ambossIconambossIcon

AMBOSS-Pflegewissen: Absaugen der Atemwege

Letzte Aktualisierung: 20.3.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Sammeln sich Sekrete in Atemwegen, ist es Aufgabe der Pflege, diese abzusaugen. Eine häufige Prozedur ist insb. das sog. endotracheale Absaugen (bei liegendem Tubus bzw. Trachealkanüle) bei invasiv beatmeten Patient:innen. Das Absaugen kann jedoch auch ohne einliegenden Beatmungstubus durch einen Zugang über Nase oder Mund erfolgen.

Ein sicherer Umgang mit Absaugsystemen ist sowohl in der Beatmungspflege als auch bei Patient:innen mit unzureichender selbstständiger Sekretmobilisation zwingend erforderlich.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Hintergrundtoggle arrow icon

Allgemeines

  • Ärztliche Anordnung notwendig: Ggf. in Notfallsituationen ohne ärztliche Anordnung
  • Aseptisches Arbeiten: Zur Infektionsprophylaxe
  • Während des Absaugens: Patientenbeobachtung insb. auf Zyanose, Bradykardie, Abfall des SpO2 und Bronchospasmus
  • Dauer: Nicht länger als 15 Sekunden
  • Zu beachten
    • Zwischen zwei Absaugvorgängen immer Pausen einlegen
    • Mind. ein Absauggerät sollte auf jeder Station immer einsatzbereit sein
    • Vor dem Absaugen die Funktion des Absauggeräts testen !

Zum Verhindern einer Keimverschleppung von nasal nach endotracheal ist bei jedem Absaugen ein neuer, steriler Katheter zu verwenden!

Für das Absaugen gilt: So oft wie nötig, so selten wie möglich! Da der Vorgang die Schleimhäute reizt, kommt es zu einer vermehrten Sekretproduktion!

Indikationen

  • Rasselndes Atemgeräusch
  • Mangelhaftes Abhusten von Sekret bei körperlicher Schwäche
  • Aspiration (z.B. von Nahrung, Erbrochenem)
  • Gewinnung von Trachealsekret zur Diagnostik

Kontraindikationen

  • Starker Hustenreiz und sehr zäher Schleim
  • Keine Besserung trotz vorheriger Absaugversuche
  • Schädel-Hirn-Trauma (kein nasales Absaugen)
  • Palliative Patient:innen ohne Leidensdruck

Komplikationen

In jedem Arbeitsbereich muss ein einsatzbereites Absauggerät vorhanden sein, das in festgelegten Abständen auf seine Funktionsfähigkeit zu prüfen ist! Jede:r Mitarbeiter:in muss wissen, wo sich das Absauggerät befindet und wie es zu bedienen ist!

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Absaugsysteme und Materialientoggle arrow icon

Systeme

  • Offenes Absaugen
    • Mit atraumatischem Katheter
      • Wulstiger Ring an der Spitze des Absaugkatheters, der ein Festsaugen an der Schleimhaut verhindern soll
      • Atraumatische Katheter können unter Sog eingeführt werden, alle anderen nicht
    • Mit Standardkatheter
      • Zwei Öffnungen seitlich an der Spitze des Katheters, die ein Ansaugen an der Schleimhaut verhindern sollen
      • Katheter wird immer ohne Sog eingeführt, um Schleimhautverletzungen zu vermeiden
  • Geschlossenes Absaugen: Bei invasiver Beatmung mit liegendem Tubus oder bestehender Tracheotomie
    • Meist auf der Intensivstation und bei Patient:innen mit Atemwegsinfektionen
    • Absaugkatheter befindet sich in einer Hülle, weshalb das System in sich steril ist → Kein steriles Arbeiten während dem Absaugen notwendig
    • Verbreitung von Keimen über Aerosole wird vermieden bzw. vermindert
    • Keine Diskonnektion der Beatmung
  • Arten der Absaugung
    • Nasales Absaugen
    • Orales Absaugen
    • Endotracheales Absaugen
  • Wartung und Kontrolle der Absauggeräte
    • Einweisung durch befugte Mitarbeiter:innen
    • Regelmäßige Wechsel der Absaugbehälter und des Absaugschlauches nach hausinternen Standards
    • Funktion überprüfen: Gerät einschalten, durch kurzes Verschließen der Spitze des Absaugschlauches sollte der Sog spürbar sein, ggf. Gerät selbstständigen Check durchführen lassen
    • Wenn der Absauger nicht funktioniert: Alle Anschlüsse auf Dichtheit prüfen, ggf. Beutelwechsel

