Zusammenfassung
Die Gruppe der somatoformen Störungen ist durch körperliche Symptome geprägt, die „somatisch“ nicht (ausreichend) begründbar sind. Die Folge sind oft hartnäckige Forderungen nach medizinischen Untersuchungen trotz wiederholter negativer Testergebnisse sowie starker Leidensdruck und psychosoziale Einbußen.
Die Somatisierungsstörung ist durch multiple, wechselnde körperliche Symptome diverser Organsysteme charakterisiert. Bei der hypochondrischen Störung stehen nicht die körperlichen Beschwerden, sondern die Angst vor einer bestimmten schweren Erkrankung (z.B. HIV, Krebs) im Vordergrund. Daneben gehören auch die somatoforme autonome Funktionsstörung und die anhaltende Schmerzstörung zur Erkrankungsgruppe.
Die diagnostische Herausforderung liegt in der Balance zwischen einer suffizienten somatischen Ausschlussdiagnostik und der Vermeidung von Überdiagnostik. Verlauf und Prognose der Erkrankung werden in relevantem Maße durch die Arzt-Patient-Interaktion beeinflusst. Therapeutisch stehen nicht-medikamentöse Interventionen (bspw. Psychoedukation, Biofeedback, Psychotherapie) im Vordergrund, wohingegen Medikamente prinzipiell zurückhaltend eingesetzt werden sollten.
Weiterführende Informationen zum diagnostisch-therapeutischen Prozess finden sich hier: DGPM-DKPM-S3-Leitlinie Funktionelle Körperbeschwerden - Klinische Entscheidungshilfen
Übersicht
Definition [1]
Die Bezeichnung „somatoform“ ergibt sich aus der Tatsache, dass die Symptomatik eine somatische/organische Ursache nahelegt, die jedoch nicht bestätigt wird.
Laut ICD-10 [2]
- Repetitive Vorstellung mit körperlichen Beschwerden / starken Gesundheitsängsten und
- Fehlen einer organischen Ursache, die Art und Ausprägung der Beschwerden/Gesundheitsängste ausreichend begründet
Einteilung der somatoformen Störungen nach ICD-10
Einteilung der somatoformen Störungen anhand des Beschwerdebildes nach ICD-10 [2] | ||
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Beschwerden sind ... | Diagnose | Weitere Merkmale |
Multipel, wechselnd |
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Vorherrschend Ängste [3] |
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Auf ein Organsystem/Symptom begrenzt |
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Für weitere Informationen hierzu siehe auch: Klassifikation funktioneller Körperbeschwerden.
Epidemiologie
- Punktprävalenz: 6–11% [3]
- Alters- und Geschlechterverteilung [3]
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Ätiologie
Der Wahrnehmung körperlicher Symptome liegt ein psychophysiologischer Aktivierungsprozess zugrunde, bei dem diverse Einflussfaktoren eine Rolle spielen können. Daher wird bei den somatoformen Störungen – wie bei den meisten psychiatrischen Erkrankungen – eine multifaktorielle Genese angenommen, wobei kein einheitlicher Erklärungsansatz existiert. [4][5]
- Biologische Faktoren [4][5]
- Neurophysiologie: u.a. veränderte Aktivität
- Immunologischer Prozesse
- Des vegetativen Nervensystems
- Des Serotonin-Haushalts
- Der Hypothalamus-Hypophysen-NNR-Achse
- Genetik: Familiär gehäuftes Auftreten
- Neurophysiologie: u.a. veränderte Aktivität
- Umweltassoziierte Faktoren: Bspw. [4][5]
- Erleben körperlicher/sexueller Gewalt
- Niedriger sozioökonomischer Status [5]
- Immigration
- (Schwere) Krankheiten im familiären Umfeld
- Psychologische Faktoren [4][5]
- Eher prädisponierend
- Alexithymie
- Eng umschriebenes Verständnis von Gesundheit
- Negatives Selbstbild
