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Zerebralparese

Letzte Aktualisierung: 2.12.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Der Begriff „Zerebralparese“ (CP) bezeichnet eine Gruppe von Erkrankungen, die durch chronische Bewegungs- und Haltungsstörungen mit Beginn im Kindesalter gekennzeichnet sind. Sie entstehen durch eine angeborene oder erworbene Schädigung des ZNS, bspw. durch Ischämie, Blutung oder Infektion. Je nach Lokalisation und Ausmaß kann die Schädigung zu einer vollständigen oder unvollständigen spastischen Lähmung der Beine (Diplegie/-parese), der Arme und Beine (Tetraplegie/-parese) oder einer Körperhälfte (Hemiplegie/-parese) führen. Darüber hinaus sind extrapyramidalmotorische Störungen wie Athetose, Dystonie oder Ataxie möglich. Neben dem typischen klinischen Bild ist für die Diagnosestellung eine zerebrale Bildgebung (cMRT) erforderlich. Aufgrund zahlreicher Komorbiditäten und Folgeerscheinungen sollten betroffene Kinder interdisziplinär behandelt werden. Neben Hilfsmitteln und physikalischen Maßnahmen kommen ggf. medikamentöse und/oder chirurgische Behandlungsoptionen in Betracht.

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Definitiontoggle arrow icon

  • Zerebralparese (CP): Gruppe von Erkrankungen mit chronischer Bewegungs- und Haltungsstörung durch fetalen oder frühkindlichen, nicht progredienten Hirnschaden [1]
    • Veraltet: Infantile Zerebralparese (ICP)
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Epidemiologietoggle arrow icon

Die Zerebralparese ist die häufigste chronische Bewegungsstörung mit Beginn im Kindesalter!

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

Risikofaktoren

Frühgeborene haben ein deutlich erhöhtes Risiko für eine Zerebralparese!

Ursachen

Eine Zerebralparese entsteht in ca. 80% der Fälle durch eine pränatale Schädigung des ZNS!

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Klassifikationtoggle arrow icon

Nach ZNS-Schädigung bzw. klinischem Bild

Nach Alltagsfunktionen

Gross Motor Function Classification System (GMFCS) [2]

  • Beschreibung: Klassifikationssystem zur Beurteilung der motorischen Funktionen von Kindern mit chronischen Bewegungsstörungen
Gross Motor Function Classification System (GMFCS)
Alter Level
I II III IV V
<2 Jahre
  • Sitzt frei
  • Krabbelt
  • Zieht sich hoch
  • Geht mit Festhalten
  • Sitzt frei, ggf. nur mit Abstützen
  • Krabbelt oder robbt
  • Zieht sich ggf. hoch
  • Geht ggf. einige Schritte mit Festhalten
  • Sitzt nur mit Stabilisation der LWS
  • Robbt und rollt
  • Kontrolliert Kopfhaltung
  • Dreht sich selbstständig
  • Sitzt nur mit Stabilisation des Rumpfs
  • Kontrolliert nicht den Kopf
  • Sitzt nicht selbstständig
  • Bewegt sich nicht selbstständig fort
  • Kompensiert Einschränkungen auch mit angepassten Hilfsmitteln nicht vollständig
≥2 bis <4 Jahre
  • Sitzt frei
  • Geht bevorzugt frei
  • Sitzt frei
  • Krabbelt bevorzugt
  • Steht eigenständig auf
  • Geht mit Festhalten
  • Sitzt häufig nur im W-Sitz
  • Robbt oder krabbelt bevorzugt
  • Geht nur mit Gehhilfe, benötigt beim Drehen Hilfestellung
  • Sitz nur abgestützt
  • Rollt oder robbt bevorzugt
≥4 bis <6 Jahre
  • Steht ohne Einsatz der Hände vom Stuhl auf
  • Steht ohne fremde Hilfe vom Boden auf
  • Geht frei
  • Steigt Treppen frei
  • Beginnt zu rennen und zu hüpfen
  • Sitzt frei auf einem Stuhl
  • Steht mithilfe der Hände auf
  • Geht frei
  • Steigt Treppen mit Festhalten
  • Rennt und springt nicht
  • Sitzt evtl. nur mit leichter Stabilisation
  • Steht mithilfe der Hände auf
  • Geht nur mit fremder Hilfe
  • Steigt Treppen nur mit fremder Hilfe
  • Sitzt nur mit angepasster Sitzvorrichtung
  • Steht nur mit fremder Hilfe auf
  • Geht nur mit fremder Hilfe
  • Bewegt sich evtl. selbstständig im E-Rollstuhl fort
≥6 bis <12 Jahre
  • Geht frei
  • Steigt Treppen frei
  • Rennt und hüpft
  • Geht frei
  • Steigt Treppen mit Festhalten
  • Rennt und hüpft eingeschränkt
  • Geht nur mit fremder Hilfe
  • Steigt Treppen ggf. mit Festhalten
  • Bewegt sich kurze Strecken ggf. eigenständig im Rollstuhl fort

