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
1.-2. |
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3.-4. | ||||
Parakrine Sezernierung, Aufnahme in die Granulosazellen | ||||
5. Aromatisierung |
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6. Abbau: Hydroxylierung |
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Sekretion, Transport, Abbau
- Sekretion: Parakrin, v.a. in den Granulosazellen des Ovars
- Transport im Blut: Proteingebunden an
- Abbau
Wirkung der Östrogene
Molekularer Wirkmechanismus
Wie alle Steroidhormone sind Östrogene lipophil, weshalb sie durch die Zellmembran diffundieren können und anschließend im Zytosol an einen intrazellulären Rezeptor binden. Der Komplex aus Hormon und Rezeptor gelangt dann in den Zellkern, bindet an die DNA und wirkt als Transkriptionsfaktor auf die Genexpression.
- Östrogenrezeptor
- Intrazellulärer Rezeptor (ligandenaktivierter Transkriptionsfaktor)
- Nukleäres Protein mit Steroid- und DNA-Bindungsdomäne
- 2 Subtypen: ER-α und ER-β
- Ablauf: Östrogenbindung an der Steroidbindungsdomäne des Rezeptors → Aktivierung der DNA-Bindungsdomäne → Bindung an die DNA → Wirkung auf Transkriptionsebene: Induktion oder Repression verschiedener Gene, die für die Sexualfunktionen verantwortlich sind
Wirkungen an den Zielorganen
Genital
- Uterus: Proliferation des Endometriums, Erhöhung der Kontraktilität des Myometriums und der Empfindlichkeit für Oxytocin → Vorbereitung der Nidation
- Zervix: Vermehrte Produktion und Spinnbarkeit des Zervixschleims, Weitstellung der Zervix → Erleichterung der Spermienaszension
- Vagina: Vermehrte Proliferation des Plattenepithels
- Mamma: Entwicklung der Brustdrüse
- Genitalregion: Intimbehaarung und Pigmentierung
Extragenital
- Knochen: Knochenaufbau über Aktivierung der Osteoblasten, Schluss der Epiphysenfugen
- Gefäßsystem: Protektiver Effekt (positiver Effekt auf Fettstoffwechsel, antihypertensiv)
- Blutgerinnung: Erhöhte Thrombose- und Gerinnungsneigung
- Weibliche Fettverteilung
- Niere: Wasser- und Natriumretention erhöht → Wassereinlagerung
- Proteinsynthese: Verstärkt (anabole Wirkung)
- Leber: Verminderung der Bilirubinausscheidung
Antiöstrogene
Die proliferierende Wirkung des Östrogens wird bei der Therapie des Mammakarzinoms aktiv unterdrückt. Wenn das Karzinom Östrogenrezeptoren besitzt (abhängig vom Differenzierungsgrad), können Östrogenantagonisten oder Aromataseinhibitoren zum Einsatz kommen.
Gestagene (♀)
Gestagene sind Steroidhormone mit 21 C-Atomen. Während des Menstruationszyklus schaffen sie optimale Bedingungen für die mögliche Einnistung einer befruchteten Eizelle und dienen – nach erfolgreicher Einnistung – der Erhaltung der Schwangerschaft. Der wichtigste Vertreter ist Progesteron: Es ist das Leithormon während der Lutealphase des Menstruationszyklus. Es wird in der Follikelphase von der Theca interna und in der Lutealphase vom Gelbkörper (Corpus luteum) gebildet. Wie die Östrogene unterliegen die Gestagene einem komplexen hormonellen Regelkreislauf.
Wichtige Gestagene
- Progesteron
- 20α-Hydroxyprogesteron
- 17α-Hydroxyprogesteron
Gestagenbiosynthese
Gestagene sind Steroidhormone mit 21 C-Atomen. Die Synthese von Progesteron erfolgt via Pregnenolon aus Cholesterin.