Benötigtes Material

  • Mundschutz und Schutzbrille (bei nachgewiesenen Keimen ggf. weitere Schutzkleidung)
  • Unsterile Handschuhe, Händedesinfektionsmittel
  • Einzeln verpackte sterile Handschuhe
  • Sterile Absaugkatheter
  • Absaugvorrichtung einschließlich angeschlossenem Absaugschlauch mit Fingertip, steriles Aqua destillata zum Durchspülen
  • Ggf. Sauerstoff plus geeignete Sonde (Maske oder Brille)
  • Ggf. Watteträger und anästhesierendes Gel
  • Ggf. bei liegender Magensonde: Ablaufbeutel
  • Ggf. spezielles Probeentnahmeset für Laboruntersuchungen des Sekrets
  • Ggf. steriles NaCl oder Bepanthensalbe zum Anfeuchten des Katheters
  • Utensilien für Mund- und Nasenpflege
  • Abwurfbehälter direkt am Bett

Größe und Beschaffenheit der Absaugkatheter

  • Nasal: 10–14 Charrière, möglichst atraumatischer Katheter
  • Oral: 14–20 Charrière, großlumig
  • Bei Kindern: Je nach Größe zwischen 6 und 12 Charrière
  • Endotracheal: Atraumatische Katheter
Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Durchführungtoggle arrow icon

Nasales Absaugen der oberen Atemwege

Das nasale Absaugen dient der Entfernung von Sekreten aus dem Nasen-Rachen-Raum, was den Luftfluss verbessert. I.d.R. handelt es sich um einen unsterilen Vorgang (ähnlich dem oralen Absaugen). Muss jedoch endotracheal abgesaugt werden, gilt es unbedingt auf steriles Arbeiten zu achten.

Vorbereitung

  1. Patient:in informieren, Einwilligung (ggf. bei Angehörigen) einholen
  2. Intimsphäre schützen (bspw. durch einen Sichtschutz), Fenster und Türen schließen
  3. Rechtshänder:innen stehen auf der rechten Seite des/der Patient:in am Bett
  4. Sog des Absaugers bei Erwachsenen auf 0,4 bar, bei Kindern auf 0,2 bar einstellen, Funktion des Absaugers testen
  5. Sekretlösende Maßnahmen, ggf. Mund- und Nasenpflege durchführen
  6. Positionierung mit erhöhtem Oberkörper oder in Seitenlage
  7. Ggf. an Magensonde Ablaufbeutel unter Magenniveau anbringen
  8. Ggf. Nasensalbe oder Gleitgel mit einem Watteträger in das Nasenloch geben

Durchführung

Während des Absaugens Patientenbeobachtung insb. bzgl. Zyanose, Bradykardie, Abfall des spO2, Bronchospasmus

  1. Hygienisch korrekte und organisierte Arbeitsweise, rückenschonendes Arbeiten
  2. Mundschutz und Schutzbrille anlegen (bei offenem System)
  3. Händedesinfektion und unsterile Handschuhe anziehen
  4. Katheterhülle öffnen, den Absaugkatheter in der Hülle belassen
  5. Absaugschlauch und Absaugkatheter über Fingertip verbinden
  6. Katheter unter Arm klemmen und über dominante Hand sterilen Handschuh anziehen
  7. Katheter steril entnehmen oder steril anreichen lassen
  8. Katheter mit der sterilen Hand ohne Sog (bei atraumatischen Kathetern mit Sog) waagerecht mit sanftem Druck ca. 8–10 cm während der Einatmung in die Nase einführen, bei Widerständen nie gewaltsam vorgehen: Katheter etwas zurückziehen und unter drehenden Bewegungen erneut vorschieben
  9. Durch Verschließen des Fingertips und mehrmaliges leichtes Vor- und Zurückschieben im Rachenraum absaugen
  10. Unter Sog den Katheter langsam herausziehen
  11. Katheter in sterilen Handschuh aufrollen und beides im Abfall entsorgen
  12. Absaugschlauch mit sterilem Aqua destillata durchspülen

Nachbereitung

  1. Ggf. Ablaufbeutel von der Magensonde entfernen, Kontrolle der Vitalparameter
  2. Mund- und Nasenpflege durchführen
  3. Dokumentation
    • Zeitpunkt und Häufigkeit des Absaugens
    • Ungefähre Menge des Sekrets
    • Konsistenz, Farbe und ggf. Beimengungen im Sekret
    • Befinden des Patienten oder der Patientin vor und nach dem Absaugen, insb. Reaktionen auf das Absaugen und Veränderungen der Vitalparameter

Orales Absaugen der oberen Atemwege

Patient:innen müssen im Mund abgesaugt werden, wenn sich Speichel im Mundraum ansammelt, sich Fremdkörper im Mund befinden oder sie nicht schlucken können. Aufgrund des Würgereizes kann der Katheter häufig nicht so tief über den Mund bis zum Rachenraum vorgeschoben werden wie beim nasalen Absaugen. Der nasale Zugangsweg ist für eine Absaugung tieferer Bereiche des Rachenraumes i.d.R. effektiver.