Weitere Systeme zur funktionellen Klassifikation [2]

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Pathophysiologietoggle arrow icon

Eine spastische Lähmung entsteht immer durch eine Schädigung des zentralen Nervensystems!

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Symptomatiktoggle arrow icon

Pyramidale Zerebralparese

Allgemeine Befunde bei spastischer Lähmung

Spastische Diplegie / Spastische Diparese

Spastische Hemiplegie / Spastische Hemiparese

Unilaterale spastische Lähmungen (Hemiplegie) treten typischerweise bei reifen Neugeborenen mit pränatalen Schlaganfällen auf!

Spastische Tetraplegie / Spastische Tetraparese

Bilaterale spastische Lähmungen (Diplegie, Tetraplegie) treten typischerweise bei Frühgeborenen mit periventrikulärer Leukomalazie auf!

Extrapyramidale Zerebralparese

Häufige Komorbiditäten bei CP

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Diagnostiktoggle arrow icon

Basisdiagnostik

  1. Anamnese
  2. Körperliche Untersuchung (siehe auch: Symptome bei Zerebralparese)
  3. Zerebrale Bildgebung (cMRT)
Typische cMRT-Befunde verschiedener CP-Formen [1]
Form Typische cMRT-Befunde
Spastische Diplegie oder -parese
Spastische Tetraplegie oder -parese
  • Periventrikuläre Zysten oder Narben (PVL)
  • Multizystische Enzephalomalazie
  • Kortikale Fehlbildungen
Spastische Hemiplegie oder -parese
  • Fokaler Infarkt
  • Kortikale oder subkortikale Schädigungen
  • Kortikale Fehlbildungen
Extrapyramidale CP oder -parese

Bei klinischem V.a. eine Zerebralparese sollte immer eine zerebrale Bildgebung (cMRT) durchgeführt werden!

Erweiterte Diagnostik

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Therapietoggle arrow icon

Kinder und Jugendliche mit Zerebralparese sollten in sozialpädiatrischen Zentren betreut werden. Das Behandlungsteam sollte dabei aus spezialisierten Fachkräften aus den Bereichen Neuropädiatrie, Rehabilitation, Sozialmedizin, Erziehung, Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Psychologie bestehen.

Basistherapie

Eltern und Bezugspersonen sollten angeleitet werden um Alltagsaktivitäten (z.B. Essen, Umziehen, Spielen) betroffener Kinder konsequent zu fördern!

Medikamentös [1]

Benzodiazepine sollten aufgrund der Toleranzentwicklung und des Abhängigkeitspotenzials nur sehr zurückhaltend zur Langzeittherapie eingesetzt werden! [12]

Chirurgisch

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Prognosetoggle arrow icon

  • Gehfähigkeit: Wird in ca. 85% der Fälle erreicht (mit oder ohne fremde Hilfe) [2]
  • Lebenserwartung [4]
    • Bei milder Ausprägung normal
    • Bei schwerer Ausprägung z.T. deutlich verringert (durch Komplikationen )
  • Mögliche Langzeitfolgen [4]
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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

  • G80.-: Infantile Zerebralparese
    • Exklusive: Hereditäre spastische Paraplegie (G11.4)
    • G80.0: Spastische tetraplegische Zerebralparese
    • G80.1: Spastische diplegische Zerebralparese
    • G80.2: Infantile hemiplegische Zerebralparese
    • G80.3: Dyskinetische Zerebralparese
    • G80.4: Ataktische Zerebralparese
    • G80.8: Sonstige infantile Zerebralparese
      • Mischsyndrome der Zerebralparese
    • G80.9: Infantile Zerebralparese, nicht näher bezeichnet
      • Zerebralparese o.n.A.

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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