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Herpesvirus-Infektionen

Letzte Aktualisierung: 6.12.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Humane Herpesviren (HHV) gehören zu den DNA-Viren, die charakteristischerweise die Fähigkeit haben, nach einer Erstinfektion lebenslang im menschlichen Organismus zu verbleiben. Die meisten Herpesviren sind für bestimmte Krankheitsbilder verantwortlich und unter einem eigenen Namen bekannt (z.B. Varizella-Zoster-Virus: Windpocken und Herpes zoster; Epstein-Barr-Virus: infektiöse Mononukleose). Die Herpes-simplex-Viren (HSV1, HSV2) befallen vor allem die Schleimhäute. HSV1 verursacht insbesondere die Krankheitsbilder Herpes labialis und Stomatitis aphthosa, HSV2 den Genitalherpes. Ein Hautbefall mit Herpes-simplex-Viren kann lokalisiert (z.B. Herpes digitalis) oder flächig (Eczema herpeticatum) auftreten. Gefürchtet ist die Herpes-simplex-Enzephalitis mit hoher Letalität. Therapiert wird symptomatisch und mit verschiedenen Virostatika.

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Überblicktoggle arrow icon

  • Alphaherpesviren: Neurotrop und schnell replizierend
  • Betaherpesviren: Lymphotrop mit langsamer Replikation
  • Gammaherpesviren: Lymphotrop mit onkogenem Potenzial
Subtypen der humanen Herpesviren (HHV)
HHV-Subtyp Besonderheiten Erkrankungen
HHV1

Herpes-simplex-Virus 1 (HSV1)

HHV2 Herpes-simplex-Virus 2 (HSV2)
HHV3 Varizella-Zoster-Virus (VZV)
HHV4 Epstein-Barr-Virus (EBV)
  • Gammaherpesviren
  • Onkogenes Potenzial: Kann Wirtszellen immortalisieren und transformieren
  • Keine spezifische Therapie möglich
HHV5 Zytomegalievirus (CMV)
HHV6
  • Betaherpesviren
  • Sehr hohe und frühe Durchseuchung
  • Keine spezifische Therapie möglich
HHV7
HHV8 Kaposi-Sarkom-Virus (KSHV)
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Herpes labialis (Lippenherpes)toggle arrow icon

Erreger

Epidemiologie

Ätiologie [1]

Herpes labialis ist eine häufige Sekundärmanifestation einer HSV1-Infektion (bei Reaktivierung).

Klinik

  • Bei Erstinfektion häufig klinisch inapparente Verläufe
  • Rezidivierende schmerzende Bläschen an Mund- und Lippenschleimhaut

Insb. bei immungeschwächten Menschen können HSV-Primär-, aber auch HSV-Sekundärmanifestationen schwer und ggf. disseminiert verlaufen!

Diagnostik

Therapie des Herpes labialis [2]

Therapie des Herpes labialis bei Kindern [4]

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Stomatitis aphthosa (Gingivostomatitis herpetica)toggle arrow icon

Erreger

Epidemiologie

Ätiologie

Schwerwiegende Manifestation (häufig Erstinfektion) einer Infektion mit Herpes-simplex-Virus 1 (HSV1)

  • Übertragungsweg: Direkter oder indirekter Kontakt zu infektiösem Sekret
  • Infektiosität
    • Bei Primärinfektion: ca. 1–3 Wochen
    • Bei Sekundärmanifestation: I.d.R. einige Tage
  • Pathogenese: Erstmanifestation (hier: Gingivostomatitis) → Verbleiben des Virus in regionalen Ganglien → Symptomatische Reaktivierung (i.d.R. in Form von Lippenherpes) bei passagerer Immuninsuffizienz (z.B. durch Infektion, Stress, vermehrte Sonneneinstrahlung)

Klinik

  • Inkubationszeit: Etwa 3–6 Tage (Spanne 2–12 Tage, bei Neugeborenen bis zu 6 Wochen)
  • Sehr schmerzhafte Bläschen und Erosionen der gesamten Mundschleimhaut und Gingiva (betont im vorderen Mundbereich)
  • Ggf. Beteiligung der Lippen und des perioralen Bereiches
  • Zervikale Lymphknotenschwellung
  • Stark reduziertes Allgemeinbefinden mit hohem Fieber
  • Häufig Nahrungs- und Trinkverweigerung infolge der Schmerzen

Insb. bei immungeschwächten Menschen können HSV-Primär-, aber auch HSV-Sekundärmanifestationen schwer und ggf. disseminiert verlaufen!

Diagnostik

Therapie der Stomatitis aphthosa [2]

Therapie der Stomatitis aphthosa bei Kindern

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Herpes genitalis (Genitalherpes)toggle arrow icon

Erreger

Epidemiologie

  • Vor allem sexuell aktive Erwachsene
    • Durchseuchung mit HSV1 nahezu 100% und/oder mit HSV2 ca. 20–60%

Bei Auftreten im Kindesalter muss immer an sexuellen Missbrauch gedacht werden!