Endotracheales Absaugen

Vor jedem endotrachealen Absaugen erfolgt eine Präoxygenierung der Patient:innen sowie als Aspirationsprophylaxe eine Oberkörperhochlage. Außerdem werden nur atraumatische Katheter verwendet. Das endotracheale Absaugen erfolgt normalerweise über eine Trachealkanüle oder einen Tubus.

Mit Trachealkanüle/Tubus

  1. Vorbereitung des/der Patient:in wie beim nasalen Absaugen
  2. Beatmungsbeutel mit O2-Reservoir und Maske greifbar haben
  3. Präoxygenierung: Je nach SpO2mit 100% O2 für ca. 2–3 min beatmen
  4. Alarm des Beatmungsgerätes deaktivieren, Sauerstoffanreicherungs- und Diskonnektionstaste aktivieren
  5. Akustisches Pulssignal am Monitor zur zusätzlichen Überwachung aktivieren
  6. Händedesinfektion, Mund-Nasen-Schutz, Schutzkittel, keimarme Einmalhandschuhe und ggf. Schutzbrille anziehen
  7. Katheterhülle öffnen, Katheter in der Hülle belassen
  8. Absaugschlauch und Absaugkatheter über Fingertip verbinden
  9. Katheter unter den Arm klemmen und über dominante Hand sterilen Handschuh anziehen, Verpackung als sterile Unterlage nutzen
  10. Beatmung vom Tubus oder der Trachealkanüle diskonnektieren und auf der sterilen Unterlage ablegen
  11. Katheter steril entnehmen oder steril anreichen lassen
  12. Tubus/Trachealkanüle mit unsteriler Hand fixieren bzw. von zweiter Pflegekraft halten lassen
  13. Absaugkatheter unter Sog einführen, bis ein leichter Widerstand spürbar ist
  14. Unter drehenden Bewegungen Katheter langsam herausziehen, währenddessen Patientenbeobachtung
  15. Beatmung rekonnektieren
  16. Katheter in sterilen Handschuh aufrollen und beides im Abfall entsorgen
  17. Ggf. Vorgang nach kurzer Pause mit neuem Katheter und neuen sterilen Handschuhen wiederholen
  18. Alarm des Beatmungsgerätes anstellen, akustisches Pulssignal deaktivieren
  19. Auskultation der Lunge auf verbliebene Rasselgeräusche als Zeichen von Sekret
  20. Nachbereitung des/der Patient:in wie beim nasalen Absaugen

Ohne Trachealkanüle/Tubus – „Blindes Absaugen“

Wenn die Notwendigkeit bzw. eine Notfallsituation besteht, kann auch „blind“ über die Nase endotracheal abgesaugt werden.

  1. Vorbereitung des/der Patient:in wie beim nasalen Absaugen
  2. Zusätzlich Präoxygenierung: Nach ärztlicher Anordnung über ca. 2 min eine gesteigerte Menge Sauerstoff verabreichen
  3. Zunächst nasal absaugen
  4. Neuen sterilen Handschuh und neuen atraumatischen Katheter verwenden
  5. Atraumatischen Katheter nasal unter Sog einführen und bei der Einatmung noch weiter vorschieben als beim nasalen Absaugen
  6. Absaugen , Katheter im Anschluss zügig unter Sog zurückziehen
  7. Katheter in sterilen Handschuh aufrollen und beides im Abfall entsorgen
  8. Absaugschlauch mit sterilem Aqua destillata durchspülen
  9. Nachbereitung wie beim nasalen Absaugen

Zum Verhindern einer Keimverschleppung von nasal nach endotracheal ist bei jedem Absaugen ein neuer, steriler Katheter zu verwenden!

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Probiere die Testversion aus und erhalte 30 Tage lang unbegrenzten Zugang zu über 1.400 Kapiteln und +17.000 IMPP-Fragen.
disclaimer Evidenzbasierte Inhalte, von festem ärztlichem Redaktionsteam erstellt & geprüft. Disclaimer aufrufen.