ambossIconambossIcon

Rauchen und Tabakkonsum

Letzte Aktualisierung: 23.1.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

In Deutschland rauchen etwa 30% der Bevölkerung. Insb. die Schadstoffe im Tabakrauch führen bei regelmäßigem Konsum zu enormen gesundheitsschädlichen Langzeitschäden (z.B. Tumorerkrankungen, kardiovaskuläre und pulmonale Folgeerkrankungen). Neben nicht-medikamentösen Therapieansätzen (z.B. verhaltenstherapeutische Maßnahmen) stehen auch medikamentöse Ansätze zur Unterstützung eines Rauch-Stopps zur Verfügung.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Epidemiologietoggle arrow icon

  • In Deutschland rauchen etwa 30% der Bevölkerung [1]
  • In Deutschland sterben jährlich etwa 120.000 Menschen durch das Rauchen [1]

Rauchen ist die häufigste vermeidbare Todesursache!

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Wirkstoffe und Wirkmechanismustoggle arrow icon

Häufig werden Nicotinkonsum und das Tabakrauchen synonym verwendet. Streng genommen ist Nicotin aber lediglich für Abhängigkeit verantwortlich, während weitere Bestandteile einer Zigarette, die durch den Verbrennungsprozess entstehen, die eigentlichen gesundheitsschädlichen Wirkungen hervorrufen.

Die gesundheitsschädlichen Langzeitschäden von Zigaretten (z.B. Tumorerkrankungen, Arteriosklerose) sind vor allem auf die Schadstoffe und nicht auf das Nicotin zurückzuführen!

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Spezielle Konsumformentoggle arrow icon

E-Zigaretten [2][3]

Seit der Einführung in China 2003 haben sich E-Zigaretten weltweit verbreitet. Sie werden teilweise als weniger schädliche Alternative angesehen, bergen aber eigene Risiken.

  • Prinzip: Erzeugung eines Aerosols zur Inhalation
    • Flüssigkeit wird verdampft, nicht verbrannt
  • Inhaltsstoffe
    • Nicotin: Variabel, sowohl nicotinfreie als auch stark nicotinhaltige Flüssigkeiten erhältlich [4]
    • Feuchthaltemittel: Glycerin, Propylenglykol und andere
    • Aromastoffe: Viele Geschmacksrichtungen erhältlich, dadurch diverse Aromen in Benutzung
    • Insg. weit über 100 verschiedene Substanzen
  • Vorteile gegenüber Tabakrauchen
    • Weniger Karzinogene
    • Durch Umstellung Reduktion des kardiovaskulären Risikos bei starken Rauchern [5]
    • Reduktion des Nicotingehalts stufenlos möglich
  • Probleme
    • Auch E-Zigaretten erhöhen das kardiovaskuläre Risiko [6]
    • Lungenschäden durch E-Zigaretten möglich [7]
      • Bei kombinierter Nutzung von E-Zigaretten und Tabakrauch sogar erhöhtes Risiko gegenüber dem alleinigen Tabakkonsum
      • EVALI (E-Zigaretten-induzierter Lungenschaden, ARDS infolge einer „Acute Lipoid Pneumonia“) [8][9]
        • 2019 in den USA erstmals aufgefallene Häufung schwerer Lungenschäden auch bei jungen E-Zigaretten-Nutzern
        • Ätiologie unklar, aktuell Vitamin-E-Zusätze im Verdacht [10][11]
    • Wenig Langzeitdaten
    • Viele enthaltene Stoffe kaum untersucht bezüglich Inhalation als Aerosol
  • Siehe auch: E-Zigaretten zur Rauchentwöhnung

Shisha (Wasserpfeife) [1]

  • Prinzip: Tabak wird erhitzt
    • Entstehender Rauch wird durch Wasser geleitet und inhaliert
  • Inhaltsstoffe
  • Probleme
    • Beliebte Konsumform unter jungen Menschen
    • Gesundheitsrisiko und Abhängigkeitspotenzial ähnlich wie beim Zigarettenrauchen

Shisha-Rauchen birgt ein vergleichbares Gesundheits- und Abhängigkeitsrisiko wie das Zigarettenrauchen!