Ätiologie [1]

Primär- oder Sekundärmanifestation einer HSV-Infektion

  • Übertragungsweg: Fast ausschließlich über Geschlechtsverkehr (direkter Kontakt zu infektiösem Sekret), theoretisch auch indirekter Kontakt möglich
  • Infektiosität
    • Bei Primärinfektion: ca. 1–3 Wochen
    • Bei Sekundärmanifestation: I.d.R. einige Tage
  • Pathogenese: Asymptomatische Erstinfektion oder symptomatische genitale Infektion → Verbleiben des Virus in regionalen Ganglien → Symptomatische Reaktivierung bei passagerer Immuninsuffizienz (z.B. Infektion, Stress, vermehrte Sonneneinstrahlung)

Klinik

  • Primärinfektion
    • Inkubationszeit: Etwa 3–6 Tage (Spanne 2–12 Tage, bei Neugeborenen bis zu 6 Wochen)
    • Rötung und Schwellung der Genitalien, Spannungsgefühl, Juckreiz und Brennen, ggf. glasiger Ausfluss
    • Schmerzhafte Lymphadenopathie in der Leiste
    • Nach einigen Tagen: Auftreten von disseminierten, erodierenden Bläschen im Genitalbereich, die später schmerzhaft oberflächlich ulzerieren
  • Reaktivierung
    • Wiederauftreten bei Stress bzw. passagerer Immunsuppression: Disseminierte, erodierende Bläschen (s.o.)

Insb. bei immungeschwächten Menschen können HSV-Primär-, aber auch HSV-Sekundärmanifestationen schwer und ggf. disseminiert verlaufen!

Diagnostik

Therapie des Herpes genitalis

Allgemeine Maßnahmen

  • Beratung
    • Übertragungswege und Hygienemaßnahmen
    • Bis zur Abheilung sollte auf sexuelle Kontakte verzichtet werden
    • Verwendung von Kondomen ist sinnvoll, bietet aber keinen garantierten Schutz
    • Benachrichtigung und Untersuchung des Sexualpartners
    • Besondere Vorsicht in der Schwangerschaft (s.u.)
    • Diaplazentare Infektionen sind selten, aber schwerwiegend
  • Indikationen zur stationären Therapie: I.d.R. ambulantes Prozedere ausreichend, stationäre Aufnahme bei
    • Notwendigkeit einer i.v. Therapie
    • Notwendigkeit einer Dauerkatheteranlage
    • Mitbeteiligung des ZNS

Medikamentöse Therapie

Antivirale Therapie des Herpes genitalis bei Erwachsenen

Vorgehen bei Schwangeren

Antivirale Therapie des Herpes genitalis im Kindesalter [4][5]

Komplikationen

Prävention

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Eczema herpeticatumtoggle arrow icon

Erreger

Epidemiologie

  • Sehr seltene Erkrankung

Ätiologie

Primär- oder Sekundärmanifestation einer HSV-Infektion

  • Übertragungsweg: Direkter oder indirekter Kontakt zu infektiösem Sekret
  • Infektiosität
    • Bei Primärinfektion: ca. 1–3 Wochen
    • Bei Sekundärmanifestation: I.d.R. einige Tage
  • Risikogruppen: Patienten mit ekzematös vorgeschädigter Haut

Klinik

  • Inkubationszeit: Etwa 3–6 Tage (Spanne 2–12 Tage, bei Neugeborenen bis zu 6 Wochen)
  • Allgemeinsymptome mit Fieber
  • Flächenhafte Infektion der Haut mit ausgedehnter und schmerzhafter Bläschenbildung
    • Multiple runde, wie ausgestanzt wirkende, zu großem Beet konfluierende Vesiculae (Bläschen)
    • Oft Gesicht und Hals betroffen

Insb. bei immungeschwächten Menschen können HSV-Primär-, aber auch HSV-Sekundärmanifestationen schwer und ggf. disseminiert verlaufen!

Diagnostik

Therapie des Eczema herpeticatum [2]

Antivirale Therapie des Eczema herpeticatum bei Kindern [4]

Komplikationen

Das Eczema herpeticatum stellt eine schwere und potenziell lebensbedrohliche Erkrankung dar, weshalb Diagnosestellung und Therapieeinleitung möglichst frühzeitig erfolgen sollten!

