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Herzrhythmusstörungen

Letzte Aktualisierung: 23.1.2025

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Von Herzrhythmusstörungen (HRST) wird gesprochen, wenn eine gestörte Frequenz der Herzschläge (d.h. zu schnell oder zu langsam) und/oder eine Unregelmäßigkeit der Herzschläge vorliegt. Unterschieden wird dabei der Ursprung der HRST innerhalb des Herzens. Liegt der Entstehungsort im Ventrikel selbst, wird von „ventrikulären“ HRST gesprochen. Liegt der Entstehungsort aus Sicht der Erregungsleitung vor dem Ventrikel, wird dies als „supraventrikuläre“ HRST bezeichnet. Dabei kann die Erregung auf verschiedene Weisen, nämlich bereits in ihrer Bildung, in ihrer Weiterleitung oder in beidem, beeinflusst sein.

HRST können idiopathisch oder im Rahmen verschiedenster kardialer oder extrakardialer Grunderkrankungen auftreten. Sowohl einzelne, harmlose Extrasystolen zählen zu HRST, als auch lebensbedrohliche Störungen wie ein totaler AV-Block oder Kammerflimmern. Die Beschwerdesymptomatik ist hierbei breit gefächert, wobei die klinische Ausprägung nicht immer mit der tatsächlichen Bedrohung korrelieren muss. Neben einem kompletten Fehlen von Beschwerden können bradykarde HRST beim Patienten bspw. zu Schwindel führen, während tachykarde HRST häufiger als Palpitationen oder Herzrasen wahrgenommen werden. Durch eine unzureichende Herzleistung sind klassische Symptome der Herzinsuffizienz bis hin zur Synkope, einem kardiogenen Schock oder sogar ein plötzlicher Herztod möglich.

Zur Diagnosestellung sind apparative Untersuchungsmethoden wie das Ruhe-, Belastungs- oder Langzeit-EKG, seltener auch invasive, kathetergestützte Verfahren notwendig. Die antiarrhythmische, medikamentöse Therapie umfasst eine Vielzahl an möglichen Wirkstoffen, die nach Vaughan-Williams in vier Klassen unterteilt werden. Nicht-medikamentöse Therapieformen umfassen die Implantation verschiedener Herzschrittmacher, die Katheterablation bis hin zu chirurgischen Optionen. Anhaltende Rhythmusstörungen mit hämodynamischer Relevanz bedürfen einer sofortigen Notfallbehandlung, was Maßnahmen wie Defibrillation (bei Kammerflimmern) oder Kardioversion (ggf. bei Vorhofflimmern erforderlich) umfasst.

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Ätiologietoggle arrow icon

Kardial

Extrakardial

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Klassifikationtoggle arrow icon

Bradykarde Rhythmusstörungen

Ab einer Frequenz <60/min spricht man in der Regel von einer Bradykardie.

Tachykarde Rhythmusstörungen

Ab einer Frequenz >100/min spricht man von einer Tachykardie. Um den Entstehungsort der Tachykardie genauer zu bezeichnen, werden ventrikuläre von supraventrikulären Herzrhythmusstörungen unterschieden. Bei tachykarden ventrikulären HRST ist der Ursprung der Erregung irgendwo im Ventrikel selbst lokalisiert. Von dort aus wird der Rest des Ventrikels erregt. Da hierbei die Erregung nicht wie physiologischerweise vom schnellen His-Purkinje-Reizleitungssystem weitergeleitet wird, dauert es länger, bis der ganze Ventrikel erregt ist, was sich typischerweise in einem verbreiterten QRS-Komplex (>120 ms) im EKG darstellt. Wenn der Ursprung der Tachykardie hingegen „oberhalb“ des Ventrikels, also supraventrikulär (im Vorhof) gelegen ist, kann die Erregung des Ventrikels über das schnellere His-Purkinje-Reizleitungssystem erfolgen und somit zeigen sich im EKG in der Regel normal-breite QRS-Komplexe.

Supraventrikuläre Rhythmusstörungen

Ventrikuläre Rhythmusstörungen

Die häufigsten Tachyarrhythmien im Kindes- und Jugendalter sind atrioventrikuläre Reentrytachykardien auf der Grundlage einer akzessorischen Leitungsbahn. Bei Erwachsenen ist das Vorhofflimmern am häufigsten!

