Zusammenfassung
Die Pityriasis rosea (Röschenflechte) ist eine weltweit häufig auftretende Hauterkrankung, die klassischerweise mit einer rumpfbetonten, münzgroßen Primärplaque (sog. „Primärmedaillon“) beginnt. In ihrem biphasischen Verlauf zeigt sich dann verzögert ein stammbetontes Exanthem aus hellroten, ovalären, zeitweise juckenden Plaques, die wie die Primärplaque eine colleretteartige Schuppenkrause aufweisen können. Die Erkrankung tritt gehäuft im Frühjahr und Herbst bei Kindern und jungen Erwachsenen auf. Vermutet wird eine virale Genese durch HHV-6 und -7. Die Diagnose wird anhand des klinischen Bildes gestellt. Eine Behandlung ist nicht notwendig, kann bei Beschwerden allerdings symptomorientiert erfolgen. In der Frühschwangerschaft sollten Patientinnen bei ausgedehntem Befall und extrakutanen Symptomen engmaschig gynäkologisch kontrolliert werden, auch wenn die Erkrankung auf den Schwangerschaftsverlauf i.d.R. keinen Einfluss hat.
Epidemiologie
Ätiologie
- Ursache unbekannt
- Assoziation mit Virusinfektionen
Symptomatik
- Hautbefund
- Initial: Einzelne große, ovale, hellrote Plaque (sog. Primärmedaillon) mit nach innen gerichteter, zarter Schuppenkrause am Stamm (sog. Collerette), insb. am oberen Rumpf
- Im Verlauf
- Exanthem aus unterschiedlich großen, hellroten, ovalären Plaques mit Betonung des Rumpfes und der proximalen Extremitäten
- Klassischerweise entlang der Hautspaltlinien angeordnet („christmas tree pattern“), Plaques kleiner als das Primärmedaillon und ggf. ebenfalls mit colleretteartiger Schuppenkrause
- Nach 3–8 Wochen: Spontanes, narbenfreies Abheilen
- Geringe Allgemeinsymptomatik: Ggf. Fieber, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Lymphadenitis (insb. zervikal), gelegentlich Juckreiz
Verlaufs- und Sonderformen
- Pityriasis rosea inversa
- Insb. Personen mit dunklem Hautton und Kinder
- Lokalisation: Gesicht, Nacken, Achseln, Leisten und Genitalbereich
- Hautbefund: Deutlich kleinere Plaques, follikuläre Betonung möglich, i.d.R. mit Juckreiz
- Prognose: Abheilung unter postinflammatorischer Hypo- oder Hyperpigmentierung
- Pityriasis rosea recidivans: Wiederkehrendes Auftreten
- Seltenere Verlaufsformen
- Urtikarielle Pityriasis rosea
- Follikuläre Pityriasis rosea
- Unilaterale Pityriasis rosea
- Vesikuläre Pityriasis rosea
- Hämorrhagische Pityriasis rosea
- Palmare und plantare Pityriasis rosea
Diagnostik
- Klinische Diagnose
- Laborparameter inkl. Syphilis-Serologie (TPHA, TPPA) unauffällig
- In Ausnahmefällen: Histologie
- Fokale Hyperparakeratose
- Mäßige Akanthose, diskrete Spongiose
- Spärliches perivaskuläres lymphozytäres Infiltrat der oberen Dermis mit Erythrozytenextravasaten
Differenzialdiagnosen
- Sekundäre Syphilis
- Virus- oder Arzneimittelexantheme
- Tinea corporis
- Psoriasis guttata
- Parapsoriasis en plaques
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Therapie
- Meist keine Therapie notwendig (spontane Rückbildungstendenz)
- Allgemeinmaßnahmen
- Häufiges und heißes Baden/Duschen vermeiden
- Okklusive Kleidung vermeiden
- Fettige Externa meiden
- Topische Therapie: Bei Juckreiz
- Polidocanolhaltige Externa
- Topische Glucocorticoide, bspw. Methylprednisolon 0,1% [1]
- Phototherapie: Bei ausgedehntem Befall
- UVB-Breitbandtherapie, alternativ UVA1-Phototherapie
- Systemtherapie
- Ggf. antivirale Therapie mit Aciclovir (Off-Label Use!) [3]
- Nicht empfohlen: Antibiotika (bspw. mit Erythromycin) [4]
Pityriasis rosea in der Schwangerschaft
- I.d.R. kein Einfluss auf den Schwangerschaftsverlauf
- Engmaschige gynäkologische Kontrollen bei Beginn in Frühschwangerschaft, ausgedehntem Hautbefall und extrakutanen Symptomen empfohlen
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
- L42: Pityriasis rosea
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.