Rauchlose Tabakprodukte [1][12]

Da der Verbrennungsprozess fehlt, entstehen weniger gesundheitsschädliche Stoffe als beim klassischen Zigarettenrauchen. Dennoch birgt der Konsum gesundheitliche Risiken .

Schnupftabak

  • Prinzip: Tabakmischung (gemahlen/gestoßen) wird in die Nase gesogen
  • Probleme

Kautabak

  • Prinzip: Fermentierter Rohtabak wird in Stücken in die Wange gelegt, gelutscht und ausgedrückt
    • Sonderform: Snus (gängig in Skandinavien)
  • Probleme
    • Teils verbreitete Konsumform im Leistungssport
    • Risikoerhöhung für kardiovaskuläre Erkrankungen und HNO-Karzinome
Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Nicotinabhängigkeittoggle arrow icon

Die Nicotinabhängigkeit ist die häufigste stoffgebundene Abhängigkeitserkrankung in Deutschland. [13]

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Diagnostik (inkl. Diagnosekriterien)toggle arrow icon

Bei allen Personen sollte regelmäßig der Rauchstatus erhoben werden. [12]

Spezielle Raucheranamnese

  • Einstiegsalter, Aufhörversuche, Motivationsstatus bezüglich eines Rauchstopps
  • Dauer und Menge des Zigarettenkonsums in Pack Years (py): Berechnung über Multiplikation der täglich konsumierten Päckchen (1 Päckchen = 20 Zigaretten) mit der Anzahl der Raucherjahre
  • Fagerström-Test für Zigarettenabhängigkeit [12]
  • Objektivierung einer Rauchkarenz: CO-Konzentration in der Ausatemluft

Das Thema Rauchstopp sollte immer wieder angesprochen, der Motivationsstatus ermittelt und ggf. gefördert werden!

Diagnosekriterien

Jeder Raucher soll eine Messung der Lungenfunktion erhalten. (DGIM - Klug entscheiden in der Pneumologie)

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Rauchentwöhnungtoggle arrow icon

Eine Kombination aus medikamentöser und nicht-medikamentöser Therapie ist in vielen Fällen (insb. bei ausgeprägter Abhängigkeit und einem Lebensalter >50 Jahre) sinnvoll. [12]

Nicht-medikamentöse Therapie

Allgemeine Maßnahmen [12]

  • Rauchstopp empfehlen, insb. bei
    • (Verdacht auf) Vorliegen einer tabakassoziierten Erkrankungen
    • Anstehender Operation
    • Schwangerschaft [1]
      • Beratungsplattform der BZgA: IRIS (siehe: Tipps & Links)
      • Nicht-medikamentöse Optionen bevorzugen
      • Ultima Ratio: Nicotinersatztherapie
  • (Telefonische) Kurzberatungen über verfügbare Hilfsangebote, bspw.
    • BZgA-Telefonberatung
    • Präventionsprogramme der Krankenkassen
    • Einzel- und Gruppentherapie
    • Selbsthilfematerial
  • Risikofeedback
  • Internetbasierte Interventionen anbieten
  • Techniken des motivational Interviewing nutzen

Psychotherapeutische Verfahren

Medikamentöse Therapie zur Rauchentwöhnung [12]

Die Therapie mit Nicotinersatzmitteln, Vareniclin und Bupropion kann auch nach der Entwöhnung im Sinne einer Rückfallprophylaxe fortgeführt werden.