- Erleben, dass körperliche Beschwerden sozial akzeptierter sind als psychische
- Eher symptomaufrechterhaltend
- Somatosensorische Verstärkung (Ähnlichkeit mit Teufelskreis der Angst)
- Dysfunktionale Kognitionen, insb. Katastrophisieren
- Identifikation mit der Krankenrolle [1]
- Verstärkung durch sekundären Krankheitsgewinn [1]
- Eher prädisponierend
- Iatrogene Faktoren , bspw. [5]
- Nicht-wertschätzende Kommunikation wie: „Ihr Problem ist psychisch.“
- Inaussichtstellung unrealistischer Therapieergebnisse
- Ärztlicher Fokus auf
- Behandlungsempfehlungen, die Patient:innen in passive Haltung bringen (bspw. Massagen)
- Somatische Sichtweise bei Nicht-Beachtung psychosozialer Aspekte
- Siehe auch: Somatoforme Störungen - Arzt-Patient-Interaktion
Symptomatik
Gemeinsame Charakteristika der somatoformen Störungen [5]
- Symptome
- Unterliegen nicht der willentlichen Kontrolle durch Betroffene
- Werden nicht mit Absicht generiert
- Stehen oft im Zentrum der Aufmerksamkeit
- Verhalten
- Starke Inanspruchnahme medizinischer Leistungen/Untersuchungen
- Beharrliche Forderungen nach Diagnostik
- Häufiger Wechsel der Behandelnden („doctor (s)hopping“)
- Unauffällige Untersuchungsergebnisse werden nicht (oder nur kurzzeitig) akzeptiert
- Folgen
- Starker Leidensdruck und psychosoziale Einbußen
- Schon- und Vermeidungsverhalten [6]
- Für genaue Charakteristika der einzelnen Störungen siehe: Diagnostische Kriterien der somatoformen Störungen nach ICD-10
Besonderheiten der Arzt-Patient-Interaktion
Hintergrund
Patient:innen mit somatoformen Störungen werden oft als „anstrengend“ erlebt und können Behandelnde vor besondere Herausforderungen stellen. Daher ist es wichtig, stets das eigene Verhalten (inkl. Gefühle, Gedanken) zu beachten und zu reflektieren. [6]
Beispiele
Beispiele der Arzt-Patient-Interaktion bei somatoformen Störungen [6][7] | ||
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Verhalten der Patient:innen | Mögliche Reaktionen der Behandelnden | Mögliche Folgen |
Häufige und intensive Inanspruchnahme med. Leistungen | Entwicklung negativer Gefühle (Frustration, Hilflosigkeit etc.) | Aufbau einer tragfähigen Arzt-Patient-Beziehung gelingt nicht |
Eindringliche Symptomschilderung | Verharmlosung der Symptomatik | Intensivierte Symptomschilderung durch Patient:innen (sog. Verdeutlichungstendenz) |
Hohe Erwartungshaltung | Übermäßiger Aktionismus | Gefahr von Überdiagnostik / unnötigen Behandlungsmaßnahmen |
Abwertung der Vorbehandler:innen | Übernahme der abwertenden Haltung gegenüber Vorbehandler:innen | Vorübergehende Idealisierung durch Patient:innen |
Hinweise zur Gesprächsführung bei Patient:innen mit somatoformen Störungen [5][6]
- Dos
- Aktiv und empathisch explorieren
- Glaubwürdigkeit der Symptomatik bestätigen
- Zuversicht äußern, jedoch unrealistische Erwartungen relativieren
- Besprochenes durch Patient:innen wiederholen lassen [4]
- Psychosoziale Aspekte eher tangential/beiläufig statt konfrontativ besprechen
- Bei fehlenden Hinweisen für eine schwere Erkrankung: Betroffene frühzeitig informieren
- Don'ts
- Ausschließlich psychosoziale Ätiologie der Symptome annehmen
- Stigmatisierung durch „Psycho-Label“
- Frontal gegen das Krankheitsmodell der Patient:innen arbeiten
- Für weiterführende Informationen, siehe
Diagnostik
Exploration [5]
Somatoforme Störungen werden häufig nicht oder erst spät erkannt. Behandler:innen sollten daher frühzeitig an das mögliche Vorliegen einer somatoformen Störung denken. [6]
Allgemeine Exploration
- Psychiatrische Anamnese inkl.