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Pathophysiologietoggle arrow icon

  • Potentiell Autonomie jeder Herzmuskelzelle möglich
  • Reentry-Mechanismen mit kreisender Erregung (bspw. bei VHF)
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Symptomatiktoggle arrow icon

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Diagnostiktoggle arrow icon

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Hyperkinetisches Herzsyndrom

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Allgemeine therapeutische Maßnahmen

  • Kausale Therapie der Grunderkrankung
  • Symptomatische Behandlung
    • Allgemeinmaßnahme wie Vagusreizung (Valsalva-Pressversuch, Karotisdruck), Sedierung, Bettruhe, O2-Gabe
    • Antiarrhythmische Behandlung mit Medikamenten (Antiarrhythmika s. Tabelle), Katheterablationsverfahren, antiarrhythmische Kardiochirurgie (selten)

Die kausale Therapie der Grunderkrankungen (bspw. Herzinsuffizienz, Hypertonie, Hyperthyreose, Elektrolytstörungen) ist prognostisch weit bedeutsamer als etwa die Einteilung der Rhythmusstörungen nach Schweregrad (bspw. nach Lown-Klassifikation)!

Medikamentöse Therapie

Einteilung der Antiarrhythmika nach Vaughan-Williams

Die Einteilung der Antiarrhythmika nach Vaughan-Williams stammt aus dem Jahre 1970 und wird heutzutage zunehmend problematischer, da die neueren spezifischen Kanal- und Rezeptorblocker nicht berücksichtigt werden.

Einteilung der Antiarrhythmika nach Vaughan-Williams
Klasse Wirkmechanismus Beispiel-Wirkstoff Indikation
Ia
  • Natriumkanal-Blocker
  • Ajmalin
Ib
  • Als Reservemedikament bei akuten ventrikulären Rhythmusstörungen
  • Mögliche Alternative zu Amiodaron im Rahmen der CPR
Ic
II
III
  • Kaliumkanal-Blocker
IV

Nach B kommt C!“ (Klasse I: Natriumkanal-Blocker, Klasse Il: Betablocker, Klasse III: Kaliumkanal-Blocker, Klasse IV: Calciumkanal-Blocker)

Weitere Antiarrhythmika

Klasse-I-Antiarrhythmika sind nach Herzinfarkt und bei Herzinsuffizienz kontraindiziert!

Elektrotherapie bei Herzrhythmusstörungen

Die Therapie des angeborenen Long-QT-Syndroms besteht aus 3 Säulen: Medikamentöse Therapie zur Prävention mittels Betablocker (i.d.R. Therapie der 1. Wahl), elektrische Kardioversion zur Akuttherapie (bspw. ICD-Implantation bei Hochrisikopatient:innen) und Vermeidung von Triggern (bspw. starke körperliche Belastung, QT-Zeit-verlängernde Medikamente)!

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Prognosetoggle arrow icon

Lown-Klassifikation

  • Erfasst die Komplexität und die Anzahl an ventrikulären Extrasystolen: Zunehmende Bedrohlichkeit mit steigendem Stadium
  • Wird heutzutage kaum noch angewandt, da die prognostische Aussagekraft sehr limitiert ist
Lown-Klassifikation
Klasse Komplexität und Anzahl der ventrikulären Extrasystolen
0 Keine VES
I <30 monomorphe VES/h
II >30 monomorphe VES/h
III a Polymorphe VES
b Bigeminus
IV a Couplets
b Salven (größer/gleich 3 VES hintereinander)
V R-auf-T-Phänomen
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Fahreignung bei Herzrhythmusstörungentoggle arrow icon

Fahreignung bei bradykarden Herzrhythmusstörungen [1]

Fahreignung bei sinuatrialem Block (SA-Block)

Symptomatik des SA-Blocks Private Fahrer Berufskraftfahrer

Ohne Synkope

Keine Einschränkung Keine Einschränkung

Mit Synkope

Keine Fahreignung Keine Fahreignung

Fahreignung bei atrioventrikulärem Block (AV-Block)