E-Zigaretten zur Rauchentwöhnung [2][3]

  • Hintergrund
    • Kardiovaskuläres Risiko sinkt bei Umstieg auf E-Zigaretten [5]
    • Deutlich weniger Toxine, geringere Kanzerogenität wahrscheinlich
  • Vorteile
    • Nicotingehalt in E-Zigaretten kann stufenlos herunterreguliert werden
    • Geringere Verhaltensänderung durch Patienten erforderlich
    • Evtl. höhere Erfolgsraten als mit Nicotinpflastern und konventionellen nicht-medikamentösen Maßnahmen [16]
  • Kritik
    • Auch E-Zigaretten bergen Risiken
    • Wenig Langzeitdaten
    • Komplette Abstinenz ist besser
    • Empfehlungen zur Umstellung auf E-Zigaretten können zu höherer Akzeptanz führen und damit zu insg. erhöhter Nicotinexposition der Bevölkerung [2]

In der S3-Leitlinie „Rauchen und Tabakabhängigkeit“ wird der Gebrauch von E-Zigaretten zur Tabakentwöhnung nicht empfohlen! [12]

Jedem Raucher mit einer chronischen Lungenerkrankung soll eine strukturierte Tabakrauchentwöhnung angeboten werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Pneumologie)

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Gesundheitliche Schäden durch Rauchentoggle arrow icon

Rauchen ist ein bedeutsamer Faktor für die Entstehung (Ätiologie) und das Fortschreiten (Progression) zahlreicher Erkrankungen. Neben der Raucheranamnese des Patienten ("pack years") hat für die Progression von Erkrankungen insbesondere auch das aktuelle Rauchverhalten ("aktive vs. nicht-aktive Raucher") eine große Bedeutung. I.d.R. sinkt das relative Risiko für mit dem Rauchen assoziierte Erkrankungen mit zunehmender Dauer einer Rauchkarenz.

Krebserkrankungen

Pathophysiologie

Die Schadstoffe im Tabakrauch leiten die Karzinogenese nicht nur ein, sondern fördern auch deren Progression! Nahezu alle Malignome treten bei Rauchern häufiger auf als bei Nicht-Rauchern!

Kardiovaskuläre Erkrankungen

Der Konsum von zehn Zigaretten täglich erhöht die kardiovaskuläre Mortalität um ca. 20% bei Männern und um ca. 30% bei Frauen!

Pathophysiologie

Pulmonale Erkrankungen

Stoffwechselerkrankungen

Weitere Erkrankungen

Rauchen ist unbestritten einer der schädlichsten Faktoren für die menschliche Gesundheit – führend sind Auswirkungen auf die Karzinogenese und Erkrankungen der Blutgefäße!

Rauchen als „protektiver Faktor“

Bei einigen wenigen Erkrankungen sind Inzidenz und Prävalenz unter Rauchern vermindert.

Daten zu Rauchen als protektiver Faktor sollten mit Vorsicht bewertet werden – i.d.R. überwiegen die schädlichen Folgen des Rauchens!

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Studientelegramme zum Thematoggle arrow icon

Hast du Interesse an regelmäßigen Updates zu aktuellen Studien aus dem Bereich der Inneren Medizin? Dann abonniere das Studien-Telegramm! Den Link zur Anmeldung sowie zu weiteren spannenden AMBOSS-Formaten findest du am Seitenende unter „Tipps & Links“.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

AMBOSS-Podcast zum Thematoggle arrow icon

Tabakabhängigkeit – Richtig ansprechen, Leben retten (Juni 2023)

Interesse an noch mehr Medizinwissen zum Hören? Abonniere jetzt den AMBOSS-Podcast über deinen Podcast-Anbieter oder den Link am Seitenende unter "Tipps & Links.”

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Patienteninformationentoggle arrow icon

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Nicotin und Rauchen

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

F17.-: Psychische und Verhaltensstörungen durch Tabak

T65.-: Toxische Wirkung sonstiger und nicht näher bezeichneter Substanzen

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Probiere die Testversion aus und erhalte 30 Tage lang unbegrenzten Zugang zu über 1.400 Kapiteln und +17.000 IMPP-Fragen.
disclaimer Evidenzbasierte Inhalte, von festem ärztlichem Redaktionsteam erstellt & geprüft. Disclaimer aufrufen.