Vorgehen bei Phimose
Die Phimose beschreibt eine angeborene oder erworbene Verengung der Vorhaut und ist bei Säuglingen und Kleinkindern zunächst physiologisch. Bei Auftreten klinischer Symptome oder Fortbestehen der Phimose über das Pubertätsalter hinaus ist von einer pathologischen Phimose auszugehen und eine konservative Therapie mit topischen Glucocorticoiden indiziert, ggf. wird eine Zirkumzision notwendig.
Therapieindikationen
- Schwere Phimose und/oder Balanitis (auch im Alter <3 Jahre)
- Miktionsstörungen
- Rezidivierende Harnwegsinfekte, insb. bei zusätzlichen Fehlbildungen des Urogenitaltrakts
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- Paraphimose
- Narbenphimose
- Lichen sclerosus et atrophicans
Eine Phimose ohne klinische Beschwerden ist bis zum Abschluss der Pubertät nicht therapiebedürftig!
Smegma ist primär steril und bedarf (ohne Zeichen einer Entzündung) keiner Entfernung oder sonstiger Therapie! Dies gilt auch für Smegmaansammlungen unter der Vorhaut!
Konservative Therapie
- Lokale Glucocorticoide über 4(–8) Wochen, ab 2 Wochen nach Therapiebeginn: Regelmäßiger Versuch, die Vorhaut vorsichtig zurückzuziehen; bei ausbleibendem Erfolg: Indikation zur Zirkumzision
- Clobetasol
- Alternative Wirkstoffe sind Betamethason 0,1% und Mometasonfuroat 0,1% topisch
- Nicht in der Leitlinie empfohlen ist lokal appliziertes Östrogen
Schwere Narben und Plaques sprechen oft schlecht auf die konservative Therapie an, weshalb hier eine primäre Zirkumzision zu erwägen ist!
Operative Therapie
- Zirkumzision mit Frenulumplastik mit vollständiger oder partieller Präputiumentfernung
Bei partieller Zirkumzision sind Rezidive möglich!
Für mehr Informationen siehe: Therapie der Phimose
Vorgehen bei Balanitis
Eine Balanitis ist die Entzündung der Glans penis (und der Vorhaut) mit Schwellung, Rötung und Berührungsempfindlichkeit der Penisspitze, insb. bei Kleinkindern mit Phimose. Oft fällt die Entzündung erst durch ein Weinen bei Miktion und einen daraus resultierenden Harnverhalt zur Schmerzvermeidung auf.
Allgemeine Maßnahmen
- Regelmäßige Körperhygiene, vorzugsweise Duschen (Waschen von Glans und Vorhaut mit Wasser und/oder pflanzlichen Ölen, bspw. Olivenöl)
- Gute Händehygiene
- Getrennte Handtücher und Hygieneartikel
- Regelmäßiges Wechseln der (Unter‑)Wäsche
- Vermeidung mechanischer Reize, bspw. zu enge Hosen, Manipulation
- Sekundärprophylaxe durch hygienische Maßnahmen, insb. regelmäßiges Waschen und Zurückziehen der Vorhaut
Konservative Therapie
- Umschläge oder Sitzbäder mit Gerbstoffen
- (Lokale) antibiotische Therapie, bspw. Gentamicin
- Im Kindesalter ist eine zusätzliche Verwendung von topischen Steroiden meist nicht erforderlich und sollte sehr zurückhaltend eingesetzt werden.
- Eine lokale Anwendung von Kamille-Lösung wird inzwischen kontrovers diskutiert, weil Kamille als allergisierend vermutet wird.
-
Schmerztherapie .
- Ibuprofen (pädiatrisch)
- Paracetamol (pädiatrisch)
Operative Therapie
- Bei Phimose (siehe Vorgehen bei Phimose) und wiederkehrenden Balanitiden oder Harnwegsinfekten sollte nach dem Abheilen der Entzündung eine Zirkumzision angestrebt werden.
Für mehr Informationen siehe: Therapeutisches Vorgehen bei Balanitis und Balanoposthitis
Vorgehen bei Vulvovaginitis
Die Vulvovaginitis ist die häufigste gynäkologische Erkrankung des Kindesalters mit Symptomen wie Vaginalfluor, Rötung, Juckreiz und ggf. Dysurie. [1][2][3][4]
Allgemeine Maßnahmen
- Regelmäßige Körperhygiene, vorzugsweise Duschen
- Gute Händehygiene
- Keine aggressiven Dusch- oder Waschzusätze benutzen, die die Vaginalflora stören
- Getrennte Handtücher und Hygieneartikel
- Regelmäßiges Wechseln der (Unter‑)Wäsche
- Vermeidung mechanischer Reize, bspw. zu enge Hosen, Stringtangas
Entzündungshemmende Kombinationstherapie
Es ist sinnvoll, die Salbe jeweils nach dem Baden, aber auch zwischendurch, aufzutragen (bspw. morgens und abends baden, morgens, mittags und abends Salbe auftragen).
- Entzündungshemmende Sitzbäder mit Gerbstoffen
- plus Zinkpaste
Bei V.a. Pilzinfektion: Antimykotika
- Merkmale einer Pilzinfektion: I.d.R. geruchloser, weißlich-bröckeliger Fluor und starker Juckreiz
- Wichtige Differenzialdiagnose: Lichen sclerosus
- Bei fehlender Besserung unter entzündungshemmender Therapie: Lokale Antimykotika erwägen
Eine vaginale Pilzinfektion ist bei präpubertären Mädchen sehr selten. Bei weißlicher Verfärbung sollte in diesem Alter differenzialdiagnostisch stets an einen Lichen sclerosus gedacht werden!
Bei V.a. bakterielle Infektion: Antibiotika
- Merkmale einer bakteriellen Infektion
- Lokal-antibiotische Therapie
- Metronidazol
- und/oder Erythromycin
- Systemische Antibiotikatherapie mit Metronidazol
Seltene Erreger
- Bei im Kindesalter seltener auftretenden Infektionen wie Chlamydien und Trichomonaden zeigt sich ein flüssiger gelblicher Fluor, während Gonokokkeninfektionen typischerweise eine sahnig-eitrige Sekretion zur Folge haben.
Gonokokken sind sexuell übertragbare Erreger! Bei Nachweis muss dem Verdacht auf sexuellen Kindesmissbrauch nachgegangen werden!
Für ein ausführliches Behandlungsschema siehe: Therapeutisches Vorgehen bei Vulvovaginitis von Kindern