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Herpes digitalis (Herpes-Panaritium, herpetic whitlow)toggle arrow icon

Erreger

Epidemiologie

  • I.d.R. Auftreten bei Kindern

Ätiologie

  • Übertragungsweg: Meist direkter Kontakt zu infektiösem Sekret, häufig Sekundärinfektion nach Erstinfektion anderer Körperstellen
  • Infektiosität
    • Bei Primärinfektion: ca. 1–3 Wochen
    • Bei Sekundärmanifestation: I.d.R. einige Tage
  • Risikogruppen
    • Kinder
    • Im Gesundheitswesen tätige Personen mit Schleimhautkontakt (z.B. Zahnärzte, HNO-Ärzte)

Klinik

  • Inkubationszeit: Etwa 3–6 Tage (Spanne 2–12 Tage, bei Neugeborenen bis zu 6 Wochen)
  • Initial: Spannungsgefühl, Juckreiz und Schmerzen im Bereich eines oder mehrerer Finger
  • Im Verlauf: Gruppierte Bläschenbildung und kleine Epitheldefekte

Insb. bei immungeschwächten Menschen können HSV-Primär-, aber auch HSV-Sekundärmanifestationen schwer und ggf. disseminiert verlaufen!

Diagnostik

Differenzialdiagnosen

Therapie des Herpes digitalis

Antivirale Therapie des Herpes digitalis bei Kindern [4]

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Diagnostiktoggle arrow icon

Eine initial negative PCR schließt eine Infektion NICHT aus!

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Therapietoggle arrow icon

Wirkstoffe

Abhängig vom Virus und der Schwere der Infektion stehen lokale und systemische (orale und intravenöse) Virostatika zur Verfügung. Die Wirkstoffe hemmen als Antimetabolit die virale DNA-Polymerase und verhindern die wirtsvermittelte Replikation.

Ein möglichst früher Beginn ist bei einer Herpestherapie entscheidend, da die Viren nur in der Replikationsphase gehemmt werden!

Herpesvirus-Infektionen - Therapievorschläge

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Präventiontoggle arrow icon

Impfung

Hygienische Maßnahmen

Für alle Herpes-simplex-Infektionen gilt: Kontakt der Effloreszenzen bzw. des Bläscheninhalts mit dem Neugeborenen bzw. Immungeschwächten verhindern!

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Besondere Patientengruppentoggle arrow icon

Herpes-simplex-Infektion in der Schwangerschaft

Herpesvirus-Infektionen bei Schwangeren gleichen im Wesentlichen den Erkrankungen bei nicht-schwangeren Frauen, gehen allerdings insb. bei Herpes genitalis mit der Gefahr einer vertikalen Transmission auf das Kind einher (konnatale Herpes-simplex-Infektion, neonatale Herpes-simplex-Infektion). Im Folgenden wird lediglich auf besondere Aspekte während der Schwangerschaft eingegangen.

Diagnostik [6]

  • In Deutschland kein Screening im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge
  • Bestimmung des Immunstatus bei
    • Anamnestischen Hinweisen auf Herpes genitalis (bei der Schwangeren oder ihrem Partner / ihrer Partnerin)
    • Rezidivierendem Herpes labialis des Partners / der Partnerin und/oder negativer Anamnese für frühere Herpes-Episoden
  • Bei V.a. Herpes genitalis: Direkter Erregernachweis (PCR oder Kultur) aus Bläscheninhalt, Blut oder Genitalabstrich
    • Zur Unterscheidung zwischen Primärinfektion und Reaktivierung: Zusätzlich Serologie
  • Bei nachgewiesener Primärinfektion während der Frühschwangerschaft: Regelmäßige fetale Sonografie, bei Auffälligkeiten ggf. Amniozentese

Therapie

Prävention

Vertikale Transmission [4]

Bei floridem Herpes genitalis und vaginaler Entbindung besteht während der Geburt ein hohes Risiko für eine vertikale Transmission mit neonataler Herpes-simplex-Infektion!

Neonatale Herpes-simplex-Infektion [4]

Eine neonatale Herpes-simplex-Infektion entsteht durch Virusübertragung kurz vor, während oder nach der Geburt. Kommt es bereits zu einem früheren Zeitpunkt der Schwangerschaft zu einer Transmission, kann es zum klinischen Bild einer konnatalen Herpes-simplex-Infektion kommen.

Erreger

Übertragung

  • Kurz vor oder während der Geburt: Aufsteigend oder durch Kontaktinfektion
  • Nach der Geburt: Kontaktinfektion

Klinisches Bild

Diagnostik

Therapie

Prävention

Aufgrund der schlechten Prognose einer neonatalen HSV-Infektion sollte jede unklare Neugeboreneninfektion mit Bläschenbildung innerhalb von 24 Stunden nach Symptombeginn mit Aciclovir i.v. behandelt werden!

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Studientelegramme zum Thematoggle arrow icon

  • One-Minute Telegram (aus unserer englischsprachigen Redaktion)

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In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Herpes-simplex-Virus (HSV) 1 und 2

Zytomegalievirus (CMV)

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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