Zusammenfassung
Autoren: Dr. med. Anna Wings für AMBOSS, Dr. med. Alfred Wiater für die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM)
Nach ICSD ist der Schlaf-assoziierte Bruxismus gekennzeichnet durch regelmäßiges oder häufiges Zähneknirschen, einhergehend mit Abnutzung der Zähne und/oder morgendlichen Kiefermuskelschmerzen, Erschöpfung, Kopfschmerzen und/oder einer Kieferblockade.
Epidemiologie
Ätiologie
- Primärer Bruxismus: Nächtliches Zähneknirschen ohne erkennbare Ursache bei ansonsten gesunden Menschen [2]
- Prädisponierende Faktoren
- Akute Angstzustände
- Stressepisoden
- Familiäre Häufung
- Prädisponierende Faktoren
- Sekundärer Bruxismus: Nächtliches Zähneknirschen aufgrund identifizierbarer Erkrankungen oder Auslöser, bspw.
- bei schlafbezogenen Atmungsstörungen, Zerebralparese oder Intelligenzminderung
- medikamenten- oder drogeninduzierter Bruxismus
- Insb. abendlicher Alkohol-, Koffein- oder Nikotinabusus
- Nicht prädisponierend: Fehlokklusionen [1]
Symptomatik
- Klinik: Nächtliches Zähneknirschen [2]
- Folgen
- Zahnschmelzdefekte
- Morgendliche Zahn- und Kieferschmerzen, temporale Kopfschmerzen
- Schmerzen und Hypertrophie der orofazialen Muskulatur
- Funktionseinschränkungen der Kiefergelenke
Diagnostik
- Diagnosestellung [2]
- I.d.R. durch (Fremd‑)Anamnese mit nächtlichem Zähneknirschen und typischen Beschwerden
- Zahnärztliche und ggf. kieferorthopädische Konsultation: Typische Veränderungen des Kauapparates
- Nachfolgende Diagnostik
- Polysomnografie (PSG): Auffälligkeiten am ehesten in den Non-REM-Stadien 1 und 2, ggf. mit Arousal-Reaktionen
- Elektromyogramm (EMG) des M. masseter
- Ereignisse mit Amplitude >10% des max. willkürlichen Zähneknirschens mit Dauer >3 Sekunden
- Ruheintervalle im EMG <5 Sekunden
- Herzfrequenzanstieg >5% während der Aktivierung
Therapie
Nicht-medikamentöse Therapie [1][2]
- Meiden auslösender Faktoren, insb. Medikamente oder Drogen
- Regelmäßige zahnärztliche/kieferorthopädische Betreuung
- Verhaltenstherapie und Entspannungsverfahren
- Individuell gefertigte Okklusionsschiene (sog. „Knirscherschiene“)
- Verhindern von Zahnschmelzabrieb
- Schonen der Zahnsubstanz
- Entlastung der Kiefergelenke
- Ggf. myofunktionelle (logopädische) Behandlungen
Im Ausnahmefall: Medikamentöse Therapie
Da die Medikamente im Gegensatz zur nicht-medikamentösen Therapie ein hohes Nebenwirkungsrisiko mitbringen, sollten sie nur in Ausnahmefällen verwendet werden.
- Bei akuten Beschwerden: Clonazepam, Clonidin oder L-Dopa über eine kurze Zeit
- Bei Versagen der anderen Maßnahmen: Injektion von Botulinumtoxin in die Mm. masseter
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
- F45.8: Sonstige somatoforme Störungen
- Psychogen
- Zähneknirschen (Bruxismus)
- Tortikollis
- Dysmenorrhoe
- Dysphagie, einschließlich "Globus hystericus"
- Pruritus
- Psychogen
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.