- Syntheseorte
- Theca interna des Ovars: Während der Follikelphase
- Corpus luteum: Während der Lutealphase
- Plazenta: In der Schwangerschaft
- Nebennierenrinde
- Ausgangsstoff: Cholesterin
Syntheseschritte
Reaktion | Substrat | Enzym | Produkt | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
1. Oxidative Verkürzung der Seitenkette | Cofaktor: 3Ferredoxin(red) + 3O2 → Isocapronsäure + 3Ferredoxin(oxy) + 3H2O | |||
2. Dehydrierung/Umlagerung der Doppelbindung | 3β-Hydroxysteroid- Dehydrogenase |
Sekretion und Transport im Blut
Wirkung von Progesteron
Molekularer Wirkmechanismus
Wie alle Steroidhormone binden die Gestagene im Zytosol an einen intrazellulären Rezeptor. Der Komplex aus Hormon und Rezeptor gelangt dann in den Zellkern, bindet an die DNA und wirkt als Transkriptionsfaktor auf die Genexpression.
- Progesteronrezeptor
- Intrazellulärer Rezeptor (ligandenaktivierter Transkriptionsfaktor)
- Nukleäres Protein mit Steroid- und DNA-Bindungsdomäne
- Ablauf: Progesteron bindet an der Steroidbindungsdomäne des Rezeptors → Aktivierung der DNA-Bindungsdomäne → Bindung an die DNA → Wirkung auf Transkriptionsebene: Induktion oder Repression verschiedener Gene, die für die Sexualfunktionen verantwortlich sind
Wirkungen an den Zielorganen
- Uterus: Schafft nach dem Eisprung optimale Bedingungen für eine mögliche Nidation
- Endometrium: Umwandlung der proliferativen zur sekretorischen Schleimhaut, Glykogeneinlagerung
- Myometrium: Muskeltonus↓
- Zervix
-
Zervikalkanal wird undurchlässiger
- Zunahme der Viskosität des Zervixschleims
- Verdickung des Schleimpfropfes
-
Zervikalkanal wird undurchlässiger
- Mamma
- Steigerung der Proliferation und Sekretionsbereitschaft der Glandulae mammariae
- Antiöstrogene Wirkung
- Vermindert die Expression des Östrogenrezeptors
- Stimuliert die Inaktivierung und den Abbau von Östrogen
- ZNS
- Thermogener Effekt → Erhöhung der Basaltemperatur um 0,5°C in der Lutealphase
- Beeinflusst die Gemütsstimmung
Progesteron ist das Schwangerschaftshormon: Es schafft ideale Bedingungen zur Einnistung und Aufrechterhaltung einer möglichen Schwangerschaft!
Menstruationszyklus
Der Menstruationszyklus dauert physiologischerweise 24–35 Tage. Die Variabilität liegt dabei in der 1. Zyklushälfte bei der Follikelreifung, während die 2. Zyklushälfte konstant 14–15 Tage dauert. Die 1. Zyklushälfte beginnt mit dem ersten Tag der Menstruation, die 2. Zyklushälfte mit der Ovulation nach normalerweise 12–15 Tagen. Die Menstruation dauert üblicherweise 3–7 Tage, wobei ca. 30–40 mL Blut verloren gehen. [3]
Regulation der weiblichen Sexualhormone
Die Steuerung der Östrogensynthese und -wirkung beginnt zentral im Hypothalamus mit der pulsatilen Freisetzung von GnRH zum Zeitpunkt der Pubertät. Die hypophysären Hormone LH und FSH entfalten ihre Wirkung an den Zielzellen im Ovar.
Hormone | Erste Zyklushälfte: Follikelphase | Späte Follikelphase / Ovulation | Zweite Zyklushälfte: Lutealphase | ||
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GnRH |
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LH |
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FSH |
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Östrogene |
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| |||
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Gestagene |
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Die Östrogene nehmen eine Sonderstellung im Feedbackmechanismus ein: In niedriger Konzentration bewirken sie eine negative Rückkopplung, während hohe Östrogenspiegel eine positive Rückkopplung auf die zentralen regulatorischen Hormone ausüben!