- Sozialanamnese
- Fremdanamnese (wenn möglich) [6]
- Erhebung des psychopathologischen Befundes
- Beachte auch: Hinweise zur Gesprächsführung bei Patient:innen mit somatoformen Störungen
Gezielte Exploration
- Symptomatik vollständig eruieren
- Welche Organsysteme sind betroffen?
- Seit wann besteht die Symptomatik?
- Wann bzw. in welchen Situationen treten die Symptome auf?
- Psychosoziale Aspekte erfragen
- Wie war Ihre Lebenssituation, als die Symptomatik begann? [6]
- Tritt die Symptomatik in gewissen Situationen stärker oder häufiger auf? [6]
- Welche Beeinträchtigungen gibt es durch die Symptomatik im Alltag/Beruf?
- Welche Dinge können Sie aufgrund der Symptomatik nicht mehr tun?
- Krankheitsmodell erkennen
- Wie erklären Sie sich die Symptomatik?
- Was spricht für diese Erklärung?
- Vorerfahrungen berücksichtigen
- Wurden bereits medizinische Untersuchungen/Behandlungen durchgeführt?
- Zu welchen Ergebnisse kam es?
- Für weiterführende Informationen siehe: Funktionelle Körperbeschwerden - Erweiterte Anamnese
Eine aktive (Nach‑)Exploration ist zur Erfassung der vollständigen Symptomatik unerlässlich!
Körperliche Untersuchung und apparative Diagnostik [5][6]
- Somatische Basisdiagnostik
- Internistische Untersuchung
- Neurologische Untersuchung
- Ggf. auch apparative Verfahren (siehe auch: Apparative Diagnostik in der Psychiatrie)
- Ggf. regelmäßig wiederholen, bspw. bei neuen/veränderten Symptomen
- Vermeidung unnötiger Untersuchungen
- Apparative Verfahren nicht primär zur Beruhigung einsetzen
- Umfang anhand der Symptomatik festlegen [4]
- Für weiterführende Informationen siehe
Es ist eine Herausforderung, die Balance zu finden zwischen suffizienter somatischer Ausschlussdiagnostik einerseits und Vermeidung von Überdiagnostik andererseits!
Testpsychologische Verfahren [1]
Somatisierung
- Screening für Somatoforme Symptome (SOMS)
- Fragebogen für Patient:innen (Selbsteinschätzung)
- Zeitaufwand i.d.R. 5 min (pro Fragebogen)
- Bestandteile
- SOMS-2: Betrifft vergangene 2 Jahre
- SOMS-7: Betrifft vergangene 7 Tage
- Somatisierungsskala der Symptom-Checklist (SCL-90R)
- Fragebogen für Patient:innen (Selbsteinschätzung)
- Zeitaufwand für gesamte Symptom-Checklist: I.d.R. 10–15 min
Krankheitsängste
- Whiteley-Index (WI)
- Selbstrating mit 14 Items
- Zeitaufwand: Wenige Minuten
- Illness Attitude Scales (IAS)
- Selbstrating mit 29 Items
- Zeitaufwand: Wenige Minuten
ICD-10
Somatisierungsstörung (F45.0)
Diagnostische Kriterien der Somatisierungsstörung nach ICD-10 [2] | |
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A |
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B |
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C |
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D |
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E |
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Undifferenzierte Somatisierungsstörung (F45.1)
Diagnostische Kriterien der undifferenzierten Somatisierungsstörung nach ICD-10 [2] | |
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A |
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B |
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Hypochondrische Störung (F45.2)
Diagnostische Kriterien der hypochondrischen Störung nach ICD-10 [2] | |
---|---|
A |
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B |
|
C |
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D |
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Somatoforme autonome Funktionsstörung (F45.3)
Diagnostische Kriterien der somatoformen autonomen Funktionsstörung nach ICD-10 [2] | |
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A |
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B |
|
C |
|
D |
|
E |
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Differenzierungen |
Anhaltende Schmerzstörung (F45.4)
Diagnostische Kriterien der anhaltenden Schmerzstörung nach ICD-10 [2] | |
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A |
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B |
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ICD-11
- Wesentliche Änderungen, u.a.