Form des AV-Blocks Private Fahrer Berufskraftfahrer

Grad I

Keine Einschränkung Keine Einschränkung

Grad II, Typ 1 (Wenckebach)

I.d.R. keine Einschränkung Einzelfallentscheidung

Grad II, Typ 2 (Mobitz)

Keine Fahreignung

Grad III

Keine Fahreignung Keine Fahreignung

Fahreignung bei intraventrikulären Blockbildern (Schenkelblöcken)

Form des Schenkelblocks Private Fahrer Berufskraftfahrer

Linksschenkelblock, Rechtsschenkelblock oder Hemiblock

Keine Einschränkung Keine Einschränkung
Wechselnde Schenkelblockbilder Keine Fahreignung Keine Fahreignung
Bifaszikulärer Block mit Synkope Keine Fahreignung Keine Fahreignung

Fahreignung bei supraventrikulären Herzrhythmusstörungen [1]

Fahreignung bei AV-Knoten-Reentrytachykardie (AVNRT)

Symptomatik Private Fahrer Berufskraftfahrer

Ohne Synkope

Keine Einschränkung Keine Einschränkung

Mit Synkope

Keine Einschränkung nach Etablierung einer effektiven Therapie

Keine Einschränkung wenn

  • Effektive Therapie besteht (mind. seit einem Monat)
  • Kardiologische Kontrolluntersuchung erfolgt ist

Fahreignung bei atrioventrikulärer Reentrytachykardie/Wolff-Parkinson-White-Syndrom (AVRT/WPW-Syndrom)

Symptomatik Private Fahrer Berufskraftfahrer

Ohne Synkope

Keine Einschränkung Keine Einschränkung

Mit Synkope

Keine Einschränkung nach Etablierung einer effektiven Therapie

Keine Einschränkung wenn

  • Effektive Therapie besteht (mind. seit einem Monat)
  • Kardiologische Kontrolluntersuchung erfolgt ist

Fahreignung bei Vorhofflimmern und Vorhofflattern

Symptomatik Private Fahrer Berufskraftfahrer

Ohne Synkope

Keine Einschränkung Keine Einschränkung

Mit Synkope

Keine Einschränkung nach Etablierung einer effektiven Therapie

Keine Einschränkung wenn

  • Effektive Therapie besteht (mind. seit einem Monat)
  • Kardiologische Kontrolluntersuchung erfolgt ist

Fahreignung bei ventrikulären Herzrhythmusstörungen [1]

Ventrikuläre HRST bei struktureller Herzerkrankung bzw. Ionenkanalerkrankung

Typ der Herzrhythmusstörung Private Fahrer Berufskraftfahrer
Ventrikuläre Extrasystolen Keine Einschränkung Keine Einschränkung

Anhaltende ventrikuläre Tachykardie oder Kammerflimmern

Indikation zur ICD-Anlage → Siehe: Fahreignung bei Herzschrittmacher und ICD
Nicht-anhaltende ventrikuläre Tachykardie

Ventrikuläre HRST ohne struktureller Herzerkrankung bzw. Ionenkanalerkrankung

Typ der Herzrhythmusstörung Private Fahrer Berufskraftfahrer
Ventrikuläre Extrasystolen Keine Einschränkung Keine Einschränkung
Nicht-anhaltende oder anhaltende ventrikuläre Tachykardie
  • Ohne Synkope: Keine Einschränkung
  • Mit Synkope: Keine Einschränkung nach effektiver Therapie

Einzelfallentscheidung

Kammerflimmern

Indikation zur ICD-Anlage → Siehe: Fahreignung bei Herzschrittmacher und ICD

Fahreignung bei Long-QT-Syndrom

Symptomatik Private Fahrer Berufskraftfahrer
Asymptomatische Patienten Keine Einschränkung Keine Fahreignung bei QTc-Zeit >500 ms

Symptomatik mit
Synkopen oder Torsade-de-Pointes-Tachykardien

Keine Fahreignung

Keine Fahreignung

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Studientelegramme zum Thematoggle arrow icon

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Patienteninformationentoggle arrow icon

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Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Flecainid

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

  • R00.-: Störungen des Herzschlages

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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