Hormonelle Kontrazeption
Der hormonelle Regelkreislauf des Menstruationszyklus ist komplex und folgt einem festgelegten Ablauf. Wenn während der Follikelphase Östrogene und Gestagene eine hohe Konzentration erreichen, bleibt der Eisprung aus, da Gestagen die LH-Sekretion hemmt. Nach diesem Prinzip greift die hormonelle Kontrazeption der "Pille" in den Hormonhaushalt ein.
Veränderungen des Endometriums während des Menstruationszyklus
Desquamations- und Proliferationsphase
- Desquamationsphase (Menstruation) (Tag 1-4)
- Der Beginn des Menstruationszyklus ist definiert als der erste Tag der Regelblutung.
- Kommt es nicht zur Schwangerschaft, so sinkt die Progesteronkonzentration aufgrund des Untergangs des Gelbkörpers → niedrige Progesteronkonzentration führt zu Gefäßspasmen in den Spiralarterien des Endometriums → Ischämien und Abstoßung der Lamina functionalis
- Proliferationsphase (Tag 4-15): Unter dem Einfluss des Östrogens, das während der Follikelreifung gebildet wird, kommt es zur Proliferation der Epithelzellen des Endometriums.
Sekretionsphase
- Unter dem Einfluss von Progesteron kommt es zur Differenzierung des Endometriums.
- Die Differenzierung schafft optimale Verhältnisse für die Nidation der befruchteten Eizelle: Aufnahme von Glykogen, Proteinen und Lipiden in die Stromazellen des Endometriums und dadurch Ausbildung der sog. Prädeziduazellen
-
Bei Nicht-Eintreten der Schwangerschaft führt der sinkende Progesteronspiegel anschließend zur Nekrose des funktionellen Endometriums und zur Menstruation
- Das Enzym Plasmin, das in der Gebärmutterschleimhaut enthalten ist, verhindert die Gerinnung des Menstruationsblutes.
Wiederholungsfragen zum Kapitel Sexualhormone
Übersicht Sexualhormone und zentrale Regulation
Über welchen Regelkreislauf wird die Ausschüttung der Sexualhormone gesteuert? Nenne die beteiligten Hormone!
Welche Wirkung hat das Luteinisierende Hormon (LH) auf seine Zielzellen?
Wodurch wird eine Ausschüttung von Inhibin stimuliert und welche Wirkung hat es auf den Regelkreislauf der Sexualhormone?
Androgene
Was ist die Ausgangssubstanz aller Sexualsteroide? Beschreibe den ersten Schritt der Testosteronbiosynthese!
Welche Reaktion wird von der Aromatase katalysiert? Nenne die Anzahl der C-Atome von Ausgangs- und Endprodukt!
Beschreibe die Wirkungen von Testosteron auf den Stoffwechsel! Welche ZNS-Wirkung des Hormons ist bei Tieren nachgewiesen worden, wird beim Menschen aber noch diskutiert?
Östrogene und Gestagene
Welche Wirkung haben Östrogene auf das Knochengewebe?
Wie sind Östrogene aufgebaut? Welche charakteristische biochemische Eigenschaft weisen sie auf?
Welche Veränderungen der Körpertemperatur lassen sich in der sog. „Lutealphase“ des Menstruationszyklus beobachten und durch welches Hormon werden sie verursacht?
Menstruationszyklus
Zu welchem Zeitpunkt bzw. in welcher Phase des Menstruationszyklus kommt es zum sog. LH-Peak? Wodurch wird er ausgelöst und welchen Effekt hat er?
Beschreibe die Veränderungen des Endometriums des nicht-schwangeren Uterus während der sog. „Sekretionsphase“ des Menstruationszyklus! Welches Hormon dominiert?
Wodurch wird eine Gerinnung des Menstruationsblutes im Uterus verhindert?
Eine Sammlung von allgemeineren und offeneren Fragen zu den verschiedenen prüfungsrelevanten Themen findest du im Kapitel Beispielfragen aus dem mündlichen Physikum.
Meditricks
In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.
Menstruationszyklus
Menstruationszyklus – Teil 1: Erste Zyklushälfte
Menstruationszyklus – Teil 2: Zweite Zyklushälfte
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