- Aufhebung der Unterteilung in kategorische Subtypen [8]
- Neue Bezeichnung: Körperliche Belastungsstörung (Bodily Distress Disorder) [1][9]
- Körperliche Beschwerden, die als belastend erlebt werden
- Übermäßige Aufmerksamkeitslenkung auf die Beschwerden
- Nicht durch diagnostische oder beruhigende Maßnahmen linderbar
- Können zu wiederholten Vorstellungen in medizinischen Einrichtungen führen
- Unterscheidung nach Schweregrad (leicht, mittel, schwer)
- Mehr Informationen zur ICD-11 (deutsche Entwurfsfassung) unter Tipps & Links
Komorbiditäten
Psychiatrische Komorbiditäten sind häufig, insb. [5]
Differenzialdiagnosen
Somatische Differenzialdiagnosen [1][5]
Mögliche organischen Ursachen der Beschwerden (insb. bei untypischem Manifestationsalter) sollten stets erwogen und ggf. abgeklärt werden. Besondere Beachtung gilt hierbei körperlichen Erkrankungen, die mit vielfältigen Symptomen einhergehen können, bspw.
- Autoimmunerkrankungen
- Stoffwechselerkrankungen
- Porphyrie
- Schilddrüsenfunktionsstörungen
- Neubildungen
- Paraneoplastische Syndrome
- Metastasenbedingte Symptome
- Viruserkrankungen: HIV-Infektion
Psychiatrische Differenzialdiagnosen [5]
In ca. 66% der Fälle bestehen psychiatrische Komorbiditäten, sodass die hier beispielhaft aufgeführten Differenzialdiagnosen auch als Komorbiditäten in Frage kommen [1].
- Affektive Störungen, insb. Depression
- Angststörungen, bspw. Panikstörung
- Schizophrenie oder verwandte Störungen
- Dissoziative Störungen
- Artifizielle Störungen
- Siehe auch
Andere funktionelle Syndrome [5][6]
- Merkmale
- Spezielle Symptomcluster, die nicht ausreichend/vollständig organisch erklärt werden können
- I.d.R. (deutlich) reduziertes Funktionsniveau [10]
- Therapie
- Gesonderte Empfehlungen, je nach Syndrom
- Oft mit Einsatz psychosozialer/-therapeutischer Angebote
- Beispiele
- Chronisches Fatigue-Syndrom
- Fibromyalgie-Syndrom
- Reizdarmsyndrom
- Evtl. auch Long-COVID [11][12]
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Therapie
Allgemein [5][6]
Grundlagen
- Beachte
- Klares Setting schaffen
- Entkoppelung von Symptompräsentation und ärztlicher Zuwendung
- Feste Terminvereinbarungen unabhängig von der Symptomatik
- Bei wiederholten Kontakten
- Erhöhten Zeitaufwand im Vorfeld berücksichtigen
- Therapeutisches Vorgehen im Team vereinheitlichen
- Interdisziplinären Informationsaustausch erwägen (oft sinnvoll)
Wesentliche Therapieziele [4][5]
Entscheidende Mittel zur Erreichung der Therapieziele sind nicht-medikamentöse Verfahren.
- Lebensqualität verbessern („Bewältigung statt Heilung“)
- Schon- und Vermeidungsverhalten abbauen
- Chronifizierung verhindern/lindern
- Selbstwirksamkeit und Selbstfürsorge fördern [6][10]
- Inanspruchnahme medizinischer Dienste „normalisieren“
Behandlungsphasen [1][5][6][10]
Somatoforme Störungen können sehr unterschiedlich verlaufen. In der Behandlung werden daher grob drei Phasen voneinander abgegrenzt, wobei die Grundversorgung auch viel diagnostische Arbeit beinhaltet.
Initiale Grundversorgung
- Betrifft: Frühe Kontakte in der Versorgung (i.d.R. hausärztliche Praxis)
- Fokus: Empathie, Wachsamkeit und Zurückhaltung
- Vorgehen
- Tragfähige Arzt-Patient-Beziehung aufbauen
- Basisdiagnostik (siehe auch: Diagnostik bei somatoformen Störungen)
- Ganzheitliche Sichtweise vermitteln (biopsychosoziales Modell)
- Rückversichern und beruhigen
- Watchful Waiting
- Optimistisch äußern
- Regelmäßige, aber zeitlich begrenzte Termine (bspw. 2-/4-wöchentlich) vereinbaren
Erweiterte Grundversorgung
- Betrifft: Fälle mit Beschwerdepersistenz, Beeinträchtigung der Alltagsfunktionen/Lebensqualität
- Fokus: Symptome erklären und bewältigen
- Vorgehen
- Biopsychosoziale Simultandiagnostik
- Individuelles Krankheitsmodell erarbeiten
- Unter Berücksichtigung psychosozialer Faktoren
- Evtl. vorbestehendes Krankheitsmodell erweitern (statt ersetzen)
- Psychoedukation, u.a.
- Über Häufigkeit somatoformer Störungen aufklären
- Verständnis für biopsychosoziale Wechselwirkungen schaffen
- Somatosensorische Verstärkung erläutern (Ähnlichkeit mit Teufelskreis der Angst)
- Siehe auch
Bestehende Annahmen zu erweitern (anstatt sie zu ersetzen) ist zielführender als frontal gegen das Krankheitsmodell der Patient:innen zu arbeiten!
Multimodale Behandlung
- Betrifft: Fälle mit schwerem Verlauf, starker Inanspruchnahme medizinischer Leistungen
- Vorgehen: Einbezug anderer (Fach‑)Ärzt:innen, Behandlungseinrichtungen/-maßnahmen
- Psychotherapie, siehe auch
- Ggf. (teil‑)stationäre Behandlung
- Rehabilitation
Behandlungsmaßnahmen
Nicht-medikamentöse Therapie [4][5]
- Psychotherapeutische Verfahren, insb.
- Kognitive Verhaltenstherapie (besonders gut wirksam bei Hypochondrie und Dysmorphophobie)
- Mindfulness-based Stress Reduction (MBSR) [6]
- Psychodynamische Kurzzeitbehandlungen
- Weitere Verfahren, bspw.
- Biofeedback
- Sport
- Physiotherapie
- Entspannungsverfahren
- Ergotherapie
- Soziotherapie
Medikamentöse Therapie [4][5]
Für die pharmakologische Therapie somatoformer Störungen liegt wenig Evidenz vor, sodass prinzipiell zurückhaltend agiert werden sollte.
- Einsatz
- Nicht als alleinige oder dauerhafte Behandlung
- Orientiert an
- Symptomen, wenn diese erheblich beeinträchtigend sind
- Komorbiden Störungen
- CAVE: I.d.R. hohe Nebenwirkungsempfindlichkeit
- Substanzen
- Positive Studienergebnisse für
- Opipramol (siehe auch: Opipramol bei funktionellen Körperbeschwerden)
- Johanniskraut (Off-Label Use) [6]
- Positive Studienergebnisse für
- Für weiterführende Informationen siehe: Funktionelle Körperbeschwerden - Psychopharmaka/Psychotrope Medikamente
Eine Pharmakotherapie sollte bei somatoformen Störungen grundsätzlich zurückhaltend Anwendung finden! [13]
Prognose
Es vergehen oft Jahre, bevor die Diagnose gesichert und eine störungsspezifische Therapie begonnen wird. [5]
- Lebenserwartung
- Unbeeinträchtigt
- Jedoch erhöhtes Suizidrisiko
- Niedrige Behandlungsquote: In ca. 60% der Fälle keine Inanspruchnahme psychiatrischer/psychotherapeutischer Behandlung
- Neigung zu Chronifizierung
- 50–75%: Milder Verlauf mit allmählichem Rückgang der Beschwerden
- 10–30%: Schwerer Verlauf mit Persistenz/Zunahme der Beschwerden
- Hohe Arbeitsunfähigkeitsrate und Frühberentung [10]
- Siehe auch: Funktionelle Körperbeschwerden - Schutz- und Risikofaktoren sowie Warnhinweise
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Somatoforme Störungen – so gelingt die Interaktion (April 2023)
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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
F45.-: Somatoforme Störungen
- Exklusive: Ausreißen der Haare (F98.4‑), Daumenlutschen (F98.8), Dissoziative Störungen (F44.‑), Lallen (F80.0), Lispeln (F80.8), Nägelkauen (F98.8), Psychologische oder Verhaltensfaktoren bei anderenorts klassifizierten Störungen und Krankheiten (F54), Sexuelle Funktionsstörungen, nicht verursacht durch eine organische Störung oder Krankheit (F52.‑), Ticstörungen (im Kindes- und Jugendalter) (F95.‑), Tourette-Syndrom (F95.2), Trichotillomanie (F63.3)
- F45.0: Somatisierungsstörung
- Briquet-Syndrom
- Multiple psychosomatische Störung
- Exklusive: Simulation [bewusste Simulation] (Z76.8)
- F45.1: Undifferenzierte Somatisierungsstörung
- Undifferenzierte psychosomatische Störung
- F45.2: Hypochondrische Störung
- Dysmorphophobie (nicht wahnhaft) Hypochondrie
- Hypochondrische Neurose
- Körperdysmorphophobe Störung
- Nosophobie
- Exklusive: Auf die körperlichen Funktionen oder die Körperform fixierte Wahnphänomene (F22.‑), Wahnhafte Dysmorphophobie (F22.8)
- F45.3-: Somatoforme autonome Funktionsstörung
- Da-Costa-Syndrom,
- Herzneurose
- Magenneurose
- Neurozirkulatorische Asthenie
- Psychogene Formen: Aerophagie, Colon irritabile, Diarrhoe, Dyspepsie, Dysurie, erhöhte Miktionshäufigkeit Flatulenz, Husten, Hyperventilation, Pylorospasmen, Singultus
- Exklusive: Psychische und Verhaltenseinflüsse bei anderenorts klassifizierten Störungen oder Krankheiten (F54)
- F45.30: Herz und Kreislaufsystem
- F45.31: Oberes Verdauungssystem
- F45.32: Unteres Verdauungssystem
- F45.33: Atmungssystem
- F45.34: Urogenitalsystem
- F45.37: Mehrere Organe und Systeme
- F45.38: Sonstige Organe und Systeme
- F45.39: Nicht näher bezeichnetes Organ oder System
- F45.4-: Anhaltende Schmerzstörung
- Exklusive: Rückenschmerzen o.n.A. (M54.9‑), Schmerz: akut (R52.0), chronisch (R52.2), therapieresistent (R52.1), o.n.A. (R52.9)
- F45.40: Anhaltende somatoforme Schmerzstörung
- Psychalgie
- Psychogen: Kopfschmerz, Rückenschmerz
- Somatoforme Schmerzstörung
- Exklusive: Spannungskopfschmerz (G44.2)
- F45.41: Chronische Schmerzstörung mit somatischen und psychischen Faktoren
- Exklusive: Andauernde Persönlichkeitsänderung bei chronischem Schmerzsyndrom (F62.80), Psychologische Faktoren oder Verhaltensfaktoren bei anderenorts klassifizierten Krankheiten (F54)
- F45.8: Sonstige somatoforme Störungen
- Psychogen: Dysmenorrhoe, Dysphagie (einschließlich „Globus hystericus“), Pruritus, Tortikollis, Zähneknirschen
- F45.9: Somatoforme Störung, nicht näher bezeichnet
- Psychosomatische Störung o.n.A.
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.